Von was redet Bush eigentlich da?!

Das frage ich mich zumindest, wenn ich diesen Menschen höre. Die USA sind ja sooo bedroht von den selbsternannten „Schurkenstaaten“, vor denen man sich schützen muss. Ich frage mich allerdings viel eher: Wer schützt uns vor Amerika und Bush?

Marco

Inwieweit…

Das frage ich mich zumindest, wenn ich diesen Menschen höre.
Die USA sind ja sooo bedroht von den selbsternannten
„Schurkenstaaten“, vor denen man sich schützen muss. Ich frage
mich allerdings viel eher: Wer schützt uns vor Amerika und
Bush?

…sollten wir uns vor den USA schützen? Militärisch gibt es kaum Gründe, wirtschaftlich ist es unmöglich, allenfalls politisch, dazu haben wir aber die falschen Politiker (egal welche Partei)…:wink:

CIAo

…sollten wir uns vor den USA schützen? Militärisch gibt es
kaum Gründe, wirtschaftlich ist es unmöglich, allenfalls
politisch, dazu haben wir aber die falschen Politiker (egal
welche Partei)…:wink:

Hallo Reiko,

man sollte sich zumindest einmal fragen, weshalb sich die USA so angegriffen fühlt. Entweder weiss sie durch ihre Geheimdienste bereits wesentlich mehr, als sie zu sagen bereit ist, oder ihre vermeintliche Defensivtaktik ist in Wahrheit - wie es bei den USA schon immer war - auf Aggressivität ausgelegt. Zum Beispiel kann ein Raketenschutzschirm auch dazu dienen, nach dem US-Erstschlag einen Gegenschlag abzuwehren. Denn das war ja bisher stets das „Problem“: dass man bei einem Atomwaffenangriff mit einer ebenso vernichtenden Vergeltung zu rechnen hatte. Dieses Risiko würden nun die Amerikaner auszuschalten versuchen.
   Das klingt natürlich wieder wie Kalter Krieg, aber die USA zeigten sich noch nie zimperlich, wenn es darum ging, ihre Vormachtsstellung auszubauen.

Marco

Hallö,

die USA zeigten noch nie Abwehrhaltung, allenfalls das Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. Hat die Geschichte oft genug gezeigt. Das der Kalte Krieg mit dem Ende des Ostblockes nicht selber endete, sollte kein Geheimniss sein, der US-Geheimdienst weiss da sicher mehr als wir Normalsterbliche. Wobei Bush aber auch ein Spinner ist, der sich die Sicherheit Amerikas als Priorität gesetzt hat, egal, ob diese ernsthaft bedroht wird oder nicht. Aber die Amis fühlen sich ja seit jeher durch alles und nichts bedroht, das wird sich nicht ändern.

CIAo
Reiko

Aber die Amis fühlen sich ja seit
jeher durch alles und nichts bedroht, das wird sich nicht
ändern.

Da fällt mir doch glatt die Friedensbewegung der Achtziger ein. Wo sind denn die Friedensbewegten inzwischen verblieben? Womöglich sehen sie ihren Kindern zu, die sich alljährlich auf einer Grossdemo namens „Love Parade“ die Gedärme aus dem Leibe zappeln, und leise seufzend, aber nicht ohne gewissen Neid angesicht der Menschenmassen, ein „Peace for everybody“ in den Äther hauchen.

Aber ob nun Frauen oder Frieden, ob nun Freude oder Eierkuchen, alles hat sich fortbewegt, will sagen: fortgepflanzt. Und was bewegt die Fortgepflanzten heute? Arabella, Meiser & Co. Kein Wunder, dass sie Deutschen aussterben und immer mehr in die Röhre statt auf die Rente zu schauen vermögen. (Was letztlich auf das gleiche herauskommt.)
   Aber - so schlimm ist das ja nun auch wieder nicht, und in zwei-, dreihundert Jahren wird zumindest jede Fremdenfeindlichkeit aus Deutschland gewichen sein. Denn wo keine Deutsche, da ist auch keine…

Angesichts dessen, was morgen sein wird, kann es uns egal sein, was heute geschieht, nicht wahr?

Marco

Hi Marco!

Das frage ich mich zumindest, wenn ich diesen Menschen höre.
Die USA sind ja sooo bedroht von den selbsternannten
„Schurkenstaaten“, vor denen man sich schützen muss. Ich frage
mich allerdings viel eher: Wer schützt uns vor Amerika und
Bush?

Soooo lächerlich ist das gar nicht mit der Bedrohung durch die sogenannten „Schurkenstaaten“ - allerdings nicht die Bedrohung durch einen atomaren Erstschlag. Viel interessanter sind die Möglichkeiten mit C-Waffen, noch besser allerdings die mit B-Waffen.
In Israel sprengen sich irgendwelche Spinner in die Luft und töten dabei 17 Menschen. In Oklahoma City detonieren mehrere Zentner Sprengstoff und töten 168 Männer, Frauen und Kinder. In Nairobi wird ein Haus in die Luft gejagt und es sterben über 200.
Wenn man es genau nimmt, eine ziemlich miese „Kosten-Nutzen-Rechnung“.
Stell dir vor, auf dem prall gefüllten Times Square in New York City steht so ein von Bin Laden heiß gemachter Typ und hat lauter kleine Flaschen und Kanister am Körper, gefüllt mit Milzbrandviren („Anthrax“), und dazwischen ein paar Stangen Dynamit. Kabumm! Da kannst du ganz Manhattan einpacken (vor der schottischen Küste gibt es eine Insel, die ist seit über 50 Jahren absolutes Sperrgebiet - weil das Militär dort Übungen mit Anthrax veranstaltet hat. Betreten = sicheres Todesurteil).

Oder Gaddafi schickt einen kleinen, freundlichen Frachter auf die Reise, vollgestopft mit Sprengstoff und Anthrax. Und läßt ihn im Hamburger Hafen hochgehen. Peng! Im Umkreis von Kilometern krepieren die Leute unter schrecklichsten Schmerzen.
Das *ist* möglich. Und sehr einfach. Und im „Kosten-Nutzen-Verhältnis“ ausgesprochen günstig. Vermutlich nur eine Frage der Zeit, wann jemand diese Idee in die Praxis umsetzt: Gaddafi, Bin Laden, Saddam Hussein oder ein durchgeknallter General der Roten Armee.

Und wenn es soweit ist, dann wäre ich sehr glücklich darüber, wenn es jemanden gibt, der solche Anschläge zu verhindern weiß. Und mir ist es dabei ziemlich egal,ob dieser jemand vorher von „selbsternannten Schurkenstaaten sooo bedroht gefühlt hat“ oder nicht. Denn wenn es soweit ist, schreien wir hier in Europa immer gleich „He, Amerika, hilf uns! Wir können es nämlich nicht.“

Grüße
Siegfried

Hallo Siegfried!

In Israel (…) töten dabei 17 Menschen.
In Oklahoma City (…) töten 168 Männer, Frauen und Kinder.
In Nairobi (…) und es sterben über 200.
Wenn man es genau nimmt, eine ziemlich miese
in New York City steht so ein von Bin Laden heiß gemachter Typ
Oder Gaddafi (…)
eine Frage der Zeit, wann jemand diese Idee in die Praxis
umsetzt: Gaddafi, Bin Laden, Saddam Hussein oder ein
durchgeknallter General der Roten Armee.

Seltsam, erneut spüre ich die Einseitigkeit in diesem Brett, mit der häufig Weltereignisse betrachtet werden. Jedesmal und immer wieder sind es irgendwelche ausgeflippten Terroristen und Diktatoren, zumindest wenn man der öffentlich gemachten Meinung glauben darf.

„Amerika ist gut, ist schlecht“, so scheint die simple Formel zu lauten.
   Anfang der Achtziger, als ich mehr mit der Pubertät als der Weltpolitik haderte, meinte eine Bekannte zu mir, sie hätte mehr Angst vor den Amerikanern als den Russen, und ich hielt sie nicht für normal, war ich doch auch von den üblichen Nachrichten geprägt.
   Doch woher wissen wir all das, was wir aus diesen Nachrichten zu wissen glauben? Wie Du weisst, stehe ich den Medien sowieso sehr kritisch gegenüber, aber selbst wenn man ein solches Verhalten nicht an den Tag legt, so sollte man gewisse Informationen, die durch Tagesschau und Tagesthemen geistern, auch mal hinterfragen und nicht nur konsumieren.
   „Das Fernsehen berichtete… - Punktum, Tatsache! Die Zeitung schrieb - Punktum, Tatsache!“ Wie schnell sich solche vermeintlichen Tatsachen festlegen und dann keine Widersprüche mehr zulassen, ist bekannt. Ich würde hin und wieder doch gerne einmal mehr Meinungen, andere Meinung hören. Zum Beispiel den Erklärungen von Bushs Pressesprecher die des/der angegriffenen Betroffenen entgegenstellen. Oder nach Verlängerung der Sanktionen gegen den Irak die tatsächliche Situation dort deutlich machen. (Wenn die Amerikaner Hussein damals wirklich hätten beseitigen wollen, wären ihnen das gelungen. In beispielsweise Grenada oder Panama waren sie auch nicht zimperlich.) Und warum sind „seltsamerweise“ ausgerechnet jene Staaten Schurkenstaaten, die nicht so amerikanisch-freundlich gesinnt sind? Für diese Länder werden die USA ebenso zu den Schurken zählen. Und mittlerweise wissen wir doch, dass die US-Militärs für ihre Kriegserprobungen ihre eigenen Leute vor die Hunde gehen lassen, Stichworte: Uran-Munition in den 90ern, Agent Orange in den 70ern, Atomtests in den 50ern.
   Geradezu erstaunlich ist doch, dass wir dazu neigen, eine amerikanische, oder meinetwegen westliche Motivation wesentlich besser zu verstehen, ja gar als Normalität hinzunehmen, während die Motiovation besagter Terroristen und Diktatoren ist, nur Unruhe sowie Unfrieden zu schaffen und möglicherweise die Weltherrschaft an sich zu reissen. Das gottesfürchtige und moralische Amerika hingegen schafft jederzeit Frieden, wenn bedauerlicherweise auch mit Bomben, Kugeln und Granaten.    ("…denn erst wenn ich zerschossen bin, kann der Krieg geraten", würde Gerhart Hauptmann ergänzen.)

