Vorgesetzten auflaufen lassen und dabei souverän und unangreifbar sein

Hi!

Ich bin schon sehr lange im Büro bei meinem jetzigen Arbeitgeber tätig und bekomme jetzt einen fachlich und menschlich unqualifizierten direkten Vorgesetzten. Innerlich hab ich schon gekündigt, bin auch schon in der Bewerbungsphase, habe allerdings eine sehr lange Kündigungsfrist.

Ich bin einfach zu hilfsbereit, loyal und „nett“ (ja, ich weiß ….), um zu wissen, wie man einen Vorgesetzten auflaufen lassen kann.
Habt ihr mir vielleicht ein paar gute Beispiele oder Ratschläge, wie ich mein vorhandenes „Herrschaftswissen“ für mich behalten kann, meinen Vorgesetzten auflaufen lassen kann und dabei doch unangreifbar bin und nicht „zickig“ wirke?

Vielen Dank für hilfreiche Tipps :smile:
Karin

Warum willst Du das? Gerade wenn Du in sowas „ungeübt“ bist? Ich meine, sowas kostet doch Energie, die Du vermutlich für den Bewerbungsprozess brauchst? Und „sehr lange Kündigungsfrist“ lässt sich ganz häufig mit einem Aufhebungsvertrag lösen…

Hi,

Solange er nichts von dir will, dass dir nicht passt, gibt es nichts anderes zu tun als nett zu sein und seine arbeit zu machen. Willer was, was du nicht willst - wenn es dein job ist, heißt die Antwort „ja.“- auch, wenn du keine oder nichg genug zeit hast. Du tust dein bestes, und fertig. Mehr als das ja braucht es nicht. Verlangt er was illegales, heißt es nein, und du gehst.

Die Franzi

Aber hallo!

  1. Den Chef auflaufen lassen; das wird als deine Schwäche in deinem Zeugnis (umschrieben) ausgelegt werden.
  2. Denke 'mal darüber nach, wie du dich als Chef fühlen würdest, wenn dich (d)ein Mitarbeiter auflaufen lässt.
  3. Wenn eine Frau „lange“ in einer Fa. ist, steigt eine gute Mitarbeiterin auch auf.
  4. Es wird immer so sein: Der Ober sticht den Unter!
  5. Wenn du noch am Markt gefragt ist, wechsle die Fa. mit erhöhtem Gehalt.
  6. Ich rate abzuwarten und zu dem Chef sehr freundlich zu sein.
  7. Ich verstehe nicht: Wie kannst du deinen neuen Chef denn jetzt schon abwertend beurteilen?
    MfG!

Moin Karin,

ich halte es zu 100% mit Jana.
Du bist eine nette, hilfsbereite Person (so habe ich dich jedenfalls hier im Forum kennengelernt und meine das als Kompliment). Warum willst du dir jetzt noch auf deine letzten Wochen den Stress antun, dich mit diesem Vorgesetzten rum zu ärgern? Klar, wer träumt nicht davon, souverän und vollkommen ruhig seine „Überlegenheit“ zu zeigen bei bestimmten Mitmenschen? Das Problem ist, dass ironische, sarkastische oder auch feingeistige Kommentare bei solchen Menschen überhaupt nicht funktionieren, ganz einfach, weil sie es nicht verstehen. Selbst wenn du es schaffst, ihm ans Bein zu pinkeln, hält die Befriedigung nicht lange an und du hast dir zum Schluss noch einen Feind gemacht. Meiner Erfahrung nach trifft man sich immer zweimal im Leben. Oder wie meine Kollegin es so treffend formulierte: Karma is 'ne bitch. Entweder fällt dir dein Verhalten ihm gegenüber mal auf die Füße oder du stellst nach zwei Jahren fest, dass dein ehemaliger Vorgesetzter dir im neuen Job Kugelschreiber verkaufen will, weil er es als Führungskraft nicht geschafft hat (nur so als Beispiel)

Bleib dir weiter treu und stecke deine Energien in Bewerbungen. Ich drücke dir die Daumen! Und wenn du Hilfe beim bewerben brauchst, weißt du ja, wo du suchen musst :wink:

Soon

Sehr gut, ich ergänze:
Je höher man im „neuen Job“ steigt, umso schwieriger ist es die neuen Mitarbeiter nach ehrlich und unehrlich einzustufen. Das macht zusätzlichen Stress und verkürzt das Arbeitsleben.
MfG!

Also das nehme ich dir jetzt nicht ab. Loyal und nett,aber den Chef auflaufen lassen, noch dazu, dass er es möglichst nicht merkt, also feige und aus dem Hinderhalt? Super Idee!
Und ich glaube auch, dass sich sowas im Arbeitsleben immer rächt.
Souverän bis du, wenn du die Konflikte mit ihm offen ansprichst. Was hindert dich denn daran?
Und, ja, unüberbrückbare Unsympathie gibt es, darum suchst du dir ja schon was anderes. Also, was hast du zu verlieren, wenn du ehrlich und authentisch bleibst?

