Vorfahrtsregeln auf dem Wasser

Hallo,

wenn ich danach googele, finde ich, dass „benachteiligte Boote“ Vorfahrt haben, insbesondere Segler und Windsurfer gegenüber Motorbooten (ausser wohl Berufsschifffahrt). Und so ist es wohl auf der ganzen Welt. Und so erscheint mir das auch logisch, da Segler nicht so leicht und schnell manövrieren können wie Motorboote. Jetzt lese ich, dass das im Küstenbereich von Deutschland geändert wurde und Motorfahrzeuge Vorfahrt haben vor Seglern.

Stimmt das?
Wenn ja, wann, warum und auf wessen Veranlassung wurde es geändert?

Danke
Laika

Hallo!

Ich kann dir keine genaue Auskunft geben, aber ich kann dir ein anderes Bsp nennen.

An der alten Donau in Wien haben auch die Elektro Boote Wegerecht gegenüber den Segelbooten. Grund dafür (laut meines Segellehrers) war der Grund, dass Segler stets einen Segelschein brauchen. Die Fahrer der Elektroboote sind Touristen und Ahnungslose, die die Regeln gar nicht kennen. Daher wurde die Verantwortung den Seglern übertragen.

Vielleicht ist es hier ähnlich?
lg
ALex

Hallo laika,

Jetzt lese ich, dass das im Küstenbereich von Deutschland geändert wurde und Motorfahrzeuge Vorfahrt haben vor Seglern.

Wo hast Du das den gelesen? Die Vorfahrtsregeln im Küstenbreich richten sich meines Wissens nach der Seeschifffahrtsstraßenordnung und den Kollisionsverhütungsregeln.

Allerdings ist jeder Segler vernünftig, der sich und sein Fahrzeug gut frei von Motorbooten, insbesondere Fischern und Berufsschiffern hält. Zum Einen sind Motorboote in der Regel schneller und stärker, zum Anderen sind die größeren Pötte nicht so manövrierfähig wie man denkt: Die können nicht so schnell den Kurs ändern oder anhalten, wie dies in kritischen Situationen manchmal nötig ist.
In den letzten beiden Jahren habe ich es zweimal erlebt, dass ein Motorfahrzeug meinem Segler in die Seite fahren wollte. Einmal wars ein Fischer und einmal ein Kümo. Vermutlich war die Brücke der Fahrzeuge zum Zeitpunkt des Beinahe-Unfalls nicht besetzt. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man eine 65m Bark so einfach übersehen kann. Eine Kollision wäre im ersten Fall ärgerlich gewesen und im Falle des Kümos, hätte das auch mit ernsten Schäden enden können.

Deshalb ist Abstand halten und ausweichen, selbst wenn man eigentlich Vorfahrt hat, für einen Segler immer gesünder.

Hoffe das hilft Dir weiter!

Dein
Ebenezer

Hallo Ebenezer,

Jetzt lese ich, dass das im Küstenbereich von Deutschland geändert wurde und Motorfahrzeuge Vorfahrt haben vor Seglern.

Wo hast Du das den gelesen?

DIE ZEIT vor einer Woche. Es geht da um einen sehr schweren Unfall zwischen einem superschnellen Motorboot und einem Surfer in der Lübecker Bucht. Der Surfer ist an nahezu allen Körperteilen geschreddert worden, hat nur mit viel, viel Glück überlebt - ein längerer Artikel darüber, über die Umstände dabei, über die Vorfahrtsregeln. Ich finde das nicht so schnell auf ZEIT.de-Online.

Deshalb ist Abstand halten und ausweichen, selbst wenn man
eigentlich Vorfahrt hat, für einen Segler immer gesünder.

Auf alle Fälle! So habe ich es als Surfer auch immer gehalten, halte ich das auch als Radfahrer im Strassenverkehr so. Aber da ging es um ein Motorboot, das 60 - 70 kmh oder gar mehr drauf hatte. Hat ein Segler da eine Chance auszuweichen?

Laika

Hallo laika,

Auf alle Fälle! So habe ich es als Surfer auch immer gehalten,
halte ich das auch als Radfahrer im Strassenverkehr so. Aber
da ging es um ein Motorboot, das 60 - 70 kmh oder gar mehr
drauf hatte. Hat ein Segler da eine Chance auszuweichen?

Nicht wirklich. Deshalb ja mein Rat: Abstand halten. Obwohl wir ja immerhin mit einer Bark unterwegs, also von der Größe her nicht ganz unbedeutend sind, halten wir uns z.B. in Verkehrstrennungsgebieten meist am Rand auf. So können die Berufsschiffer quasi auf der linken Spur an uns vorbei ziehen können und, tehoretisch, kann es gar nicht kritisch werden kann.

