Vorschlag für mehr Genderneutralität im Englischen

Guten Morgen,

gerade hatte ich eine fixe Idee, im Englischen für einen genderneutraleren Sprachgebrauch zu sorgen.

Es kann schließlich nicht angehen, dass im Englischen etwa von ‚writers‛ oder ‚teachers‛ die Rede ist, wobei doch andererseits allgemein akzeptiert wird, dass auch Frauen den Beruf des Flugbegleiters oder des Kellners ausüben können, weshalb mithin die Begriffe ‚stewardess‛ bzw. ‚waitress‛ achtsamerweise Einzug in die Sprache erhalten haben.

Also schlage ich vor, dass man/frau von nun das weibliche Wortbildungssuffix auch entsprechend anwenden, man/frau also fortan bspw. von ‚writeresses and writers‛ sprechen möge – alles andere wäre frauenfeindlich. Und um der Kürze willen kann man/frau das auch gern mit der Sternchen-Konstruktion etwa zu ‚writer*esses‛ verkleinern und auch gerne so aussprechen. Das klänge zwar ein klein wenig gewöhnungsbedürftig, es geht aber, und wir lassen das Patriarchat künftig nicht mehr mit ‚teachers‛ und ‚writers‛ davonkommen (das könnte ihm so passen)!

Schließlich gibt es ein weibliches Wortbildungssuffix im Englischen. Es ist zwar extrem selten, unproduktiv und teilweise veraltend, aber gerade das zeigt ja, wie sehr das Patriarchat im englischen Sprachraum sein finstres, sexistisches Gedankengut durchsetzen konnte.

Was haltet ihr von diesem Vorschlag?

Gute Grüße vom Forumsnutzer

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Big class! You can say you to me!

Schöne Grüße

MM

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Hi,

ich dachte, ich wäre im Witzebrett gelandet, aber du meinst es doch ernst?!:yawning_face:

Gruß
Christa

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Hallo und willkommen im Forum,

Kurz und knapp: gar nichts.

Etwas länger: Dein Vorschlag entspricht nicht dem, was ich unter Senderneutralität verstehe, sondern unter Genderspaltung. Welche gesellschaftlichen Zerwürfnisse das bringt, kann man aus meiner Sicht derzeit in Deutschland gut sehen: wir sehen eine Spaltung der Gesellschaft in Fundamentalisten, die das generische Maskulinum als Diskriminierung ansehen und ausrotten wollen und Fundamentalisten, die es nicht hinnehmen wollen, dass die Sprache ohne Not komplizierter und aufwendiger gemacht wird. Zwischen diesen beiden Fronten mahlt es die ganze Zeit, was aus meiner Beobachtung in einigen Teilen der Gesellschaft zu Verwerfungen führt.

Zudem führt Deine Aufteilung in ein binäres Geschlechterbild zur Diskriminierung von Personen, die sich in diesem binären Bild nicht abgebildet sehen.

Eine echte Genderneutralität erreicht man zum Beispiel, wenn man die Tätigkeit von Personen substantiviert (mir fehlt das Wissen um die korrekte grammatikalische Bezeichnung). Aus dem „writer“ und der „writeress“ würde also die „writing people“ werden. Aus dem „teacher“ und „teacheress“ würden die „teaching people“ werden.

Die Frage ist nur: wollen die knapp 400 Millionen Muttersprachler (und die knapp 2 Milliarden Zweitsprachler) sich von Dir ein neues Englisch aufdrücken lassen? Und wie hoch ist die Anzahl der Menschen, die beim Hören der Wörter „writer“ und „teacher“ nur an männliche Vertreter der Berufe denken? (Solche Befragungen werden aus meiner Sicht bei Diskussionen über das Gendern der deutschen Sprache gerne mal unter den Tisch fallen gelassen.)

Und noch ein kleiner Denkanstoß: zum Beispiel im Ungarischen gibt es keine generischen Pronomina. Mit anderen Worten: in dieser Sprache gibt es keine Geschlechterdifferenzierung. Würdest Du behaupten, dass das derzeitige Ungarn ein Hort an gesellschaftlicher Gerechtigkeit ist?

