Hallo tigger!
ich sage ja gar nicht, dass Du meiner Meinung nach gaenzlich im
Unrecht bist. Du hast ja auch in gewissem Masse recht, was die
Presse anbelangt. Das will ich ja auch gar nicht bestreiten.
Aber, Du brauchst doch nicht ueberall Konspiration zu vermuten.
Diese Sichtweise begegnet mir erneut, doch ich finde sie widersprüchlich, denn wenn man versteht, dass Nachrichten gefiltert oder in gewisser Weise „zurechtgebogen“ werden, muss man das Kind auch beim Namen nennen. „Konspiration“ ist ein Begriff mit schlechtem Beigeschmack, aber es ist mir gleichgültig, wie man es nennt, nur habe ich den Eindruck, als verstünde man darunter eine womöglich gar weltweite Verschwörung von „denen da oben“. Es mag ein Netz der Verwicklungen geben, aber kein allumfassende. Und bisher haben auch stets andere die Begriffe von Konspiration und Verschwörung aufgegriffen, nicht ich. Aber eine Beeinflussung findet statt, meist oder überwiegend vermischt sie sich mit entsprechend gelagerten Interessen, denn hierin ist ja die Motivation zur Meinungsbeeinflussung zu suchen. (Im übrigens mache ich mir selbst keine Gedanken darüber, wie man das nun nennen will; ebensowenig, ob ich im Recht oder Unrecht bin, denn das ist belanglos.)
Ich sprach es schon einmal an anderer Stelle an, wie selbstverständlich wir heute den Lobbyismus etwaiger Interessenverände anzusprechen, doch wie haben wir uns das konkret vorzustellen: Dass die in den entsprechenden Positionen sitzenden Politiker - das sind nicht überwiegend jene, die täglich vor der Kamera stehen - ihre Entscheidungen aufgrund ihrer Verpflichtung der Bevölkerung gegenüber treffen oder nur für einen Händedruck des jeweiligen Interessenverbandes hergeben?
Laut STERN gab es 1998 etwa 5000 Lobbiysten, die sich mit den neuen Regierungsparteien anfreunden mussten, und zu den 500 Mrd. D-Mark, die im Gesundheitswesen neu oder anders erteilt werden mussten, meinte der damals scheidende Gesundheitsminister Horst Seehofer zur Berliner Morgenpost: „Wir stehen einer Übermacht von Lobbyisten gegenüber.“
Doch nur wer über Verbindungen und/oder finanziellen Mittel verfügt, weiss Entscheidungen zu beeinflussen. Nicht wesentlich anders ist es bei der Kontrolle der öffentlichen Meinung, und wenn man es so will, herrscht hier ebenfalls Lobbyistentätigkeiten vor. Und diese sind keineswegs als Mechanism, als Normalität und schon gar nicht als demokratisch zu betrachten, doch durch ihr fortwährendes Bestehen werden sie als gängig angesehen.
Das ist eben so in der Demokratie,
welche auf freier Meinungsbildung basiert. Jeder hat das Recht,
seine Meinung frei zu aeussern (wie sie dann auch immer
aussieht), aber auch jeder hat das Recht, sich aus frei
zugaenglichen Quellen zu informieren (welche, ist jedem selbst
ueberlassen). Das ist eben so. Wenn Du daran was aendern willst,
waehle entsprechend. In anderen Systemen sieht es da weit
schlechter aus. Die Meinungsmache steht unseren Politikern eben
zu. Aber solange die Gesellschaft durch Forderungen da nichts
dran aendert, solange scheint sie damit zufrieden oder es
interessiert sie nur zu maessig. Aber das ist dann auch so in
Ordnung. Weil es dann eben der mehrheitliche Wille der
Gesellschaft ist, die der Regierung per Wahl eine dergestalte
Vorgehensweise genehmigt hat.
