Wieso soll die Inflationsrate maximal 2% betragen. Was sind die Vor- und Nachteile dieses Rcihtwertes?
Hallo Kathrin,
die Frage nach der optimalen Inflationsrate ist ein weites Feld, dass ganze Kapitel in Büchern der Geldtheorie und Geldpolitik füllt. Daher wird es hier nicht möglich sein, jeden kleinsten Aspekt zu beleuchten.
Dennoch versuche ich mal die Idee dahinter zu verdeutlichen.
Zu erst muss man sich mal fragen, was passiert bei einer positiven bzw. negativen Inflationsrate?!
\bf{Deflation}
Haben wir eine negative Inflationsrate, dann sprechn wir von Deflation. Historisch gesehen waren dies besonders schwere Zeiten, oft viel schlimmer als Zeiten einer hohen Inflation. In Japan, nannte man die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts auch das verlorene Jahrzehnt, da man das Problem der Deflation nicht in den Griff bekam. Aber warum ist Deflation nun gefährlich?
Wenn wir Deflation haben bedeutet dies im einfachsten Fall ein Fallen des Preisniveaus. Dies hat zwei wesentliche Effekte:
- Die Produzenten produzieren nur ungern, da sie die Produkte, die sie heute herstellen morgen nur zu einem geringeren Preis verkaufen könne. Dies führt zu großen Planungsunsicherheiten, da sie ja die Preise für Rohstoffe etc. heute bezahlen müssen, aber erst in einigen Monaten, die die Produktion braucht, ihr Produkt verkaufen können. Bis dahin sind aber die Preise gefallen, uns es könnte sein, dass der Preis soweit fällt, dass sie nicht mehr genug bekommen.
Bsp: Du möchtest Kirschsaft herstellen. Kirschen kannst du aber nur im Sommer kaufen. Sagen wir für 2€ das Kilo. Aus einem Kilo kannst du 1L Saft herstellen. Wenn der Preis für Kirschsaft heute 2,50€ ist, lohnt es sich für dich. ABER nun haben wir Deflation. Da du Kirschen nur im Sommer wachsen, und du sie nur im Sommer kaufen kannst, musst du Kirschen für 1 Jahr kaufen. Stell dir nun vor, die Deflation sorgt dafür dass im Januar der Kirschsaft nur noch 1,90€/L kostet, dann kannst du ihn nur noch mit Verlust verkaufen.
- Der zweite Effekt getrifft die Schulden und Vermögen. In der Volkswirtschaft entstehen Schulden und Vermögen durch „intertemporale Allokation“. Das bedeutet, dass du dein Geld nicht sofort ausgeben möchtest, sondern es über die Zeit verteilt ausgeben magst. Man kann sich das so vorstellen, dass du jeden Monat 100€ zurücklegst, um einmal im Jahr für 1200€+Zinsen in den Urlaub zu fahren.
Wenn du nun weißt, dass die Preise fallen werden, also Deflation vorherrscht, wirst du eventuelle deinen Konsum etwas herauszögern. Du wirst z.B. einen Monat später in Urlaub fahren, weil du ja weißt, dass der Preis für die Reise sinkt. Geldvermögen steigt also einfach im Wert, auch ohne Zinsen. Dies führt allgemein zu weniger Nachfrage.
Spiegelbildlich passiert auch etwas mit Schulden. Der Wert der Schulden steigt ja auch. Wenn ein Unternehmen 1000€ Schulden hat, weil es eine neue Anlage gebaut hat, muss es bei einem Preis von 100€/Stück und Kosten von 50€/Stück, 20 Stück seines Produktes verkaufen um die Schulden zu bezahlen. Wenn nun aber der Preis sinkt, sagen wir auf 70€/Stück, muss er schon 50 Stück verkaufen nur um die Schulden zu bezahlen.
Durch Deflation werden \textbf{Geldvermögen mehr} wert, und \textbf{Sachvermögen weniger} wert. Dies ist eine vor der Umverteilung. Außerdem steigt dadurch der Reallohn, was zu Umverteilungseffekten führt.