Denn wenn es soweit ist, schreien wir
hier in Europa immer gleich „He, Amerika, hilf uns! Wir können
es nämlich nicht.“

Wer ist „wir“? Wir alle, oder doch nur wieder ein paar Politiker, die unbedingt Krieg spielen wollen/müssen? (Wozu sie genügend Idioten in der Bevölkerung finden, und leider auch auf Kosten derselbigen.)

Marco

Mir hat ein Satz von Dir gut gefallen, denn da steckt wohl

wirklich das Hauptproblem: „wir sollten die Medien hinterfragen und nicht nur konsumieren“. Kaum einer beschäftigt sich wirklich noch mit dem, was dahinter steht. Was TV und Zeitung sagt, ist
wie es ist. Und das ist der Verderb, so werden die Leute reihen-
weise manipuliert und glauben, zu wissen, was in der Welt passiert. Da werden uns je nach Bedarf immer schön stückchen-
weise irgendwelche Häppchen vorgeworfen (siehe Kohlaffäre), wobei man sich noch nicht mal die Mühe machen müsste, es denkt eh keiner weiter und zählt mal zusammen…denn wenn man sich
die Mühe macht (einige wenige tuns ja doch), kann einem ganz
schnell schlecht werden.
H.-D.

Hi Marco!

Du sagst:
Seltsam, erneut spüre ich die Einseitigkeit in diesem Brett, mit der häufig Weltereignisse betrachtet werden. Jedesmal und immer wieder sind es irgendwelche ausgeflippten Terroristen und Diktatoren, zumindest wenn man der öffentlich gemachten Meinung glauben darf.

„Amerika ist gut, ist schlecht“, so scheint die simple Formel zu lauten.

Ich sage:
Das ist schlicht Unsinn. Amerika halte ich - bis auf gewisse Nuancen - für nicht besser oder schlechter als andere Staaten auch (siehe die Vernichtung der Native Americans, die Probleme der Rassenfrage, unzureichende Sozialsicherungssysteme, fragwürdige Justiz wg. Todesstrafe, usw.). Nur um klarzustellen, daß ich die amerikanische Politik nicht bedenkenlos unterstütze: Ich habe Petitionen für die Aufhebung der Indianer-Reservate unterschrieben, habe in Schulzeiten gegen den Vietnam-Krieg demonstriert und war auf Anti-Reagan- und Anti-Pershing-2-Demos.

Jedoch: Amerika ist stärker und entschlossener als andere Staaten, wenn es um wichtige (politische/wirtschaftliche/etc.) Belange geht. Wenn Gefahr droht, versucht man auf diplomatischer Ebene Lösungen zu finden (Bsp. Camp David Abkommen), ist aber auch zum Handeln bereit. Und das ist der elementare Unterschied im Vergleich z.B. zu Deutschland.
Abgesehen davon: Deine Freiheit, hier zu leben und auf die Amerikaner zu schimpfen, verdankst du eben genau diesen Leuten.

Du sagst:
Doch woher wissen wir all das, was wir aus diesen Nachrichten zu wissen glauben? Wie Du weisst, stehe ich den Medien sowieso sehr kritisch gegenüber, aber selbst wenn man ein solches Verhalten nicht an den Tag legt, so sollte man gewisse Informationen, die durch Tagesschau und Tagesthemen geistern, auch mal hinterfragen und nicht nur konsumieren.

Ich sage:
Jede Information ist eine gefilterte Information. Weil sie nicht vollständig, umfassend und klar ist. Und weil sie auf Dingen beruht, die sich mir in meinem Weltverständnis einfach entziehen. Einfaches Beispiel: Steht die Gemeinschaft über dem Individuum oder hat das Individuum uneinschränkbare Rechte, die von der Gemeinschaft in jedem Fall berücksichtigt werden müssen? Wenn also in Asien die Rechte des Einzelnen beschnitten werden, weil die Gemeinschaft höherwertig ist als das Individuum, wenn in streng islamischen Ländern Frauen keine Rechte zugestanden werden, eben weil es der dortigen Gesellschaftsnorm entspricht - wie können wir uns erdreisten, für die Emanzipation der dortigen Frauen einzutreten? Unsere Haltung beruht doch nur auf Wissen und Einsicht nach unseren Wertmaßstäben. Eben unser Weltverständnis. Können/dürfen wir ändern, was wir nicht verstehen? Und was nutzt uns eine Information von der anderen Seite, wenn wir sie nicht verstehen?

Du sagst:
(Wenn die Amerikaner Hussein damals wirklich hätten beseitigen wollen, wären ihnen das gelungen.)

Ich sage:
Die führenden politischen Köpfe der Alliierten im Golfkrieg konnten und durften Saddam Hussein nicht beseitigen. Und jeder, der ein wenig über Politik und ihre Folgen nachdenkt, kommt logischerweise zum gleichen Schluß: Eine Beseitigung Husseins hätte zu einem Fiasko in der Region geführt. Ohne Hussein hätten sich die schiitischen Moslems im Mündungsgebiet von Euphrat und Tigris selbständig gemacht und versucht, sich dem fundamentalistischen Iran anzuschließen (eine Entwicklung, die weder den USA noch den anderen arabischen Staaten gefallen hätte - fast jeder arabische Staat hat mit den Fundamentalisten zu kämpfen). Ohne Hussein wären die kurdischen Rebellen im Norden zum eigenen Staat gekommen, was eine weitere Destabilisierung der Region bedeutet hätte, insbesondere für den Südosten der Türkei, den Westen Irans und dem Süden des Transkaukasus-Gebietes. Der Irak wäre zerfallen, die ganze Region zwischen Kaukasus und Rotem Meer ins Chaos gestürzt, und deshalb mußte Saddam Hussein bleiben.

Du sagst:
Und warum sind „seltsamerweise“ ausgerechnet jene Staaten Schurkenstaaten, die nicht so amerikanisch-freundlich gesinnt sind?

Ich sage:
Welche denn sonst? Sollen die USA freunlich gesonnene Staaten zu „Schurkenstaaten“ erklären? Deiner Aussage fehlt die Logik.

Du sagst:
Geradezu erstaunlich ist doch, dass wir dazu neigen, eine amerikanische, oder meinetwegen westliche Motivation wesentlich besser zu verstehen, ja gar als Normalität hinzunehmen, während die Motivation besagter Terroristen und Diktatoren ist, nur Unruhe sowie Unfrieden zu schaffen und möglicherweise die Weltherrschaft an sich zu reissen.

Ich sage:
Was ist daran erstaunlich? Warum soll ich jene Motivation der Welt, in der ich aufgewachsen bin, denn nicht besser verstehen als jene, die mir grundweg fremd ist? Ich verstehe Deutsch schließlich auch besser als Koreanisch. Wenn du die Motivation von Terroristen und Diktatoren kennst und verstehst, dann erklär sie mir doch bitte. Ich lerne gerne dazu. Warum wurde der PanAm-Jet über Lockerbie gesprengt? Warum bringen Serben moslemische Babys um? Warum schlachten albanische „Freiheitskämpfer“ ihre serbische Nachbarn ab? Warum sorgen christliche Tutsi-Nonnen dafür, daß Hunderte von Hutus bei lebendigem Leibe verbrannt werden? Warum wurde Rohwedder von einem RAF-Kommando erschossen? Warum hat McVeigh in Oklahoma City einen Kindergarten in die Luft gesprengt? Wenn ich die Motivationen der Täter kenne, soll ich dann das Leid und den Tod von Menschen akzeptieren?

Du sagst:

Denn wenn es soweit ist, schreien wir
hier in Europa immer gleich „He, Amerika, hilf uns! Wir können
es nämlich nicht.“

Wer ist „wir“? Wir alle, oder doch nur wieder ein paar Politiker, die unbedingt Krieg spielen
wollen/müssen?

Ich sage:
Wir alle hier. Irgendwo fällt ein Starker über einen Schwachen her. Und wir reden. Und reden. Und reden. Wir sind ja alle soooooo betroffen. Überall wird geredet, wie fies doch der Stärkere ist. Nur Handeln - das ist nicht unser Fall (kein Wunder! Wir schauen ja auch weg, wenn drei Neonazis über einen Ghanaer herfallen). Da sind wir dann heilfroh, daß es da den großen Starken von der anderen Seite des Meeres gibt. Der handelt nämlich irgendwann, wenn es ihm zuviel wird. Darüber sind wir dann (natürlich nur heimlich) heilfroh - weil wir uns nicht entscheiden mußten, selbst was zu tun. Außerdem haben wir nachher die Chance, über den großen Starken zu schimpfen: wie anmaßend der doch wieder war! Pfui aber auch.

Sind wir nicht wunderbar bigott?

Grüße
Siegfried

Hallo Siegfried

deine Planspiele sind ja sicherlich realistisch und könnten tatsächlich bald passieren, nur - wie soll ein „Schirm“ von antiballistischen Abfangraketen aus den USA uns davor bewahren, dass sich ein Irrer in Hamburg mit einer Ladung Viren in die Luft jagt?

Terrorismusbekämpfung ist sicherlich eine wichtige Sache, die man auch international koordinieren muss, aber das hat doch nichts damit zu tun, dass die NMD im Falle ihrer Umsetzung ganz klar dass globale strategische Gleichgewicht zugunsten der USA zu kippen droht.
Im Übrigen ist kein Diktator auf der Welt so verrückt, Raketen auf die USA abzufeuern, da bin ich mir sicher. Denn die Revanche wäre um einige Male heftiger als diese Leute nd vor allem ihr Land vetragen könnten.

Grüsse

Hallo !

