VT klappt nicht, Analyse ist auch nicht besser

Hi Tom,

  1. Du hast keine rechte Lust mehr auf Therapie (was und wie
    auch immer).

Stimmt schon irgendwie. Wen wunderts, dass sich eine gewisse Müdigkeit einstellt?

  1. Du betrachtest Dich „über diesen Dingen stehend“, wodurch
    vermutlich Therapieansätze von vornherein wenig Aussicht auf
    Erfolg haben.

Nicht ganz richtig. Ich suche schon ernsthaft Hilfe und hoffe auch bei jedem Versuch, es möge klappen. Aber dann empfinde ich die Therapeuten als Enttäuschung. Vielleicht erwarte ich auch zu viel.

  1. Du erklärst Dein Problem, wegen dessen Du Dich jahrelang
    mit Therapien herumschlägst, als (Zitat) lächerlich. Das
    klingt für mich wie Pfeifen im Wald. Wäre es tatsächlich für
    Dich lächerlich, wärest Du bestenfalls bei einer Therapeutin,
    um die anzugraben, aber nicht für ernsthafte Gespräche . . .

Das Problem ist nicht lächerlich. Die Auslöser sind es. Siehe mein Beispiel mit der Gewebeprobe.

  1. Du hoffst (immer noch), man könne Dein „lächerliches
    Problem“ wegoperieren wie eine lästige Warze im Gesicht und
    danach gehts weiter wie gehabt.

Ja, das wäre nett.

  1. Du suchst eine Art Coaching odgl., das Dich in Deinen
    Not-Situationen besser dastehen lässt, also nach einer Taktik,
    Dein „lächerliches Problem“ zu überspielen.

Ja, auch das. Jedoch, andere merken von meinem Problem nicht allzu viel. Vor anderen stehe ich nicht schlecht da. Überspielen wäre dann überspielen mir selbst gegenüber.

Wie gesagt, bin ich Laie, aber was spricht dagegen, ein
Coaching i. v. S. zu machen? Wenns nichts nutzt, kannst Du
immer noch was anderes machen.

Dagegen spricht, dass ich nicht glaube, es wäre damit getan. Hier zumindest sagen mir die Leute, eine echte Therapie sei nötig. Und wenn ich schon ausgebildete Therapeuten mit Approbation bezweifele, dann erst recht einen Coach, der noch nicht mal eine geregelte Ausbildung durchlaufen hat.

Viele Grüße, Herbert

Hallo Herbert

Kannst du hier bitte ausführlicher werden? Was heißt Plus-
bzw. Minus-Symptomatik und worin besteht der Krankheitsgewinn?

In der Psychiatrie wird z.B. bei Psychosen damit gearbeitet. Jemand, der eine „sehr produktive“ Psychose mit vielen bunten Symptomen (Wahnwahrnehmungen, Halluzinationen usw.) hat, hat sozusagen eine „Plussymptomatik“, also viel „dazu“, während einer mit einer zunehmend „verarmenden“ Psychose, der nur noch dasitzt nd nichts mehr sagt, oft eine „Minussymptomatik“ hat.
Auch bei den Neurosen gibt es eine gleichsam „lärmende“ Symptomatik und einen nahezu symptomlosen Verlauf.
Mit dem „Krankheitsgewinn“ ist es wiederum speziell: Jemand, der so krank geworden ist, dass er berentet wird, hat sozusagen die Rente als sekundären Kankheitsgewinn.
Jemand, der sich nicht binden kann, hat die „ewige reiheit“ als Krankheitsgewinn usw. usf.
Jede Medaille hat zwei Seiten, sagt der Volksmund dazu.
Gruß,
Branden

:wink:

Zusammenfassung und neue Frage
Hallo Branden,

Erstens hat der Schüchterne eine Minus-Symptomatik, während du :augenscheinlich eine Plus-Symptomatik hast, zweitens hast du
vermutlich
ein zu großes Maß an sekundärem Krankheitsgewinn.