Ergebnis: Deflation ist erstmal schlecht, also sollte die Inflation größer Null sein. Aber es gibt ja auch negative Effekte der Inflation.
Die negativen Effekte der Inflation sind ja langläufig bekannt. Sie sind vorallem in den Transaktionskosten zu sehen, und es gibt soziale Kosten durch die „Bestrafung“ des Sparens. Inflation ist letzlich ähnlich einer Steuer auf Geldvermögen.
Nun gibt es dort ein Zielkonflikt:
Entweder man erhöht die Inflationsrate um die Folgen der Deflation zu reduzieren, aber gleichzeitig steigen die negativen Effekte der Inflation.
Oder man senkt die Inflationsrate, um den negativen Effekten der Inflation auszuweichen,. aber dann steigen die negativen Effekte der Deflation.
Da beide Effekte nichtlinear sind, gibt es einen Punkt, wo der " Schaden" am geringsten ist. Dies ist etwa bei 2%.
Viel wichtiger als der genaue Wert ist jedoch was anderes.
-
Dieses Ziel muss GLAUBWÜRDIG von der Zentralbank verfolgt werden.
-
Die Menschen, Konsumenten wie Produzenten, müssen das richtig in Ihrem Verhalten antizipieren.
Dies nennt sich Erwartungsmanagement. Nichts ist schlimmer als Unsicherheit. Deswegen hat die EZB 2% als Ziel, einerseits wegen dem geringsten Schaden, und adererseits als feste Orientierung für die Volkswirtschaft.
Soweit alles klar?!
viele Grüße aus Berlin
Hallo,
Spiegelbildlich passiert auch etwas mit Schulden. Der Wert der
Schulden steigt ja auch. Wenn ein Unternehmen 1000€ Schulden
hat, weil es eine neue Anlage gebaut hat, muss es bei einem
Preis von 100€/Stück und Kosten von 50€/Stück, 20 Stück seines
Produktes verkaufen um die Schulden zu bezahlen. Wenn nun aber
der Preis sinkt, sagen wir auf 70€/Stück, muss er schon 50
Stück verkaufen nur um die Schulden zu bezahlen.
Ich komme allenfalls auf 30 Stück. Kann also nicht nachvollziehen wieso das Unternehmen bei einem Preisverfall von 30 % die Stückproduktion um über 100 % aufstocken muss.
Bitte mir zu helfen. Vielen Dank.
Gruß mki
Spiegelbildlich passiert auch etwas mit Schulden. Der Wert der
Schulden steigt ja auch. Wenn ein Unternehmen 1000€ Schulden
hat, weil es eine neue Anlage gebaut hat, muss es bei einem
Preis von 100€/Stück und Kosten von 50€/Stück, 20 Stück seines
Produktes verkaufen um die Schulden zu bezahlen. Wenn nun aber
der Preis sinkt, sagen wir auf 70€/Stück, muss er schon 50
Stück verkaufen nur um die Schulden zu bezahlen.Ich komme allenfalls auf 30 Stück. Kann also nicht
nachvollziehen wieso das Unternehmen bei einem Preisverfall
von 30 % die Stückproduktion um über 100 % aufstocken muss.
Situation A: Preis 100, Kosten 50, Cashflow 50
Situation B: Preis 70, Kosten 50, Cashflow 20
A: 1000 € : 50 €/Stück = 20 Stück
B: 1000 € : 20 €/Stück = 50 Stück
C.
Danke C-Punkt für die Erklärung. Mich würde ja mal interessieren, wie mki auf 30 Stück kam?!
Servus
Spiegelbildlich passiert auch etwas mit Schulden. Der Wert der
Schulden steigt ja auch. Wenn ein Unternehmen 1000€ Schulden
hat, weil es eine neue Anlage gebaut hat, muss es bei einem
Preis von 100€/Stück und Kosten von 50€/Stück, 20 Stück seines
Produktes verkaufen um die Schulden zu bezahlen. Wenn nun aber
der Preis sinkt, sagen wir auf 70€/Stück, muss er schon 50
Stück verkaufen nur um die Schulden zu bezahlen.
