Kenne Dich selbst!
Hallöchen,
ich bin zwar kein Lehrer, aber ganz ehrlich:
Egal, was irgendwelche „Bewerbungsführer“ Dir sagen - auswendig gelernte Standardantworten würde ich als „Begutachtender“ nicht hören wollen, erstens da es keine klassische Prüfungssituation sein soll, zweitens da das Vorstellungsgespräch ja tatsächlich kein „Wir wollen wissen, ob Sie lesen können“ sondern ein „Wir wollen wissen, ob Sie zu uns passen“ sein soll.
Man fährt viel besser damit, wenn man sich selbst tatsächlich kennt und dann so authentisch auftritt, wie es nur möglich ist.
Um mal das Beispiel einer Schwäche anzupacken:
„Ich habe Prüfungsangst. Deswegen kann ich Schüler mit dem gleichen Problem sehr gut verstehen. Aber, wie Sie sehen, ist es mir gelungen, mein Studium dennoch erfolgreich abzuschließen - deswegen habe ich ein persönlich erprobtes Rezept gegen Prüfungsstress, welches ich auch an die geplagten Schüler weitergeben kann“
Und, klingt das jetzt schlecht für einen Lehrer?
Möchtest Du in einer Schule arbeiten, in der die Lehrer nicht in der Lage sind, sich in die Sorgen und Nöte ihrer Schüler hineinzuversetzen?
Ich hoffe, Du erkennst, worauf ich hinaus will: Wenn Dein Charakter, so wie er ist, in die Schule paßt, wirst Du dort aufblühen. Wenn Du vom Wesen her nicht zu dieser Schule passt, wird das Vorstellungsgespräch Dein kleinstes Problem sein.
Woran Du halt denken mußt: Die Leute, die Dir gegenübersitzen, möchten Dich aus beruflicher Sicht beurteilen, ohne Deine Leistung erlebt zu haben. Deswegen muss jede Aussage, welche Du triffst, dem Gegenüber das Gefühl geben, dass alles, was Du denkst und tust, für das kommende Arbeitsverhältnis von Vorteil sein kann.
Solche „Standardantworten“ wie „Meine Schwäche ist Schokolade“ sind da eher tödlich, da sie tatsächlich unverfänglich sind - so unverfänglich, dass sie dem Arbeitgeber signalisieren, dass man unfokussiert und uninteressiert ist.
Deswegen: ehrlich sein, Dich selbst kennen - aber auch an die Arbeit denken!
Du bist nicht bei dem Gespräch, um Dich zu rechtfertigen. Du bist da, um zu zeigen, dass Du, von vorne bis hinten - von Kopf bis Fuß - vom Denken bis zum Tun, genau die pädagogische Kraft bist, auf welche die Schule gewartet hat. Und zwar Du - und nicht eine fiktive Gestalt, welche Du gerade im Rahmen einer schauspielerischen Amateurleistung zu personifizieren versuchst.
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Noch ein persönlicher Tipp: Mir selbst wurden im Rahmen meiner Karrieregestaltung trotz hoher Qualifikation mehrere Jobs abgesagt und ich war hinterher jedes Mal froh, dass es nichts gab - Wenn ich wirklich dort hin gewollt hätte, hätte man mich akzeptieren müssen, genau wie ich bin.
Ich selbst habe auch schon einigen Arbeitgebern nach dem Gespräch klar gemacht, dass es nichts geben wird, weil ich mich nicht 40 Jahre lang verbiegen kann.
Wichtig ist dafür jedoch, dass Du Dich selbst so gut kennst, dass Du wirklich weißt, was Du bist und willst. Diese Zeit musst Du Dir nehmen, die kann Dir auch keiner abnehmen!
Also: Kopf hoch, sei Du selbst!
Gruß,
Michael