Hallo, Ulf,
hallo, Heinz,
setzen wir für die Diskussion als erstes einmal voraus, dass
es eine Seele gibt. Ich bin da anderer Meinung, aber man kann
dennoch unter dieser Voraussetzung eine ernsthafte Diskussion
führen.
danke Euch für die Bereitschaft, die Existenz oder die Funktion einer Seele anzunehmen.
Ich gebe zu, daß Ihr mich hier auf dem linken Bein erwischt habt. Denn auch ich kann das von der Kirche vorgegebene Bild einer schuldhaften Seele, die gerichtet und in den Himmel / Hölle kommt, nicht glauben. Um so mehr muß man danach suchen, warum dieses Erklärungsmodell weltweit so dominant geworden ist. Zwischen Geist (Quelle der Ideen und Informationen?) und der Materie, die sich in verschiedenen Dichtegraden (fest, flüssig, gasförmig) real erfassen läßt, wenn man in ihr verhaftet ist.
Und hier beginnt das Problem mit der Seele, die weder Idee noch grobe Materie ist, sondern ein Bindeglied zwischen beiden Seinsformen darstellt. Deshalb ging man in der östlichen Philosophie davon aus, sie in verschiedene Dichteformen und Funktionszugehörigkeiten einzuteilen. So kam es in der Definition zur Ausbildung verschiedener Seelenkörper. Diese Vorstellung ist mir bekannt, wird aber von mir nicht übernommen / geteilt. Nach der nordischen Weltvorstellung gehe ich eher davon aus, daß jedes lebenswichtige Organ des Menschen ein ihm eigenes Bewußtsein hat und daher auch eine eigene stoffliche Ebene und zeitliche Anbindung. Wie man sie ansatzweise in der chinesischen Organuhr ersehen kann. Es ist nun Aufgabe des Geistes, die körperlichen Sinneseindrücke für den Intellekt zu einem verständlichen Bild zusammenzufügen und das muß logischerweise in verschiedenen Geschwindigkeiten erfolgen.
Der optische Sinneseindruck ist unvergleichlich schneller als die Akustik und noch langsamer ist der Geruch-, der Geschmack- oder der Tastsinn. WEnn man jedem dieser Sinne einen eigenen Seelenkörper zuspricht, so lassen sich die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Seelen doch recht gut bildhaft darstellen. Es geht hier also weniger um die Zahlen als um die Relationen.
Man kann sich also vorstellen, daß der Emotionskörper der Seele bei jedem Menschen an einem anderen Organ „angedogt“ sein kann. Das würde z.B. das Häusersystem im Tierkreis (Astrologie) erklären. Bei einem Ärgernis einer bestimmten emotionalen Qualität kann es vorkommen, daß dem einen „der Kamm schwillt“, einem anderen „einen dicken Hals kriegt“, einem dritten es „auf den Magen schlägt“, einem vierten „die Luft wegbleibt“, einem fünften „die Galle überkocht“, einem sechsten „an die Nieren geht“ und einem siebten „auf den Darm schlägt“.
Es müßte auch für Euch einsehbar sein, daß einem der „Kamm schneller schwillt“ als es einem „an die Nieren geht“ und einem „eher die Luft wegbleibt“ als daß es „in die Hosen geht“.
Alle meine Beispiele bezogen sich auf gemachte passive Erfahrungswerte. Umgekehrt ist der Mensch natürlich auch in der Lage aktiv in seine Umwelt hineinzuwirken. Auch hier werden sich unterschiedliche Reaktionszeiten und Geschwindigkeiten der Aktionen abzeichnen.
Dies zur Klärung der technischen Termini, damit ihr versteht, von welchen Bildern ich hier im Eso-Brett reden möchte. Jeder Mensch hat einen lebenslangen Kampf mit seinem Intellekt und seinen Emotionen auszutragen. Mal gewinnt das eine, mal das andere. Oft genug wundert man sich im Nachhinein, wieso man - so oder so - und in derjenigen Art reagiert hat. WEnn mann nun davon ausgeht, daß alle genannten Seelenqualtiäten eine gewisse emotionale Selbständigkeit entwickeln, die sich unserer rationalen Kontrolle entziehen können, kann man ansatzweise verstehen, worüber ich mit Euch Experten reden möchte.
Es ist nun einmal ein esoterisches Denkmodell, allem was lebt, eine gewisse Eigenständigkeit und Beseeltheit zuzuschreiben. Daher haben auch Affekte, Ängste und Träume eine eigene Raum-Zeit-Realtität. Nur so ist zu erklären, daß jemand „außer sich sein“ kann oder sein Gesamtbewußtsein in die Realität einer Organebene versetzen kann. Dabei kann man natürlich wieder Organe und Planeten in eine sympathische Analogie zueinander stellen (wie oben, so unter - wie innen, so außen).
Diese Art der Entsprechung macht den Dialog mit einem „Normalo“ so unendlich schwierig. Es ist, als ob man einem Blinden den Unterschied zwischen hell-, mittel- und dunkelgrün beschreiben will. Eine Übertragung auf andere Sinne, die dem Blinden das Verständnis der Farbnuancen ermöglichen würden, sind für einen Sehenden dann wiederum sehr schwierig umzusetzen. Deswegen ist es auch so schwierig, zwei Menschen zu erklären, warum und wo sie ihre gemeinsame Liebe verloren haben. Jeder wird einen anderen Zeitpunkt annehmen, ebenso einen anderen Ort. Erstaunlich ist dabei nur, daß sie beide Raum und Ort benennen können. Nur sind sie beide unterschiedlich, weil sie in verschiedenen Geschwindigkeiten ihrer seelischen Empfindungen leben.
Ich hoffe, damit in etwa für unserer beide Seiten neue Denkanstöße gegeben zu haben.
Noch einen schönen Sonntag,
Euch beiden,
Michael K.