Von Hand aufgezogene Katzen

Hallo allerseits

Wir sind vor kurzem in eine grosse Wohnung mit grossem Balkon gezogen und möchten uns, sobald wir fertig eingerichtet sind, zwei Katzen ein Zuhause geben. Zwei, da wir beide 100% arbeiten, und da es wegen einer dicht befahrenen Strasse reine Wohnungskatzen sein werden. Wir wollten uns daher im Tierheim zwei Katzen suchen, die gemeinsam vermittelt werden sollten und die immer schon reine Wohnungskatzen waren, es dürfen durchaus auch ältere Semester sein.

Soviel zur Theorie. Nun hat sich eine Freundin gemeldet, ihre Schwester (eine Tierärztin) ziehe einen verwaisten Katzenwurf von Hand auf. Aktuell sind die Racker 12 Tage alt, d.h. in gut zehn Wochen sind Plätze gesucht.

Nun bin ich im Dilemma. Ich „habe gehört“, von Hand aufgezogene Katzen seien extrem menschenbezogen, aber hätten durch die mangelnde Sozialisation und Erziehung durch eine Katzenmutter immer irgendwo einen Knacks (mal salopp gesagt) bzw. Verhaltensstörung. Da hier aber wenigstens ein paar Geschwister zusammen sind, ist das evt. weniger ein Problem? Kann mir hier jemand über einschlägige Erfahrungen mit Handaufzuchten berichten?

Das zweite Problem ist, dass ich Bedenken habe, junge Katzen in eine Wohnung zu sperren. Eine reine Wohnungskatze geht für mich nur nach dem Prinzip „besser ein Platz bei mir aber nur in der Wohnung, als ein Leben im Tierheim“. Aber das betrifft ein ewiges Thema, das hier schon x-mal diskutiert wurde.

Freundliche Grüsse
Ursula

Das zweite Problem ist, dass ich Bedenken habe, junge Katzen
in eine Wohnung zu sperren. Eine reine Wohnungskatze geht für
mich nur nach dem Prinzip „besser ein Platz bei mir aber nur
in der Wohnung, als ein Leben im Tierheim“. Aber das betrifft
ein ewiges Thema, das hier schon x-mal diskutiert wurde.

Also ich bin der Meinung, dass man auch Handaufzuchten eher die Möglichkeit geben sollte ein Zuhause mit Freigang zu bekommen. Evtl. auch zu einer schon vorhandenen Katze und vor allem nicht in Anfängerhände. Wie du schon sagst, bei Handaufzuchten kann es leichter mal zu Problemen kommen und dann ist es einfach besser, wenn jemand schon Katzenerfahrung hat.
Deine Idee in einem Tierheim zu schauen finde ich sehr gut. Es gibt auch im Internet etliche Seiten für Katzen-Notfälle, die sind für dich sicher auch einen Blick wert. Bei reinen Wohnungskatzen fällt mir auch „Rassekatzen in Not“ ein, die vermitteln in der Regel in reine Wohnungshaltung.

LG amanda

Hi,

das kann man pauschal nicht sagen. Ich habe ein Geschwisterpärchen per Hand aufgezogen. Eine Katze ist vollkommen normal, die andere hatte zeitweise ein Pinkelproblem. Eine ist sehr auf Menschen geprägt, die andere ging gerne auch ihre eigenen Wege. Es kommt auch hier auf den Charakter der Katze an.

Die menschenbezogene Katze darf nicht raus, sie würde mit jedem mitgehen und in unserer Gegend verschwinden regelmäßig Katzen. Sie hat zwei große Balkone, zu einem hat sie Zugang mittels einer Katzenklappe. Abends wird sie großzügig beschmust und mit ihr herumgetobt. Natürlich geht ab und an was zu Bruch, gerade als sie noch kleiner waren, das ging es aber bei meiner Freilaufkatze auch.

Was mich an der handaufgezogenen Katze am meisten fasziniert, ist dieses uneingeschränkte Vertrauen.

Gruß
Tina

Hallo!
Wir haben seit nunmehr neun Jahren zwei von Hand aufgezogene Katzengeschwister bei uns, die erst Wohnungskatzen waren, dann, nach unserem Umzug in Haus mit Garten, Freigänger wurden. Alles total problemlos, obwohl ich sagen würde, auf Grund ihrer Abstammung von frei schweifenden Dorfkatzen, gefällt ihnen das Freigänger-Dasein besser.

