Seid gegrüßt.
vom hohen Uni-Sockel auf die unselbstständigen FH-Absolventen
Ihre theoretische Begrenzung können die FH-Studenten nicht verbergen.
Deswegen gilt das Uni-Diplom als Master und das FH-Diplom als Bachelor.
an der Uni startet man in allen Fächern außer Jura, Medizin und BWL
mit der Prüfungsordnung und dem Vorlesungsverzeichnis in der Hand
Nein.
Das ist stark abhängig von der Größe der Universität!
Vor allem in Ostdeutschland existieren in den MNT-Fächern kleine Schatten der Vergangenheit und den Studenten wird eine Stundenplanempfehlung gegeben. Diese Stundenplanempfehlung folgt der Studienordnung, so daß ein Student, der sein Studium vollständig nach der Empfehlung durchführt, in der Regelstudienzeit abschließen könnte und dabei viele wahlweise obligatorische Fächer und fakultative Fächer mitgenommen hat. (Allerdings ist das oftmals zuviel und auch die besten brauchen etwas länger.)
Prinzipiell ist die vielbeschworene selbständige Organisation an der Universität ein Hemmschuh. Warum? Leistungsförderung und Leistungsanreize fehlen!
Ich muß mich täglich als Übungsleiter und Betreuer von Abschlußarbeiten mit diesen Problemen auseinandersetzen, die ich in meinem Universitätsstudium nie kannte:
Die selbständige Führung des Studiums ist sicherlich diskussionswürdig, doch die universitäre Lehre ist schlecht. Es ist völlig normal, daß noch die schlechteste Vorlesungen mit Sie sind hier an der Universtität. Wenn Ihnen was nicht paßt, wechseln Sie an die FH, die wischen Ihnen dort den Arsch ab! verteidigt wird.
Auf der anderen Seite gibt es keine möglichst objektive Notengebung wie in der Schule. Fachprüfung und Schluß. Die Würdigung von Wissensaneignung als Lern- und Beschäftigungs prozeß , eine immerfort stattfindende Leistungskontrolle und Motivation durch Würdigung oder Kritik von Leistungen fehlen vollständig. Von den bisweilen abenteuerlichen Bewertungsmethoden schriftlicher Prüfungen ganz zu schweigen.
Das heißt, die Universtität erstickt studentische Initiative und rechtfertigt das zutiefst konservative Gehabe mit dem empörten Fingerzeig auf die Eigenverantwortung. Die Qualität der Ausbildung und die Qualität studentischer Machwerke wie z.B. Protokolle ächzen unter dieser selbstherrlichen Attitüde, daß der Lehrapparat immer recht hat, daß er keiner Kontrolle unterliegt und daß er willkürlich alles von den Studenten verlangen darf.
Die universitäre Lehre (= der Hochschulunterricht) müßte erheblich verschult werden! (nicht die bürokratische Organisation, siehe Bachelor-Master)
Eine pädagogische Fachbetreuung, wie z.B. zu DDR-Zeiten, wäre die nächste Stufe, die erreicht werden müßte.
(festeingestellte Dipl.-Ing. paed. als Hochschullehrer statt irgendwelcher Doktoranden auf befristeten Stellen, die keine Ahnung von Unterricht und kein Interesse an der Lehre haben.)
Daß die Erfolge sofort einsetzen, wenn Leistungskontrollen und Leistungsförderung stattfinden, könnte ich mit unterschiedlichen Beispielen aus meinem Unialltag illustrieren.
Soll ja auch Leute geben, die über FOS13 auch an ner Uni studieren.
Für diesen Weg existieren die Beruflichen Gymnasien schließlich.
Das glauben aber wiederum eine ganze Menge Ingenieure nicht.
Dummes Gerede von den Ingenieuren.
Bereits zu meiner Zeit - wenn ich die Wahl gehabt hätte - wäre ein Universitätsstudium der übelegene Weg gewesen.
Davon abgesehen ist die Diskussion Universität-Fachhochschule der typische Schwachsinn des gegliederten Schulwesens. Theorie und Praxis in unterschiedliche Hochschulen zu separieren ist Idiotie par excellence. Warum nicht Universitätsstudium u n d hohe praxisorientierte Inhalte wie das z.B. für mein Studium galt?
Das Gegenteil von praktisch ist doch nicht theoretisch, sondern unpraktisch.
Ein FH-Student wird mit allem Wissen ausgestattet, das er in seinem Beruf je brauchen wird.
Träumerei!
Ein Ingenieur braucht vor allem eines: theoretische Stoffdurchdringung und Denken in Zusammenhängen. Der Rest ist absolut nachrangig. Erfahrungsgemäß machen die FH-Studenten irgendetwas, und was sie machen, machen sie auch nicht schlecht. Aber sie wissen oft nicht, warum sie es machen, warum sie es machen dürfen oder warum sie es nicht machen dürfen. Die Anwendung des Wissens auf ihnen aus dem Studium unbekannte Fachgebiete bereitet Schwierigkeiten; Formalismus und Betrachtungsweise einer Fragestellung sollten sich nach Möglichkeit auch nicht ändern, weil es ansonsten, überspitzt formuliert, zusammenbricht. Die Arbeit mit Fachliteratur ist unzureichend ausgeprägt.
Mein Ingenieurstudium (technische Physik) war und ist z.B. als FH-Studium in keinster Weise denkbar.
Wirft man einen Blick auf die Ingenieurausbildung des 20. Jahrhunderts, zeigt sich ein Zeitfenster von 30 Jahren, für das man das FH-Studium rechtfertigen könnte: 1970-2000.
Vor 100 Jahren, vor 80 Jahren, vor 60 Jahren, vor 40 Jahren, nämlich als die Numerik noch nicht Teil dieser Welt gewesen ist, mußten die Ingenieure theoretisch, vor allem mathematisch-physikalisch, auf der Höhe sein. Man schlage ein Buch der Altvorderen auf und übe Demut! Und heute sind wir nach dem Intermezzo der „schmalspurigen Ingenieurkunst aus Massenproduktion“ wieder an einem Punkt, wo die theoretischen Erfordernisse bestimmend sind. Es ist vergleichbar mit den Hauptschulen und den nachlassenden Realschulen: Eingeschränktes Wissen taugt nichts, weil die Welt komplizierter wird.
Die Zerschlagung des Diploms war deswegen die dümmste Nummer, die man sich denken konnte. Besonders für die Universitäten, weil natürlich den Fachhochschulen die Verkürzung und die bürokratisch feste Strukturierung der Studiengänge keine Mühe bereitete und in die Hände spielte.
Für die Universitäten war die Wende in Gegenrichtung die einzige Lösung: zwölfsemestriges Diplom, kein verschulter Studienablauf, aber eine verschulte Lehre, erweiterte und vertiefte praktische Inhalte. Leider kam es anders.
Tschüß