Vorpubertät ? Gierig? Oder was ist das ?

Hallo,

ich habe da ein Problem mit unserem großen Sohn. Er ist 7, ein gesunder, sportlicher Junge, so auch eigentlich pflegeleicht, gut in der Schule, liebt seine kleine Schwester, also eigentlich alles tutti. 

Seit einige Wochen ist er sehr schwierig und ziemlich unaustehlich. Generell ist er schnell quietschig ( schnapp dir n Snickers, so ungefähr, die totale Diva). Aber im moment ist er sehr rotzig, unverschämt, gibt permanent wiederworte. Auch ist er total gierig, und immer darauf bedacht, auch ja das meiste zu bekommen. Zb bei süssßigkeiten, geht er total an die decke, wenn in der anderen tüte ein Bärchen mehr drin ist. Auch will er überall was haben und kaufen. Bekommt er dann was (zb spielzeug auf demFlohmarkt), dann will er immer mehr - bekommt er das nicht, fängt er an zu meckern und nölen. 

Zusätzlich verscuht er dann gaaaanz cool zu wirken, „Alter“ usw sind seine bevorzugte Wortwahl. 

Irgendwie habe ich das Gefühl, als wenn er in der Pubertät wäre. Er wirkt sehr schnell zornig, aber da auch selbst von überrascht, sehr ungeduldig usw. 

Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, er wirkt dadurch extrem undankbar, egoistisch und auch fies, da er sonst so nicht ist, ist das echt auffällig. 

Zeitgleich kümmert er sich total lieb um seine kleine Schwester, hat auch viele Freunde, wirkt auch so erstmal nicht unglücklich oder belastet.

Er bekommt auch echt genug süßes, wir enthalten das nicht, (natürlich in einem gesunden Masse), auch bekommt er Taschengeld , und wenn wir unterwegs sind, fällt auch manchmal ein kleines Spielzeug ab, das handhaben wir seit Jahren so, und bislang war das auch immer ok so.

Wir selber sind nicht komsumorientiert, wir kaufen nicht ewig neues, teilen immer gerne, auch Freunde unserer Kinder bekommen immer auch genug zu essen/trinken, und wir sind eigentlich auch immer gerecht, das jeder dasselbe bekommt. Ist wirklich selten, das er mal nichts süßes bekommt ( vorm essen, oder wenn alles leer ist),und auch das war nie ein Problem. 

Bislang hat das auch immer gut geklappt. 

Warum das jetzt so ein Problem ist, ich weiss es nicht, Da er jedoch permanent ungeduldig , undankbar und unzufrieden wirkt ( und das eigentlich auch fast nur bei materiellen Dingen), bin ich etwas ratlos. Von anderen hörte ich, das könnte die Vorpubertät sein, aber kann das sein ? Mit 7,5 ??? 

Bin für jeden Tip dankbar!!!

lg

Brenna

Hallo,

für die Vorpubertät scheint er mir zu jung. Gibt es denn bereits körperliche Veränderungen, die in diese Richtung deuten?

Was in diesem Alter allerdings geschieht, ist die Ausprägung des Geschlechtsbewusstseins. Jungs orientieren sich vorwiegend an Jungs und Mädchen an Mädchen, was auch eine Verstärkung bestimmter - nicht selten klischeehafter („Alter“)- geschlechtstypischer Verhaltensweisen bedingt.

Vor allem Jungs sind stark wettbewerbsorientiert und vergleichen sich permanent mit anderen. Zum Wettbewerb kommen gleichzeitig aber auch Ängste, die damit zu tun haben, bei anderen nicht anerkannt zu sein und wenig Einfluss zu haben. Gefühle von Kontrollverlust und Ohnmacht führen häufig zu aggressivem Verhalten, welches dadurch verstärkt wird, dass vor allem Jungs in diesem Alter insgesamt körperbetonter miteinander spielen und Kräfte messen.

Das Gefühl, zu kurz zu kommen und ungerecht behandelt zu werden, ist in dieser Zeit typisch, denn Kinder sind jetzt in der Lage, Ungerechtigkeit als solche zu erkennen. Dabei schießen sie gerne mal übers Ziel hinaus.

Was hilft: Gelassen bleiben und mit dem weitermachen, was ihr bisher getan habt. Gebt ihm Möglichkeiten, sich körperlich gut auszuagieren, wobei hierbei Gleichaltrige wichtige Sparringspartner sind.

Wenn er unverschämt wird, setzt eine klare Grenze: Solange er so mit euch spricht, wird er nichts erreichen. Ich würde mich auch dagegen verwahren, so angeredet zu werden, wie er seine Kumpels anredet. Respekt kann man nur einfordern, wenn man auch selbst welchen zu geben bereit ist. Entzieht euch in diesem Fall schlicht der Kommunikation. Das mag zu einem Wutausbruch führen, wird aber mittelfristig erfolgreich sein. Bei meinen Kindern half in einer solchen Auseinandersetzung die Ankündigung meinerseits, dass ich für den Fall, dass sie mich weiterhin auf eine gewisse Art anredeten, sie in Anwesenheit ihrer Freunde mit ihren kindlichen Kosenamen ansprechen würde :smile:.