Ich bin bei Finanzen ja eher ein Laie, aber das Beispiel kommt mir doch sehr vereinfacht vor. Denn wenn schon der Preis meines Produkt wegen der Deflation sinkt, müssten dann nicht auch die Produktionskosten (Löhne, Rohstoffe, etc) entsprechend sinken? Natürlich nur dann, wenn das Produkt laufend produziert wird.
Oder übersehe ich da etwas??
viele Grüße aus Berlin
Grüße aus Wien
Servus Penegrin,
ich erkläre es gern auch einem Historiker.
Ich bin bei Finanzen ja eher ein Laie, aber das Beispiel kommt
mir doch sehr vereinfacht vor. Denn wenn schon der Preis
meines Produkt wegen der Deflation sinkt, müssten dann nicht
auch die Produktionskosten (Löhne, Rohstoffe, etc)
entsprechend sinken? Natürlich nur dann, wenn das Produkt
laufend produziert wird.
Oder übersehe ich da etwas??viele Grüße aus Berlin
Grüße aus Wien
Der entscheidende Punkt sind die Investionen. Du hast recht mit den flexiblen Kosten. Die sind oft kurzfristig. ABER ich rede von FIXKOSTEN, also langfristigen Investitionen.
Um es an einem Beispiel klar zu machen:
Du verkaufst Pommes! Klar die Kartoffeln und das Öl kaufst du regelmäßig neu.(hoffentlich )
Aber deine Fritöse kaufst du ja nicht jeden Tag neu. Sondern vielleicht alle 5-10 Jahre nur, das bedeutet, dass du von den sinkenden Fritösenpreisen nix hast in der Zeit, sondern erst, wenn du dir eine neue kaufst.
Verstanden?!
viele Grüße nach Wien
Servus Penegrin,
Servus
ich erkläre es gern auch einem Historiker.
Das ist nett
Der entscheidende Punkt sind die Investionen. Du hast recht
mit den flexiblen Kosten. Die sind oft kurzfristig. ABER ich
rede von FIXKOSTEN, also langfristigen Investitionen.
Das habe ich verstanden.
Um es an einem Beispiel klar zu machen:
Du verkaufst Pommes! Klar die Kartoffeln und das Öl kaufst du
regelmäßig neu.(hoffentlich)
Aber deine Fritöse kaufst du ja nicht jeden Tag neu. Sondern
vielleicht alle 5-10 Jahre nur, das bedeutet, dass du von den
sinkenden Fritösenpreisen nix hast in der Zeit, sondern erst,
wenn du dir eine neue kaufst.Verstanden?!
Das ist klar. Hat aber nichts mit dem Beispiel von vorhin zu tun.
In dem Beispiel sinkt ja plötzlich der Preis meines Produktes um 30% während meine Produktionskosten gleich bleiben. Logisch dass meine Gewinnspanne dann sinkt und ich dann mehr verkaufen muss um zum selben Ergebnis zu kommen.
Aber meine Frage lautet: ist so eine Entwicklung nur aufgrund von Deflation wirklich realistisch?
viele Grüße nach Wien
Lg,
Penegrin
Servus,
Verstanden?!
Das ist klar. Hat aber nichts mit dem Beispiel von vorhin zu
tun.
Anscheinend hat du das wesentliche doch nicht verstanden, denn das hat sehr viel mit dem Beispiel zu tun. Das ist nämlich der entscheidende PUNKT. INVESTITIONEN SIND LANGFRISTIG!!! Die unterschiedliche Frist macht die Wirkung der Deflation!
In dem Beispiel sinkt ja plötzlich der Preis meines Produktes
um 30% während meine Produktionskosten gleich bleiben. Logisch
dass meine Gewinnspanne dann sinkt und ich dann mehr verkaufen
muss um zum selben Ergebnis zu kommen.Aber meine Frage lautet: ist so eine Entwicklung nur aufgrund
von Deflation wirklich realistisch?
Antwort ob es realistisch ist, ganz klar: JA!!!
Erklär mir mal, was du nicht verstehst. Anscheinend kannst du ja die Rechnung nachvollziehen. Und sie ist acuh relaistisch, denn es konnte so oder so ähnlich immer wieder beobachtet werden.