Wie schon Lars sagte, hast Du die Wirksamkeit des Schutzschirms gegen die sogenannten Schurkenstaaten ja schon selber beantwortet. Warum soll ich komplizierte und unsichere Raketentechnik einsetzen um meine ABC Waffen nach Amerika zu bringen, wenn das doch getarnt als Generator oder Pumpe oder sonstwas per Schiff oder Flugzeug viel besser geht ?
Gegen einen Angriff mit vielen Raketen (z.B. ehem. SU) nuetzt der Schirm wiederum auch nichts, da immer noch genug durchkommen werden um eine wahnsinnige Zerstoerung anzurichten.
Ich habe mal ein Buch ueber das gescheiterte SDI gelesen in welchem erlaeutert war, wie die SU einen funktionierenden (haette er wegen technischer Probleme sowie nicht) SDI Schirm fuer einen winzigen Bruchteil der Kosten unschaedlich gemacht haetten. Man haette lediglich die Startgebiete der Raketen grossflaechig eingenebelt, die Raktenhuelle veraendert. Dann haette man von den bis zu 10 Sprengkoepfen pro Rakete jeweils einen ausgebaut und an diese Stelle bis zu 100 metallisierte Gasballons eingesetzt (haben im Vakuum die selben Flugeigenschaften wie Sprengkoepfe). SDI waere bei einem Angriff so ueberlastet gewesen, dass genug scharfe Sprengkoepfe durchgekommen waeren.
Wozu ist ein Raketenschirm als nuetze ?
Wahrscheinlich handelt es sich wieder wie damals um eine gigantische verdeckte Foerderung der Amerikaner fuer ihre HiTec Industrie. Gleichzeitig sagt man natuerlich den Europaern, dass sie bloss keine Industriefoerderung betreiben sollen und den Kraeften des freien Marktes ihren Lauf lassen sollen.
Ihr muesst mal recherchieren wie viel verdeckte Wirtschaftsfoerderung auf allen Gebieten (sogar der Medizin) in Amiland ueber das DoD laufen.

Tschuess !

Andreas

Hi Lars!

Meine Antwort galt eigentlich der von Marco den USA unterstellten generellen Paranoia.

Dieser „Raketenschutzschirm“ ist technologischer Schnee von
gestern. Vermutlich, weil George Udo-Ulrich Bush die Ideen seines Vaters und dessen Vorgänger R.R. umsetzen möchte oder muß.

Grüße
Siegfried

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Guten Morgen, Heidi-Dilarah!

Und das ist der Verderb, so werden die Leute
reihen-
weise manipuliert und glauben, zu wissen, was in der Welt
passiert. Da werden uns je nach Bedarf immer schön stückchen-
weise irgendwelche Häppchen vorgeworfen (siehe Kohlaffäre),
wobei man sich noch nicht mal die Mühe machen müsste, es denkt
eh keiner weiter und zählt mal zusammen…denn wenn man sich
die Mühe macht (einige wenige tuns ja doch), kann einem ganz
schnell schlecht werden.

Das Schlimme - oder wie immer man es nennen will - ist ja auch, dass solche Nachrichten sich festsetzen und zur unverrückbaren Tatsachen und Wahrheit werden, selbst wenn es Belege gibt, die doch zumindest Zweifel wecken sollten.
   Als ein Beispiel möchte ich gerne die jüngeren Attentate der RAF aufnehmen. Wie ich in diesem Brett schon mehrmals schrieb, gibt es das Buch „Das RAF-Phantom“ (siehe Homepage http://www.raf-phantom.de/). Die Grundaussage wurde mittlerweile in dem meiner Meinung nach eher mässigen Spielfilm „Das Phantom“, der zudem einen Fernsehpreis erhielt, verarbeitet. Auch die einem Beitrag der Sendung „Monitor“ wurde dieses Buch erwähnt. Man mag nun zu RAF und den Attentan eingestellt sein, wie man will, aber es wäre zu einfach, die von den Autoren angemeldetn Zweifel an der Tatbeteiligung der RAF als Verschwörungstheorie abzutun, zumal ich bis heute vom BKA keine Gegendarstellungen dazu vernommen habe. Dort sagt man einfach nur: Die RAF war es! Punkt.

Auch die Kohl-Affäre ist ganz und gar nicht koscher. In dem Buch „Allein gegen Kohl, Kiep & Co“ wird aus Sicht der Augsburger Staatsanwaltschaft berichtet, und man legte ihnen desto mehr Steine in den Weg, je höher sie in der politischen Hierarchie sie mit ihren Ermittlungen kamen.
   Davon wurde zwar mal im Fernsehen in längeren Beiträgen berichtet, aber es scheint doch so, als würde die Herde nur mal kurz aufschauen, um mit dem Tagesgeschäft fortzufahren. Ich frage mich hingegen: Was muss eigentlich noch alles passieren, bis die Menschen wirklich aufwachen?
   Wahrscheinlich müsste man dazu, den heutigen Zeiten entsprechend, erst eine gewaltige Werbe- und Medienkampagne auflegen, damit jede® erkennt: Aha, alle berichten davon, also ist es wichtig! (Ist natürlich übertrieben, ich weiss.)

Marco

Hallo Siegfried,

ich sehe es nicht als „schlicht Unsinn“ an, wenn ich die einseitige Betrachtung zu Amerika auf eine simple Formel bringe. Natürlich ist das stark vereinfacht, aber es entspricht dem, wie sich Amerika in der Welt darstellt. Die Doppelmoral können wir bedauerlicherweise überall beobachten, doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird auch sie in neue Höhen gehoben.
   „Amerika ist stärker und entschlossener als andere Staaten, wenn es um wichtige (…) Belange geht“, sagst Du, wohingegen ich meine, dass man solle Fähigkeiten nur dann besonders ausweist, wenn amerikanische oder vermeintlich amerikanische Interessen berührt werden. Dazu dienen gerne hehre Ziele als Argument für Vorgehensweisen. Ein Hussein, den man jahrelang hofierte und mit Waffen belieferte, wird plötzlich zu einem zweiten Adolf Hitler gestempelt. Da ist auf der einen Seite wieder die gute USA, auf der anderen der böse Hussein.
   Dass man dies alles als selbstverständlich akzeptieren, weil Politik nun einmal so funktioniert - ich weiss, Du hast das jetzt nicht gesagt -, vermag ich nicht hinzunehmen. Deshalb verdanke ich auch keineswegs Amerika meine Freiheit, hier zu leben! Die Frage ist doch, ob wir wirklich diese Freiheit besitzen oder doch nur den goldenen Käfig, den wir aufgrund nicht ersehbarer Alternativen als grosse Freiheit betrachten.
   
Ich finde es schön, wenn Du Petitionen unterschreibst oder demonstrierst, doch abgesehen davon, dass man etwas für das eigene und das Gewissen dieser Welt tut, interessiert es die Machtinhaber herzlich wenig, für oder gegen was die Menschen sind, solange sie den eigenen politischen Interessen nicht dienlich sind. Da schrieb zum Beispiel Uschi in einem anderen Thread etwas über Stoiber, der bezüglich des Dosenpfands meinte, sich nicht dem Druck der Strasse beugen zu wollen; oder da gab und gibt es hierzulande eine klare Mehrheit gegen den Euro, doch das interessierte einen Kohl überhaupt nicht. Das sind keine demokratischen Spielregeln, das erinnert vielmehr an ein totalitäres System. Aber ich schweife ab…

„Jede Information ist eine gefilterte Information.“ Darüber sind wir einig. Dass diese gefilterten Informationen dann auch unser Weltverständnis prägen, wirst Du sicherlich nicht völlig in Abrede stellen wollen. Doch von wem erhalten wir diese Informationen, wer stellt sie wie dar und welche Richtungen werden verfolgt?
   In dem Kapitel „II. Konsens ohne Zustimmung: Wie man das Bewusstsein der Öffentlichkeit reglementiert“, schrieb Noam Chomsky in seinem Buch „Profit over people“, Europa-Verlag, folgendes:

[…] Vor 250 Jahren hat sich David Hume in einem klassischen Essay mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Hume war erstaunt darüber, mit welcher Leichtigkeit sich die vielen von den wenigen regieren lassen und sich unterwerfen, indem sie ihr Schicksal in die Hände ihrer Herrscher legen, obwohl doch die Macht immer auf Seiten der Regierten liege. Würden die Beherrschten das erkennen, würden sie sich erheben und ihre Herren stürzen. Er schloss daraus, dass Regierungsherrschaft auf „Meinung“ (opinion) beruht; ein Grundsatz, der für die despotischsten und militärischsten Regierungen ebenso gelte wie für die freiesten und republikanischsten.
   Sicherlich unterschätzte Hume die Wirksamkeit brutaler Gewalt. Zutreffender dürfte sein, dass eine Regierung um so stärker auf Meinungskontrolle zur Sicherung ihrer Herrschaft bedacht sein muss, je „freier und republikanischer“ sie ist.
   Dass die Bevölkerung sich unterwerfen muss, wird nahezu unhinterfragt angenommen. In einer Demokratie haben die Regierten das Recht zuzustimmen, mehr aber auch nicht. In der Terminologie des modernen fortschrittlichen Denkens sind sie „Zuschauer“, aber - abgesehen von der gelegentlichen Möglichkeit, zwischen Repräsentanten authentischer Macht zu wählen - keine „Beteiligten“. Das gilt nur für die Politik, während die Bevölkerung im Bereich der Wirtschaft, deren gesellschaftliches Wirken weitgehend festgelegt ist, gemäss der dominierenden Demokratietheorie überhaupt nichts zu suchen hat.

Der Irak wäre zerfallen, die ganze Region
zwischen Kaukasus und Rotem Meer ins Chaos gestürzt,
unddeshalb mußte Saddam Hussein bleiben.

