Von Schelling über Hegel zu Marx

Hallo Philosophenfreunde!
Seit 20 Jahren lebe ich auf der kleinsten Kanareninsel El Hierro am „Ende der Welt“ und bin ein leidenschaftlicher Lese-Fan des Tübinger Philosophen Prof. Manfred Frank. Dieser behauptet, dass es eine Denk- und Geschichtslogik gäbe, von der Kritik Schellings gegen seinen ehemaligen Freund Hegel und dessen Denken zu Marx. Nun habe ich extra ein Buch von Manfred Frank mit dem Titel „Der unendliche Mangel an Sein“ gekauft, worin Frank seine These ausführlich zu begründen versucht. Weiter versucht er dieselbe These u. a. auch in seinem Buch „Auswege aus dem deutschen Idealismus“ zu bestärken. Und ich verstehe von alledem kein Wort, weil ich zwar nach seiner Sprache süchtig bin, aber seine LOGIK nicht kapiere. Kann mir einer das bitte ganz einfach ERKLÄREN? Welche Logik kann es denn sein, wenn Hegel das Selbstbewusstsein und die Freiheit im Geiste des einzelnen Menschen und in einer freien Gesellschaft sieht und Marx den „wissenschaftlichen Sozialismus“ als das genaue Gegenteil zur individuellen Freiheit propagiert?! Wo ist da die DENK- und GESCHICHTSLOGIK???
Danke für jeden Hinweis!
Grüße von der Hinterweltinsel El Hierro
Claus J. Walz

Hallo!

Kann mir
einer das bitte ganz einfach ERKLÄREN?

Frank sieht Schelling als eine Art philosophiegeschichtliches Bindeglied zwischen Hegel und Marx bzw. sieht er Marx’ Hegelkritik schon teilweise bei Schelling angelegt.
Das ist jetzt nicht unbedingt Franks ureigene Erfindung (z.B. betont meiner Erinnerung nach auch Adorno in der Negativen Dialektik diese Bedeutung Schellings), aber er spitzt das zu.

Es geht im Kern um folgendes: Hegels System ist ein idealistisches und geschlossenes, in dem ALLES, alles Sein, alles Leben, alles Menschliche, eine Manifestation der Bewegung des Geistes, des Denkens, des Begriffs, ist.

Marx kehrt diese Logik bekanntlich um in ein materialistisches System. Für ihn ist alles Sein, auch der Geist/Denken/Begriff, ein Ausdruck der Geschichte der Klassenkämpfe, also ein Ausdruck der menschlichen Geschichte.

Schelling steht nun gemäß dieser Logik zwischen beiden. Seine Hegelkritik setzt da an, wo Hegel das menschliche Subjekt, seine Subjektivität, zum bloßen Ausdruck der Selbstwegung des Geistes macht. Schelling beharrt auf der Eigenständigkeit und Substantialität des Subjekts bzw. der Subjektivität des Menschen.

Das kann Marx in gewisser Weise aufnehmen um so von einer Hegel’schen idealistischen Geschichte des Geistes zu einer Marx’schen materialistischen Geschichte der Entzweiungen (in Klassen) des Menschen zu kommen.

Marx geht also ein Stück weit Schellings Kritik an Hegel mit (nicht am Geist/Denken/Begriff ansetzen, sondern am Menschen), verläßt Schelling aber dort wieder, wo Marx Subjektivität selbst wiederum als Ausdruck der Geschichtsepochen fasst (damit anders als Schelling den Menschen und seine Subjektivität nicht transzendental-überzeitlich, sondern historisch-konkret versteht).

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Hallo, CANDIDE,

Danke für Deine ausführliche Erklärung. Du hast das ausgedrückt, was der Tübinger Philosoph Prof. Manfred Frank in einem viel größeren Aufwand an Sprache versucht hat. Nun, wenn ich ehrlich bin, ist mir auch Deine Sprache noch zu umständlich. Geht es denn nicht noch KLARER??? Vielleicht ist das auch das Problem der ganzen Philosophie (deswegen sagt auch der Normalbürger: „Was soll das ganze Gefasel???“) Ich habe gerade Schellings Werk „Über die Weltseele - eine Hypothese der höheren Physik“ downgeloadet. Schellings Sprache ist sehr unverständlich zum größten Teil. Marx begreift man besser, weil er das Leben selbst zum Denk- und Geschichtsprozess erhebt, und deshalb mit Hegel zurecht erfolgreicher war als Schelling, der am Ende seines Lebens sich immer mehr Kant näherte. Auch die deutschen, lebenden (!) Philosophen Dr. Matthias Jung, Prof. Volker Gerhardt sowie Prof. Manfred Frank sind an Kant orientiert (an Kant arbeite ich mich schon seit über 40 Jahre ab!!!). Kants „Kritik der reinen Vernunft“ halte ich für einen sehr praktischen Nutzen, gerade heute in der unendlichen Informationsflut und neu politisierten Spaßgesellschaft.

