Vorbild Skandinavien

Hi Inselchen,

der Geldbeutel spielt hierzulande schon auch eine ganz erhebliche Rolle!

Die Mutterschutz/Erziehungsurlaubsregelungen sind z.B. so „gut“, dass Frauen im gebährfähigen Alter für Firmen ein Risiko darstellen. In vielen kleineren und mittelständischen Unternehmen (weniger in den internationalen Großkonzernen) werden daher Frauen weniger gerne eingestellt und schon gar nicht in höhere Positionen. Man kann noch nicht mal den Unternehmen einen Vorwurf daraus machen, denn die müssen schließlich auch sehen, wo sie bleiben! Es gibt daher z.B. die Politik, Frauen Zeitverträge zu geben (solange rechtlich zulässig). Was praktisch bedeutet, dass sie sich bei Schwangerschaft sofort beim Sozialamt anstellen können, wenn kein zahlungskräftiger Ehemann vorhanden ist. Denn wer gibt schon einer werden Mutter(Mutter mit Kleinkind einen neuen Job.

Außerdem können auch in Deutschland viele Familien nicht so einfach auf ein zweites Einkommen verzichten. Da die Kinderbetreuung aber nicht ausreicht und man nur mit Glück überhaupt eine bekommt, kann man das zweite Einkommen bei der Familienplanung kaum von vorneherein einrechnen.

Fazit: Die Entscheidung für Kinder stellt in Deutschland ein ganz erhebliches finanzielles Risiko dar, das sogar bis hin zur Existenzbedrohung reicht. Und genau das ist der Grund für die sinkende Geburtenrate! Mit karrieregeil etc. hat das alles reichlich wenig zu tun.

Viele Grüße,
Sandra

2 Like

Selektive Wahrnehmung?
Diese Diskussion begleitet mich, seit ich Kinder habe. Zum Glück ist mein erstes Kind in Frankreich geboren, wo es ganz selbstverständlich ist, dass die Kinder früh in den Kindergarten gehen. Die Betreuung ist super und keine® macht einer Frau einen Vorwurf, wenn sie Kinder hat und arbeitet. Kaum zurück in Deutschland - ich bekam mein zweites Kind in Berlin - promovierte und war berufstätig, kamen ständig diese Bemerkungen: zwei Kinder, die im Kiga betreut werden und berufstätig - muss das denn sein? Zugleich dann der Blick, ob mit den Kindern alles stimmt.

Dann zogen wir ins Rheinland und es wurde noch schwieriger, eine Ganztagsbetreuung zu finden. „Unsere Muttis hier brauchen keine Übermittagsbetreuung“ - so der O-Ton einer Kindergartenleiterin. Es ist so aufreibend, sich ständig rechtfertigen zu müssen, wenn die Vollzeitmütter beim kleinsten Problem auf die Berufstätigkeit der Mütter verweisen.

Ich arbeite mit Frauen/Müttern in Führungspositionen aus anderen Ländern (Skandinavien, Frankreich, Benelux, UK) zusammen, die auch immer wieder in Deutchland zusammenkommen und von mir die Probleme einer arbeitenden Mutter mitbekommen.

Ich kann dazu sagen, dass ich im Gegensatz zu vielen deutschen Kolleginnen für hiesige Verhältnisse durch meinen Arbeitgeber recht priveligiert bin und trotzdem ist es immer wieder im Vergleich zur Situation von Frauen aus anderen Ländern ein individuell zu bewältigender Kraftakt.

Es ist nach allem, was ich von aussen höre, nicht nachzuvollziehen, warum es hier so schwierig ist, überhaupt eine Ganztagsbetreuung für die Kinder zu bekommen und dazu noch wieso es so wenig qualifizierte Betreuungsplätze gibt.

Den Frauen aus diesen Ländern kann ich kaum klarmachen, dass es hier üblich ist, es Müttern schwer zu machen und gleichzeitig seit Jahren über Vereinbarkeit Familie-Beruf bzw. Ganztagsschulen oder Betreuungsmöglichkeiten zu debattieren.

Ich spreche hier nicht davon eine Beschäftigung im geringfügingen Bereich auszuüben, es geht mir um das, was in Frankreich, Skandinavien oder andernorts möglich ist, ohne sich ständig dafür zu rechtfertigen : Vollzeit Arbeiten.

eine Freundin von mir lebt seit Jahren als Deutsche in
Dänemark. Außerdem kenne ich zwei Däninnen, die jetzt in
Deutschland leben.