Was ihren Charakter angeht, haben sie nicht die Spur von Unarten. Höchstens sind sie verwöhnt, aber das ist meine „Schuld“ :wink: Sie haben auch ohne Probleme alles gelernt, was Katze wissen muss: Jagen, Balancieren, Bäume klettern usw. Vieleicht liegt es an der Handaufzucht, aber sie sind auch besonders anhänglich, besonders der Kater. Sie wandern immer ganz unauffällig in das Zimmer, in dem man sich gerade aufhält und spazieren mit uns durch den Garten wie kleine Hunde :smile:

Was Deine Bedenken angeht, zwei Katzen zu einem Leben in der Wohnung zu „verurteilen“ - wer weiß, was aus den Kleinen wird, wenn Du sie nicht nimmst. Da ist doch bestimmt auch nicht garantiert, dass sie es 100%ig optimal treffen, oder? Womit Du rechnen solltest, ist, dass zwei junge, muntere Katzen einen Haushalt gehörig aufmischen können, zumal, wenn man tagsüber weg ist …

Soweit meine Erfahrungen, die hoffentlich bei der Entscheidung helfen.

Liebe Grüße,
Eva

Hallo,

Nun bin ich im Dilemma. Ich „habe gehört“, von Hand
aufgezogene Katzen seien extrem menschenbezogen, aber hätten
durch die mangelnde Sozialisation und Erziehung durch eine
Katzenmutter immer irgendwo einen Knacks (mal salopp gesagt)
bzw. Verhaltensstörung. Da hier aber wenigstens ein paar
Geschwister zusammen sind, ist das evt. weniger ein Problem?
Kann mir hier jemand über einschlägige Erfahrungen mit
Handaufzuchten berichten?

Meine erste Katze war eine Handaufzucht. Das typischste „Symptom“ einer handaufgezogenen bzw. auch einfach einer früh entwöhnten Katze ist das Nuckeln am eigenen Fell, an Decken oder an Kleidung der Besitzer. Das hat auch meine Katze gemacht, ich fand es süß. Sie hat sich zusammengerollt und an einem Haarbüschel am eigenen Knie genuckelt und ist so immer eingeschlafen. Ansonsten war sie sehr menschbezogen, ignorierte andere Katzen, kam aber gut mit ihnen klar.

Handaufzuchten sind perfekt auf Menschen geprägt. Das hat Vorteile, denn man kann sie extrem gut händeln, sie sind nicht handscheu, lassen sich hochheben, herumtragen und so weiter. Sie sind, wenn in der Wohnung aufgezogen, i.d.R. perfekt stubenrein und kennen idealerweise Kratzbaum und andere „Katzendinge“ bereits.

Auf der Negativseite kennen sie eben keine Scheu vor dem Menschen und haben daher auch wenig Respekt, sind relativ aufdringlich (Katzenfreunde nennen das „verschmust“ :smile: und brauchen 3x so viel Konsequenz und Durchsetzungsvermögen bei der Erziehung. Meine beiden nicht richtig zahmen Kater (Wildfang mit 4 Monaten) gingen bei mir nicht in die Küche, obwohl es eine offene Küche war. Ich brauchte mich nur mahnend zu räuspern, dann rannten sie aus dem Zimmer. Meine Handaufzucht zeigte mir bei sowas nur die Mittelkralle. Ich musste sie buchstäblich aus der Küche werfen, sie kam dann sofort wieder angerannt: „Wirf mich nochmal, das war toll!“

So richtig durchgeknallt werden Katzen vor allem dann, wenn sie in ganz jungem Alter von Mutter und Geschwistern getrennt werden und dann in reizarme Einzelhaltung in die Wohnung kommen. Sie werden dann dissozialisiert und reagieren auf Artgenossen später ggf. mit Panik, was Agressionen auslöst. Bestenfalls kleben sie einfach am Menschen und sind ansonsten anspruchslos (ich hatte mal so ein Exemplar). Schlimmstenfalls bekommt man eine neurotische Ratte, die einem die Wohnung vollpieselt und an der Tapete hängt.

Handaufzucht eines ganzen Wurfes ist im Tierschutz gang und gebe, meiner Erfahrung nach gibt es da bis auf das erwähnte Nuckeln keine größeren Verhaltensauffälligkeiten in diesem Zusammenhang.

Das zweite Problem ist, dass ich Bedenken habe, junge Katzen
in eine Wohnung zu sperren. Eine reine Wohnungskatze geht für
mich nur nach dem Prinzip „besser ein Platz bei mir aber nur
in der Wohnung, als ein Leben im Tierheim“.