Nochmals vielen Dank, lieber Candide, für Dein philosophisch-pädagogisches Engagement!!!
Gruß Claus
(Der Hinterweltler)

Hallo!

Danke für Deine ausführliche Erklärung. Du hast das
ausgedrückt, was der Tübinger Philosoph Prof. Manfred Frank in
einem viel größeren Aufwand an Sprache versucht hat.

Na, das ist doch schon mal was :wink:

Nun, wenn
ich ehrlich bin, ist mir auch Deine Sprache noch zu
umständlich. Geht es denn nicht noch KLARER???

Na, man kanns natürlich noch weiter verflachen …

Hegel: Da ist der absolute Geist (den kann man sich ruhig als den Hl.Geist vorstellen, also als Gott), der ist am Anfang der Geschichte voll da, aber nur als einer der wirkt, den man aber nicht kennt bzw. der sich selbst noch nicht kennt. Im Laufe der Geschichte erkennt man ihn immer mehr, d.h. er selbst erkennt sich immer mehr … er erlangt zunehmend „Selbstbewusstsein“ … Am Ende der Geschichte ist er immer noch da, er wirkt immer noch, er erkennt sich dabei aber nun auch selbst.

-> Hegel: alles was im Laufe der Geschichte passiert ist nur eine Art Reflex dieses Selbsterkennens des absoluten Geistes, also jedes geschichtliche Ereignisse, jede Denkweise, jeder Begriff, jede Idee usw.

-> Schelling: der Mensch mehr als dieser „Reflex“, er ist mehr als dieses „Selbsterkennen des Geistes“.

-> Marx: das mit dem „Geist“ ist mystischer Scheißdreck, auch wenn der Grundgedanke Hegels richtig ist. Es geht um den Menschen in seiner materialen Auseinandersetzung mit der Natur, sprich: beim Wirtschaften. Der Mensch entzweit sich dabei in Ausbeuter und Ausgebeutete. Diese Ausbeutungsverhältnisse durchlaufen selbst ein paar geschichtliche Stufen. Jedes Denken, jeder Begriff, jede Idee, jede Philosophie ist eine Art „Reflex“ der jeweils historisch bestehenden Ausbeutungsverhältnisse und Produktionsweisen.

Wenn das jetzt nicht allgemeinverständlich war, dann weiß ich auch nicht mehr … :wink:

Vielleicht ist
das auch das Problem der ganzen Philosophie (deswegen sagt
auch der Normalbürger: „Was soll das ganze Gefasel???“)

Nein, das ist nicht das Problem der Philosophie, genauso wenig wie das Problem das Autobaus dasjenige ist, dass man nur in sehr „unklaren“ Worten einem Normalbürger auf die Schnelle erklären kann, wie Hydrostößel das Ventilspiel eines Motors beeinflussen.
Das Problem ist eher, dass der Normalbürger gar nicht auf die Idee käme zu verlangen, ein Auto müsse so konstruiert sein, dass er als Laie das unmittelbar alles nachvollziehen kann. Stattdessen bringt er sein Auto halt in die Werkstatt …

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Hallo!

Das Problem ist eher, dass der Normalbürger gar nicht auf die
Idee käme zu verlangen, ein Auto müsse so konstruiert sein,
dass er als Laie das unmittelbar alles nachvollziehen kann.
Stattdessen bringt er sein Auto halt in die Werkstatt …

was wohl damit zusammenhängt, dass auch der „Normalbürger“,
was immer das auch sein soll, nach Selbstbewusstsein aber
nicht nach „Autobewusstsein“ strebt.
Im Zweifel wählt er statt der Werkstatt den Psychoanalytiker
und weniger den Philosophen.
Die alte Frage bleibt, inwieweit sollte Philosophie
für den Menschen sein? Wenn selbst Philosophen an den
komplexen und komplizierten Entwicklungen philosophischer Systematiken scheitern müssen, weil sie so abstrakt geworden
sind, dass nur noch involvierte Experten diesen folgen
können, dann ist der Weg in die Bedeutungslosigkeit
vorbestimmt.
Und der Hahn kapaunisiert sich selbst.
Auch eine Form der Selbstfindung.

