'Von Göttern und Menschen'

Moin allerseits
Ich schreibe das bewusst hier in d i e s e m Brett und nicht im Film-Brett, weil es mir um die religiöse Problematik des oben genannten Films geht.Wie ging es euch mit demselben?
Ich war bestürzt, wie der Abt Christian seine Fürsorgepflicht gegenübr seinen Mönchen vernachlässigt, weil er religiös fundamentalistisch und persönlich selbstherrlich (narzisstisch mit Jesus identifiziert), diese theologisch zu einem kollektiven Selbstmord verführt, obwohl er sie mehrfach hätte retten können.
Wie seht ihr das?
fragt
Branden

Hallo.

Religionsausübung - wie auch Familienleben, Berufsleben, politische Tätigkeit, künstlerische Tätigkeit, ärztliche Ausbildung usw. - befreit nicht von psychischen Problemen wie Persönlichkeitsstörungen, Psychosen, Wahnvorstellungen usw. Ich kenne einen narzissistischen Pfarrer, aber auch einen narzissistischen Atheisten. Beide bereiten ihrer Umgebung grosse Schwierigkeiten. Ich kenne auch Christen und Atheisten, die psychisch ausgesprochen gesund sind, und viele mehr durchschnittlichen, die Glauben oder Auffassungen als positive Hilfe bei normalen Problemen ausnutzen.

Ich habe mir einmal einige Züge aus der Lebensgeschichte des bekannten Reformators Martin Luthers gemerkt. So wie ich es damals sah, hatte er ursprünglich grosse Schwierigkeiten mit der Authorität seines Vaters, und diese übertragte er als Mönch auf Gott, bis er durch seine Bibelstudien lernte, das Gott anders ist, nicht wie Martins Vater. Diese Erkenntnis leitet dann zur „Rechtfertigung durch Glauben“ und die Reformation. Später im Leben kehrten die Probleme wieder, als Angstanfälle und vermutlich Halluzinationen. Kein Wunder, zu der Zeit hatte er sich ja gegen die grössten Authoritäten seiner Zeit, Kirche und Kaiser, aufgesetzt. Seine Hilfe gegen die wiederkehrenden Probleme war auch dann seine Erkenntnis, das Gott anders als die grossen weltlichen Authoritäten ist.

Den Film habe ich leider nicht gesehen, daher nur diese mehr allgemeinen Betrachtungen, die vielleicht das Ziel nicht treffen.

Hallo Branden,

Wie ging es euch mit demselben?

Ich fand den Film sehr beeindruckend.

Ich war bestürzt, wie der Abt Christian seine Fürsorgepflicht
gegenübr seinen Mönchen vernachlässigt, weil er religiös
fundamentalistisch und persönlich selbstherrlich (narzisstisch
mit Jesus identifiziert), diese theologisch zu einem
kollektiven Selbstmord verführt, obwohl er sie mehrfach hätte
retten können.

Soweit ich mich erinnere, gab es Gespräche in der Runde aller Mönche, in der jeder sich zum Thema Gehen oder Bleiben äußern konnte. Es gab auch die Möglichkeit zu gehen, sie haben sich jedoch entschieden zu bleiben.

Wo ist das Verfühugnsmoment Deiner Ansicht nach?

Viele Grüße

Iris

Hi Iris

Soweit ich mich erinnere, gab es Gespräche in der Runde aller
Mönche, in der jeder sich zum Thema Gehen oder Bleiben äußern
konnte. Es gab auch die Möglichkeit zu gehen, sie haben sich
jedoch entschieden zu bleiben.

Da waren sie schon theologisch weichgekocht vom guten Christian. Majestätisch-monarchistisch hatte er schon das Angebot r Regierung, ihn zu schützn, abgelehnt, vor es diskutiert wurde. Dafür wurde er ja anfangs auch noch von den anderen Mönchen kritisiert. Im Laufe der Zeit texteete er sie aber mit seinen Bibel-Zitaten dermaßen zu, dass sie zwischn Trance und Übertragung immer mehr seiner rhetorischen Verführung verfielen. „Habt ihr euer Leben nicht schon abgegeben?“ „Wer sein Leben behalten will, wird es verlieren, wer es verliert, wird es behalten“ usw. usf.

Wo ist das Verfühugnsmoment Deiner Ansicht nach?

Es ist kein einzelnes Moment, es ist die irre machende Dauerberieselung eines typischen Cheftheologen.
Es grüßt dich
Branden

1 Like

Hallo!

Hab den Film gesehen. Ich sehe da keine Vernachlässigung der Fürsorgepflicht. Auch kam im Film raus, dass jeder der Mönche selbst entscheiden konnte, ob er gehen möchte oder ob er sich für das Bleiben entscheidet. Sie waren sich allerdings alle einig, weil sie für die moslimischen Mitbrüder eine Hilfe oder wie es im Film ausgedrückt wurde sie waren der „Baum“ in dem die moslimischen Bürger schutz suchten. Sie waren ja auch immer für sie da. Die unterschiedliche Religion hat sie nicht voneinander trennen können.

lg

Petra

Moin Petra

Hab den Film gesehen. Ich sehe da keine Vernachlässigung der
Fürsorgepflicht. Auch kam im Film raus, dass jeder der Mönche
selbst entscheiden konnte, ob er gehen möchte oder ob er sich
für das Bleiben entscheidet.

Nicht wirklich. In der Antwort auf Iris habe ich die schleichende theologische Verführung durch Christian beschrieben.
Gruß,
B

Man kann dem Christian so viel oder wenig Despotie und Tücke vorwerfen wie man will, das Entscheidende scheint mir zu sein, wie verführbar oder fremdbestimmt mindestens einige seiner Jünger gewesen sein müssen. Ich sehe das als Parallele zu uns allen, die wir uns einem korruptem Staatswesen unterordnen. Das ist mindestens, nach den Worten der „Weißen Rose“, unwürdig.

Man kann dem Christian so viel oder wenig Despotie und Tücke
vorwerfen wie man will, das Entscheidende scheint mir zu sein,
wie verführbar oder fremdbestimmt mindestens einige seiner
Jünger gewesen sein müssen.

Ich denke, beides kommt da zusammen. Die Verführbarkeit und Fremdbestimmtheit der Mönche passt zu dem intellektuell-religiösen Brandstifter Christian.