Mein Krankheitsgewinn ist leicht zu verstehen: Ich bin frei und muss mich auf nichts Verbindliches einlassen. Wenn eine Frau dies wollte, müsste ich sagen: „Sorry, ich kann nicht“ und würde damit sogar die Wahrheit sagen. Wie praktisch.

Der Schüchterne hat keinen solchen Vorteil.
Das habe ich verstanden.

Nun aber zu + und -.
Der Schüchterne bekommt alle möglichen Angst-Empfindungen (Herzpochen, Schwitzen, trockenen Mund,…) wenn er in eine bestimmte Situation gerät.
Ich bekomme diese Symptome, wenn ich in ein andere Situation gerate.

Ich kann nicht sehen, warum die gleichen Empfindungen unter der Form nach gleichen Bedingungen (bestimmte Situationen) bei ihm ein + und bei mir ein - sein sollen. Bekommen wir beide nicht etwas dazu, nämlich die Empfindungen?

Viele Grüße, Herbert

Welt nicht untergeht, wenn ich eine Frau enttäusche (das ist nämlich, was vermutlich meine Angst unbewusst auslöst).

Das ist interessant und wirft bei mir die Frage auf, ob in Deinen bisherigen Therapien auch auf die Untersuchung der Träume: nach Freud der „Königsweg in das Unbewusste“ und das Kernstück der Psychoanalyse, zurückgegriffen worden ist, bzw. ob Du bereits erwogen hast, es eventuell noch ein 4- oder 5tes Mal mit etwas Neuem zu versuchen? Im Bereich des Bewusstseins (der allerdings winzig und entsprechend schnell zu durchschauen = klären ist, verglichen mit den offenbar unbegrenzt-grundlosen Ausdehnungen des „Dark Continent“ im Unbewusten) scheinst Du in der Tat so gut wie ‚austherapiert‘ zu sein.

wenn ich schon ausgebildete Therapeuten mit Approbation bezweifele, dann erst recht einen Coach, der noch nicht mal eine geregelte Ausbildung durchlaufen hat

Das Argument erweckt bei mir den Eindruck eines „typisch deutschen“. In Wirklichkeit sagt es doch nichts über die tatsächlichen, momentanen Befähigungen eines Mechanikers, Therapeuten usw. aus, ob und von welcher gesellschaftlich allgemein gehuldigter Institution die Ausbildung „geregelt“/ überwacht und ihr „Gelingen“ zuletzt mit der offiziellen Titelsverleihung abgesegnet) wurde, sondern gilt: „An ihren Werken werdet ihr sie erkennen!“ Zumindest sollte Dein offensichtlich wohlbegründetes Mißtrauen Dich nicht davon abhalten, Dein Gegenüber einer Prüfung auf eigene Gefahr zu unterziehen, anstatt die Verantwortung Institutionen wie den genannten zu überlassen, zumal sie ihre Legitimation aus einem von der Massenmeinung regulierten ‚demokratischen‘ System beziehen. Du hättest jetzt die Gelegenheit…

Ich kann nicht sehen, warum die gleichen Empfindungen unter der Form nach gleichen Bedingungen (bestimmte Situationen) bei ihm ein + und bei mir ein - sein sollen. Bekommen wir beide nicht etwas dazu, nämlich die Empfindungen?

Das ist richtig, und anhand Analyse Deiner Träume bräuchtest Du nicht sozusagen nur im Kopf darüber spekulieren, warum etwa ein Schüchterner in der oder der Situation diese und jene Symptome zeigt; Du erhieltest statt dessen direkt von Unten Informationen über Deine jeweils aktuelle Innere Situation. Bis sich eine Diagnose zu den Ursachen Deiner Problematik erstellen läßt, würde freilich eine ganze Weile vergehen…

Erfolgreiche Strategie des Scheiterns?
Hi Herbert,

Ich begann Frauen zu treffen und war ganz zufrieden, wenn mich die Gefühle (Nervosität, Angst bis hin zur Panik) nicht weiter verfolgt hätten.