Ja, Du merkst sicher, ich stehe dem Verkomplizieren der deutschen Sprache durchaus kritisch gegenüber. Ich sehe keinen Vorteil auf dem Weg zu einer echten Gleichberechtigung aller Geschlechter. Stattdessen nur Nachteile durch die oben genannte Spaltung der Gesellschaft. Entsprechend sehe ich auch keinen Vorteil darin, auch noch im englischen Sprachraum diese zusätzliche Spaltung einführen zu wollen.

Grüße
Pierre

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Der ganze Genderkram ist schwachfug und die willst dem noch die Krone aufsetzen?
Dazu wünsch ich Dir eine filmreife Bauchlandung!
ramses90

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Ich habe mir ja stellenweise echt Mühe gegeben, aber anscheinend war meine satirische Überspitzung nicht spitz genug, um sie als Satire zu entlarven! ^^

Danke Dir, Pierre, für Deinen Beitrag. Gerade den zitierten Punkt halte ich für sehr stichhaltig.

Trotzdem bin ich überzeugt, dass, gesetzt den Fall, dass beispielsweise Innenarchtekt:innen für ihre Arbeit Kund:innendatenbanken an ihren Computer:innen (bzw. Computer:esses) verwenden, diese diese auch als solche bezeichnen müssen! Sonst gehen wir dem Patriarchat auf den Leim!

Nochmal, wäre etwas fürs Witzebrett gewesen, aber nicht fürs Fremdsprachenbrett!

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In der Tat ging der nach Witz nach hinten los.

Aber mal ein praktischer Punkt für etwas mehr und einfache Gerechtigkeit: warum muss ich bei Anmeldung von Diensten (zum Beispiel bei Versendern in Internet) ein Geschlecht angeben? Warum muss ich mich zwischen Mann, Frau und „divers“ entscheiden? (Wie fühlen sich Menschen, die sich nicht vom binären Geschlechterbild abgebildet fühlen, bei dem Prädikat „divers“? Ich habe derzeit keinen Kontakt zu solch einer Person, um diese mal zu befragen.) Warum kann ich nicht einfach nur Vor- und Nachnamen angeben und werde ich der folgenden Kommunikation mit einem neutralen „Hallo“ oder „guten Tag“ angesprochen? (Z.B. „Hallo Pierre Müller, Ihre Bestellung hat heute unser Lager verlassen“.) Bei den wenigstens Aktivitäten ist es von Interesse, welchen biologischen und welchen gefühlten Geschlechts sich jemand zurechnet.

Aber die ganze Diskussion sollte man vielleicht eher ins Brett „Genderforschung“ oder „Plauderei“ verschieben. Denn praktisch hat sie nichts mit der Fremdsprache an sich zu tun.

Grüße
Pierre

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Er bestätigt die Binsenweisheit, dass Veränderungen für gewöhnlich von denjenigen abgelehnt/verspottet/bekämpft werden, die vom Status Quo Vorteile haben.

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Der große Aufreger im Deutschen ist doch, dass wir für jede Bezeichnung eine männliche und eine weibliche Form haben (Student, Studentin), im Plural aber allgemein die männliche Form (Studenten) benutzen, und nur dann, wenn wir explizit Frauen ansprechen, die weibliche Form (Studentinnen) nutzen.

Die weibliche Form wird dabei eigentlich immer aus der männlichen durch ein -in / -innen abgeleitet, ganz selten gibt es mal eine spezielle weibliche Form, wie z.B. „Frisöse“. Gut, diese Formen sind auf dem Rückzug, auch da spricht man mittlerweile besser von „Frisörin“ (Ist das eigentlich eine Verbesserung, weil Frisör / Frisöse einen zu großen Unterschied ausdrückt, oder eine Verschlechterung, weil es jetzt die männliche Form mit Anhängsel ist?)

Schaut man sich das Englische an, gibt es da kaum männliche und weibliche Formen, „actor“ und „actress“ sind da schon Ausnahmen.