Nehmen wir einmal an, es hätte tatsächlich so passieren können, wie Du es beschrieben hast, so zeigt es doch einmal mehr die moralische Auffassung Amerikas. Einerseits Hussein vor der Weltöffentlichkeit empört an den Pranger stellen, andererseits dafür zu sorgen, dass er an der Macht bleibt. Die Bevölkerung des Iraks, die aber seit zehn Jahren unter den UN-, oder vielmehr US-Sanktionen zu leiden hat, scheint keine Rolle zu spielen. Madeleine Albright vertrat ja in der Sendung „60 Minutes“ die Ansicht, „dass es das wert war“, als sie auf den Tod der vielen Menschen (insbesondere Kinder) angesprochen wurde, denen es aufgrund der Sanktionen an Medikamenten und Nahrung mangelte.
   (Vielleicht hast Du die Dokumentation „Die wahre Geschichte des Golfkrieges“ gesehen, die vor einiger Zeit auf Arte lief? Dort wurde über Hussein, arabische Staaten und amerikanische Interessen eine weitere These in Aussicht gestellt, die mir zumindest nicht abwegig erscheint.)    Ich frage mich, inwieweit die USA „stärker und entschlossener“ sein darf, dass sie in die Souveränität anderer Staaten eingreift! Mag ein Weltpolizist auch für „Ruhe und Ordnung“ sorgen, so ist es doch nur die von ihm gewünschte „Ruhe und Ordnung“, um weiter seine Machtposition ausbauen zu können. Wer sich dieser nicht beugen will und widersetz, wird eben zum „Schurken“ erklärt. Wenn Du nach der Logik fragst, welche Staaten „denn sonst“ zu solchen erklärt werden sollen, so möchte ich gegenfragen: Wie kommt die USA überhaupt dazu, Länder zu „Schurkenstaaten“ zu erheben, wenn sie das Verhalten jener Staaten anmahnt, das sie selbst in ihrem „Hinterhof“ (Lateinamerika) an den Tag legte? Damit hätten wir wieder die einseitige Sicht der Dinge erreicht, wenn mit zwei Ellen gemessen wird.

Ich sage:
Was ist daran erstaunlich? Warum soll ich jene Motivation
der :Welt, in der ich aufgewachsen bin, denn nicht besser
verstehen als jene, die mir grundweg fremd ist? Ich
verstehe Deutsch schließlich auch besser als Koreanisch.
Wenn du die Motivation von Terroristen und Diktatoren
kennst und verstehst, dann erklär sie mir doch bitte.
Ich lerne gerne dazu. Warum wurde der PanAm-Jet über
Lockerbie gesprengt? Warum bringen Serben moslemische
Babys um? Warum schlachten albanische „Freiheitskämpfer“
ihre serbische Nachbarn ab? Warum sorgen
christliche Tutsi-Nonnen dafür, daß Hunderte von Hutus bei
lebendigem Leibe verbrannt werden? Warum wurde Rohwedder von
einem RAF-Kommando erschossen? Warum hat McVeigh in Oklahoma
City einen Kindergarten in die Luft gesprengt? Wenn ich die
Motivationen der Täter kenne, soll ich dann das Leid und den
Tod von Menschen akzeptieren?

Da fängt schon das Verständigungsproblem an, Siegfried, denn wer sind nun Terroristen und wer mordet ganz legal!? Und welche Motivation vermagst Du denn nun zu verstehen: Du nennst verschiedene Ereignisse, deren Motivation Dir anscheinend alle unverständlich sind - was ich Dir auch nicht absprechen möchte -, aber es wird nicht ersichtlich, was Du nun besser begreifst, wenn Du „Deutsch schliesslich auch besser als Koreanisch“ verstehst. Vielleicht, dass die Vereinigten Staaten resp. die CIA etwa 1957 in Syrien, 1961 in Kuba, 1964 in Laos, Vietnam und Kongo, 1969 in Griechenland und Afganistan, 1973 in Chile, 1975 in Angola, 1976 in Jamaica, 1979 in Nicaragua und Grenada einmischten und gar Regierungen stürzte, wobei Menschenleben ebenso eine Rolle spielten. Dass man sich dabei auch mit Faschisten einliess, spielt „nur“ eine untergeordnete Rolle.(*) Aber was interessiert es schon die Weltöffentlichkeit, wenn die USA die kriminellen Machenschaften begeht, für die sie andere am liebsten vor Gericht stellt oder zu „Schurken“ erklärt!

Sind wir nicht wunderbar bigott?

Selbstverständlich sind „wir“ das! Davon spreche und sprach ich die ganze Zeit…

Marco

PS: Etwas ganz anderes, Siegfried. Als ich heute in Deiner Adresse „compuserve“ las, fiel mir ein, woher ich Deinen Name kenne. Wir haben doch beide u. a. im DTJOUR geschrieben. Soweit ich erfahren habe, sind schliesslich die letzten Foren im Mai plattgemacht worden, oder?

PPS:
(*)
CIA in Mittelamerika
Günter Neuberger, Michael Opperskalski
1983, Lamuv-Verlag

CIA: Club der Mörder - Der US-Geheimdienst in der Dritten Welt
Kunhanandan Nair, Michael Opperskalski
1988, Lamuv-Verlag

Gladio - Die geheime Terrororganisation der NATO
Hg. Jens Mecklenburg
1997, Elefanten Press

Hi Marco!

ich sehe es nicht als „schlicht Unsinn“ an, wenn ich die
einseitige Betrachtung zu Amerika auf eine simple Formel
bringe. Natürlich ist das stark vereinfacht, aber es
entspricht dem, wie sich Amerika in der Welt darstellt.

Sorry, aber ich halte Pauschalurteile *immer* für Unsinn.

Dass man dies alles als selbstverständlich akzeptieren,
weil Politik nun einmal so funktioniert - ich weiss, Du hast
das jetzt nicht gesagt -, vermag ich nicht hinzunehmen.

Politik ist die Kunst des Machbaren. Und hat nichts mit Moral zu tun.

Deshalb verdanke ich auch keineswegs Amerika meine Freiheit,
hier zu leben!

Wem dann? Der Deutschen Wehrmacht vielleicht, weil sie freiwillig den letzten Krieg verloren hat?

   

Ich finde es schön, wenn Du Petitionen unterschreibst oder
demonstrierst, doch abgesehen davon, dass man etwas für das
eigene und das Gewissen dieser Welt tut, interessiert es die
Machtinhaber herzlich wenig, für oder gegen was die Menschen
sind, solange sie den eigenen politischen Interessen nicht
dienlich sind.

Gut. Also lasse ich zukünftig jede weitere politische Aktivität. Und diskutiere auch nicht mehr drüber. Weil das in Selbstmitleid übergeht.

   In dem Kapitel „II. Konsens ohne Zustimmung: Wie man das
Bewusstsein der Öffentlichkeit reglementiert“, schrieb Noam
Chomsky in seinem Buch „Profit over people“, Europa-Verlag,
folgendes:

[…]

   (Vielleicht hast Du die Dokumentation „Die wahre Geschichte
des Golfkrieges“ gesehen, die vor einiger Zeit auf Arte lief?

Interessanter Aspekt. *Diesen* Informationen glaubst du also - obwohl sie von den Medien kommen. Vermutlich weil sie deinen eigenen Standpunkt untermauern?

Da fängt schon das Verständigungsproblem an, Siegfried, denn
wer sind nun Terroristen und wer mordet ganz legal!?

Ehrlich gesagt ist es mir völlig egal, ob einer als Terrorist mordet oder als „Legaler“. Ein Mensch wird getötet. Das ist sehr, sehr schlimm. Weil jeder Mensch etwas absolut einmaliges auf der Welt ist. Perfide wird es aber, wenn die Toten gegenseitig verrechnet werden (wir Deutsche sind darin ja besonders gut: „okay, wir haben 6 Mio Juden in den KZs vergast, dafür wurden aber auch 3 Mio Deutsche auf der Flucht von Russen, Polen und Tschechen umgebracht.“) Von daher kann ich deiner Argumentation „hier Terroristen und Diktatoren, dort demokratische, aber böse Amerikaner in Lateinamerika“ nicht folgen. Die Toten addieren sich, sie können nicht gegeneinander verrechnet werden! (ich habe nie behauptet, daß die Amerikaner grundweg gut sind, ich finde nur diese Pauschalbeschimpfungen abwegig).

Grüße
Siegfried

Hi Marco!

Ich moechte mal gerne zu Deiner Meinung einsprechen.

Anfang der Achtziger, als ich mehr mit der Pubertät als der
Weltpolitik haderte, meinte eine Bekannte zu mir, sie hätte
mehr Angst vor den Amerikanern als den Russen, und ich hielt
sie nicht für normal, war ich doch auch von den üblichen
Nachrichten geprägt.

Wir hatten kuerzlich eine Diskussion im Forum „Militaerpolitik“.
Dort habe ich einige fachliterarische Bewertungen zum Nachschlagen angemerkt (u. a. Publikationen eines Institutes fuer Konfliktforschung). Kurz, die Angst Deiner Bekannten vor den Amerikanern war unbegruendet. Deine Unverstaendnis war mehr als begruendet.

Doch woher wissen wir all das, was wir aus diesen
Nachrichten zu wissen glauben? Wie Du weisst, stehe ich den
Medien sowieso sehr kritisch gegenüber, aber selbst wenn man
ein solches Verhalten nicht an den Tag legt, so sollte man
gewisse Informationen, die durch Tagesschau und Tagesthemen
geistern, auch mal hinterfragen und nicht nur konsumieren.
„Das Fernsehen berichtete… - Punktum, Tatsache! Die
Zeitung schrieb - Punktum, Tatsache!“ Wie schnell sich solche
vermeintlichen Tatsachen festlegen und dann keine Widersprüche
mehr zulassen, ist bekannt. Ich würde hin und wieder doch
gerne einmal mehr Meinungen, andere Meinung hören.

Da hast Du sicherlich recht. Es kommt jedoch auch darauf an, aus welchen journalistischen Quellen man sein Wissen bezieht. „Bild“ - brauchen wir nicht zu besprechen. Denke ich aber z. B. an die „Times“ oder die „FAZ“, dann weiss man, dass die dort verfassten Beitraege nicht von irgendwelchen Boulevard-Journalisten erarbeitet werden, sondern dort teilweise unabhaengige promovierte Politologen, Betriebswirte etc, etc, etc journalistisch schreiben. Jene Blaetter werden u. a. in Managementetagen und Botschaften gelesen. Das wuerden sie nicht, wenn sie unserioes waeren. Das gleiche gilt meiner Meinung nach auch fuer so einige Nachrichtensendungen, wie z. B. „Reportage“ (ich glaube seit zwanzig Jahren im ZDF - ich sitze in England und weiss von daher nicht genau um das deutsche Programm).