Hallo,

Aber klar doch. Das ist ganz einfach: LASS ES BLEIBEN! Wie schon von aderer Seite geschrieben bringt es weder Dir noch dem Vorgesetzten etwas. Der Spruch „was Du nicht willst das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu“ macht hier wieder mal vollkommen Sinn. Du sagst von Dir selbst:

aber giftest rum, mobbst Andere und hast doch eh schon mit dem Job abgeschlossen … also genau das Gegenteil … merkst Du was ich meine?! Passt also nicht zusammen!
Mein Ratschlag: kümmer DU DICH um DICH selbst und lass die Anderen die anderen sein. Enjoy.

An alle :smile:

Danke für’s Kopf waschen.
Ich hab es vielleicht auch ein bisschen falsch beschrieben (und Little_H - ich mobbe nicht): Ich hab mich bisher in vielen Fällen wirklich deutlich mehr notwendig eingesetzt, gerade aus Loyalität zu den Kollegen. Und wenn ich frei habe oder am Wochenende (häufig) ein „Notruf“ von den Kollegen kommt, bin ich da (weil die anderen das Problem meist nicht lösen können). Und das wurde bisher auch geschätzt, jetzt aber nicht mehr. Und irgendwie sehe ich eben nicht mehr ein, stets parat zu sein, Sonderaufgaben zu erledigen etc. Oder eben meinem neuen Vorgesetzten zu erklären, wie er seinen Job machen muss, weil er fachliche Defizite hat (aber diese auch nicht ausräumen will ) ….

Das Abgrenzen fällt mir schwer ….

Viele Grüße
Karin

Hi Heima,

  1. Ich habe ein relativ neues super Zwischenzeugnis
  2. siehe 7
  3. Ich arbeite in einem Bereich, in dem der Verwaltungsbereich sehr überschaubar von der Größe ist, Vollzeitstellen 1,5. Mit Aufstieg ist da nicht viel, war mir auch immer bewusst. Hierarchie war und ist eigentlich nicht nötig.
  4. Leider sticht nicht die Kompetenz
  5. Ich teste meinen Marktwert
  6. Zu falschen Schlangen nett zu sein ist wirklich anstrengend
  7. Der neue Abteilungsleiter kommt aus einer Art Tochterfirma, wir haben bisher auf Augenhöhe häufig zusammen gearbeitet. Und ich musste ihm schon oft helfen (auch aus der Patsche …). Aber nach ganz oben verkauft er sich leider besser und für ihn wurde eine absolut überflüssige neue Stelle geschaffen (Abteilungsleiter für 2 Vollkräfte …). Ich habe zu lange nicht erkannt, dass Loyalität immer nur in eine Richtung ging - in seine.

Ich habe es offen angesprochen, sehr offen.

P.S.: Ich könnte auch großzügig sein, es geht mir familiär und wirtschaftlich besser - aber falsche Schlangen liegen mir einfach nicht :wink:

Das geht mir genauso :slight_smile: Und aus Erfahrung kann ich Dir nur sagen: bewerben, bewerben und dann Auflösungsvertrag aushandeln. Alles andere braucht zu viel Energie… Bis dahin machste halt gute Miene zum bösen Spiel, lässt Deinen Chef nach oben glänzen und formulierst in Gedanken Deine Abschiedsmail in allen Varianten!

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Moin,

so etwas kenne ich nur zu gut. Ich war vor Jahren in der selben Situation. Ich habe mich innerhalb sehr kurzer Zeit zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet, einfach, weil ich es konnte und weil ich die fachlichen Fähigkeiten hatte. Ich habe gute Arbeit geleistet. Allerdings kam der Vorgesetzte, den ich „ersetzt“ habe, zurück. Am Anfang hat er noch mit mir gearbeitet. Relativ schnell war klar, dass er seinen Posten zurück haben wollte und das auch von der Führungsetage so gewünscht war. Im Prinzip war ich nur ein Lückenfüller. Ich habe sehr viel gelernt in dieser Zeit, viele nette Leute kennengelernt. Und war natürlich sauer, dass ich so rausgeschoben wurde. Ich habe letztendlich aufgegeben, nicht ohne eine dicke Abfindung und ein sehr gutes Zeugnis rauszuschlagen.
Im Nachhinein (aber wirklich erst mit dem Abstand von Jahren) betrachtet war es eine sehr lehrreiche Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte, hat sie doch dazu beigetragen, mein Leben zu bereichern.
Und, ich habe gelernt, dass es manchmal besser ist, zurück zu stecken um des eigenen Seelenheil willens und damit man sich morgens noch aufrecht im Spiegel anschauen kann.
Ich wünsche dir viel Glück oder auch Weisheit bei deiner Entscheidungsfindung.