Daß dir klar ist, daß dein „wenn … nicht“ dem ersten Teil deines Satzes widerspricht, weißt du natürlich alles schon :smile:

Ich wendete mich mit einem konkreten Anlass an dieses Forum

(/t/die-totale-beziehungsphobie/4783811

Ja, und damsls bereits nicht zum ersten Mal.

und erhielt den Rat, dass eine Psychoanalyse wohl eher das Richtige für mich sei. Meine Probleme seien zu komplex und müssten gründlich aufgearbeitet werden.

Den Rat gab ich dir damals auf der Grundlage deiner schon vorhergehenden Threads über dein Problem:
[Paradoxes Beziehungserleben]
/t/ich-lieb-dich-nur-wenn-du-mich-nicht-liebst/46811…
und kurze Zeit später
[Funkstille]
/t/ich-lieb-dich-nur-wenn-du-mich-nicht-liebst/46811…

So fand ich also eine Therapeutin (Analytikerin), die mir in der vierten Probesitzung sagte, sie könne mir nicht helfen, weil ich mich selbst schon völlig durchanalysiert hätte. Ich wisse ja schon alles und hätte meine Verhaltens- und Denkmuster rational völlig verstanden.

Wenn es so wäre, ist das tatsächlich für die Methode des psychoanalytischen Gesprächs ein bekanntes Problem. Hier aber steht zunächst im Raum, daß du diese Zusammenfassung deiner ersten Analytikerin („völlig durchanalysiert“, „völlig verstanden“) für ein Fakt genommen hast. Lassen wir das mal so stehen :smile:

Meine Ratio sei so stark, dass es ihr unmöglich sei, mir auf emotionaler Ebene zu begegnen.

Wenn man alles zusammennimmst, was du hier und vormals hier über dein Problem scheinbar anschaulich geschilderst hast (wie gesagt: Es ist alles zunächst nichts anderes als deine Schilderung deines Problems), dann fällt doch etwas auf: Das was dir diese Analytikerin als ihr Problem des therapeutischen Prozesses ausdrückte (d.h. der Grund, weshalb sie meinte, dir nicht helfen zu können), ist genau das, was dein Problem war und ist: Es tritt genau dann auf, wenn es anliegt, einer Frau „auf emotionaler Ebene zu begegnen“.

Diese deine Strategie hatte also hier vollen Erfolg: „Du brauchst mir nicht hinter die Kulissen zu schauen, ich erzähl dir ja freiwillig alles, was es da zu sehen gibt.“ Tragisch, wenn ein Analyktiker an dieser Stelle stehen bliebe, die vorhandenen Widersprüche in der „Erzählung“ nicht erkennen würde, und somit deine Strategie, ihn nicht an dich heranzulassen, somit Erfolg hätte. D.h. falls es sich also so abgespielt haben sollte, wie du uns hier schilderst.

Da geht es schon los: Wie soll ich einem Therapeuten vertrauen, der sich selbst nicht sicher ist und einen fetten Disclaimer voranstellt?

Du vergißt, daß Therapeuten keine Götter und auch keine Göttinnen sind. Sie können keine Heilsversprechen „voranstellen“. Auch psychoanalytiche Arbeit ist Zusammen arbeit.

Damit meine ich Aussagen wie: Nur dann, wenn sie zu einer umfassenden Reform ihres Lebens und einer gründlichen Aufarbeitung ihrer Probleme bereit sind, kann ich ihnen helfen.

Interessant, nicht wahr? Denn zugleich hieß es, du habest dich „selbst schon völlig durchanalysiert“ :smile:

Da ich mit meinem Leben zufrieden bin, möchte ich tatsächlich so weiterleben wie jetzt und nur von meinen lächerlichen Ängsten befreit werden. Wenn nötig, dann bin ich auch zu Reformen bereit, aber ich habe Zweifel, dass diese nötig sind.

Schöner und noch lehrbuchreifer kann man einen sogenannten Abwehrmechanismus kaum darstellen.

Ich sehe in meinem Fall eine starke Analogie zur Schüchternheit

Ja, so siehst du es. Und wenn ein Analytiker, nein, eine Analytikerin, dieser so offensichtlich in den Vordergrund geschobenen Selbstdeutung Widerstand leistet, sich darauf nicht einläßt, verliert er selbstverständlich dein „Vertrauen“?

