Ein gewichtiger Grund sich in die EU einzubinden, war sicherlich, der Angst der Weltkriegssieger entgegen zu wirken, daß ein erstarktes Wirtschaftswunderland, wieder einen Krieg anzettelt. Damit also zu demonstrieren, daß man endgültig auf die Eroberung der Welt verzichtet und nur noch friedliche Absichten hat. Womit wiederum das Auskommen mit den anderen Ländern, Abbau von Vorurteilen etwa, erleichtert wird. Dabei bleibt unberücksichtigt, daß die beiden Weltkriege von mächtigen Interessengruppen gewollt waren - dazu gibt es inzwischen viel kontroverse Literatur von Wissenschaftlern und Historikern.
Ein weiterer dürfte sein, daß Deutschland als stark exportorientiertes Land, damit diesen Wirtschaftszweig unterstützt. Durch den Wegfall von Währungsschwankungen, Grenzen innerhalb der EU u.v.m., wird der Handel erleichtert und die Exporteure konkurrenzfähiger.
Nachteilig ist natürlich im Gegenzug, daß das wirtschaftsstärkste Land -die BRD- auch zum Zahlmeister der EU wurde.
Der Traum eines grenzenlosen Europa, mit Gleichheit, Brüderlichkeit, allerorten, bleibt wohl noch über Jahrhunderte ein Traum!
Durch die Globalisierung und Gleichschaltung stellen sich inzwischen mehr Nach- als Vorteile ein, weil die einzelnen Länder, wegen vertraglicher Bindungen, jetzt in der Krise nur noch begrenzt ihren eigenen Bedürfnissen entsprechend handeln dürften, obwohl die Mißachtung der Vertragsbedingungen in einem einzelnen Land dazu verhelfen könnte, die derzeitige Krise besser zu meistern.
Diese Unterschiede und nun durch die Krise doch veranlaßte Mißachtung, zeigen sich z.B. daran, daß Frankreich eher dazu neigt, wichtige Industriezweige zu verstaatlichen, um sie vor feindlichen Übernahmen zu schützen, in Deutschland hingegen schon eine Beteiligung des Staates an den maroden Banken scharf kritisiert wird, was in England wiederum fast uneingeschränkt praktiziert wird. Wie sich dieses nicht-Einhalten der Vertragsbedingungen auf das Konstrukt EU auswirken wird, kann nur die Zukunft zeigen. Das wird stark davon abhängen, ob die EU-Kommission später z.B. die mißachtenden Länder bestrafen wird, was lt. Vertrag vorgesehen ist.
Innerhalb des Euro-Raums gibt es gewichtige strukturelle Unterschiede zwischen den Ländern, Wirtschafts-, Bildungs-, Sozial-, Steuer-, Gesundheitssysteme, Arbeitsmarkt, Ansichten zur Regulierung des Währungssystem, sind sehr unterschiedlich, eine Anpassung sehr langwierig, Tendenz ist ein Kompromiss auf niedrigerer Ebene, heißt: für die Bevölkerung nachteiliger, man denke hier nur an den Unterschied BRD/Italien.
Der Lissabon-Vertrag wird diese Tendenz noch beschleunigen, da er an den neo-liberalen Ideen von Reagan festhält. Unter anderem führt er in einem Artikel für Unruhen in einzelnen Ländern ein, daß diese selbst eintscheiden dürfen, bei Unruhen auch zur Todesstrafe zu greifen. Das wollte ich nicht glauben! Doch der Vertrag steht im vollen Wortlaut im Netz, ca. Seite 350 oder so, dort stehts schwarz auf weiß!
Betrachtet man die EU der 27 - dann sind die Gefälle noch gravierender. Die überstürzte Vergrößerung wird alle und überall vorhandenen Probleme noch verschärfen, auch die finanziellen.
Persönlich sehe ich die Möglichkeit aus Europa einen Staat zu machen, wie es heute die USA mit ihren 50 Einzelstaaten sind als positiv. Nur fehlt in der EU, die dazu erforderliche Demokratie.
In den USA wird der Präsident, die Abgeordneten und Senatoren direkt vom Volk gewählt. In der EU wählen wir de facto nur unsere Regierung und diese bestimmt, wer in Kommission, Parlament Einzug hält. Ebenso soll gemäß Lissabon-Vertrag der EU-Präsident von den Landesregierungen bestimmt werden. Diese Konstellation ist keine Demokratie, sondern eine Diktatur der Regierungen - die Völker haben keinerlei Einfluß mehr auf die EU-Hierarchien und das ist m.E. extrem gefährlich, besonders dann, wenn die Regierungen der meisten EU-Länder neo-liberal ausgerichtet sind.
Für den einzelnen haben sich durch bislang erfolgte Anpassungen einige Dinge verbessert, allen voran, daß wir uns beim Reisen nicht ständig eine andere Währung besorgen müssen. Auch die Bildungsabschlüsse, Rentenzahlungen, Sozialkassen, wurden einander angenähert, sodaß wir uns unseren Wohnort leichter in einem anderen EU-Land suchen können. Doch wieviele nehmen das tatsächlich in Anspruch?
Andererseits mischen sich Kommission und Parlament ständig in Fragen ein, die den einzelnen Ländern überlassen werden sollten, so sollte der Camembert in Frankreich anders produziert werden, um die Bakterien zu reduzieren - dann wäre es aber kein Camembert mehr gewesen: die massiven Proteste in Frankreich, ließen die Kommission schnell einen Rückzieher machen! Im Detail zeigen sich für die Selbstbestimmung der Bevölkerung immer mehr Nach- als Vorteile, etwa bei der Inhaltsbezeichnung für Nahrungsmittel, u.v.m. Für die Toilettenspülung sollte EIN einzelnes System EU-weit übernommen werden, wie weit das ist, weiß ich nicht, aber was soll der Quatsch? Zumal völlig offen ist, welches das bessere ist, zum anderen Gewohnheit, Wasserversorgung vor Ort und vieles mehr hineinspielen.
Eier, die der industriellen DIN-Größenbestimmung nicht entsprechen, dürfen von Bauern unter Androhung von Strafe nicht verkauft werden, auch nicht ab Hof. Habe noch nie so große, leckere Eier gegessen, wie die, die nicht verkauft werden dürfen! Viele hatten sogar zwei Dotter, an Nährwert also nicht mehr zu übertreffen. Fakt ist, wir werden überreguliert.
Und meine ganz persönliche Meinung ist, wenn keine echten demokratischen Strukturen bei der EU eingeführt werden, dann ist sie GIFT! D.h. für uns, die Bevölkerung aller dieser 27 Länder! Weil wir keinen Einfluß mehr darauf haben, was die da „oben“ treiben!!!
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