Hallo,
welche Schule zum Vomblattspiel würdet ihr für einen Klavierschüler empfehlen, der aus der Popmusik kommt, schon ganz ordentlich frei vom Leadshet spielen kann und sich jetzt in die Klassik einarbeiten will? Das Preblem ist, dass er es sich angewöhnt hat, viel zu sehr auf seine Pfoten zu schauen, was beim Leadshetspiel ganz gut klappt, weil er die Harmonien im Voraus liest und sie ganz gut umsetzen kann. Doch bei einem „festen“ Notenbild ist er schnell aufgeschmissen. Ich kenne die Schule von Kleinova Eliska, aber die ist ja vierhändig, und er will es unbedingt zu Hause allein machen.
Gruß,
lynndinn
hi lynndinn,
wenn er/du vom Leadsheet spielst, dann hauptsächlich die Akkorde oder auch die Melodie? Heißt, eine einzige Stimme lesen ist schon mal drin, jetzt kommt noch die Schwierigkeit der zweiten, bzw. auch des schnellen Erfassens von ausgeschriebenen Akkorden dran?
Die Kleinova Schule ist erstmal für Leute, die lernen müssen, eine einzelne Stimme zu lesen und geht mit kleinsten Tonschritten los. Sie klingt auch nicht so dolle. Die tiefe Stimme ist für den Lehrer.
Eine andere Blattspielschule kenne ich ehrlich gesagt nicht. Aber ich würde ihm/dir eine stinknormale Klavierschule empfehlen. Auf keinen Fall die russische oder die ehemalige DDR-Schule, die legen mehr Augenmerk auf Auswendigspiel und eben nicht vom-Blatt.
Es gibt ein paar Klavierschulen für Erwachsene, die gehen sehr vom Blattlesen aus. Ich bin allerdings bei keiner hängengeblieben.
Ich schwöre wie meine Kollegen auf die Klavierschulen (und Stückesammlungen) von Anne Terzibaschitsch. „Meine allerersten Tastenträume“ heißt die Klavierschule, ich könnte mir vorstellen, dass er/du mit Band 3 oder 4 anfangen könntest. Die Schule ist so gut, weil sie sich auf übersichtliche Handpositionen konzentriert, dabei aber Stücke in den verschiedensten Charakteren, heißt: den verschiedensten Begleitformen bringt. Du lernst also z.b. Albertibässe schnell zu erkennen, oder auch Walzerbässe, oder Quintoktavgriffe o.ä. Und das ist es ja letztlich, was man beim klassischen Blattspiel hinbekommen muss: sofort durchschauen, welches Muster die linke Hand hat, und den Blick dann auf der Melodie der rechten halten.
http://lesen.de/score/detail/-/art/Meine-allerersten…
(Polyphonie würd ich hintenanstellen. Da gibt’s genug, was man vorher blattspielmäßig üben kann. Ich kann jetzt, nach jahrelanger Übung, Chopin oder Mozart oder Schubert oder auch ein Bach Präludium schnell vom Blatt spielen, aber komm mir nicht mit ner Fuge…)
Wahlweise zu der Klavierschule sind auch die Wunschmelodien von Terzibaschitsch gut, denn da sind die ganzen klassischen Melodien drin, die man schon kennt, aber eben mit sehr typischen, übersichtlichen Begleitungen.
http://www.musikland-online.de/Wunschmelodien_Band_2…
gruß,
judith
Hallo judy,
danke für deine Hinweise. Das Problem ist, dass mein Schüler noch zu wenig Gefühl für die Tasten hat, wenn die Melodie (bzw. der Bass) über die Oktave hinausspringt, die er gerade „in der Hand hat“. Linke Hand: Er kann ganz gut die Gitarrenakkorde lesen und sie spontan in die üblichen Begleitmuster (Alberti, Shuffle, Boogie usw.) umsetzen. Sprünge in die S oder D sind auch kein Problem. Den Quartsprung trifft er im allgemeinen sofort, jedenfalls bei den handelsüblichen Tonarten. Rechte Hand: Da bei Popmelodien ohnehin meistens alles im Bereich einer Handweite liegt, kriegt er ein flüssiges Spiel hin, weil der Blick nicht zwischen Noten und Tasten hin und her wandern muss. Wehe aber, wenn Sprünge kommen, dann verliert er Zeit, weil er erst seine Töne auf den Tasten suchen muss, statt sie zu „erfühlen“. Ich hatte ihm mal das eine oder andere Andante aus Mozart-Sonaten vorgelegt. Das ging nur solange gut und flüssig, solange sich die Handstellung nicht änderte.
Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Schule gibt, die gezielt auf das „Fingergefühl“ für die Tasten und deren Abstand zueinander eingeht, dass man also beispielsweise „fühlend“ lernt, wo die Zweier- und Dreiergruppen der schwarzen Tasten sind, oder dass man Sprünge aus der Handoktave ableiten kann usw. Ich kann ihm das leider nicht so richtig erklären.
Deine Literaturhinweise werde ich mir mal vorknöpfen.
Gruß,
lynndinn
Hm, ok, wenn er doch schon so fortgeschritten ist, dass er Mozart spielt und bis auf die Sprünge ordentlich kann, dann ist die von mir genannte Schule nicht das richtige. Ich glaube nicht, dass es für den Schwierigkeitsgrad noch Blattspielschulen gibt, mir ist zumindest noch keine untergekommen. Da hilft nur spielen, spielen, spielen. v.a. viel Mozart oder Haydn oder Beethoven oder Chopin.
So wie er den Quartsprung ja schon schnell trifft, weil er die Popbegleitung schon seit Jahren spielt, wird das auch bei den anderen Sachen. Je mehr Klassik er spielt, desto schneller bekommt er da auch ein Gefühl, wo man üblicherweise hinspringt, genauso mit Walzerbegleitungen.
Von beidem ist viel in kleinen, guten Dosen in diesen Wunschmelodie-Bänden, die würde ich diesbezüglich vielleicht wirklich empfehlen. Da lernt er auch gleich die ganzen wichtigen Stücke der Klassik kennen.
Normalerweise spielt man auf dem Niveau ja auch nicht mehr vom Blatt. Klassikstücke sind ja eigentlich fürs auswendiglernen und verinnerlichen da.
Ich hab mal ein paar Blattspielschulen für Korrepetitoren gesehen, aber das war Blattspiel von Partituren, das muss nun wirklich nicht sein…
gruß
judy
Hallo
Ich als Nicht-Klavierspielerin würde ihn dann einfach auch mal Sprünge üben lassen, die man vom Gehör her leicht überprüfen kann.
Z. B. c - c1 - c 1 mit dem Daumen spielen. Sowas in der Art.
Dann vielleicht c - c1 + e1 - c - c1 + e1 mit Daumen und Daumen + Mittelfinger,
und dann c - e1 - c - e1 mit Daumen und Mittelfinger.
Usw. Sowas kann man ja leicht selber erfinden.
Viele Grüße
Erfahrung mit Kurt Herrmann: ‚Vom Blatt‘?
Hallo,
hat denn vielleicht jemand Erfahrungen mit den 4 Spielheften und dem Textheft von Kurt Herrmann „Vom Blatt“ gemacht?
Gruß,
lynndinn
Hallo,
ich würde ihn zunächst vierstimmige Choräle/Chorsätze spielen lassen, damit er die Akkorde nicht nur nach Leadsheet sondern auch im Notenbild schnell erkennt. Was auch ungeheuer schult ist das Singen einer Stimme und das Spielen der übrigen Stimmen. Ist zwar nicht das, was er eigentlich will, aber es schult die Auffassung.
Anschließend alle mögliche Literatur vorlegen, schließlich wiederholt sich vieles, wenn man sich mal ein breites Repertoire angeeignet hat. Ein bisschen klassische Harmonielehre kann sicherlich auch nichts schaden.
Dass eine Schule viel bringt, kann ich mir nicht vorstellen.
Gruß
Booze
Hallo,
Es gibt meiner Meinung nach kaum Vomblattspiel-Buecher,
die helfen…
ich selbst habe zum Lernen viele verschiendene Klavierauszuege gesammelt
und sie mir einfach aufs Klavier gelegt und versucht, langsam
vom Blatt zu spielen…
das ging erst ganz langsam, aber dann ging es besser und jetzt
scheue ich mich kaum noch davor und es macht mir grossen Spass…
Der Vorzug dieser Methode ist, dass es mir Gelegenheit gibt,
von neuen Stuecken und der Melodie beeindruckt zu werden,
und einige dieser Stuecke lernte ich danach ganz begeistert…
Viel Spass wuenscht Frau Siggi.