Meine Ängste haben wie Schüchternheit ihre Ursache in den Genen und in Erfahrungen.

Ah ja. In den Genen :smile:

Es gibt in meiner Kindheit durchaus Gegebenheiten, die meine Bindungsangst erklären können.

Ja, und diese deine eigenen „Erklärungen“ dürfen aber nicht in Frage gestellt werden, oder?

Übrigens, zu der Ambivalenz von, bzw. Oszillation zwischen Bindungsangst und Verlustangst (wurde ja unten angesprochen), habe ich hier auch schon mal etwas geschrieben:

[Bindungsangst, Verlustangst und Beziehung]
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Schüchternheit lässt sich gut mit VT therapieren, also dadurch, dass man sich den unangenehmen Situationen aussetzt und lernt, dass sie nicht bedrohlich sind.

Und dennoch ist es zwei Verhaltenstherapien nicht gelungen :smile:

Meine Therapeutin hingegen verlangt, meine Ängste als wesentlichen Teil meiner Persönlichkeit zu verstehen, als wichtige Signale, die mir sagen, dass ich etwas ändern müsse, in denen der Schlüssel zu einem besseren Selbstverständnis liege.

Ist eine Frechheit der Therapeutin, nicht wahr? :smile: Denn du weißt es selbst besser.

Würde Sie dies zu einem Schüchternen auch sagen? Wie würde sie ihm helfen? Ich werde sie das nächste Mal fragen.

Ja, du willst sie auf den rechten Weg der richtigen Therapie bringen, oder? Denn nur du weißt, worin dein Problem besteht und suchst den Therapeuten, der dir dein eigenes Problemverständnis abnimmt. Was ist eigentlich, wenn es dir gelingen würde, einen solchen zu finden?

Freunde sagen, dass ich diesen ganzen Psychoquatsch lassen solle. Ich sei doch viel zu gescheit für diese Therapeuten.

Ok, zu dieser für deine Strategie des Selbstmanagement optimalen Meinung deiner Freunde haben dir andere bereits etwas gesagt.

Jeder hat doch so seine Macken und über kurz oder lang werde ich sie in den Griff kriegen.

Natürlich. Über kurz oder lang. Und wielange schleppst du das Problem schon mit dir rum? Vor allem, wo es sich nicht nur in Erst-Flirt-Szenarien zeigt, wie du uns berichtetest, sondern auch innerhalb schon bestehender Beziehungen bzw. Lebensgemeinschaften.

Ich habe jetzt natürlich auch keine Lust mehr, mir noch einen Therapeuten zu suchen. Ich bin kurz davor, einen Haken an Therapie zu machen und mich damit abzufinden, dass ich nicht therapierbar bin oder keine Therapie brauche.

Soll heißen: Eine Therapie, der es gelingt, dein Problem aufzulösen, wäre eine Katastrophe für dich?

Ein PA wird jetzt bestimmt sagen, es sei der Widerstand, der mich so denken lässt :smile:

Natürlich weißt du auch hier schon vorher, was ein PA dazu sagen wird.
Ein Therapeut, der diese raffinierte Abwehrstrategie („ich weiß doch schon alles“) durchlöchert, durchbricht oder wie immer man es nennen mag, wäre das sehr schlimm für dich?

Schönen Gruß - mal wieder :wink:
Metapher

interessant!
hi,

ist ja sehr interessant, was du schreibst.

am meisten beeindruckt mich die spannung in dir, einerseits an großartigkeit grenzende überzeugungen von dir selbst zu haben, andererseits aber zu spüren, dass du jemanden brauchst, der dir in deiner schwäche und angst und kleinheit hilft, und zwar jemand starken, wissenden, studierten, eine fachliche granate (die wir dir vielleicht noch empfehlen sollen)!

mein lieber, das stelle ich mir sehr unangenehm vor.

ich rate dir, dich auf eine/n behandler/in einzulassen und sie/ihn mit ihren/seinen schwächen und unvollkommenen ratschlägen für dich anzunehmen. nimm, was dir geboten wird, wachse daran, aber gehe nicht davon aus, dass es eine perfekte behandlung oder einen perfekten therapeuten gibt. wenn du hinschaust, wirst du an JEDEM einen fehler, eine unvollkommenheit, einen widerspruch finden.