In dem von Dir beschriebenenen Fall, scheint es mir aber so, als hätte die Beachtung von Vorfahrtsregeln hier nicht genutzt. Bei der vom Motorboot gefahrenen Geschwindigkeit, hätte der Surfer ja gar nichts machen können.

Rein von dem was Du hier geschrieben hast, sehe ich die Hauptverantwortung beim Skipper des Motorbootes. Aber ich werde heute Nachmittag noch mal in meine Unterlagen schauen. Vielleicht kann ich dann noch was genaueres sagen.

Bis später dann!

Dein
Ebenezer

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Hallo,

in Deutschland ist das nicht so, es gibt aber ein „aber“:

Ich habe meinen Segelschein auf einem See gemacht, der auch stark von Tretbooten frequentiert ist. Uns wurde wärmstens empfohlen, den Tretbooten Platz zu machen und ihnen Vorrag zu gewähren.
Erstens: sie können nicht so schnell ausweichen; eine Halse ist schnell gemacht. Und zweitens: sie wissen nicht, dass sie keine Vorfahrt haben. Und bevor alle im Wasser liegen, weicht man lieber aus. Der Klügere gibt nach.
Gerade beim Segeln gilt immer das gebot der Rücksichtnahme. (Wobei es immer Spaß gemacht hat, auf die Tretboote volles Pfund zuzufahren und kurz vorher eine Hals zu machen… :smile: )

Haelge

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Hallo Laika,

ich habe mir jetzt noch mal die Kollisionsverhütungsregeln angesehen.

Grundsätzlich gilt, dass in dem von Dir beschriebenen Fall das Motorboot hätte ausweichen müssen.

Regel 18 Kollisionsverhütungsregel:

Ein Maschinenfahrzeug in Fahrt muss ausweichen
[…]
(iv) einem Segelfahrzeug.

Jetzt wäre noch wesentlich zu klären wo der Unfall stattfand. Hat der Segler z.B. ein Fahrwasser gekreuzt? Das geht aus Deiner Beschreibung leider nicht hervor.
Dann hätte er eigentlich dem Motorboot ausweichen müssen. Ob es ihm möglich gewesen wäre, ist dann erst mal zweitrangig.

Aber, wie schon gesagt, als kleines Fahrzeug schadet es nie, sich von den größeren / stärkeren Fahrzeugen gut frei zu halten und nicht auf seinem Recht zu bestehen.

Hoffe das hilft Dir weiter!

Dein
Ebenezer

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Hallo zusammen,

habe den Artikel in der ZEIT auch gelesen.

Der Segler wäre ist rechtlich wohl nach der SeeSchStrO nach §31 ausweichpflichtig. Eine „Kollisionsverhütungsregel“ greift hier nicht. Letztendlich ist aber wohl fraglich, ob er ggf. sogar auszuweichen versuchte, was aber aufgrund der nicht angemessenen Geschwindigkeit und Erfahrung, sowie Aufmerksamkeit des Skippers, nicht glückte.

http://www.bsu-bund.de/SharedDocs/pdf/DE/Unfallberic…

Hallo auch,

Der Segler wäre ist rechtlich wohl nach der SeeSchStrO nach
§31 ausweichpflichtig.

Ist es so, wie die ZEIT schrieb, dass die Regel „Motor vor Segel“ nur in diesen (in deutschen) Küstengewässern gilt? Und ausserhalb der Dreimeilenzone ist es dann gemäß internationalen Regeln gerade umgekehrt.
Das wäre schon sehr, sehr merkwürdig! Und es wäre zu klären, auf wessen Veranlassung das geändert wurde.

Eine „Kollisionsverhütungsregel“ greift
hier nicht. Letztendlich ist aber wohl fraglich, ob er ggf.
sogar auszuweichen versuchte, was aber aufgrund der nicht
angemessenen Geschwindigkeit und Erfahrung, sowie
Aufmerksamkeit des Skippers, nicht glückte.

Wenn einer mit 60 - 70 kmh über das Wasser rast, muss er doch mit aller-, allerhöchster Aufmerksamkeit nach vorne und zur Seite gucken. Es hätte ja auch eine ebenso schnelle Motoryacht von der Seite kommen können!

http://www.bsu-bund.de/SharedDocs/pdf/DE/Unfallberic…

Der Bericht wird von der Herstellerwerft ja zum Anlass genommen, die BSU ggf. auf Schadenersatz wegen Geschäftsschädigung zu verklagen. Geradezu unglaublich!!!
Auch das Verhalten des Skippers, dass er sich nach dem Unfall so gut wie gar nicht mehr um den Surfer gekümmert hat - Schuld oder Nicht-Schuld. Wenn ich solch einen Unfall mit schwersten Verletzungen, ja, fast Todesfolge verursacht hätte, könnte ich keine Minute mehr ruhig schlafen. Wünschen wir das auch dem Skipper!