Servus,
Servus
Antwort ob es realistisch ist, ganz klar: JA!!!
Erklär mir mal, was du nicht verstehst. Anscheinend kannst du
ja die Rechnung nachvollziehen. Und sie ist acuh relaistisch,
denn es konnte so oder so ähnlich immer wieder beobachtet
werden.
Tja und das ist der Punkt. Du behauptest also, ein Unternehmen würde massiv unter einer Deflation leiden, wodurch es den Preis seines Produktes immer weiter senken muss. Gleichzeitig bleiben aber sowohl die Löhne als auch die Rohstoffpreise und die Produktionskosten konstant? Wo genau ist so etwas denn schon mal passiert? Wieso hat denn die Deflation nur auf den Preis meines Produktes solche Auswirkungen während alles andere gleich bleibt?
Hallo,
Servus,
Servus
Antwort ob es realistisch ist, ganz klar: JA!!!
Erklär mir mal, was du nicht verstehst. Anscheinend kannst du
ja die Rechnung nachvollziehen. Und sie ist acuh relaistisch,
denn es konnte so oder so ähnlich immer wieder beobachtet
werden.Tja und das ist der Punkt. Du behauptest also, ein Unternehmen
würde massiv unter einer Deflation leiden, wodurch es den
Preis seines Produktes immer weiter senken muss.
Das habe ich nirgends behauptet. Mach nicht den Fehler und verwechsel eine Meinung oder ein Gefühl mit einer sachlichen Analyse.
Ich sage nicht, dass ein Unternehmen leidet. Aber wenn die Preise sinken, dann heißt es ja, dass Produkte biliger werden. Also dass der Unternehmer weniger bekommt für sein Produkt. Was du machst ist eine partialanalyse, also mit mehreren Sektoren in der Wirtschaft. Das ist eine ganz andere und viel spezielle Variante.
Ich habe bisher extra einfache Modelle genommen, um das Grundverständnis zu erläutern wie Deflation wirkt. Wir können auch kompliziertere Modelle nehmen, die dann hier nur noch Universitätsstudenten verstehen, aber die Ergebnisse werden tendenziell die gleichen sein. Nur die Abhängigkeiten und die HÖHE ist dann genauer beschrieben.
Gleichzeitig
bleiben aber sowohl die Löhne als auch die Rohstoffpreise und
die Produktionskosten konstant? Wo genau ist so etwas denn
schon mal passiert? Wieso hat denn die Deflation nur auf den
Preis meines Produktes solche Auswirkungen während alles
andere gleich bleibt?
Das hat auch niemand behauptet, dass nur dein Produkt billiger wird.
Das Problem ist, dass du die grundlegenden wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht verstehst, und die, die du verstanden hast, in vollkommen falsche Zusammenhänge stellst. Ist nicht schlimm, machen gefühlt etwa 90% der Wirtschaftsredakteure so.
Machen wir mal ein gaaaaaaanz einfaches Beispiel:
Du hast ein Sportstudio! Um ein Sportstudio aufzumachen hast du ein Kredit von sagen wir 1.000.000€ aufgenommen. Dann zahlst du jedes Jahr 120.000€ . Um es klarer zu machen, vereinbaren wir eine Annuitätenzahlung. Dann entspricht dein Zins 3,46%.
Du bist Happy über diese niedrigen Zins und machst eine 10-jährige Zinsbindung.
Nach 10 Jahren hast du dann deinen Kredit getilgt aber deine Geräte sind dann so abgenutzt, dass du wieder für 1.000.000€ neue kaufen musst.
Darüberhinaus hast du Angestellte und Verbrauchsmittel wie Strom, Wasser etc. in Höhe von sagen wir 60.000€. Somit hast du im Monat Ausgaben von insgesamt 15.000€.
Nun hast du 500 Kunden, die zahlen eine feste Gebühr im Monat. Nach bisheriger Kalkulation müssen sie 30€/Monat netto zahlen, damit du hinkommst. Mit Mehrwertsteuer und Gewinn willst du auch machen, also bietest du den Monat für 39,49€ an.