Zum Beispiel den Erklärungen von Bushs Pressesprecher die des/der
angegriffenen Betroffenen entgegenstellen. Oder nach
Verlängerung der Sanktionen gegen den Irak die tatsächliche
Situation dort deutlich machen. (Wenn die Amerikaner Hussein
damals wirklich hätten beseitigen wollen, wären ihnen das
gelungen. In beispielsweise Grenada oder Panama waren sie auch
nicht zimperlich.)

Du moechtest Meinungsdarstellungen von Vertretern zweier sich in Feindseligkeiten befindenden Nationen hoeren? Da kann ich Dir versprechen, dass diese dann vor unwahrer Propaganda nur so strotzen. Und dann - die Situation im Irak darstellen. Wenn´s schlecht aussehen wuerde, dann heisst es: „Schau´ mal, die Amis zerstoeren das arme kleine Volk.“. Wuerde es dort gut aussehen, dann heisst es: „Die Presse luegt…das ist alles geschoent!!“.
Es geht hier doch oft nur darum, die Amerikaner als Erpresser, Kriegstreiber und Ausbeuter darzustellen. Entweder sind die Amis die Boesen, oder die Presse luegt, wenn die Amis offensichtlich was Gutes geschaffen haben. Dann wollen scheinbar immer alle Antiamerikaner mal einen Blick hinter die „Kulissen“ werfen. Selbst wenn jeder Journalist und Politiker nur die gutes Taten der Amis bezeugen wuerden, selbst dann waere es nur perfekte Propaganda.

Und warum sind „seltsamerweise“

ausgerechnet jene Staaten Schurkenstaaten, die nicht so
amerikanisch-freundlich gesinnt sind?

Das siehst Du nicht richtig. China, Russland, Kuba und viele andere Staaten sind den USA auch nicht freundlich gesinnt. Aber sie haben meist Regierungen, die sich durch diplomatisches Geschaeft beweisen. Dann gibt es aber die so genannten „Schurkenstaaten“, die sich dadurch hervortun, als das sie international dafuer bekannt sind, dass internationale Vertraege nicht eingehalten werden, dass Terrororganisationen von ihnen unterstuetzt werden, dass diese Schurkenstaaten unvorhergesehener Massen ihre Nachbarn angreifen und/oder gleichzeitig heimlich irgendwelche Waffen produzieren, obwohl sie sich zuvor in einen Nichtherstellungs-/Nichtverbreitungsvertrag eingebracht haben. Und wenn Du es mal genau betrachtest, so zielen die USA mit ihrer Bezeichnung naemlich auf gang genau diese bewussten Staaten. Und ehrlich gesagt…ich bin dankbar dafuer, dass es wenigstens einen gibt, der sich in Stricktess um diese Staaten „bemueht“.

Für diese Länder werden die USA ebenso zu den Schurken zählen.

Falsch. Nur fuer die Diktatoren in den Laendern. Und fuer die
Bevoelkerung nur, weil sie - wie andere auch - von den Bildern der Diktatoren verblendet werden und weil sie immer wieder durch die wand hoeren, dass Menschen, die den Diktator hinterfragt haben, ploetzlich vom Boden verschwunden sind. Ich verstehe es nicht. Ohne die USA wuerde Dir und wuerde mir das Gleiche passieren. Ohne die USA haette Hitler Europa erobert. Dann wuerden vielleicht jetzt auch wir gegen die Amerikaner hetzen.
Ohne die Amerikaner waere Europa jetzt ein NAZI-KONTINENT. Lies mal ein paar Fachbuecher. Dann koenntest Du hier jetzt nicht so frei sprechen und behaupten, irgendwelche unserer Politiker sind kriegsgeil. Aber wenn man in der Demokratie aufgewachsen ist, dann musste man ja nicht fuer sie kaempfen. Von daher weiss man nicht, wie wertvoll sie ist. Deshalb kann ich es auch nicht haben, wenn einige Idioten in den neuen Bundeslaendern behaupten, in der DDR war alles besser - nur weil sie arbeit hatten. Da kann ich nur sagen - Nagel im Kopf? Die sind doch nicht dicht. Nur weil ich keine Arbeit habe, entscheide ich mich doch nicht gegen die Freiheit. Asozial - echt. Es herrscht teilweise zu wenig Wuerdigung der Demokratie. Aber das nur am Rande. Und genau das, was die Amerikaner damals fuer Europa geleistet haben, leisten sie woanders. Aber unsere Lieblinge sind sie wohl nur, wenn sie was fuer uns tun. Aber schau mal nach, ob die Laender, die von den Amis angegriffen werden, nicht zufaellig diktatorische Regierungen haben. Meistens schon. Regierungen, die ihr Volk beluegen…„alles ist nur wegen den Amis so schlecht. Euer Fuehrer tut das Beste fuer Euch!!!“ Und wenn dann aus solchen Laendern dann Berichte ueber TAUSENDE von zivilen Opfern kommen, dann rede bitte mal von teilweise zensierter Berichterstattung. (Beispiel: Angriffe auf Iraq 1999.
Laut Iraq mehr als 12,000 zivile Todesopfer. Nach bestaetigten Angaben gab es ca. 30 Tote und 500 Verletzte.). Wieviele Menschen sterben taeglich im Iraq durch Mord, ohne dass man den Amerikanern einen solchen auf militaerischer Ebene vorwerfen kann??? Die Amerikaner haben noch nie ein Land angegriffen, dass sich seiner Bevoelkerung gegenueber demokratisch verhaelt. Komisch, oder?

Und mittlerweise wissen

wir doch, dass die US-Militärs für ihre Kriegserprobungen ihre
eigenen Leute vor die Hunde gehen lassen, Stichworte:
Uran-Munition in den 90ern, Agent Orange in den 70ern,
Atomtests in den 50ern.

Das ist richtig und unbestreitbar. Aber auch trifft dies auf
alle Nationen zu. Ich denke z. B. in ganz besonderem Masse an
die USSR, die, nur weil Stalin Geburtstag hatte, einen thermonuklearen Sprengsatz ím oberen Yield in einem dichtbesiedelten Gebiet in Kasachstan zuendete. Die Bewohner dort sind noch heute gezeichnet, da sie staendig fuer die Wuerdigungen Stalins herhalten mussten.

Geradezu erstaunlich ist doch, dass wir dazu neigen, eine
amerikanische, oder meinetwegen westliche Motivation
wesentlich besser zu verstehen, ja gar als Normalität
hinzunehmen, während die Motiovation besagter Terroristen und
Diktatoren ist, nur Unruhe sowie Unfrieden zu schaffen und
möglicherweise die Weltherrschaft an sich zu reissen.

Hast Du denn eigentlich mal beobachtet - okay, Du mistraust allen und jedem - was in jenen Staaten, die angegriffen werden,
so los ist? Nenne doch mal ein konkretes Beispiel, in dem die Amis einfach aus der puren Laune auf jemanden losgegangen sind, ohne dass dafuer ein Grund vorlag. Das Kosovo? Der Sudan? Afghanistan? Ausserdem, was interessiert mich die Motivation von Terroristen? Ihr politisches Handeln bedeutet den unvorhersehbaren Tod von Unschuldigen. Ein Bombenangriff der USA hat eigentlich immer ein politisches Vorspiel, indem ein Diktator mehrfach dazu aufgefordert wurde, seine Verfahrensweisen zu mildern. Ist bis jetzt immer so gewesen. Die Amerikaner laufen nicht los und sprengen irgendwelche Hochhaeuser in die Luft oder verbreiten Giftgas in U-Bahnen. Auch ist Dir bestimmt schonmal aufgefallen, dass die Angriffe - selbst gegen Serbien - immer nachts laufen. Das hat nichts damit zu tun, dass das unheimlicher wirkt, sondern, weil dann kaum ziviles Leben unterwegs ist. Selbst Militaeranlagen werden nachts angegriffen. Es hat absolut nichts damit zu tun, dass Angriffe nachts effektiver sind. Ganz im Gegenteil - Luftabwehreinheiten sind besonders nachts sehr wach, wenn mit einem Angriff zu rechnen ist. Wenn Du die Zivilbevoelkerung treffen willst, dann greifst Du tagsueber an - so, wie Israel es teilweise macht. So, wie es die Sowjetunion in Afghanistan getan hat. So, wie es die Amerikaner in offiziellen Kriegen ihren Gegnern gleichtaten (obwohl…die Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki unentschuldbar falsch und menschenrechtswidrig waren).

Das

gottesfürchtige und moralische Amerika hingegen schafft
jederzeit Frieden, wenn bedauerlicherweise auch mit Bomben,
Kugeln und Granaten.

Zum Glueck trugen sie dieses Verhalten auch nach Europa und waren
damit Garant dafuer, dass Du hier heute so frei Deine Meinung sagen kannst. Das bezieht sich auf den WWII, wie auch auf die Zeit des Kalten Krieges. Lese bitte mal eines der Buecher, die ich - wie beschrieben - in dem anderen Board als Nachschlagemoeglichkeit benannt habe. Die USSR hat nachweislich keine Waffe gebaut, um sie dann absichtlich nicht zu benutzen!!
Haette Europa den Schutz der Amerikaner nicht gehabt, dann gaebe es hier heute einen diktatorischen Kommunismus - oder ein Totenreich.

("…denn erst wenn ich zerschossen bin, kann der Krieg geraten", würde Gerhart Hauptmann ergänzen.)