menschen sind so.

alle.

das ist vielleicht dein problem, dass deine „bindungsphobie“ darin begründet liegt, sie zeigt sich quasi schon an der tür des therapeuten in der angst „ob mir hier 100%ig geholfen werden kann? ich sehe doch schon im gespräch, dass die behandlerin da auch nicht weiter weiss…“, du vermutest also, nicht richtig behandelt, d.h., nicht richtig aufgefangen und gehalten zu werden.

beziehung, auch eine therapeutische beziehung, geht man aber nur dann gerne ein, wenn man vertrauen kann, dass man eine zeit lang in diesem sinne gehalten wird. ich wette, dass du da deine angst am meisten spürst (frauen, ne?)

das riskierst du natürlich nicht.

riskiere es, sage der analytikerin, die du schon kennst, du würdest gerne riskieren, zu sehen, was passiert, wenn du mal 20-30 gespräche versuchst, du hättest erkannt, dass es gefühle zu entdecken gibt, deine angst zeige dir, dass du etwas verändern musst, du brauchest hilfe, du möchtest es versuchen.

und: wissen, intelligenz und schläue sagen NULL über das gleichgewicht unserer gefühle aus. man kann nobelpreisträger sein und gleichzeitig psychisch-emotional völlig am ende…

Hallo Herbert

Ich bekomme diese Symptome, wenn ich in ein andere Situation
gerate.

Symptome sind ja fast austauschbar - wichtiger sind die Auslösesituationen, also die Situationen, die dir deine Symptome verursachen.

Ich kann nicht sehen, warum die gleichen Empfindungen unter
der Form nach gleichen Bedingungen (bestimmte Situationen) bei
ihm ein + und bei mir ein - sein sollen. Bekommen wir beide
nicht etwas dazu, nämlich die Empfindungen?

Vielleicht führt ja mein Beispiel mit plus und minus hier auch nicht weiter. Es geht eher darum, die Dynamik gleichsam von innen her zu verstehen. Es ist kene mathemathische Aufgabe, soviel ist sicher.
Es grüßt dich
Branden

1 Like

Hallo Wolf,

Das ist interessant und wirft bei mir die Frage auf, ob in
Deinen bisherigen Therapien auch auf die Untersuchung der
Träume: nach Freud der „Königsweg in das Unbewusste“ und das
Kernstück der Psychoanalyse, zurückgegriffen worden ist,

Nein. Soweit sind wir noch nicht gekommen. Wäre aber auch nicht so ergiebig, da ich fast nie träume (genauer: mich nicht an Träume erinnere).

wenn ich schon ausgebildete Therapeuten mit Approbation bezweifele,

dann erst recht einen Coach, der noch nicht mal eine geregelte
Ausbildung durchlaufen hat

Das Argument erweckt bei mir den Eindruck eines „typisch
deutschen“. In Wirklichkeit sagt es doch nichts über die
tatsächlichen, momentanen Befähigungen eines Mechanikers,
Therapeuten usw. aus, ob und von welcher gesellschaftlich
allgemein gehuldigter Institution die Ausbildung „geregelt“/
überwacht und ihr „Gelingen“ zuletzt mit der offiziellen
Titelsverleihung abgesegnet) wurde, sondern gilt: „An ihren
Werken werdet ihr sie erkennen!“ Zumindest sollte Dein
offensichtlich wohlbegründetes Mißtrauen Dich nicht davon
abhalten, Dein Gegenüber einer Prüfung auf eigene Gefahr zu
unterziehen, anstatt die Verantwortung Institutionen wie den
genannten zu überlassen, zumal sie ihre Legitimation aus einem
von der Massenmeinung regulierten ‚demokratischen‘ System
beziehen. Du hättest jetzt die Gelegenheit…

Ist natürlich alles richtig, was du sagst, nur kann ich nicht zahllose Coaches und Therapeuten ausprobieren. Mit einer geregelten Ausbildung ist die Wahrscheinlichkeit höher an einen Fachmann zu geraten. Dass es natürlich einen bestimmten Coach geben kann, der mir besser helfen könnte als ein bestimmter Therapeut, ist klar, nur muss ich eben irgendeine Vorauswahl treffen, da ich nicht ewig suchen kann.