Somit setzt der Preis sich zusammen aus:
30€ Kosten
3,11€ Gewinn (7,9% Umsatzrendite) und
6,38€ Mehrwertsteuer!
Nun kommt nach einem Jahr Deflation! Sagen wir 15%!
Wie sieht es aus?
Deine Angestellten und deine Stromkosten etc. sinken auch um 15%. Also zahlst du nur noch 4250€ pro Monat statt bisher 5000€/Monat! Die Kosten pro Mitglied sinken um 1,50€.
Deine Kreditannuität aber, die bleibt gleich, denn die hast du ja mit der Bank vertraglich festgelegt. Stichwort: Zinsbindung. Also bleibt die Annuität bei 10.000€/Monat.
Nun sinken aber die Preise, und damit dir die Kunden nicht wegrennen, senkst du die Preise um 15%! Dann bekommst du also pro Monat nur noch 33,59€.
Somit setzt sich der neue Preis zusammen aus:
28,50€ Kosten (Statt 30€ vorher)
5,36€ Mehrwertsteuer
0,27€ Velust!
Somit lohnt sich die Investition nicht mehr. Deflation führt nämlich dazu, dass die realen Zinsen steigen, und damit die Investitionen zurück gehen. Alles klar soweit?!
Auf einmal hast du statt eines Gewinn einen Verlust!
Der vorteil ist das dies die ersten anzeichen für einen währungswechsel ist…!!!
Dies war schon immer so in der vergangenheit… um die 0 wieder anzusteuern…!!!
Der Nachteil ist das, dass immer solange dauert bis die leute das mitbekommen…!!!
Keiner möchte sein hart ergaunertes cash prozentual dividieren…
Aber wenn man es richtig macht, klappt das auch mit dem (quanten)sprung (^^) der wirtschaftspolitik… XD
Jedes Land sollte lieber seine eigene währung haben… sonst wird es ein kartenhaus prinzip…
Sonst verschulden irgendwann börsianer ihre eigene währung… das wäre Truesilly!!!
PS: ich dachte inflationsrate ist 4% pro jahr
Servus,
Tolles und ausführliches Beispiel und jetzt verstehe ich auch was du meintest. Danke für die Geduld
LG,
Penegrin
Der vorteil ist das dies die ersten anzeichen für einen
währungswechsel ist…!!!
Was? Daß die Inflationsrate so niedrig ist wie selten zuvor oder gar zu DM-Zeiten?
Dies war schon immer so in der vergangenheit… um die 0
wieder anzusteuern…!!!
Welche null?
Der Nachteil ist das, dass immer solange dauert bis die leute
das mitbekommen…!!!
Was?
Keiner möchte sein hart ergaunertes cash prozentual
dividieren…
Ein weiteres Rätsel.
Aber wenn man es richtig macht, klappt das auch mit dem
(quanten)sprung (^^) der wirtschaftspolitik… XD
Es bleibt dunkel.
Jedes Land sollte lieber seine eigene währung haben… sonst
wird es ein kartenhaus prinzip…
Was ist das Kartenhausprinzip?
Sonst verschulden irgendwann börsianer ihre eigene währung…
Kannst Du den Satz erklären?
PS: ich dachte inflationsrate ist 4% pro jahr
Nein, ist sie nicht. Aber immerhin ist die Qualität Deiner Beiträge konsistent und konstant.
Hallo C-Punkt,
man braucht ja truesilly nur zu übersetzen, um das intellektuelle Niveau dieses wahren Durchblickers zu erkennen. In dieser Hinsicht ist wer-weiss-was eine Quelle nie versiegender Freuden, insbesondere was die Themen Religionswissenschaft, Philosophie und Gender Studies angeht.
Aber ansonsten ist die Frage hier ganz professionell besprochen worden. Die Zinssenkung von Draghi setzt einen aktuellen Akzent. Ich halte die Maßnahme für unnötig und sehe in ihr nicht zuletzt eine weitere Mißachtung der Interessen der „kleinen Leute“, die mehr und mehr ihr Vertrauen in den Staat verlieren. Schlecht für die Demokratie!
Gruß
Hans-Jürgen Schneider
Hallo Hans Jürgen!