Gruß
C.

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Hallo!

was wohl damit zusammenhängt, dass auch der „Normalbürger“,
was immer das auch sein soll, nach Selbstbewusstsein aber
nicht nach „Autobewusstsein“ strebt.

Oh, ich behaupte mal -ohne jeglichen selbstkritischen Unterton-, dass bei uns Normalbürgern das Auto öfter im Bewusstsein sein dürfte als das eigene Selbst …

Im Zweifel wählt er statt der Werkstatt den Psychoanalytiker

was will er denn beim Psychoanalytiker, wenn das Auto kaputt ist?

Die alte Frage bleibt, inwieweit sollte Philosophie
für den Menschen sein?

Das ist für mich gar keine Frage angesichts der Tatsache, dass den Tieren und Steinen dieser Welt das Philosophieren noch nicht recht gelungen ist.
Die Frage ist eher: für welche Menschen(gruppen) soll die Philosophie sein?
Für alle und keinen vielleicht?

Wenn selbst Philosophen an den
komplexen und komplizierten Entwicklungen philosophischer
Systematiken scheitern müssen, weil sie so abstrakt geworden
sind

Naja, ironischerweise hat wohl mit dem Deutschen Idealismus gerade diejenige Philosophie die größte Breitenwirkung erzielt, die bis dato den Gipfel an Systemhaftigkeit und Abstraktheit darstellt :wink:

Und der Hahn kapaunisiert sich selbst.

Selbst-Kastration der Philosophie? Inwiefern?

Auch eine Form der Selbstfindung.

zumindest der Selbstgestaltung.

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Philosophie als SELBSTGESTALTUNG!!! Das „zumindest“ sollte Philosophie leisten, und das kann sie auch bzw. KÖNNTE sie, sofern sie dem Menschen und dem Leben nützlich ist, im Sinne der praktischen Lebensphilosophie, über die der amerikanische Philosoph Prof. Robert C. Solomon sagt: Die amerikanische Philosophie WOLLTE von vornherein ganz anders sein als die europäische!

Das ist ein ganz klares politisches BEKENNTNIS der Amerikaner gegenüber den Europäern! Und dass die deutschen Philosophen das allmählich auch kapieren (müssen oder wollen), sieht man an den Versuchen z. B. von Prof. Manfred Frank, der auch die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung und Psychologie einzubeziehen versucht.

Das, was Candide schreibt, dass in der Geschichte dem „Normalbürger“ das authentische wahre Selbst noch gar nicht SELBST zum Bewusstsein kommt, ist ebenso klar, wie Candide den Vergleich bringt, zum beschränkten Bewusstsein von Steinen, Pflanzen und Tieren, was man weiter führen kann zwischen dem so genannten „Normalbürger“ und Platons KREATIVEN, die meiner Meinung nach sowieso zu allen Zeiten die eigentlichen FÜHRUNGSKRÄFTE der Menschheit waren, auch wenn sie nicht wie z. B. Alexander der Große, Napoleon, Hitler usw. im Massenbewusstsein bewusst sind.

Der Sinn des Lebens hing zumindest seit Sokrates nicht allein am materiellen Besitz, weil ja auch die größten „Macher“ dieser Welt genauso vor dem Sterben Angst haben, wie der kleinste Wurm, den es hier auf meiner Insel in milliarden- und billiardenfacher Population gibt, und der sich windet, sobald er eine Gefahr „erspürt“ für seinen Körper, den er erhalten will… Aber warum will er das? Und warum wollen es alle Menschen, egal, ob sie Christen, Muslime, Hindus, Atheisten und was sonst noch alles sind (zum Beispiel Schelling- Hegel- oder Marx-Anhänger)…

Wenn die Amis als die klassischen Kapitalisten schlechthin das Geld als den absolut höchsten LEBENSSINN ansehen, ist das eine praktischere Philosophie als z. B. der typisch deutsche IDEALISMUS, von der Manfred Frank aufzeigt, welche „Wege“ von dort „raus“ führen, zum größeren Lebenssinn.