Viele Grüße, Herbert

Hallo Branden,

Vielleicht führt ja mein Beispiel mit plus und minus hier auch
nicht weiter.

Aber das war doch der wesentliche Unterschied zwischen Schüchternheit und meinen Problemen. Löst sich der Unterschied mit diesem Fallenlassen auch in Luft auf?

Es geht eher darum, die Dynamik gleichsam von
innen her zu verstehen.

Hmm, was das wohl heißen mag.

Viele Grüße, Herbert

Hallo Herbert

Vielleicht führt ja mein Beispiel mit plus und minus hier auch
nicht weiter.

Aber das war doch der wesentliche Unterschied zwischen
Schüchternheit und meinen Problemen. Löst sich der Unterschied
mit diesem Fallenlassen auch in Luft auf?

Nein. Die Symptomatik ist nur die Spitze des Eisberges. Das Wesentliche ist gleichsam „uner Wasser“, nicht sichtbar, unbewusst. Die Symptomatik kann wechseln. Das finden wir öfters bei Patienten, die nur mit Verhaltenstherapie behandelt wurden.
Nicht immer ist es so! Ich bin kein Gegner der Verhaltensterapie, aber ich sehe ihre Grenzen. Eine Symptomatik kommt durch die Verhaltenstherapie zum Verschwinden, dafür entsteht oftmals eine neue.

Es geht eher darum, die Dynamik gleichsam von
innen her zu verstehen.

Hmm, was das wohl heißen mag.

Die innere Dynamik ist wichtiger als die äußere Symptomatik, welche oft nur wie ein Alarm-Signal losgeht. Du wirst ja auch nicht immer nur das Fieber bekämpfen, wenn es um einen Infekt geht.
Was nützt es dir, wenn du das Alarmsignal ausschaltest, aber der Einbrecher macht sich weiter in deiner Wohnung zu schaffen?!
Gruß,
Branden

1 Like

Soweit sind wir noch nicht gekommen. Wäre aber auch nicht so ergiebig, da ich fast nie träume (genauer: mich nicht an Träume erinnere).

Nachdem ein Anfang gemacht wurde kann es sich schnell ändern; außerdem kann man lernen, sich willentlich in den Zustand des Tagträumens zu versetzen, oder - wie Freud selbst auch weil er das gleiche Problem wie Du hatte - sich ‚vom‘ Wecker in einer der nächtlichen Traumphasen daran errinnern zu lassen, dass man sich den frisch vor Augen liegenden Traum merken wollte.

Ist natürlich alles richtig, was du sagst, nur kann ich nicht zahllose Coaches und Therapeuten ausprobieren.

Ich meinte, dass Du die Gelegenheit hast, mich zu testen, in Bezug auf die Möglichkeit, die ich eingangs eingebracht habe. Also: Hast Du abgesehen vom Argument > irgendwelche grundsätzlichen Bedenken, sonstige Fragen?

Hallo Metapher,

Ich begann Frauen zu treffen und war ganz zufrieden, wenn mich die

Gefühle (Nervosität, Angst bis hin zur Panik) nicht weiter verfolgt
hätten.

Daß dir klar ist, daß dein „wenn … nicht“ dem ersten Teil
deines Satzes widerspricht, weißt du natürlich alles schon :smile:

Nicht ganz. Ein Essen kann auch gut sein, wenn der Nachtisch nicht schmeckt. Wenn ich den noch besser hinbekäme, wäre alles bestens.

Ich wendete mich mit einem konkreten Anlass an dieses Forum

(/t/die-totale-beziehungsphobie/4783811

Ja, und damsls bereits nicht zum ersten Mal.

Na ja, es ist eben ein Prozess und ab und zu lasse ich mir vom Forum helfen, stelle Zwischenfragen, diskutiere Etappen.