Zustimmung. Ich bin zwar nicht prinzipiell gegen Wohnungshaltung, aber Freigang oder zumindest ein gesicherter Garten ist auf jeden Fall zu bevorzugen. Leider sind solche Plätze nicht so häufig. Letztendlich wird der Wurf ja offenbar prinzipiell auch in die Wohnung vermittelt, Du kannst also durch Verzicht auf diese Katzen sie nicht vor der Wohnungshaltung „retten“.

Trotzdem würde ich Dir zu Deinem ursprünglichen Plan raten, ein älteres, wohnungsgewohntes Katzenpärchen aus dem Tierschutz zu nehmen, damit tust Du auf jeden Fall ein gutes Werk, denn die Vermittlungschancen dieser Tiere sind ungleich niedriger als die von zahmen Welpen. Hinzu kommt die Tatsache, dass junge Katzen eher dazu neigen, Deine Wohnung nach ihrem Geschmack umzugestalten. Ich werde nie vergessen, wie das Katzenzimmer nach der ersten Nacht aussah, die meine beiden schwarzen Wildkater darin verbracht hatten. Das erklärt auch, warum sie spontan Satan und Luzifer genannt wurden.

Gruß,

Myriam

Danke und Anmerkungen
Vielen Dank für die bereits und so rasch eingegangenen Antworten. Genau auf solche Denkanstösse habe ich gehofft.

Anmerken möchte ich noch, dass wir beide Katzenerfahrung mitbringen und dass die Kätzchen bei meiner Bekannten unter den optimalsten, liebevollsten und katzenerfahrendsten Umständen aufwachsen, die für eine Handaufzucht nur möglich sind. Sie werden auch nur an persönlich bekannte und für gut befundene Plätze abgegeben - was das Vermitteln halt nicht leicht macht. Dennoch tendiere ich momentan nach wie vor dazu, beim ursprünglichen Plan zu bleiben. Nun, mal sehen, es bleiben noch ein paar Wochen Bedenkfrist.

Liebe Grüsse
Ursula

Ich habe letztes Jahr ein Fundkätzchen aufgezogen und behalten. Zur Fundzeit war der kleine Kater ca. 5 Wochen alt, ich habe ihn sofort tierärztlich versorgen lassen. Er hat Freigang und findet Katzen interessant, scheint sich aber nicht zu prügeln. Ich kann nicht bestätigen, dass er einen Knacks hat. Das einzige, dass mir komisch vorkommt ist, dass er mal für 3 Wochen verschwunden war. Er war leicht abgemagert und ist dann angefüttert worden. Dank Suchplakaten haben wir ihn wieder finden können und er war überglücklich, wieder zu hause zu sein. Das heißt, er ist nicht weggelaufen, hat sich aber wohl verlaufen. Eine Katze, die sich in nem Dorf verläuft… finde ich komisch, aber immerhin ist er gesund. :smile:
Ich bin nicht für die Handaufzucht, solange keine Notwendigkeit besteht. Aber, wenn das Tier sonst keine Chance hat, sollte man sich schon drum kümmern. Klar können die Katzen anfälliger und/oder verhaltensgestört sein, aber das sind auch Katzen aus schlechter Haltung. Wenn der Tierarzt sagt, die Kätzchen sind fit dann wirds schon gut gehen. Da es ja mehrere sind, sind sie auch nicht unverträglich.

Oja!

Davon kann ich ein Lied sagen.
ich habe auch zwei handaufgezogene Katzen hier, die aber erst nach der Stillzeit mit ca. 4-6 Wochen zu der Pflegeperson kam.

Trotzdem sind die extrem anhänglich. Ist zwar schön bei Besuch, aber rauslassen dürfte ich die beiden auch nicht, die wären sofort in der nächsten Wohnung oder würden mit dem nächsten mitgehen, weil sie absolutes Vertrauen im Menschen haben.

Das geht sogar soweit, dass der Herr keinerlei Gefahren kennt, und am Anfang unseren neuen Dachterasse, der Herr immer ausgebüchst ist, und 10 m übern Grund auf der Dachrinne rumgeturnt ist.

Mittlweile darf er nur noch unter Aufsicht raus, und wir haben versucht, es soweit abzusichern, dass wir ihn immer einholen können bevor er weg ist.

Das ist leider der große Nachteil *seufz*

Hallo!

Ergänzend zu den anderen…

Beobachte die Kitten, 12 Tage ist ja noch sehr früh. Wenn sie dann mal 5 Wochen alt sind, kannst Du schon erkennen, welchen Charakter sie entwickeln. Dann kannst Du Dir auch 2 „ausgucken“.

Gruß Carmen