Marx hat völlig zurecht die Schwäche der typisch deutschen Philosophie (die er ja nicht „Philosophie“ nannte, sondern „Ideologie“, im politischen Sinne!) erkannt. Aber im Gegensatz zu Dr. Karl Marx, der zum „Vater Staat“ ein höheres Vertrauen hatte als zu einem „Vater im Himmel“, haben die Amerikaner den Glauben an sich SELBST (natürlich mit dem protestantischen Gott!!!) zur höchsten Lebensphilosophie erhoben, durch ihren PRAGMATISMUS, den auch schon die alten Griechen gelehrt haben.

Das Gegenmodell waren die amerikanischen Hippies als weltweite Gegenbewegung in den 1970er Jahren, die z. B. in Diogenes ihre Vorbild-Philosophie sahen, der im Fass sitzende Philosoph, der seinem König Alexander dem Großen gesagt haben soll, als der ihn fragte, was er für ihn tun könne: „Geh mir aus der Sonne!“ Hier zeigt sich am deutlichsten, was die Philosophie leisten kann: SINN!!!

Gruß
Claus

PS: Danke, Candide und Cokin, für Eure klugen Beiträge, wobei es mir eigentlich nicht darum ging, ein „neues Fass“ aufzumachen. Bleibt die Frage: Was nützt die Philosophie für das wirkliche Leben und wie kann man diesen Nutzen dem „Normalbürger“ überhaupt ERKLÄREN??? Aber das war schon immer die Herausforderung der Philosophie und sie ist es immer noch, gerade heute in der informationsüberfluteten Klickser-Generation und Spaßgesellschaft - oder wie der deutsche Philosoph Prof. Herrmann Schmitz sagt: „Die Philosophie ist… noch nie so wichtig gewesen wie heute.“ Leider hat er die heute üblichen drei Ausrufezeichen VERGESSEN!!!
D. O.
PS(2): Und warum hat er sie VERGESSEN??? Weil die Philosophen die schlechtesten VERKÄUFER sind; sie haben das Beste überhaupt zu bieten, aber sie können ihre Mega- und Meta-Produkte nicht so gut VERKAUFEN, wie ein AUTO (oder wie sich die Psychoanalytiker weltweit als Retter der Menschheit VERKAUFEN)!!!
D. O.

Hallo,

was wohl damit zusammenhängt, dass auch der „Normalbürger“,
was immer das auch sein soll, nach Selbstbewusstsein aber
nicht nach „Autobewusstsein“ strebt.

Oh, ich behaupte mal -ohne jeglichen selbstkritischen
Unterton-, dass bei uns Normalbürgern das Auto öfter im
Bewusstsein sein dürfte als das eigene Selbst …

was an der Intention der Aussage vorbeigeht, aber gut,
dann stelle ich die Behauptung in den Raum, dass mit
dem Statussymbol „Auto“ indirekt das Selbstbewusstsein
projiziert wird.

was will er denn beim Psychoanalytiker, wenn das Auto kaputt
ist?

Es war dein analoger Vergleich, wenn du dich erinnerst?

Die alte Frage bleibt, inwieweit sollte Philosophie
für den Menschen sein?

Das ist für mich gar keine Frage angesichts der Tatsache, dass
den Tieren und Steinen dieser Welt das Philosophieren noch
nicht recht gelungen ist.

Ich denke du hast schon verstanden, dass mit „Mensch“
der, wie du ihn oben bezeichnet hast „Normalbürger“
gemeint ist.

Die Frage ist eher: für welche Menschen(gruppen) soll die
Philosophie sein?

Ahja, du hast verstanden, das ist beruhigend.

Für alle und keinen vielleicht?

Na toll!

Wenn selbst Philosophen an den
komplexen und komplizierten Entwicklungen philosophischer
Systematiken scheitern müssen, weil sie so abstrakt geworden
sind

Naja, ironischerweise hat wohl mit dem Deutschen Idealismus
gerade diejenige Philosophie die größte Breitenwirkung
erzielt, die bis dato den Gipfel an Systemhaftigkeit und
Abstraktheit darstellt :wink:

Was einerseits der geistesgeschichtlichen Entwicklung
geschuldet ist und das andererseits, wir sprechen
doch von der Gegenwart, jedenfalls ich, eine
anachronistische Aussage ist. Ich rede ja nicht von den
Primärtexten, deren Inhalten und Interpretationen
sondern von den für Nichtexperten unverständlich
gewordenen Entwicklungen. Ich kann dir gerne einmal
einige aktuelle Beispiele zur Interpretation vorlegen,
aber ich denke du kennst das schon, wenn du dich
hier auch ein wenig des sophistischen Katz- und Mausspiels
hingibst.

Und der Hahn kapaunisiert sich selbst.

Selbst-Kastration der Philosophie? Inwiefern?

Ganz pragmatisch gesehen. Wo wirkt die geistige
Potenz der (lebenden) Philosophen? Was tut man
mit einem Philosophiestudium? Wo sind die
Philosophen in der Wirtschaft, der Politik,
der Wissenschaft usw. Die Intellektuellen
verkriechen sich hinter selbsterschaffenen
Problemen, die niemand ausser ihnen selbst
mehr versteht, statt ihre geistige Potenz
fruchtbar einzusetzen. Von wenigen Ausnahmen
abgesehen. Nur mit Sloterdijk, Safranski
und Precht etc. allein sind sie kaum
repräsentativ vertreten. Wo ist die Masse?
Und das finde ich schade, um nicht zu sagen
ein unhaltbarer Zustand. Das sollte eigentlich
weniger Kritik als eher Aufforderung sein.
Aber wen erreiche ich schon?

Und wenn man jemanden erreicht, erntet man
Wortverdreherei, Haarspalterei, Sophisterei
und Überheblichkeit. So wird die eigene
Potenz kastriert.

Schau dir den Zustand unserer Zivilisation an!
Wir hätten die „Weisen“ mehr als nötig!

Gruß
C.

Mea Culpa
Hallo Claus,

PS: Danke, Candide und Cokin, für Eure klugen Beiträge, wobei
es mir eigentlich nicht darum ging, ein „neues Fass“
aufzumachen.

war meine Schuld! Ich hoffe du verzeihst mir mein off topic!

Gruß
C.

Hallo Cokin,

was redest Du von „Schuld“? Kann ein selbständiges kreatives Denken jemals mit Schuld etikettiert werden? Oder ist in der kulturellen Prägung dieser Begriff insofern gerechtfertigt, wenn man die Denknormen eines Gottes nicht erfüllt, wie bei den Juden, Christen und Muslime als POLITIK??

Vergiss im Hinblick auf die Philosophie die „Schuld“ und orientiere Dich eher am „Gott der Philosophen“ (vgl. Wilhelm Weischedls „Der Gott der Philosophen“).

Oder besser, vergiss auch den „Gott der Philosophen“, und vor allem, was ich geschrieben habe. Das bringt kein Geld. Und Geld wollte Marx und seine Anhänger ja haben, allerdings durch „Vater Staat“ an alle gleichmäßig „gerecht“ verteilt, den politischen Funktionären aber am meisten!

Marx hat die ökonomisch-psychologischen Zusammenhänge der klassischen Industriegesellschaft klar erkannt und war mit den Schriften des englischen Philosophen Prof. Adam Smith bestens vertraut, den er seitenweise zitiert.

Nur hat Marx und seine Anhänger meines Erachtens die völlig falschen Schlüsse aus der SOZIOLOGIE von Adam Smith gezogen. Marx hat nämlich die freie, selbständige KREATIVITÄT des einzelnen Menschen unterschätzt, so wie der „Normalbürger“ sie ja auch meistens unterschätzt, der sich wehrt, dass es HÖHERE Bewusstseinszustände bzw. Ebenen als sein klein gebackenes materielles Alltagsbewusstsein geben „darf“ (wie meine Katze, die das auch nicht glaubt, sie denkt nur ans Fressen).

Es ist natürlich leicht von höheren Idealen zu reden, wenn man einen Beamtenjob als Universitätsprofessor bekleidet. Denen war ja auch ZUERST ihr Geld das Wichtigste, dafür kann man dann auch „idealistisch“ philosophieren, WAS???

Gruß
Claus
PS: Natürlich nicht ZUERST, das ist Quatsch, und auch nur die Meinung des üblichen Massenbewusstseins des „Normalbürgers“, als dessen Angehöriger ich mich ja jetzt geoutet habe. Also wieder nur „Klassenkampf“???
D. O.