Soon

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Ja, hättest du denn die Abfindung auch bekommen, wenn du den schwarzen Weg gewählt hättest?
DAs wäre ja eher ein gewichtiges Argument, als das Seelenheil, denn gepflegte Rache, wenn sie am Ende funktioniert hat kann schon auch sehr erfreulich sein.
Das sollte man aber können und nicht erst im Krisenfall anfangen zu üben.
Ausserdem ist das Argument von Frau Boemer im ungeübten Fall unbedingt zu beachten, dass es nämlich zu viel Energie kostet, ausser, man ist ein Vollprofi.Aber wie viele Pokerspieler können schon damit ihr Geld verdienen…
Abfindung ist ein gutes Ziel.

Ergänzend zu den Tipps, nicht unnötig Energie zu verschwenden an etwas, was dir gar nicht entspricht, könntest du die Zeit bis zum Wechsel allenfalls als Testphase nutzen, mal das Neinsagen zu üben.

Neinsagen ist nichts primär Negatives nach außen, sondern etwas Positives für die eigene Psychohygiene. Das wirst du in jedem anderen Job gebrauchen können. Jasagen funktioniert auf Dauer nur, wenn man das in einem Team macht, was bestimmte Dinge auch zu schätzen weiß und nicht ausnutzt. Gerade wenn man mit so etwas aber in einem neuen Team anfängt, ist die Gefahr des Ausnutzens und der negativen Bilanz für dich sehr groß.

Von daher würde es dir vielleicht doppelt helfen, dich dafür in nächster Zeit etwas zu sensibilisieren und dein eigenes Verhalten etwas anzupassen. Du hast das Gefühl, dich gegen den neuen Chef abgrenzen zu können ohne zu giften und arbeitest gleichzeitig konstruktiv an deiner Zukunft :wink:

Vielen Dank für diesen konstruktiven Rat!
Es stimmt schon „Neinsagen ist der erste Schritt zur Freiheit“. Muss ich wirklich üben, ich bin zu sehr in der „es allen Recht machen wollen“-Falle (kann ja auch bequem sein). Bin absolut keine Rebellin. Und dann tut es einfach weh, wenn der Einsatz nicht anerkannt wird und die fiesen, egoistischen rechts überholen.

Nö, nö, nö - zu bravem Einknicken auf den letzten Kurven. Gönn Dir doch den Spaß, ihn gelegentlich auflaufen zu lassen! Das macht den Abschied leichter.
Es geht um Dich.
Frage bei irgendwelchen Aufträgen immer noch mal nach, wie (Beispiel aus dem Herrschaftswissen, dessen Antwort Du, aber nicht er kennt) er das genau gemeint hat.
Lass Dich nicht von unsinnigen /unwichtigen Bitten irritieren. Erklär ihm mit Engelsgeduld, dass Du das selbstverständlich tun wirst, sobald Du 1., 2., und 3. erledigt hast.
Und lass Dir nicht einreden, einknicken sei sinnvoller.
Wenn Du es für ein gutes Gefühl brauchst, ist ein bisschen Rache voll in Ordnung.
LG
Amokoma1

Ich bin wirklich schon dabei, meine Abschiedsrede zu proben :slight_smile:
Und besonders bedanken möchte ich mich bei xxx, der mich - und so viele andere - inspiriert hat, Neues zu wagen und mich persönlich weiter zu entwickeln. Die berufliche Veränderung ist eine Herausforderung für mich, die ich sehr gerne angenommen habe. Herausfordernd werden sicher auch die Umstrukturierungen, die hier im Betrieb durch den erneuten Weggang langjähriger Mitarbeiter auf Sie, Herr xxx zukommen.

P.S.: Meine Bewerbungsquote ist gut, 2 Bewerbungen, 2 Einladungen zu Vorstellungsgesprächen :relaxed:

Auf den letzten Satz Deiner fiktiven Rede würde ich verzichten. Nachtreten muss ja nicht sein. Stattdessen könntest Du Deinen alten Kolleginnen und Kollegen versichern, dass Du gerne mit ihnen zusammen gearbeitet hast. Dass aber irgendwann immer Zeit ist, zu gehen. Dass Deine Zeit jetzt war. Dass Du glücklich über die Entscheidung bist.
Den Typen würde ich gar nicht mehr erwähnen, es sei denn, in einem erkennbar förmlichen Zusammenhang.
Das wird schon jeder verstehen.
LG
Amokoma1

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