Was das Kaufen betrifft: Vereinbart in einer entspannten Situation mit ihm, wie das bei Einkäufen ablaufen kann. Vielleicht bekommt er etwas mehr Taschengeld, dafür aber generell keine Extras mehr - oder aber eben wie gehabt hin und wieder ein Extra, über das aber ihr entscheidet.

Gibt es Terror, gibt es nichts.

Oder so :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Hallo

Vor allem Jungs sind stark wettbewerbsorientiert und vergleichen sich permanent mit anderen. Zum Wettbewerb kommen gleichzeitig aber auch Ängste, die damit zu tun haben, bei anderen nicht anerkannt zu sein und wenig Einfluss zu haben.

Es folgt zwar daraus, aber du hast es nicht ausdrücklich erwähnt, deswegen tue ich das jetzt:

Es kann auch sein, dass er dem Eindruck unterliegt, alle anderen (es sind immer alle anderen) - oder zumindestens alle wichtigen - Jungs in seiner Klasse hätten mehr als er: Mehr Süßigkeiten, mehr Spielzeug, mehr Computerspiele, usw., und dass er deswegen auf euch wütend ist, weil ihr ihm nicht das gleiche - oder besser mehr - bieten könnt wie die Eltern dieser betreffenden Jungs.

Wobei es natürlich auch sein kann, dass diese Jungs eher arme Eltern haben. Wenn man wenig Geld hat, neigt man dazu, seinen Kindern solche preiswerten und in Wirklichkeit völlig wertlosen Statussymbole zur Verfügung zu stellen.

Viele Grüße

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Hallo,

Respekt kann man nur einfordern, wenn man auch selbst welchen zu geben bereit ist.

Ja!
Scheint ja aber so nicht zu sein?
Bruder und Schwester können es aber! Warum?

16BIT

Hallo,

Bruder und Schwester können es aber! Warum?

Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich kann lediglich aus eigener Erfahrung beisteuern, dass meine vier Kinder trotz gleicher Erziehung durchaus unterschiedliche und manchmal extreme Verhaltensweisen an den Tag legten. Interessanterweise zeigten sie diese bei anderen Leuten kaum, die uns dann gerne mal ob unserer wohlerzogenen Blagen beneideten. Zuhause wurde dafür ständig die Schmerzgrenze strapaziert.

Relativiert hat sich das erst mit dem Ende der Pubertät wieder.

Schöne Grüße,
Jule

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materielles Denken
Hi!

Ich glaube, dass in dem Alter der Einfluss z.B. von Klassenkameraden und Freunden sich sprunghaft vergrößert (durch die Zeit in der Schule). Wir kommen grad von einer Familie zurück mit einem Sohn im selben Alter und genau derselben Problematik. Scheint also durchaus typisch zu sein.

Und da muss man einfach (Ja, „einfach“ :wink: ) entschlossen dagegen halten, das gibt sich wieder. Ich würde das Thema nicht allzu hoch hängen und charakterliche Mängel vermuten :smile:.

So Sätze wie „wir teilen gern“ und „wir sind auch mal großzügig zueinander“ fielen in der Phase sehr oft bei uns. Ebenso „was die anderen machen, ist kein Argument für uns“, belegt mit Beispielen - wir fahren ja auch ein kleineres und älteres Auto als viele unserer Bekannten und Freunde. Ich glaube, das elterliche Vorbild gilt hier viel, evtl. hilft es auch, das immer mal wieder ins Feld zu führen. Und darüber zu reden, warum die Nachbarn ein Premiere-Abo zum 2m-Flatscreen haben, man selber das aber nicht möchte oder kann.

Ich glaube, die Welt sieht für 7jährige manchmal unglaublich ungerecht aus: Sie dürfen nichts entscheiden, die Erwachsenen aber schon. Sie sehen die bunte Warenwelt ringsrum und aus ihrer Sichtweise nur Leute, die sich frei daraus bedienen. Da entsteht schnell das Gefühl, da zu kurz zu kommen.

Und meckern und nölen - das gehört praktisch dazu. Irgendwo muss er ja hin mit seinem Frust, das muss ja auch raus. Aber irgendwann sollte es dann auch wieder gut sein. Und vor allem sollte er damit keinen Erfolg haben.

Dazu kommen dann noch ganz praktische Dinge, wie offensive Gerechtigkeit: Gummibären werden einfach wirklich genau abgezählt, im Zweifel auch eins mal halbiert (und die Regel lautet: einer teilt auf, der andere sucht die Portion aus - das garantiert gerechtes Teilen).

[Dass die Schwester einen Großteil Eurer Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist ganz sicher auch ein Teil des Problems. Und wenn ich das so lese, möchte ich meinen Familien-Auszeit-Vorschlag nochmal bekräftigen]

Achso, auch hier gilt, was ich schon andernorts schrieb: Das wird besser mit der Zeit, wenn man dranbleibt. Die Früchte dieser nervtötenden Phase erntet man dann viel viel später. Da kommt dann plötzlich was vom Kind zurück, was man nie vermutet hat. Und man weiß erst im Nachhinein, dass man da doch irgendwas richtig gemacht hat.

Viele Grüße
kernig