Keine der drei Frauen hat ihre Kinder sehr früh von
Institutionen (wertfrei gemeint) betreuen lassen. Die Däninnen
hier waren froh über die Möglichkeit, bis zum 3. Geburtstag
daheim bei den Kindern bleiben zu können, die Deutsche in DK
kann sich das nur durch das hohe Gehalt ihres Mannes leisten.

Interessant sind am Verlauf dieser Diskussion für mich 2 Dinge:

  1. Jede scheint weit und breit nur Frauen zu sehen, die ihrem eigenen Lebensstil entsprechen: (A) Entweder Frauen, auch Ausländerinnen,für die die Verbindung von Familien- und Berufstätigkeit NIE ein Problem war und die so glücklich über die 3Jahre Erziehungsurlaub sind (B) Frauen, die diesbezüglich so große Defizite erleben oder sehen, dass sie sich für Kinderlosigkeit oder ein Einzelkind oder das Vollzeitmutterdasein entscheiden.

  2. Im Ausland scheint´s nicht anders zu sein mit dem Muster, wenn auch mit der Lebensform. Entweder die dort lebenden Frauen finden D fürchterlich rückständig in Sachen Verbindung Kinder oder Beruf oder sie beneiden uns ob der Wahlfreiheit und der Möglichkeit, mit einem Gehalt auszukommen. KOMISCHERWEISE passt das IMMER zu der jeweiligen persönlichen Ansicht der Schreiberin, lach.

Ist doch wirklich komisch, oder? Ich, die ich mich zu Typus B (s.o) zähle, kenne wirklich NUR Französinnen, Schwedinnen, Däninnen…, die die deutsche Enge ablehnen und entweder versuchen, hier Beruf und Familie zu verbinden oder wieder wegziehen oder unzufrieden sind. Hmmmm…

Grisabella

6 Like

Hallo Gollum,

Es ist schlicht für viele Frauen, gerade außerhalb von
Ballungsräumen, unmöglich einem Beruf nachzugehen.
Hältst Du diesen Wunsch nach einem frei gewählten Beruf auch
schon für bedenklich?

Warum gerade für Frauen? Was spricht dagegen, daß der Mann das
„Opfer“ auf sich nimmt?
Warum sind Kinder (reine) Frauensache?

das musst Du schon auch Deine Geschlechtsgenossen fragen. Ich kriegt damals fast zwei Paar Augen (vor Erstaunen) vor die Füße, als ich auf die Frage nach der Familienplanung (mit damals 10-jährigem Kind) die Antowrt gab: „Wenn ich einen Mann finde, der daheim bei den Kindern bleibt, dann könnte ich mir schon vorstellen, eines oder zwei (Kinder) in die Welt zu setzen.“

Wenn jan, warum sollen gerade die Frauen zwischen
freigewähltem Beruf und Familienarbeit entscheiden müssen?

Wenn dem so ist, hat sich die Frau offenbar nicht mit ihrem
Partner einigen können, wer sich worum kümmert. Wenn dann, wie
so oft, alles an der Frau hängen bleibt, hätte sie vielleicht
bei der Wahl ihres Partners dieses Kriterium miteinbeziehen
sollen.

Es sind nach der Erfahrung von 80% der Frauen mit höher qualifizierter Ausbildung, die ich kenne, durchaus die Männer, die diese Erwartung hegen.

Ich denke, daß Kinderkrippen dann ein Thema sind, wenn beide
arbeiten gehen möchten. Was spricht dagegen, wenn der Mann
seinen Karrieresprung auf einen späteren Zeitpunkt verlegt
damit die Frau sich um ihre Karriere kümmern kann?

Du redest schon wieder von Karriere. Ganz normale reine Berufstätigkeit lässt sich mit den Verhältnissen in Deutschland nicht vereinbaren. Vielleicht ist das ja in Österreich anders.

Kinder sind
IMHO ein Thema für beide Eltern, folglich sollte man bei der
Familienplanung auch deren Betreuung berücksichtigen.
Aber dem Staat die Schuld zu geben ist IMHO auch nicht OK.

Kinder sind durchaus nicht nur ein privates Thema. Wenn dem so wäre, dann müsste unmittelbar das Ehegattensplitting und jede Vergünstigung für Familien mit Kindern abgeschafft werden. Schließlich kann ja jeder selber sehen wo er oder sie bleibt.

Gruß, Karin

2 Like