Du hast die Demokratie in der Weise zitiert, wie sie auf dem Blatt steht. Doch wie sieht die Realität hierzulande aus: Bei den Wahlen kann man sein zwei Kreuzchen vergeben und wählt damit pauschal eine ganze Partei. Willensäusserungen, Wahlversprechen und Wahlziele, für die man eine Partei wählte, sind nicht bindend, womit man sich auch nicht darauf berufen kann. Wie sieht der Protest dagegen aus: Bei den nächsten Wahlen gibt man seine Stimme einer anderen Partei, die man bzw. deren Programm man wiederum pauschal wählt. Selbst wenn die Mehrheit der Bevölkerung gegen Entscheidungen der Regierenden ist, sind ihr die Hände gebunden. Und niemand kann ebenso verhindern, dass die Politik Gesetze erlässt, die für sie selbst vorteilhaft ist; dabei nutzt es dann auch nichts, das „kleinere Übel“ zu wählen.
Was humanist.de anbelangt…halte ich persoenlich in
diesem Zusammenhang fuer die Einbringung als Beispiel in einer
Diskussion fuer ungeeignet. Weil man - allein mit der
Fragestellung „Wer verdient am Krieg?“ - die ganze Thematik in
eine sehr emotionale Richtung lenkt und somit humanist.de
versucht - aus logischer Konsequenz -, die sachliche Ebene zu
verlassen - auch Meinungsmache.
Dass die Inhaltsangabe zu besagter Doku auf humanist.de stand, war blosser Zufall, denn es drehte sich ja um den Film, nicht um diese Internetseite. Es steht Dir frei, Dich selbst im Internet über diese Doku umzuschauen, wenn Du den Titel „Die wahre Geschichte des Golfkrieges“ eingibst. Die Überschrift „Wer verdient am Krieg?“ wurde ebenso von humanist.de gewählt, obwohl man sich selbstverständlich die Frage stellen kann, wer den Nutzen zieht. Du kennst doch das bekannte „Cui bono“.
Allerdings muss ich Dir entgegenhalten, wenn Du schon die „sehr emotionale Richtung“ ansprichst, dass ein langer Absatz von Dir ähnlich Weise emotional geladen war: „… haben sie aber nicht, weil die Wunden aus dem vorigen Krieg noch zu gross waren. (…) Ueberall sah man die Graeber aus dem ersten Krieg. …“ Eine gewisse Emotionalität bleibt bei solchen Themen kaum aus.
Marco, Du redest hier von Contras, Handlangern der USA, von
monopolistischen Interessen etc. pp. (…)
Hier erhebst Du neue Vorwürfe und Rechtfertigungen und weichst damit doch meiner Argumentation aus, und ich sehe nicht ein, mich nun mit Deiner neuen auseinanderzusetzen. Nur diesen einen Satz: Dass die UdSSR in gleicher Weise falsch handelte, rechtfertig das Vorgehen der USA in keinster Weise, sonst könnte und müsste man das jedem Land zugestehen, das so verfährt.
Ansonsten belasse ich es dabei und empfehle statt dessen die Lektüre - soweit sie noch erhältlich sind - der folgenden Bücher, auf die ich mich zum Teil beziehe, die ich zur Weiterbildung empfehle oder die zur Ergänzung dienen - ist natürlich nur eine Auswahl -; darin wirst Du auch weitere Quellen und Querverweise finden, so dass der eigenen Recherche nichts im Wege steht:
„Das gekaufte Parlament“
Friedhelm Schwarz, Piper-Verlag
„Die Partei, der Abgeordnete und das Geld“
Hans Herbert von Arnim, Knaur-Verlag
„CIA in Mittelamerika“
Neuberger/Opperskalksi, Lamuv-Verlag
„CIA: Club der Mörder - Der US-Geheimdienst in der Dritten Welt“
Nair/Opperskalski, Lamuv-Verlag
„Profit over people“
Noam Chomsky, Europa-Verlag
„Zeugen der Anklage“
Günter Wallraff, Kiepenheuer & Witsch
„Am Anfang war Erziehung“
Alice Miller, Suhrkamp
Marco