Halligalli, Antennaria,
könnte es sein, dass du ein schlechtes gewissen hast?
Nia ned!
oder warum befürchtest du das schlimmste bei „augrirt“?
Das mit dem angerührt ist mir schon klar. Hast du die Extrawurst, nein! ich meinte, die Extramail noch nicht gelesen?
ich habe erwartet,
jetzt wart halt!
dass du nun mit einer abhandlung über
vorurteile der ösis über die piefkes anrückst, nix?
Ist aber ein längerer Text.
Bitte schön:
Piefke, Gottfried; königlich-preußischer Militärmusikmeister;
wurde 1864 vor den „Düppeler Schanzen“, wo eine preußische Militärkapelle den „Yorckschen Marsch“ von Beethoven intonierte, neben dem „Schellenbaum“, mit dem blanken Säbel dirigierend, fotografiert.
Das Foto ging - wie man so sagt - um die Welt und wurde zu einer sichtbaren Metapher des preußischen Militarismus.
Dem armen Johann Gottfried Piefke, der von der Nachwelt und von unseren österlichen Nachbarn für seinen Namen gestraft worden ist, sind der Marsch „Preussens Gloria, der Königsgrätzer, und viele andere Märsche“ zu verdanken.
Aus einem österreichischen Leserbrief:
Für die Entstehung von „Piefke“ kommen mehrere, teilweise miteinander zusammenhängende Ursachen in Frage (die gleichnamigen Figuren in der humoristisch-satirischen Literatur seit dem „Vormärz“, der preußische Militärmusikdirektor Gottfried Piefke, der Spruch „Der Piefke lief die Stiefel schief“, der dem „Königgrätzer Marsch“ des Genannten untergelegt und als Kehrreim zu vielen reichsdeutschen Soldatenliedern gesungen wurde, und die Militärwitzfigur Piefke, deren Familienname auch als Gattungsname für den Rekruten und den einfachen Soldaten verwendet wurde).
(Der ganze Brief ist, weil er auch andere bedenkenswerte Details enthält, am Ende des Postings angefügt.)
Von der die öffentliche Meinung prägenden Schicht in Österreich so gebraucht, wurde Piefke, nachdem im Verlauf der Geschichte die K.u.K.-Monarchie aus dem Deutschen Bund gedrängt und Preußen zum führenden Land innerhalb des zweiten Deutschen Reiches geworden war, von den meisten Österreichern als Bezeichnung für alle Deutschen - vielleicht mit Ausnahme der Bayern, und wie wir inzwischen wissen: des FR - übernommen.
Das Auftreten der Deutschen als Touristen in Ö seit den 50er Jahren dürfte den Gebrauch verstärkt haben.
Aber auch schon zur Zeit der „Nibelungenfreundschaft“ sollen diese Unterschiede deutlich geworden zu sein, wovon folgende Geschichte beredtes Zeugnis ablegt:
Während eines deutsch-österreichischen Manövers versuchten vier österreichische Leutnants anlässlich einer Offiziersfeier im Biwak ein Fass Bier auf einen Holzblock zu heben, um das Zapfen zu vereinfachen.
Nachdem er den Diskussionen über die Vorgehensweise und den halbherzigen Versuchen seiner „Verbündeten“, die Aktion durchzuführen, ein Weilchen zugehört und zugesehen hatte, spukte ein preußischer Leutnant in die Hände, umfasste das Fass mit beiden Armen und wuchtete es mit einem Ruck an seinen vorgesehen Platz.
Beifallserheischend schaute er seine Kollegen an, die aber mit Schulterzucken und einem „PPffff! meinten: Joo, mit Gwooid!!!
Diese Geschichte lässt sich natürlich auch erzählen zwischen „Preißn“ und „Bajuwaren“, zwischen „Schwooba“ und „Badensern“, zwischen Belgiern und Franzosen, Brasilianern und Portugiesen etc.