So fand ich also eine Therapeutin (Analytikerin), die mir in der
vierten Probesitzung sagte, sie könne mir nicht helfen, weil ich
mich selbst schon völlig durchanalysiert hätte. Ich wisse ja schon
alles und hätte meine Verhaltens- und Denkmuster rational völlig
verstanden.

Wenn es so wäre, ist das tatsächlich für die Methode des
psychoanalytischen Gesprächs ein bekanntes Problem. Hier aber
steht zunächst im Raum, daß du diese Zusammenfassung deiner
ersten Analytikerin („völlig durchanalysiert“, „völlig
verstanden“) für ein Fakt genommen hast. Lassen wir das mal so
stehen :smile:

Ich empfand es als schmeichelhaft. Und wie du weißt, bezweifeln Menschen Lob weniger als Tadel.

Meine Ratio sei so stark, dass es ihr unmöglich sei, mir auf
emotionaler Ebene zu begegnen.

Wenn man alles zusammennimmst, was du hier und vormals hier
über dein Problem scheinbar anschaulich geschilderst hast (wie
gesagt: Es ist alles zunächst nichts anderes als deine
Schilderung deines Problems), dann fällt doch etwas auf:
Das was dir diese Analytikerin als ihr Problem des
therapeutischen Prozesses ausdrückte (d.h. der Grund, weshalb
sie meinte, dir nicht helfen zu können), ist genau das, was
dein Problem war und ist: Es tritt genau dann auf, wenn
es anliegt, einer Frau "auf emotionaler Ebene zu
begegnen
".

Interessant. Diese Parallele habe ich noch nicht gesehen.

Da geht es schon los: Wie soll ich einem Therapeuten vertrauen, der
sich selbst nicht sicher ist und einen fetten Disclaimer
voranstellt?

Du vergißt, daß Therapeuten keine Götter und auch keine
Göttinnen sind. Sie können keine Heilsversprechen
„voranstellen“. Auch psychoanalytiche Arbeit ist
Zusammen arbeit.

Hast ja Recht. Trotzdem verstärkt es meine grundsätzlichen Zweifel daran, dass sie mir helfen kann.

Damit meine ich Aussagen wie: Nur dann, wenn sie zu einer
umfassenden Reform ihres Lebens und einer gründlichen Aufarbeitung
ihrer Probleme bereit sind, kann ich ihnen helfen.

Interessant, nicht wahr? Denn zugleich hieß es, du habest dich
„selbst schon völlig durchanalysiert“ :smile:

Na gut, das hat nicht sie gesagt, sondern ihre Kollegin, die mich weggeschickt hat.

Da ich mit meinem Leben zufrieden bin, möchte ich tatsächlich so
weiterleben wie jetzt und nur von meinen lächerlichen Ängsten
befreit werden. Wenn nötig, dann bin ich auch zu Reformen bereit,
aber ich habe Zweifel, dass diese nötig sind.

Schöner und noch lehrbuchreifer kann man einen sogenannten
Abwehrmechanismus kaum darstellen.

He, vielleicht finden diese Zeilen ja Eingang in ein Lehrbuch.
Spaß beseite, du hast sicher Recht.
Nur: Kann man nicht jedes Unbehagen des Patienten, jeden seiner Zweifel am Therapeuten und an der Therapie, jede berechtigte Skepsis als Abwehr deklarieren?
Es ist ein für die PA so typisches Totschlagargument.

Ich sehe in meinem Fall eine starke Analogie zur Schüchternheit

Ja, so siehst du es. Und wenn ein Analytiker, nein,
eine Analytikerin, dieser so offensichtlich in den Vordergrund
geschobenen Selbstdeutung Widerstand leistet, sich darauf
nicht einläßt, verliert er selbstverständlich dein
„Vertrauen“?

Nicht ganz so. Ich habe diese Analogie zur Schüchternheit noch nicht mit ihr besprochen, sondern wollte erst das Forum dazu befragen. Wenn mir meine Therapeutin den Unterschied erklärt, werde ich aufmerksam zuhören, in der Hoffnung besser zu verstehen.