Die Zinssenkung von Draghi setzt einen
aktuellen Akzent. Ich halte die Maßnahme für unnötig…
Einige Staatshaushalte (der deutsche inbegriffen) und Volkswirtschaften des Euro-Raums sind vermutlich dankbar für niedriges Zinsniveau.
und sehe in ihr nicht zuletzt eine weitere Mißachtung der Interessen
der „kleinen Leute“…
Diese Interessen sind aber sehr verschiedener Art. Wer sein Wohneigentum finanzieren will und mit niedrigen Zinsen klug umgeht (also möglichst hohen Tilgungssatz vereinbart), ist Nutznießer. Wer weniger klug handelt und im Interesse geringer Monatsbelastung zu wenig tilgt, wird beim vereinbarten Ende der Zinsbindung vor einem Problem stehen. Mancher wird sein Haus dann nicht mehr halten können.
Dem Nutzen stehen wie immer auch Probleme gegenüber, etwa bei kapitalgedeckter Altersvorsorge. Weil du aber auf die „kleinen Leute“ abzielst: Mehrheitlich beruht die Altersversorgung diese Gruppe in der Hauptsache auf Zahlungen aus der staatlichen Rentenversicherung. In vielen Fällen sollte eine Ergänzung aus einer Kapital-Lebensversicherung kommen. Diese Versicherer bekommen womöglich ein Problem mit der Erfüllung ihrer Zusagen. Als einschlägige Fachleute werden Versicherer (hoffentlich) die Risiken ihrer vertraglich eingegangenen Verpflichtungen kennen und zu jedem Zeitpunkt gekannt haben.
… die mehr und mehr ihr Vertrauen in den Staat verlieren.
Warum das? Mäßige Rendite auf dem Sparkonto beeinflußt das Spar- und Verbraucherverhalten, erschüttert aber doch nicht das Vertrauen ins Gemeinwesen.
Die Medaille hat immer zwei Seiten. Über hohes Zinsniveau würde mindestens ebenso gestöhnt. Etwa die Haushälter öffentlicher Kassen würden täglich neue Schreckensszenarien an die Wand malen.
Das Zinsniveau beeinflußt das Verhalten von Geldanlegern. Der Kauf von Immobilien und Unternehmensanteilen erscheint bei niedrigen Zinsen lukrativer. Man erkennt den Effekt derzeit am DAX und an Immobilienpreisen für landwirtschaftliche Flächen und städtischen Wohnraum. Diese stürmischen Preisentwicklungen riechen nach meinem Dafürhalten arg nach Blase. Wer sich dessen bewußt ist und zocken will, soll es tun. Wer aber derart überteuert einsteigt und auf längerfristige Rendite hofft, wird vermutlich enttäuscht.
Gruß
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
alles richtig, was Du schreibst. Ich möchte auch keine hohen Zinsen, nur dass auf Sparkonten nach Abzug der Inflationsrate ein kleines Plus bleibt. Sowohl bei der staatlichen wie bei der privaten (Zusatz-) Altersversorgung sehe ich schwarz für die Generation meiner Enkel.
Eine 33-jährige Frau muss für eine Zusatzrente von 1000 Euro bei einer Rendite von zwei Prozent und einer Inflation von zwei Prozent 1010 Euro im Monat sparen (Spiegel 19/2013). Angesichts der Tatsache, dass viele Arbeitnehmer ohne Stütze vom Staat nicht eimal ihren Lebensunterhalt verdienen ist für große Teile der Bevölkerung die Altersarmut vorprogrammiert. Ein würdiges Leben sieht anders aus.
Ich verdiene prächtig an der gegenwärtigen Finanzpolitik. Aber lieber etwas weniger Geld auf dem Konto und dafür keine rechtsradikalen Parteien in deutschen Parlamenten.
Schönen Sonntag
Hans-Jürgen Schneider
Hallo Hans-Jürgen!
lieber etwas weniger Geld auf dem Konto und dafür keine
rechtsradikalen Parteien in deutschen Parlamenten.