Wie auch dieser. Denn jetzt, da wir schon so weit sind, noch einer:
Zwei Ösis sitzen in einem Baum und sägen beide den Zweig, auf dem sie hocken, am Stamm ab. Kommt ein Deutscher vorbei und warnt sie: Wenn ihr so weitermacht, fallt ihr runter!
Tags darauf geht derselbe Deutsche an der Krankenstation des Ortes vorbei. Sagt der eine Astabsäger zum andern: Schau amoi! Do kimmt dea Prophet!
Na?
Fritz
Der ganze Leserbrief:
Ethnische Namen und das Wiener Telephonbuch
O D E R: ‚Political correctness‘ als allgemein geltendes Wörterbuch der Tabus?"
(Reaktion auf den Leserbrief in Standpunkte Nr.1/2000)
In seiner Reaktion auf den Artikel von XXXX wirft Herr Dipl.-VW YYYYY unerwünschte, aber mehr oder weniger ernsthafte Rassen- und Völkernamen mit Ethnophaulismen (Spott- und Schimpfnamen für ethnische Gruppen) in ein und denselben Topf. „Indianer“ heißen die Ureinwohner Amerikas nicht etwa aus Geringschätzung, sondern deshalb, weil Columbus die Neue Welt für Indien - also ein Hochkulturland! - hielt. „Neger“ bedeutet „Schwarzer“ und ist nicht weniger sachlich als „Schwarzafrikaner“. (Diese Bezeichnung ist zu eng; denn schwarzhäutige Menschen leben auch außerhalb ihres Ursprungskontinents, zumal in Amerika.)
Dagegen ist „Nigger“, eine Verballhornung von „Negro“, tatsächlich ein Schimpfwort. Das gilt auch für andere von Pesti erwähnte Ausdrücke.
„Tschusch“ geht wahrscheinlich auf eine ähnlich klingende, häufige serbo-kroatische Frage („Hörst du? Verstehst du?“) zurück, wird aber auch anders gedeutet. Für die Entstehung von „Piefke“ kommen mehrere, teilweise miteinander zusammenhängende Ursachen in Frage (die gleichnamigen Figuren in der humoristisch-satirischen Literatur seit dem „Vormärz“, der preußische Militärmusikdirektor Gottfried Piefke, der Spruch „Der Piefke lief die Stiefel schief“, der dem „Königgrätzer Marsch“ des Genannten untergelegt und als Kehrreim zu vielen reichsdeutschen Soldatenliedern gesungen wurde, und die Militärwitzfigur Piefke, deren Familienname auch als Gattungsname für den Rekruten und den einfachen Soldaten verwendet wurde). Als „Kraut“ bezeichneten die Anglo-Amerikaner zunächst nur den sauerkrautessenden Pfälzer in Pennsylvanien und dann verallgemeinernd den Deutschen überhaupt.
Überfremdung gab und gibt es tatsächlich. Denken wir nur an die eingangs erwähnten Indianer, die Ureinwohner Amerikas, die von den europäischen Einwanderern und deren Nachkommen überfremdet wurden. In den deutschen Kernländern der Habsburgermonarchie und im heutigen (Deutsch-)Österreich - in diesem Falle hat Herr YYYY völlig recht! - war und ist es (noch) umgekehrt. Hier wurden teilweise schon die nichtdeutschen Einwanderer selber eingedeutscht. Die meisten ihrer Nachkommen gingen vollständig im Deutschtum auf. Ethnische Assimilation gab und gibt es aber - was oft übersehen wird - auch in anderen Teilen des deutschen Kulturraumes, z. B. im Ruhrgebiet (polnische Bergleute!) und im Land am Rhein, der „großen Völkermühle“ (Carl Zuckmayer). Nicht nur in dem von Herrn Pesti zitierten Wiener Telephonbuch finden sich viele fremdsprachige Familiennamen. Schauen Sie einmal das Berliner Telephonbuch an! In dessen Online-Ausgabe finden sich z. B. 260 Eintragungen unter Kowalski.