Ja, bitte nichts aus dem Zusammenhang reissen. Das galt fuer seine Zeit. Heute ist es etwas anders. Wenn es darum geht,
dann kann man ihm - in diesem Sinne - auch erwidern: „Herr Hauptmann, heute kann der Krieg erst dann geraten, wenn ich einen unsichtbaren Giftpartikel oder ein unsichtbares Virus einatme…“

Darf ich Admiral Nelson hingegenhalten? „…ist der Krieg die Gestalt, die, meines eigenen Ichs gleich, nicht willig ist, in die Hoelle des Vergessens zu geraten und immer dann, wenn er Gefahr, vom Menschengewissen abgeschoben, sein eigen Licht wieder selbst entfacht. Denn, der Narr, der hat vergessen, wer er ist - und sei es ein englischer Edelmann - ist der, der ohne Gedanken an sein Wohl die Strasse betritt, selbst, riefe des Teufels verbrecherisches Moloch seine Namen laut - aus des Herolds eigener Kehle…“

Damit is gemeint, dass der Krieg zum Wesen des Menschen gehoert.
Der Mensch hat das Toeten in seiner Natur. Das ist so und das kann niemand jemals aendern. Und wuerdest Du den Krieg nochsoweit
von unserem Wesen wegschieben wollen, „…so zeigt die Uhr, wann die ersten Kriegsplaene wieder ausgegraben, wann wieder die ersten Messer geschliffen, sie zeigt an, wann erste Kanone gebaut und wann die erste Atombombe hunderttausend Menschen in der ersten Sekunde toetet. Irgendwann springt die Uhr von 12:00:01 auf 00:00:00. Dann geht die Uhr nicht falsch, sondern sie zeigt das Schicksal der Erde an.“ [Oppenheimer].

Denn wenn es soweit ist, schreien wir
hier in Europa immer gleich „He, Amerika, hilf uns! Wir können
es nämlich nicht.“

Ja, dann frag auch mal warum? Hat denn irgendeine europaeische Nation in den letzten Jahrzehnten mal den Mut gehabt, mal richtig mit der Faust auf den Tisch zu schlagen (ausser GB in der Falklandkrise)? Nein. Und weisst Du warum? Weil uns naemlich der Zweite Weltkrieg noch immer kilometerweise in den Knochen steckt. Weil ganz Europa aus dem letzen Krieg als Verlierer hervorgegangen ist. In Europa tobten ueber Jahrhunderte die alleruebelsten Kriege. Aber Deine Frage ist, warum wir es nicht koennen. Europa befindet sich in einem almaehlichen Einigungsprozess. Ich habe das ganz schonmal erklaert. Hat Seiten gedauert. Aber wer macht denn in Europa derzeit die Entscheidungen fuer Europa? Niemand. Jeder fuer sich selbst - grob gesagt. Der eine will den EURO, der andere nicht. Der eine will Schengen, der andere nur halb. Koennen dritte Nationen eigentlich mit der EU verhandeln? Nein. Sie verhandeln mit Rom, Athen, Berlin, Paris und mit Hinz und Kunz. Und jeder Mitgliedsstaat will was anderes, weiss was anderes, weiss was besser und pipapo. Geht es um militaerische Aktionen, dann kommt Washington, fragt Bruessel und Bruessel sagt dann: "Muessen wir erstmal bei den Mitgliedsregierungen rumfragen. Und dann kommt´s: Berlin will mitmachen, London auch. Rom aber nur, wenn Athen mitmacht. Athen will aber nicht, weil sie es sich nicht mit Ankara verscherzen wollen. Naja, Rom hat´s sich nochmal ueberlegt und macht jetzt aber doch mit. Jetzt kommt noch Stockholm und meint, man sollte die Sache nochmal gemeinsam besprechen und die USA sollen doch bitte in einem Jahr nochmal anfragen. Das beste Beispiel war doch wohl der Rausschmiss des deutschen Botschafters aus Teheran. Aus Solidaritaet ziehen alle EU-Mitgliedsstaaen ihre Botschafter ab - nut Athen nicht, weil sie es sich mit Teheran nicht verscherzen wollen, da sie sich vermutlich in Teheran einen Verbuendeten fuer einen potentiellen Konflikt mit der Tuerkei kaufen wollen. Also…vonwegen, warum koennen rufen wir immer nach den Amis? Weil wir uneinig sind.
Any questions? Also…

Wer ist „wir“? Wir alle, oder doch nur wieder ein paar
Politiker, die unbedingt Krieg spielen wollen/müssen? (Wozu
sie genügend Idioten in der Bevölkerung finden, und leider
auch auf Kosten derselbigen.)

Wo wollte denn zuletzt in Europa mal ein Politiker richtig Krieg?
Mir fiele da nur einer ein. Und das waere Milosevic, der seine Schandtaten und auch seine Kriegstreiberei kuerzlich oeffentlich eingestanden hat. Uebrigens auch, dass jene Paramilitaers, die massgeblich fuer erhebliche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich waren, von ihm hoechstpersoenlich finanziert wurden. Das gabs nicht nur in der internationalen Presse, sondern auch auf der Website der UN und der EU. Und genau das, was er da unlaengst zugegeben hat, wurde auch schon waehrend der NATO-Angriffe von NATO und Presse veroeffentlicht. Nur damals hiess es natuerlich auch: Satellitenbilder sind gefaked, NATO erzaehlt Mist, weil sie ´nen Grund suchen, um ihre Waffen auszuprobieren und um mal die Altbestaende in den Depots wegzufeuern. Massengraeber…gibt´s da nicht, Voelkervertreibungen…gibt´s da nicht…alles NATO-Propaganda.
Und mich freut es, dass jetzt all diese Typen bloede dastehen, weil der Geheimniskraemer es jetzt selbst zugegeben hat und es auch noch tausendfach bezeugt wird.

Es ist ja gut, wenn man sich ein eigenes Bild machen will. Man kann nicht immer selbst dabei sein. Von daher bleibt nichts anderes uebrig, als mal ´ne Mark mehr fuer seine Tageslektuere
auszugeben und dann eben Erstklassiges (mehr Text als Bilder)
anzunehmen. Und wenn man sein Wissen dazu nutzen moechte, um seine Meinung abzugeben, dann ist noch sinnvoller, wenn man nicht nur eine qualitativ hochwertige Quelle aufsaugt, sondern mehrere und dann abgleicht.

Viele Gruesse,

tigger

Und nochmal hinterher…
…moechte ich mich fuer meine schlechte Rechtschreibung entschuldigen, was ich a) darauf zurueckfuehre, dass meine
Muttersprache eine suedbritishe (englisch :wink:) ist und b) es schon von fortgeschrittener Uhrzeit ist.

Bin total muede…sorry

Hallo Siegfried,

ich finde es doch erstaunlich, dass Du Dich nun auf Totschläger-Argumente verlegst, um jegliche Diskussion abzuwürgen. Sollte ich Dir nun in gleicher Weise entgegenhalten, dass dies nur deshalb geschieht, um auch Deine gewonnenen Standpunkte nicht zu gefährden? So wird natürlich auch jede Kritik zu Pauschalbeschimpfungen, wenn es in Dein Bild passt. Wie seltsam mutet es dabei an, wenn jeweils in Deinem letzten Absatz eine 180-Grad-Kehrtwendung eintritt und das grosse „Menscheln“ einsetzt. Darf ich das dann auch einmal… Unsinn nennen? Wenn schon, dann konsequent sein und nicht nach eigenem Gutdünken abqualifizieren. Danke!

Marco

Hallo tigger,

ich habe den Eindruck, mich hier zu wiederholen oder wiederholen zu müssen, denn gewisse Argumente und Ansichten tauchen immer wieder auf, woraufhin ich auch meine Argumente und Ansichten aufs Neue nenne.

Zu „Times“, „FAZ“ und „Bild“: Vordergründig geht es um die Seriosität, wobei wir uns dann über die Unterschiede besagter drei Blätter unterhalten können. Doch was bedeutet es, seriös zu sein? Ich bescheinige diesen Zeitung nicht, dass sie die Unwahrheit nennen, allerdings lässt sich die Wahrheit dadurch verzerren, in dem man die Tatsachen in der gewünschten Richtung darstellt, die das Gesamtbild verzerren. Oder nehmen wir die Nachrichten, in denen auf einer Demonstration eine kleine Gruppe mit Randalierern zu sehen ist; die friedlichen Demonstranten werden hingegen nur am Rande erwähnt. Damit wird das einmal mehr das Bild gesprägt, Demonstranten sind überwiegend Randalierer, und wenn man ihnen auch noch bzw. nur kriminelle Energie zuweist, entpolitisiert man sie und den Anlass, für den sie auf Strasse gehen. Dabei mag man den Nachrichten die Seriosität nicht absprechen, denn sie zeigen Tatsachen, aber diese nur oberflächlich und/oder einseitig.
   Inwieweit das damit zusammenhängt, welche Ausrichtung „von oben“ verordnet ist, vermag ich nicht detailliert zu beurteilen, aber es entgeht einem nicht, welche Richtungen verfolgt werden und welche Informationen überdeutlich auftauchen. Und dass ein SPD-Mann an der Spitze der „Zeit“ sitzt oder Politiker in den Programmbeiräten des Fernsehens sitzen, missfällt mir sehr.
   Nebenbei sei auch noch die Verquickungen der Medien mit den Geheimdiensten erwähnt, wobei ich das Buch „Undercover - Der BND und die deutschen Journalisten“ von Erich Schmidt-Eenboom empfehle. Siehe hierzu auch „Telepolis“: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/buch/2441/1.html

Du moechtest Meinungsdarstellungen von Vertretern zweier sich in
Feindseligkeiten befindenden Nationen hoeren? Da kann ich Dir
versprechen, dass diese dann vor unwahrer Propaganda nur so
strotzen.

Exakt das ist es, was ich meine. Wir erhalten doch die Nachrichten überwiegend von einer, von der „richtigen“ Seite. Und wir wissen ebenso, dass die Hoheit über öffentliche Meinung mächtiger als Kriegseinsätze sein können. So begegnete es uns bei der amerikanischen Darstellung zur Stärke der irakischen Invasoren, so begegnete es uns bei der Darstellung Scharpings der Verbrechen im Kosovo. (Kurze Inhaltsangabe unter den Punkten „Wer verdient am Krieg?“ und „Es begann mit einer Lüge“ auf: http://www.humanist.de/kultur/) Unvergessen ist auch die von einer amerikanischen Werbeagentur aufgebauten Lüge, in der eine saudi-arabischen Botschafter-Tochter medienwirksam darstellen konnte, die Irakis hätten kuwaitische Babies aus den Brutkästen geworfen.