Die Berücksichtigung solcher Aspekte gehört nicht zu den Aufgaben der EZB. Ganz sicher ist es nicht Job der EZB, Zinspolitik mit Blick auf zukünftige Zusammensetzungen der Parlamente zu betreiben, schon gar nicht speziell eines Parlaments, etwa des Bundestags. Der Euro-Raum umfaßt deutlich mehr als D.
Im Übrigen können wir mit Fraktionen rechtsradikaler Parteien in Bund, Ländern und Kommunen auf lange Tradition seit Bestehen der Bundesrepublik zurückblicken. Sie führten zu keinem Schaden. Mancher erkennt sogar einen Nutzen, nämlich als Stachel im Fell erstarrender Volksparteien. Letztere sind keineswegs homogen, umfassen Gruppierungen mit beträchtlichen Schnittmengen mit Parteien am linken und rechten Rand.
Bei ängstlichem Blick auf Rechtsextreme auch der demokratiefeindlichen Sorte hilft Kramen in der Erinnerung besonders an die ersten Legislaturperioden der Bundesrepublik. Buchstäblich naturgemäß bestanden die ersten Parlamente zu einem beträchtlichen Teil aus früheren NSDAP-Mitgliedern und sonstigen Akteuren des Nazi-Regimes. Auch die Bundeswehr hatte in ihren Führungsstrukturen zunächst nichts anderes als Personal, das noch wenige Jahre zuvor einen Eid auf Hitler geschworen hatte. Nicht wenige hatten schon für den Kaiser gedient. Die Personalstruktur zog sich durch bis in die Lehrkörper der Schulen. Ging gar nicht anders. Das war nun mal die Bevölkerung. Andere Menschen gabs nicht.
Ich gehöre zu den ersten Nachkriegsjahrgängen, habe vieles davon bewußt erlebt. Die Bundesrepublik bestand überwiegend nicht aus Demokraten. Wo hätten die auch herkommen sollen. Es gab nur die kläglich gescheiterte und sehr kurze demokratische Tradition der Weimarer Republik.
Nach meinem damaligen Eindruck besonders konzentriert waren Altnazis und etliche Kaisertreue in den C-Parteien anzutreffen. Auf Wahlkampfplakaten trat mancher Kandidat im Anzug mit Eisernem Kreuz am Schlipsknoten auf. Ich selbst ging bei so einem früheren Kriegshelden in die Lehre. Der Mann war aufgrund seiner vielen Abschüsse hochgeachtet. In der Schule erzählte uns der Klassenlehrer von der Erbfeindschaft mit Frankreich und vom ehrlich kämpfenden Landser in Russland.
Über viele Jahre gab es innenpolitischen Zoff mit Leuten, darunter viele Parlamentarier, die auf D in den Grenzen von 1937 beharrten. Diese braven vorzugsweise Christdemokraten boten in jeder Hinsicht Übleres als heute die NPD. Gesinnung und Ziele wurden zuweilen in subtiler Weise ganz ohne Worte überdeutlich, z. B. mit einem Blick .http://www.pnn.de/medien/268421/ auf die Wetterkarte im Deutschen Fernsehen des Jahres 1960.
Das Thema bietet endlosen Stoff und gehört nicht in dieses Brett. Ich kürze deshalb ab: Zinspolitik ist das ungeeignete Vehikel zur Beeinflussung von Parlamentszusammensetzungen. Vielleicht ist Fremdschämen für ein paar Figuren an politischen Rändern angezeigt. Wir sollten aber in der Lage sein, ohne besondere Maßnahmen (und auch ohne Parteienverbote) damit auf demokratische Weise umzugehen.
Eine der übelsten und unverzeihlichsten Entgleisungen, an die ich mich erinnere, kam übrigens nicht von Kaisertreuen und nicht von Leuten, die ihren Eid auf Hitler schworen, sondern ausgerechnet von einem Sozialdemokraten. Als Peter Struck verkündete, unsere Freiheit werde am Hindukusch verteidigt, war das für mich Anlaß, seine Partei seitdem nicht mehr zu wählen. Ich weiß zwar nicht, ob es sich um Verbrecher oder Hohlköpfe handelte, aber unwählbar ist beides.
Gruß
Wolfgang