Wochenmarktpreise, Marktpreise und so
Servus,
Hast du das selber beobachtet oder kann man das irgendwo
nachlesen?
Es sind subjektive, nicht repräsentative Eindrücke eines begeisterten Wochenmarkt-„Habitués“. Mir ist aufgefallen, dass in kleineren Orten wie z.B. Hochheim/Main, wo ich einige Zeit lebte, oder Biberach, wo ich zur Schule gegangen bin, bei den Erzeugern, die den Wochenmarkt beschicken, eher an den Preisen sichtbar wird, dass da weniger Handelsspannen zwischen Erzeuger und Verbraucher liegen, als auf den Märkten in Großstädten wie Mainz und Mannheim, wo ich über jeweils einige Jahre Wochenmarktbesucher bin bzw. war.
Andererseits hört man ja immer wieder, das Deutsche
im Vergleich zu Franzosen sehr wenig Geld für Lebensmittel
ausgeben.
Relativ zum verfügbaren Einkommen der Haushalte wahrscheinlich schon. Absolut dürfte das ziemlich gleichauf liegen, alldieweil die verfügbaren Budgets französischer Haushalte trotz des ausgeprägten Umverteilungssystems in F und trotz des Billiglohnmodells Deutschland wohl unverändert niedriger sind (schon lang keinen Fischer Weltalmanach mehr in den Händen gehabt, ich weiß das alles bloß noch ganz ungefähr…).
Mein Eindruck war eigentlich immer, dass der Wochenmarkt nicht
teuer ist, sondern die Supermärkte durch ihren Preiskampf
unverschämt billig.
Hm, wo will man da die Messlatte anlegen, die „normal“ sagt? Letztlich stellt es volkswirtschaftlich sogar einen Produktivitätszuwachs dar, wenn ein Milcherzeuger, der jahrelang seine Abschreibungen verfrühstückt hat, zuletzt nicht mehr mithalten kann und sich vom Markt verabschiedet. Wie, wenn nicht durch einen Gleichgewichtspreis, will man einen normalen Preis definieren? (ist keine rhetorische Frage, ich weiß tatsächlich nichts dazu zu sagen, das mir „gefühlt“ richtig vorkäme; das hat freilich auch mit Emotionalem zu tun, ich habe als Azubi in der Landwirtschaft und als Werkstudent auf einigen landwirtschaftlichen Betrieben das Bauernlegen der 1970er-1980er Jahre umsonst und draußen miterlebt; einer der Bauern, bei denen ich tätig war, ein Bauer mit Leib und Seele und durchaus ein „innovativer“ Kopf, hat sich aufgehängt, als er nicht mehr konnte).
Vor zwei Wochen war ich gerade hier in Hamburg bei Rewe und da
gab es, sage und schreibe, keinen einzigen Apfel aus
Deutschland geschweige denn aus dem Alten Land, was gerade mal
4 km entfernt ist.
Das ist im August normal. Juni bis August ist eine traurige Zeit ohne Äpfel. Die klassischen Frühäpfel sind für Transport und Lagerung ungeeignet, wenn man sie ausreifen lässt (und nur dann schmecken sie nach was). Es gibt zwar einige sehr hübschen Neuzüchtungen in dieser Sparte (z.B. Sommerregent und Delbar Jubilee), aber die kommen erst jetzt so nach und nach.
Südtirol nimmt da eine Sonderstellung ein, das ist aber schon seit den 1960er Jahren so: Man hat dort unter Nutzung früherer Wein- und Käsereikeller schon früh die Lagertechnik entwickelt, und heute gibt es dort Läger, die mit vergleichsweise geringem Energieaufwand als CA-Lager geführt werden, in denen nicht nur die Zusammensetzung der Atmosphäre gesteuert wird (CO2-betont), sondern gleichzeitig auch die Temperatur - was in einem teils oder ganz unterirdischen Lager nicht so aufwändig ist. Am Bodensee gibt es ähnliche Tendenzen, aber nicht so ausgefeilt, während man im Alten Land länger versucht hat, immer früher zu pflücken und im Lager ausreifen zu lassen, was seine Grenzen hat: Mit Elbe-Cox, Marie, Gloster und MacIntosh ging das noch ganz gut, aber viele Sorten geraten da maximal zum Aroma einer unreifen Zuckerrübe.
Wieauchimmer: Ende September wird mein „Äppelmann“ aus Gundheim wieder in die Stadt kommen; der zahlt keine Standgebühr ans Marktamt, sondern bloß eine kleine Verwaltungsgebühr für die Sondernutzung an den zwei-drei Standorten, die er regelmäßig anfährt, und bei dem gibts halt nicht alles, sondern bloß Äpfel, Birnen, Zwiebeln, Nüsse, Kartoffeln, Wein und Honig. Zum Ausgleich für dieses beschränkte Sortiment und dafür, dass man ihn finden muss, gibt er das Glas Kastanienhonig für 4 Euro, das Kilo Äpfel für 1,50 und einen gar nicht üblen Riesling für 3,50. Und was tut Gott? Der Mann lebt -
Schöne Grüße
Dä Blumepeder