Das siehst Du nicht richtig. China, Russland, Kuba und viele
andere Staaten sind den USA auch nicht freundlich gesinnt. Aber
sie haben meist Regierungen, die sich durch diplomatisches
Geschaeft beweisen. Dann gibt es aber die so genannten
„Schurkenstaaten“, die sich dadurch hervortun, als das sie
international dafuer bekannt sind, dass internationale Vertraege
nicht eingehalten werden, dass Terrororganisationen von ihnen
unterstuetzt werden, dass diese Schurkenstaaten
unvorhergesehener Massen ihre Nachbarn angreifen und/oder
gleichzeitig heimlich irgendwelche Waffen produzieren, obwohl
sie sich zuvor in einen
Nichtherstellungs-/Nichtverbreitungsvertrag eingebracht haben.
Und wenn Du es mal genau betrachtest, so zielen die USA mit
ihrer Bezeichnung naemlich auf gang genau diese bewussten
Staaten.

Ich muss daraus also schliessen, dass die USA sämtliche internationalen Verträge einhält? (Aber wir sprechen ja auch nicht von Völkerreicht oder ABM, oder?) Dem ist sicherlich nicht so, wobei noch der Punkt nicht aus den Augen verloren werden darf, dass die Vereinigten Staaten aufgrund ihrer Stellung Verträge ihren Verhältnissen anzupassen weiss, wodurch es für sie leichter fällt, solche Verträge auch einzuhalten.
   Unterstützung von Terrororganisationen? Ich weiss ja nicht, wie Du es nennst, wenn zum Beispiel die USA Contras unterstützt und dabei auch noch zusätzlich Geschäfte mit dem Iran tätigt, der in der Öffentlichkeit als Feind der USA dargestellt wurde.
   Nachbarländer angreifen? Nein, das machen die Vereinigten Staaten meist nicht persönlich, mal von wenigen Ausnahmen wie Grenada abgesehen, denn dazu hat man seine Handlanger, um die USA nicht in Verbindung mit solchen Machenschaften zu bringen.
   Waffenproduktion? Ich darf doch einmal daran erinnern, dass Amerika nicht nur die Atombombe baute, sondern sie auch zuerst einsetzte. Ausserdem ist ganz klar, weshalb die USA die Herstellung und Verbreitung gewisser Waffen nach aussen hin kritisch gegenübersteht. Das Argument des Schutzes der Menschen ist doch nur vorgeschoben. Zum einen sieht man als einer der grössten Waffenhersteller sein Monopol gefährdet, zum anderen das eigene Machtpotential. Dass ich irgendwelchen arabischen Herrschern nicht traue, wenn sie B- und C-Waffen herstellen, muss nicht heissen, nun einer USA etwa dankbar zu sein, die schon längst über diese Waffen verfügt.

Dann wuerden vielleicht jetzt auch
wir gegen die Amerikaner hetzen.

Exakt! Und weil dieser Fall nicht eingetreten ist, wird gegen andere Länder gehetzt.

Ohne die Amerikaner waere Europa jetzt ein NAZI-KONTINENT.
Lies mal ein paar Fachbuecher.

Ich lese sie. Du auch? (Aber ich bin natürlich empfänglich für die Erweiterung meiner Literaturliste.)
   Hätten sich seinerzeit Länder wie England, Frankreich, Russland und letztlich die USA nicht anfangs so zurückgehalten, als Hitler nach und nach Landstriche annektierte, wäre er nie so weit gekommen. Aber solange man keine eigenen schlechten Erfahrungen mit einem Regime macht, wird es geduldet. Das konnten damals beobachten, das konnten wir in den letzten 50 Jahren beobachten. Wie vehement setzte man sich doch gegen Diktaturen wie in Chile und Argentinien ein, nicht wahr? Verwunderlich ist hierbei nur, dass etwa eine Maggie Thatcher einen grossen Mann nannte, als sie ihn besuche, während er in GB weilte.

Meinst Du nicht, dass hier ein bisschen viel Doppelmoral betrieben wird, indem moralische Vorstellungen nur dann gepriesen werden, wenn es ins Kalkül der Machtinhaber passt, ansonsten jedoch gerade ins Gegenteil verkehrt wird? Ich sagte es schon einmal und wiederhole es: Wenn schon, dann nicht mit zweierlei Mass messen. Und die Dinge nicht nur einseitig hinterfragen.

Marco

Hi Marco,

ich sage ja gar nicht, dass Du meiner Meinung nach gaenzlich im Unrecht bist. Du hast ja auch in gewissem Masse recht, was die Presse anbelangt. Das will ich ja auch gar nicht bestreiten. Aber, Du brauchst doch nicht ueberall Konspiration zu vermuten.
Auch ich aeussere mich dahingehend auch nicht erst zum ersten oder zweiten Male.

Wie willst Du denn die Vorgaenge auf der Welt hinterblicken. Du bist automatisch von Presseerklaerungen abhaengig. Daran kann man nichts aendern. Es geht ja nicht, dass irgendwelche Militaeraktionen schon am Vorabend der ganzen Welt bekanntgegeben werden, damit dann alle Wissbegierigen oder Antis urploetzlich vor Ort aufschlagen, um sich zu informieren oder zu protestieren.

Und natuerlich laesst sich die Wahrheit verzerren, aber auch haengt es ganz und gar von der Quelle ab. Jede Seite wird ihre
Sicht der Dinge so darstellen, wie es ihr gerade ins Konzept passt. Und auch da kann man wieder nichts dran aendern, solange man selbst nicht politischer, geheimdienstlicher oder militaerischer Chef ist. Das ist eben so in der Demokratie, welche auf freier Meinungsbildung basiert. Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu aeussern (wie sie dann auch immer aussieht), aber auch jeder hat das Recht, sich aus frei zugaenglichen Quellen zu informieren (welche, ist jedem selbst ueberlassen). Das ist eben so. Wenn Du daran was aendern willst, waehle entsprechend. In anderen Systemen sieht es da weit schlechter aus. Die Meinungsmache steht unseren Politikern eben zu. Aber solange die Gesellschaft durch Forderungen da nichts dran aendert, solange scheint sie damit zufrieden oder es interessiert sie nur zu maessig. Aber das ist dann auch so in Ordnung. Weil es dann eben der mehrheitliche Wille der Gesellschaft ist, die der Regierung per Wahl eine dergestalte
Vorgehensweise genehmigt hat.

Feindseligkeiten befindenden Nationen hoeren? Da kann ich Dir

versprechen, dass diese dann vor unwahrer Propaganda nur so
strotzen.

Exakt das ist es, was ich meine. Wir erhalten doch die
Nachrichten überwiegend von einer, von der „richtigen“ Seite.
Und wir wissen ebenso, dass die Hoheit über öffentliche
Meinung mächtiger als Kriegseinsätze sein können. So begegnete
es uns bei der amerikanischen Darstellung zur Stärke der
irakischen Invasoren, so begegnete es uns bei der Darstellung
Scharpings der Verbrechen im Kosovo. (Kurze Inhaltsangabe
unter den Punkten „Wer verdient am Krieg?“ und „Es begann mit
einer Lüge“ auf: http://www.humanist.de/kultur/) Unvergessen
ist auch die von einer amerikanischen Werbeagentur aufgebauten
Lüge, in der eine saudi-arabischen Botschafter-Tochter
medienwirksam darstellen konnte, die Irakis hätten kuwaitische
Babies aus den Brutkästen geworfen.

Okay, mit der Brutkastensache hast Du natuerlich vollkommen recht. Was humanist.de anbelangt…halte ich persoenlich in
diesem Zusammenhang fuer die Einbringung als Beispiel in einer
Diskussion fuer ungeeignet. Weil man - allein mit der Fragestellung „Wer verdient am Krieg?“ - die ganze Thematik in eine sehr emotionale Richtung lenkt und somit humanist.de versucht - aus logischer Konsequenz -, die sachliche Ebene zu verlassen - auch Meinungsmache. Derjenige, der dann versucht, eine rationale Argumentation aufzubauen, steht umgehend in einer bestimmten Ecke. Von da an herrscht in den Koepfen naemlich der Gedanke, dass es der Grosskapitalist ist, der irgendwo einen Krieg anzettelt, um - ueber Leichen gehend - den wirtschaftlichen Zweck seiner Unternehmung der Maximierung zuzufuehren. Aus meinem Studium weiss ich, dass z. B. vor Gericht derartig retorisch-emotionale
Anwendungen fast immer abgewehrt werden koennen, weil in ihnen immer Mutmassungen und Vorverurteilungen enthalten sind. Emotionale Anwendungen werden dort verwandt, wo die sachliche Ebene fehlt. Von daher bitte ich Dich, es mir nachzusehen, wenn ich hier eine weitergehende, inhaltliche Bewertung von humanist.de vermissen lasse.

   Unterstützung von Terrororganisationen? Ich weiss ja nicht,
wie Du es nennst, wenn zum Beispiel die USA Contras
unterstützt und dabei auch noch zusätzlich Geschäfte mit dem
Iran tätigt, der in der Öffentlichkeit als Feind der USA
dargestellt wurde.
   Nachbarländer angreifen? Nein, das machen die Vereinigten
Staaten meist nicht persönlich, mal von wenigen Ausnahmen wie
Grenada abgesehen, denn dazu hat man seine Handlanger, um die
USA nicht in Verbindung mit solchen Machenschaften zu bringen.
   Waffenproduktion? Ich darf doch einmal daran erinnern, dass
Amerika nicht nur die Atombombe baute, sondern sie auch zuerst
einsetzte. Ausserdem ist ganz klar, weshalb die USA die
Herstellung und Verbreitung gewisser Waffen nach aussen hin
kritisch gegenübersteht. Das Argument des Schutzes der
Menschen ist doch nur vorgeschoben. Zum einen sieht man als
einer der grössten Waffenhersteller sein Monopol gefährdet,
zum anderen das eigene Machtpotential. Dass ich irgendwelchen
arabischen Herrschern nicht traue, wenn sie B- und C-Waffen
herstellen, muss nicht heissen, nun einer USA etwa dankbar zu
sein, die schon längst über diese Waffen verfügt.

Marco, Du redest hier von Contras, Handlangern der USA, von monopolistischen Interessen etc. pp.

  1. gegen wen haben sich denn die Contras gerichtet? (gegen ein
    diktatorisch-kommunistisches Potential in Mittelamerika
    vielleicht - zu Zeiten des Kalten Krieges? Da sind doch wohl
    die Russen immer ein Ende konkreter geworden, wenn sie ihre
    Interessensspaehren schwinden sahen, z. B. CSSR 68, DDR 1953,
    Polen, bla, bla, bla, pi, pa, po.
  2. wo gibt es denn Handlanger der USA? Klingt sehr nach
    SED-Wortwahl - wirklich.
  3. Monopolstellung beim Bau „gewisser Waffen“. Stimmt doch gar
    nicht. Z. B. die „2+4 Vertraege“ und deren Aushandlung. Die Deutschen wurden gefragt, ob sie denn A-Waffen bauen wollten.
    Freiwillig hat Genscher „Nein“ gesagt.
    Es gab keine Repressionen. Israel, Brasilien, Indien, Pakistan, Suedafrica, UK, Frankreich, China, Russland, Belorus, Kasachstan, Ukraine…alles Staaten, die mutmasslich oder tatsaechlich ueber ABC-Waffen verfuegen, herstellen und somit auch vertreiben koennen. Wo siehst Du denn da ein Monopol fuer „gewisse Waffen“?

Ausserdem, was den Iran anbelangt, warum soll man den mit seinen Feinden keinen Handel fuehren duerfen. Das gleich laeuft doch auch mit China. Wirtschaftliche Interessen sind nicht immer gleich politisch oder militaerisch. Und z. B. amerikanische Waffen kauft der Iran schon lange nicht mehr. Die kaufen in China und in Russland. Und Vertragsbrueche der USA in Sachen Abruestung - ABM und START? Hmm. Ich erninnere mich, dass Russland z. B. in 1999 mehrere Staffeln hochmoderner, nagelneuer Interkontinentalraketen im Kaukasus aufgestellt (Neuaufstellungen - nicht Ersatz) haben, waehrend die Amerikaner den Russen halfen, ihre Raketenrechner 2000-klar zu kriegen. Gleichzeitig ist den Amerikanern aber auch aufgefallen, dass so einige Waffen - trotz anderer, vertraglicher Vereinbarungen, noch immer auf die Staaten ausgerichtet waren.
Voelkerrechtsbrueche - wuesste ich jetzt nicht, wovon Du redest.
Geht es jetzt mal wieder um den Kosovo? Ich kann eigentlich nur anmerken, dass Du dann bitte auch mal anderen Laendern auf den Teller schauen moechtest. Alle Laender - insbesondere Deutschland - haben sich in ihrer Geschichte so einiger Voelkerrechtsbrueche verantwortlich gemacht. Und warum bekommt man nichts davon mit, dass jemand die USA in diesem Sinne mal verklagt haette? Wie Du wahrscheinlich vermutest, weil es verschleiert wird? Oder weil es keinen Grund zur Klage gab? Oder weil sich die meisten potentiellen Klaeger - auf Grund eines schlechten Gewissens - nur ungerne vor einen internationalen Gerichtshof wagen moechten? Warum gab es noch keine wesentliche Anklage vor der UN? Warum? Warum? Weil die Amis alles verschleiern? Oder, weil ihre Kozerne die internationalen Gerichtshoefe und die UN gekauft haben?

Dann wuerden vielleicht jetzt auch
wir gegen die Amerikaner hetzen.

Exakt! Und weil dieser Fall nicht eingetreten ist, wird gegen
andere Länder gehetzt.

Musste jetzt Wortpruegelei folgen? Danke fuer Unterweisung in der
sachlich folgerichtigen Anbringung von Spitzfindigkeiten.

Ich lese sie. Du auch?

Meine Beweispflicht dafuer sehe ich momentan hier nicht.

   Hätten sich seinerzeit Länder wie England, Frankreich,
Russland und letztlich die USA nicht anfangs so
zurückgehalten, als Hitler nach und nach Landstriche
annektierte, wäre er nie so weit gekommen. Aber solange man
keine eigenen schlechten Erfahrungen mit einem Regime macht,
wird es geduldet.

Das kann man leicht behaupten. Kannst Du Verstaendnis dafuer
aufbringen, dass Laender, wie Grossbritannien, Frankreich,
Russland und auch die USA keine Lust hatten, sich auf einen erneuten Krieg mit Deutschland einzulassen, nachdem sie kurz zuvor erheblich im Ersten Weltkrieg gelitten haben? Okay, hat Deutschland auch…aber Deutschland wollte doch den Krieg, oder?
Hauptsache mitmachen, wenn´s schonmal einen - wenn auch minder wichtigen - Grund gibt.
Also, ich kann. Ich kann verstehen, dass Laender, die zuvor erheblich unter der deutschen Kriegsmaschinerie gelitten haben, eine weiteres Konfliktpotential erstmal von sich entfernt wissen moechten. Nochmal hunderttausende Opfern?
Und Hitler´s Drohungen bezogen sich anfaenglich ja auch nicht auf die vier bewussten Staaten. Ausserdem war er ja, wie wir alle wissen, ein Meister der Maskierung. Ich rede hier auch vom deutsch-britischen Flottenabkommen. Ich habe Verstaendnis fuer das Nichteingreifen. Mein Land hat im letzten Jahrhundert zwei Kriege gegen Deutschland aushalten muessen. Und jedesmal haben wir von allen Gegnern Deutschlands am laengsten durchgehalten und haben grosse Opfer bringen muessen, um frei zu bleiben. Aber die Freiheit Grossbritanniens war der Strich durch die hitlersche Rechnung. Am Ende hat es GB auch der Unterstuetzung der Amerikaner zu verdanken, dass wir gegen Deutschland durchhalten konnten. Sonst haette es keine Ausgangsbasis fuer eine Befreiungsinvasion in der Normandy gegeben. Sonst haette Hitler sich bequem ueber ganz Europa ausdehnen koennen, haette er im Westen und im Sueden keinen Gegner gehabt, die ihm staendig Kraefte aus dem Osten abgezogen haetten. Also erzaehle Du mir bitte nicht, was wir - unter enomer Unterstuetzung der USA - haetten noch besser machen sollen. Grossbritannien hat ums pure Ueberleben gekaempft. Und ich weiss, wie knapp es teilweise war. Wir haben schon das Beste getan, indem wir Hitler besiegt haben. Ohne die USA haetten wir es nie geschafft. Ohne uns haetten es die USA nicht geschafft. Ohne die Waffenlieferungen haette es die USSR nicht geschafft. Ohne die USA haette es Europe nicht geschafft. Bitte merke Dir, dass es sich dabei nicht nur um ein „Befreiungsgefasel“ handelt. Wir haben fuer diese Freiheit alles gegeben, waehrend an anderer Stelle der „totale, radikale Krieg“ gefordert wurde. Und was besseres, als die Menschheit von diesem Mistkerl zu befreien, konnte man in jender Zeit nicht tun. Wenn ich dann von Dir hoere…haetten sie vorher, haette, haette, haette…ja…haben sie aber nicht, weil die Wunden aus dem vorigen Krieg noch zu gross waren.
Ehrlich gesagt, es herrschte ueberall reine Angst vor Deutschland. Ueberall sah man die Graeber aus dem ersten Krieg.
Deshalb haben sie nicht - aber vielleicht hast Du dafuer kein Verstaendnis. Ich Verstaendnis dafuer, dass sie nicht haben. Willst Du jetzt behaupten, dass es dabei nur um wirtschaftlich Dinge ging? Es ging um die Freiheit und dass weiss ich in diesem Falle sehr und ganz genau.

Das konnten damals beobachten, das konnten

wir in den letzten 50 Jahren beobachten. Wie vehement setzte
man sich doch gegen Diktaturen wie in Chile und Argentinien
ein, nicht wahr? Verwunderlich ist hierbei nur, dass etwa eine
Maggie Thatcher einen grossen Mann nannte, als sie ihn
besuche, während er in GB weilte.

Mir ging es ja auch - wie bereits und jetzt erneut angemerkt -
um Laender, die sich nach innen undemokratisch und nach aussen
bedrohlich verhalten. Ausserdem hat Mrs Thatcher keinerlei Regierungsgewalt. Sie konnte schon vor geraumer Zeit keine Stimmenmehrheit mehr auf sich beziehen und ist daher kein offizieller Repraesentant der britischen Regierung. Von daher ist
das, was sie tut und sagt, von keiner offiziell verbindlichen Praegnanz. Ihr Verhalten hat keine offizielle politische Tragweite und hat bestimmt ueberhaupt nichts mit der US-Aussenpolitik zu tun. Wir brauchen hier nicht von Kuchenbacken zu Arschbacken springen; moegest Du mir die Wahl der Worte nachsehen.

Natuerlich ist Doppelmoral im Spiel. Und natuerlich soll man
hinterfragen. Aber dann auch, wie Du sagst, nicht nur einseitig.
Aber genau das machst Du ja. Du stellst die Amerikaner als Menschen dar, die ihre Kriege nur aus wirtschaftliche Gruenden fuehren, oder um anderen Laendern ihren Willen zu oktroyieren.
Aber genau das stimmt nicht. Warum lassen sie dann Kuba in Ruhe?
Kuba waere gegen die USA absolut wehrlos. Kuba hat keinerlei militaerisches Buendnis (China wird nicht die Sicherheit des eigenen Mutterlandes wegen einer Karibikinsel aufs Spiel setzten). Siehst Du auch, was die USA sonst so leisten? Wo Hilfe benoetigt wird, dort sind die Amis meist an erster Stelle derer, die mit Hilfstruppen und Pioneeren auftauchen, die ersten, die irgendwelche Hilfslieferungen abwerfen, die ersten, die Rettungszelte aufbauen, die Rettungsteams verschicken. Und da ist es ihnen dann auch verdammt egal, wo sie wieviel helfen muessen. Aber immer nur zu vermuten, dass hinter amerikanischen Militaeraktionen lediglich irgendwelche Waffentests oder Wirtschaftsinteressen stecken, das ist doch wohl auch etwas einseitig, oder?

tigger