Gruss
Laika

Moin zusammen,

Ist es so, wie die ZEIT schrieb, dass die Regel „Motor vor
Segel“ nur in diesen (in deutschen) Küstengewässern gilt? Und
ausserhalb der Dreimeilenzone ist es dann gemäß
internationalen Regeln gerade umgekehrt.
Das wäre schon sehr, sehr merkwürdig! Und es wäre zu klären,
auf wessen Veranlassung das geändert wurde.

Also die Seeschifffahrtsstraßen Verordnung ist ja wie der Name schon sagt für Schifffahrtsstrassen. Soweit ich mich erinnere ist der Surfer ja auch etliche hundert Meter vom Strand entfernt gewesen. Der §31 regelt nicht direkt „Motor vor Segel“ sondern eher Schiffsverkehr vor Freizeitfahrzeuge.

Wenn einer mit 60 - 70 kmh über das Wasser rast, muss er doch
mit aller-, allerhöchster Aufmerksamkeit nach vorne und zur
Seite gucken. Es hätte ja auch eine ebenso schnelle Motoryacht
von der Seite kommen können!

Ja, sehe ich genauso. In dem Bericht wird ja auch erläutert, dass die Jacht eigentlich nicht einer angemessenen Übersicht gerecht wird.

Der Bericht wird von der Herstellerwerft ja zum Anlass
genommen, die BSU ggf. auf Schadenersatz wegen
Geschäftsschädigung zu verklagen. Geradezu unglaublich!!!
Auch das Verhalten des Skippers, dass er sich nach dem Unfall
so gut wie gar nicht mehr um den Surfer gekümmert hat - Schuld
oder Nicht-Schuld. Wenn ich solch einen Unfall mit schwersten
Verletzungen, ja, fast Todesfolge verursacht hätte, könnte ich
keine Minute mehr ruhig schlafen. Wünschen wir das auch dem
Skipper!

Ich war auch ziemlich schockiert von dem Verhalten des Skippers und der Firma. Fehler machen wir alle mal - aber so ein Verhalten ist schon echt hart.

Ich gehe davon aus, dass der Skipper hart bestraft werden wird. Aber eine Rücknahme der 15PS-Freigabe (was für mich das eigentlich Problem darstellt) wird es wohl aus wirtschaftlichen Interessen nicht geben.

Ufoo

Moin nochmal,

Der §31 regelt nicht direkt „Motor vor
Segel“ sondern eher Schiffsverkehr vor Freizeitfahrzeuge.

Ist ein 3600 PS-Motorboot auch ein Freizeitfahrzeug?

Ich gehe davon aus, dass der Skipper hart bestraft werden
wird.

Hoffentlich!!! Das sage ich nicht nur, weil ich auch Surfer bin - meist aber auf Binnen-/Baggerseen. Die Nordsee ist halt weit weg.

Aber eine Rücknahme der 15PS-Freigabe (was für mich das
eigentlich Problem darstellt) wird es wohl aus
wirtschaftlichen Interessen nicht geben.

Müsste den Artikel nochmal lesen. Aber war das nicht auf Betreiben der FDP? Wenn ja, ist das wieder ein Grund mehr, zu hoffen, dass diese Partei endlich unter die 5% gedrückt wird. Hoffe, Du bist kein Anhänger von denen :frowning:(

Laika

Ist ein 3600 PS-Motorboot auch ein Freizeitfahrzeug?

Damit war eher das Surfbrett gemeint :smile: Auf einer Schifffahrtsstraße hat dieses eben auszuweichen (ob das denn überhaupt geht, ist erst mal eine andere Frage)

Hoffentlich!!! Das sage ich nicht nur, weil ich auch Surfer
bin - meist aber auf Binnen-/Baggerseen. Die Nordsee ist halt
weit weg.

Es war die Ostsee :wink:

Müsste den Artikel nochmal lesen. Aber war das nicht auf
Betreiben der FDP? Wenn ja, ist das wieder ein Grund mehr, zu
hoffen, dass diese Partei endlich unter die 5% gedrückt wird.
Hoffe, Du bist kein Anhänger von denen :frowning:(

Laika

Soweit ich mich erinnere war es die FDP, die der Lobby da Gehör verschafft hat. Ich bin zwar überhaupt nicht von der Entwicklung der FDP in den letzten Jahren erfreut, aber in den Bundestag gehören sie m.E. dann doch. 5,5%… das wäre ok :wink: