Vorschule: die ersten Schreibversuche... :-[

Hallo.

Meine Freundin ist völlig verzweifelt.
Ihr Sohn (fünf Jahre) stellt sich bei den
ersten Schreibversuchen sehr seltsam an.
Beispiel: er schafft es nicht die Zahl „1“
zu schreiben, statt dessen „malt“ er
die Zahl gewissermassen spiegelverkehrt
/achsensymmetrisch. Konnte das kaum glauben,
aber auch nach sehr vielen Wiederholungen
und Demonstrationen stellt sich keinerlei Lernerfolg ein.
Woran könnte das liegen?
Probleme mit der Wahrnehmung?
Legasthenie?
An wen kann man sich wenden?
Kinderarzt?
Gibt es diesbezüglich empfehlenswerte Literatur?
Empfehlenswerte Computerprogramme, die das Schreiben
spielerisch und „farbenfroh“ vermitteln?

DANKE!

mfg
SAB

Hi,

vielleicht ist das Kind einfach noch zu klein bzw. jung und noch zu verspielt und sieht den Sinn des Schreibenlernens noch nicht ein. Wenn der Junge in einem Jahr, wenn er in der Schule ist, immer noch diese Probleme hat, ist es früh genug, was zu unternehmen, denke ich. Wieso soll er denn unbedingt ein Jahr früher als andere schreiben lernen?
Die Gefahr, ihn jetzt zu überfordern oder ihm den Spaß am Schreiben und damit Lernen komplett zu vermiesen, ist wohl größer als die mögliche Befriedigung darüber, dass er „schneller“ ist als die anderen und schon schreiben kann, wenn er in der ersten Klasse anfängt.

Gruß, die Elbin

Gärtner oder Bildhauer?
Hallo Sabine,

deine Freundin sollte sich im Klaren darüber sein, dass ihr Sohn erst 5 Jahre ist und eben noch nicht 7 (oder 6). Ein 5jähriges Kind hat noch nicht die Vorstellung was „1“ bedeutet… die Zahl ist ein Symbol für eine Mengendarstellung. Kinder in diesem Alter (und auch noch bis in die 1.Klasse hinein) lernen eine Mengenvorstellung durch das Handeln zu entwickeln… „Nimm mal 3 Gummibärchen“ Kind nimmt zählend 3 Gummibärchen… „Nimm mal eine Murmel“ Kind nimmt eine Murmel in die Hand…

Kinder in diesem Alter „schreiben“ noch nicht bzw. sie sind sich noch nicht im Klaren, dass sie „schreiben“, sondern sie sehen das als „malen“ und „zeichnen“…

Konnte das kaum glauben,
aber auch nach sehr vielen Wiederholungen
und Demonstrationen stellt sich keinerlei Lernerfolg ein.
Woran könnte das liegen?

Gegenfrage: Welchen Anspruch hat deine Freundin an das Kind? Soll es sich selbst entwickeln wie eine Pflanze, die das Wachsen selber lernt oder soll das Kind gleich ein perfektes Schulkind sein? Frage um „Gärtner“ und „Bildhauer“…

Gibt den Kindern Hilfsmitteln auf dem Weg, ihre Welt selbst zu entdecken, aber presst sie nicht schon in frühen Jahren in einen Rahmen, der sie einengt. Wenn der Sohn die „1“ auch beim 1000.Mal „falsch“ schreibt, wird er es beim 1001.Mal merken…

Probleme mit der Wahrnehmung?
Legasthenie?
An wen kann man sich wenden?
Kinderarzt?
Gibt es diesbezüglich empfehlenswerte Literatur?
Empfehlenswerte Computerprogramme, die das Schreiben
spielerisch und „farbenfroh“ vermitteln?

Sorry, wenn ich jetzt ein wenig hart antworte, aber diese Sorgen sind unbegründet und sehr übertrieben. Wie gesagt, mir geht es um die Frage, welchen Anspruch deine Freundin hat? Das Kind sich entwickeln lassen oder es schon in ein Muster pressen?

Grüsse

Matthias

Sorry, wenn ich jetzt ein wenig hart antworte, aber diese
Sorgen sind unbegründet und sehr übertrieben. Wie gesagt, mir
geht es um die Frage, welchen Anspruch deine Freundin hat? Das
Kind sich entwickeln lassen oder es schon in ein Muster
pressen?

Hallo, Sabine und Matthias,
ich bin richtig erschrocken bei Sabines Frage. Ist der Pisadruck wirklich schon so hoch?
Schön wär es wenn das Kerlchen sich selbst die Schuhe zubinden kann, wenn er in die Schule kommt, wenn er gelernt hat, seine Siebensachen beienander zu halten, wenn er gelernt hat mal länger als nur 3min30 still zu sitzen und zuzuhören.
Was kann ihm denn das erste Schuljahr noch bringen, wenn er vorher schon schreiben lernt? Woher soll er denn seine Erfolgserlebnisse nehmen, wenn er den anderen so weit voraus ist, dass er sich nur langweilt (und deshalb im Unterricht auf dumme Gedanken kommt) ?

Nicht „Teacher leave them kids alone“ sondern in diesem Fall „Parents let your children play“ sollte der alte Song hier heißen.

Grüße Eckard
(Dessen Eheweib zur Zeit wieder mal die Schrecknisse eines 1. Schuljahres durchmacht)

4 Like

Moooooment ! An die Kritiker :smile:
Hallo an diejenigen, die hier Sabines Freundin so kritisieren,

sie schrieb von „VORSCHULE“. Soweit ich weiß, läuft die Vorschule überall ein bißchen anders. Im Kindergarten unserer großen Tochter war es ganz extrem, da wurden im letzten Jahr (=Vorschuljahr) Hefte bearbeitet, zwar keine Zahlen gelernt, aber etliche feinmotorische Übungen gemacht und den Eltern dann massenweise nahegelegt, mit ihrem Kind mehr zu üben !

Unsere Tochter hatte eine Phase mit mehreren Kinderkrankheiten hintereinander und sollte dann die krankheitsbedingt unbearbeiteten Seiten im Vorschulheft während der Freispielzeit nacharbeiten - kein Witz ! Ich habe dann der Erzieherin gesagt, dass ich NICHT möchte, dass mein Kind auf solche rigide Art ARBEITEN muss (sie hat dieses Vorschulheft gehasst), während die anderen spielen, sondern dass sie immer noch im Kindergarten und NICHT in der Schule ist ! Die Erzieherin war platt, war sie doch so ein renitentes Verhalten von Müttern nicht gewöhnt, die anderen Mütter kuschten… Vom Stil her waren in dem Vorschulheft übrigens etliche Sachen, die dann in der 1. Klasse gemacht werden.

So ein Vorschulstil kann Eltern eben sehr verunsichern, vielleicht kommt Sabines Frage aus diesem Grund.

Ansonsten schließe ich mich Euch an - es besteht noch rein gar kein Grund zur Panik.

Viele Grüße,

Sylvia

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Sabine,

deine Freundin sollte mal einen Anfängerkurs für Russisch belegen und sich mit den kyrillischen Zeichen auseinandersetzen, dann würden ihr reihenweise Lichter aufgehen, was das Schreiben- und Lesenlernen angeht.
Wenn man nicht gerade ein fotografisches Gedächtnis hat, kommt man immer wieder ins Straucheln. Weil die Zeichen selber keine Bedeutung haben.
Bei uns wird das Spiegeln der Buchstaben und Zahlen bis in die dritte Klasse toleriert. Wohl kommentiert, aber nicht als falsch angestrichen. Und von mir weiß ich, dass ich auch darüber hinaus noch hin und wieder gegrübelt hab, wierum denn die 4 oder das b gehören.

Grüsse

Heike

Hallo Sabine,

das spiegeln von Schriftbildern ist natürlich und bei jedem kind vorhanden.

Das Gehirn ist noch nicht soweit entwickelt, daß die Koordination zwischen den einzelenen Bereichen klappt, deswegen spiegeln Kinder.

Das ist vergleichbar mit den Zeinen-Fortschritten. Vom Kopffüßler zum Strichmännchen.

Keine Panik. Setzt das Kind nicht unter Stress. Das bewirkt nur das Gegenteil. Einfach abwarten in einigen Monaten ist das schlicht vorbei, ohne daß da gepaukt wurde.

Vergleiche das mit dem Laufenlernen. Es gibt eine Phase, in der Kinder losrennen und nach 3 m immer auf die Klappe fallen. Warum? weil die Koordination und das Gleichgewicht von dieser Beschleunigung überrascht sind und erst lernen müssen, sich abzusprechen. Genauso ist es beim Schreiben.

gruss
winkel

Das ist in Kindergärten das Problem: die Mütter.

die einen fühlen ihr Kind überfordert, die anderen nicht genug gefördert.

Bei uns gibt es ne initiative, daß im kindergarten Englisch gelernt wird.

Müttern kann es eine Erzieherin einfach nicht recht machen.

gruss
winkel

Hi Winkel,

wollte mich gerade ausloggen *g*.

Ich wollte Sabine in Schutz nehmen, weil sie, bzw. ihre Freundin dann doch ganz schön angegriffen wurde. Kann ja sein, dass so ein Vorschulstil Grund für die Anfrage ist. Natürlich kann auch die Freundin zu ehrgeizig sein, oder beeinflusst von diversen anderen Seiten - sie wird es jedenfalls einfach nur gut meinen.

Klar kann eine Erzieherin es niemals allen recht machen, keine Frage. Ob eine pädagogische Kraft, egal ob in Kiga oder Schule „gut“ ist, kann im Prinzip immer nur subjektiv beantwortet werden.

Gruß, Sylvia

Hi,
prinzipiell bin ich mit Elbins, Mathhias’ und Eckards Postings einverstanden. Einen Hinweis möchte ich doch noch loswerden.

Beim Lesen- und Schreibenlernen hängt sehr viel von der räumlichen Wahrnemung des Kindes ab. Oft ist es schwer, einem Kind begreiflich zu machen, daß eine spiegelverkehrte 1 „falsch“ ist, weil das Kind es bis dahin genau andersherum gelernt hat: er hält Gegenstände in der Hand, und ein Auto isr rechtsherum wie linksherum immer noch das gleiche Ding.

Bei legasthenischen Kindern zeigt sich oft, daß sie auch Schwierigkeiten haben, sich im Raum zu orientieren. Das Kind schreibt deswegen falsch, weil ihm grundsätzlich nicht klar ist, was der Unterschied zwischen rechts und links ist.

Ich will natürlich nicht behaupten, das Kind Deiner Freundin sei deswegen schon Legastheniker. Evtl. kann man ihn aber viel besser unterstützen, wenn man eine hier vorhandene Schwäche erkennt und diese mit geeigneten Mitteln ausräumt.

Schönen Gruß

J.

Hallo Sabine,

einerseits
ist es, wie meine Vorredner schreiben, völlig normal, wenn ein Kind, das anfängt, schreiben zu lernen, damit große Schwierigkeiten hat. Dazu gehört sowohl das Feinmotorische - das Kind kann zum Beispiel keinen Kreis schreiben, nur krumme Eier oder so - als auch die Wahrnehmung - spiegelverkehrte oder auf dem Kopf stehende Buchstaben, Verwechslungen usw.

andererseits
können Kinder schon mit drei Jahren anfangen, Vorübungen und erste Lese- und Schreibübungen zu machen und haben, richtige Anleitung vorausgesetzt, großen Spaß daran. Diese Erfahrung habe ich bei meinen vier Kindern gemacht, die alle eine Montessori-Vorschule besuchen bzw. besucht haben. Maria Montessori ging davon aus, daß Kinder nach Durchlaufen des Montessori-Kinderhauses Lesen, Schreiben und die vier Grundrechenarten beherrschen(!). Es ist also nicht unbedingt so, dass die armen Kleinen da hoffnungslos überfordert werden.

Alles Gute,

Felix

Hallo Sabine,

Du kannst Deiner Freundin ausrichten, dass sie ein völlig normales Kind zu haben scheint :wink:)

Ansonsten: Hier ein Link, der sie ganz bestimmt interessen wird, denn es geht um das Schreibenlernen von Kindern, die noch nicht im schulpflichtigen Alter sind http://www.familienhandbuch.de/cms/Erziehungsfragen-… .

Viele Grüße
Jana

Ich habs auch überlebt
Hi!
Ich hab das ganze erste Schuljahr so geschrieben und damit einige Menschen fast in den Wahnsinn getrieben :smile:
Ich habs aber auch überlebt und heute schreibe ich Buchstaben wie Zahlen richtig herum. Wenn ers nach der 1. immer noch nicht draufhat, dann würde ich anfangen mir Sorgen zu machen. Bei mir hat keiner was gemacht und es hat geklappt.
Gru und viel Glück
freak

die liegende 8
Hallo Sabine,

von unserer Grundschullehrerin habe ich erfahren, dass dies gar nicht so selten vorkommt, wenn Kinder in Spiegelschrift schreiben.
Laut der Erklärung der Lehrerin liegt das an der Wechselwirkung zwischen den linken und den rechten Gehirnhälften, die erst im Laufe der Grundschulzeit gezielt funktionieren.
Um den Kindern das Schreibenlernen von Buchstaben und Ziffern zu erleichtern, läßt sie die Kinder einzelne Zeichen schreiben, z.B. die 3, und dann mit einer liegenden Acht mehrmals umkreisen, so dass die 3 in eine der Schlaufen eingebettet ist (am besten sind die Wachsmalstifte dafür geeignet).
Mit dem Umkreisen der liegenden 8 werden die einzelnen Hirnhälften stimmuliert, sprich die Kinder sehen nicht nur die 3 in der richtigen Richtung, sondern geben sie so auch wieder.
Übrigens kann man mittels dieser Übung mit Kinder bestimmte Worte einüben, die sie beim Diktat immer falsch schreiben.

viele Grüße
Claudia