Das heißt also, während wir in einem Dilemma stecken, das wir durch Verhunzen unserer Sprache zu lösen versuchen, verlangst du grade, dass dieses Dilemma im Englischen überhaupt erst eingeführt wird.


Interessant finde ich nebenbei auch die Artikel: Der Student, die Studentin, die Studenten, die Studentinnen. Zumindest im Nominativ nimmt man das gleiche Wort wie im weiblichen Singular. Ist der Plural also vielleicht halb weiblich und halb männlich???

Nein, die war nicht intelligent genug, um Satire zu sein.

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hi,

ich hätte hier noch paar Säcke Trollfutter zu verschenken.
Nur für den Fall, euch geht es gerade aus.

grüße
lipi

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… oder etwas sanfter Formuliert, von denen, die keine Nachteile durch den Status Quo verspüren oder durch eine Änderung keinen Vorteil sehen.

Ich persönlich kenne keine(n) Verfechter(in) des Umbaus der deutschen Sprache für eine angebliche Geschlechtliche Gerechtigkeit. Eher das Gegenteil: die von der angeblich sprachlichen Ungerechtigkeit betroffenen ärgern sich eher über die dadurch erschwerte Lesbarkeit.

Für viel wichtiger halten sie praktische Aufhebung von Trennungen. Warum gibt es zum Beispiel noch immer Toiletten getrennt nach Geschlecht? Den Vogel abgeschossen hat für mich die Bestrebung, eine dritte Toilettenart einzuführen…

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Muss Satire etwa immer intelligent sein? Das wusste ich gar nicht!

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Don’t feed the troll.

Nun ist es im Englischen mW genau umgekehrt wie im deutsche: Die Unterscheidung zwischen actor und actress wird dort als diskriminierend empfunden, und selbstbewusste Schauspielerinnen legen wert darauf, ebenso ein actor zu sein wie ihre männlichen Kollegen. Dass das im Englischen ganz gut funktioniert, liegt natürlich daran, dass es mit the einen neutralen Artikel gibt, während wir uns mit der/die/das rumschlagen müssen. Im englischen ist the doctor immer the doctor, ganz egal, ob es sich grauhaarigen altebn Mann oder eine blonde junge Frau handelt.

Dazu ein interessanter Text von Nele Pollatschek:

Gruß,
Max

Wo gab es die denn ernsthaft? Ich kenne das eigentlich nur als Totschlagargument von der Gegenseite … (ernstgemeinte Frage)

Das sagte sch Al Bundy: „Die Feministinnen verlangen jetzt., dass sie auch das Herrenklo benutzen dürfen. Uns kann das nur recht sein, dann müssen wir zum Spannen nicht mehr aufs Damenklo.“

Ich betone ein wichtiges Wort: Bestrebung. Davon liest man immer wieder:

Link zur Morgenpost
Link zum Merkur
Link zur Taz

Nur mal ein kleiner Auszug an Meldungen, die aber wohl alle den selben Hintergrund haben, wobei die Taz am konkretesten wird.

Grüße
Pierre

ich habe keinen Vorteil, ob ich als Steuerzahlerin, Steuerzahles oder Steuerzahler was zu bezahlen habe. Wo soll da ein Vor- oder Nachteil liegen?
Der ganze Quatsch spiegelt sich doch nur in der Gesellschaft wider. So habe ich noch nie gehört, dass z.B. in Kriminalitätsstatistiken darauf bestanden wird, dass Mörder, Einbrecher oder Betrüger so penibel auf die korrekte Anwendung gepocht wurde.
Ganz kompliziert wird es dann, wenn man eingedeutschte, seltene Bezeichnungen verwenden wie eine Connaisseurin, Hippie®in oder Dilettantin. Auf das Krümel genau unsere Sprache wirklich in eine „pro weibliche“ zu verkehren, müsste man mit der Konnotation anfangen und aus „der Mut“ „die Mut“ sowie aus „die Schwäche“ „der oder das Schwäche“ machen.
Was dann über bleibt, kann imho aber auch gleich weg.