Hallo,

was will er denn beim Psychoanalytiker, wenn das Auto kaputt ist?

Es war dein analoger Vergleich, wenn du dich erinnerst?

Die alte Frage bleibt, inwieweit sollte Philosophie
für den Menschen sein?

Das ist für mich gar keine Frage angesichts der Tatsache, dass
den Tieren und Steinen dieser Welt das Philosophieren noch
nicht recht gelungen ist.

Die Frage ist eher: für welche Menschen(gruppen) soll die
Philosophie sein?

Für alle und keinen vielleicht?

Na toll!

Mensch, ärgere dich nicht!
Mach dir deinen Reim darauf, warum Candide, der hier sonst meist seriöse und
substantielle Beiträge liefert, jetzt so reagierte.

Ganz pragmatisch gesehen. Wo wirkt die geistige
Potenz der (lebenden) Philosophen? … Von wenigen Ausnahmen
abgesehen. Nur mit Sloterdijk, Safranski
und Precht etc. allein sind sie kaum
repräsentativ vertreten.

Ich zitiere der Einfachheit halber, was ich am 4.4. hier zu
einer ähnlichen Fragestellung geschrieben habe:
Stichwort…: „Verwirklichung der Philosophie.“
Diese Programmatik kam nach Hegel - bei Feuerbach, Bauer et
alii und schliesslich Stirner - auf, wurde dann von Marx etwas zu leichtfertig und
auf schnellen Erfolg hin popularisiert, scheiterte und ist derzeit weithin diskreditiert, nicht mehr verständlich, tabuisiert bzw. ein Gemisch aus all dem und weiterem. Mir fällt da der späte Adorno und der erste Satz der „Negativen Dialektik“ ein:
„Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.“
Ja, sie erhält sich am Leben, ist sogar eine veritable Geistesindustrie geworden,
die viele Leute mit einem Arbeitsplatz und Einkommen versorgt.
Aber was ist das für ein Leben!

Schau dir den Zustand unserer Zivilisation an!
Wir hätten die „Weisen“ mehr als nötig!

Im Prinzip ja, aber…
Das Heer der wohldotierten Berufsweisen bringt’s offenbar nicht.
Ob Sloterdijk and friends, die du erwähnst, da Ausnahmen sind???
Ich glaube, eher nicht.

Gruss
Nescio

Hallo Nescio,

Für alle und keinen vielleicht?

Na toll!

Mensch, ärgere dich nicht!

Du hast ja recht!

Stichwort…: „Verwirklichung der Philosophie.“…

…„Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am
Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt
ward.“
Ja, sie erhält sich am Leben, ist sogar eine veritable
Geistesindustrie geworden,
die viele Leute mit einem Arbeitsplatz und Einkommen versorgt.
Aber was ist das für ein Leben!

Ganz genau das meinte ich, auf den Punkt gebracht!
Klasse!

Ob Sloterdijk and friends, die du erwähnst, da Ausnahmen
sind???
Ich glaube, eher nicht.

Es geht mir weniger um Inhalte, als um Engagement.
Und mitunter ist das „Philosophische Quartett“
doch recht inspirierend, z.B. die letzte Sendung:

http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,692594,00.html

Gruß
C.

Hallo Candide,

was will er denn beim Psychoanalytiker, wenn das Auto kaputt
ist?

verstehe den Vergleich nicht, den du bringst. Auto ist ein äußeres Produkt für einen fühlbar (!) verbesserten Lebensnutzen als nur nackten Füße des Neandertalers. Das hat aber nichts mit dem von dir auf Schelling, Hegel und Marx so schön erklärten Selbstbewusstsein zu tun. Mit diesem Vergleich widersprichst du deiner Philosophie des Selbstbewusstsein doch im Grunde genommen selbst!

Vielleicht reflektierst du mal darüber, dass das Auto und der Psychoanalytiker kein Vergleich sein können, bezogen auf das Selbstbewusstsein, gerade, weil ich glaube, dass was du sagtest, richtig ist, dass das Auto als Ersatz des „wahren“ menschlichen Selbstbewusstsein mehr präsent ist beim „Normalbürger“ als seine sokratische Selbsterkenntnis.

Bitte bleibe mal bei deinem eigenen Beispiel, wie siehst du deinen Vergleich im Nachhinein, noch mal reflektiert, auf das menschliche Selbstbeusstsein??

Gruß
Claus