Es ist hier der Eindruck enstanden, ich würde glauben, dass ich alles besser wisse, dass die Therapeuten alle dümmer seien und dass ich mir in meiner Verbohrtheit und Überheblichkeit auch noch gefalle.

Das sehe ich anders (ja natürlich, wirst du denken). In Wahrheit würde ich mich gerne einlassen, gerne der Therapeutin folgen und ich möchte auch gerne etwas über mich erfahren. Aber ich bin nun mal skeptisch und hinterfrage viel. Ich kann mich nicht wie ein kleines Kind führen lassen. Ich brauche immer wieder eine Widerlegung meiner Zweifel, um glauben zu können, die Therapie sei keine Zeitverschwendung. Es geht mir hier nicht um ein Herumstreiten mit den Experten, sondern ich fordere Branden und auch dich heraus, um Antworten zu bekommen, nicht um Recht zu behalten.
Wenn Branden mir z.B. etwas von Plus-/Minussymptomatik erzählt, um mir den Unterschied zwischen Schüchternheit und meinen Problemen zu erkären, dann hoffe ich, darin etwas zu finden, das mir den Unterschied erklärt. Aber wenn er dann beim Nachfragen gleich wieder einknickt und sagt, dass diese Unterscheidung nur ein Beispiel gewesen sei und dazu noch eines, das man nicht weiter beachten müsse, dann bin ich natürlich gleich wieder enttäuscht und komme zu der Ansicht, dass es nur Geschwafel war. Das ist doch eine normale Reaktion, oder?

Es gibt in meiner Kindheit durchaus Gegebenheiten, die meine
Bindungsangst erklären können.

Ja, und diese deine eigenen „Erklärungen“ dürfen aber nicht in
Frage gestellt werden, oder?

Doch dürfen sie. Sowohl von der der Therapeutin, die diese Erklärung vorläufig suggerierte als auch von mir selbst, der diese Erklärung vorläufig übernommen hat.

Übrigens, zu der Ambivalenz von, bzw.
Oszillation zwischen Bindungsangst und
Verlustangst (wurde ja unten angesprochen), habe ich
hier auch schon mal etwas geschrieben:

[Bindungsangst, Verlustangst und Beziehung]
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Ich weiß. Ich kenne die Artikel, ich kenne die Bücher zum Thema.

Schüchternheit lässt sich gut mit VT therapieren, also dadurch, dass man sich den unangenehmen Situationen aussetzt und lernt, dass sie nicht bedrohlich sind.

Und dennoch ist es zwei Verhaltenstherapien nicht gelungen :smile:

Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass es an den Therapeuten lag.

Meine Therapeutin hingegen verlangt, meine Ängste als wesentlichen
Teil meiner Persönlichkeit zu verstehen, als wichtige Signale, die
mir sagen, dass ich etwas ändern müsse, in denen der Schlüssel zu
einem besseren Selbstverständnis liege.

Ist eine Frechheit der Therapeutin, nicht wahr? :smile: Denn du
weißt es selbst besser.

Das ist eine Unterstellung. Ich habe es oben erklärt. Sie hat ihre Ansicht, ich habe meine Analogie zur Schüchternheit. Weder glaube ich ihrer noch meiner Ansicht ohne Weiteres. Ich stelle hier MEINE Ansicht auf den Prüfstand, nicht ihre, wenn ich frage, welchen Unterschied es gibt zwischen einem Schüchternen und mir. Sobald mir einer den Unterschied erklären kann, verwerfe ich meine Ansicht. Branden ist mit seiner Erklärung leider gescheitert.
Jeanne schreibt

Der Unterschied liegt in der Tiefe der Angst.
Die Angst davor, vor vielen Menschen zu reden, ist im
Unbewussten längst nicht so dramatisch besetzt wie die
Bindungsangst.
Und je tiefer die Ängste sitzen, desto schwerer sind sie zu
bearbeiten.

Das ist schon glaubwürdiger, aber leider begreife ich nicht so richtig, was „Tiefe der Angst“ bedeuten soll. Das ist eine ebensolche bildliche Formulierung wie Brandens „Dynamik gleichsam von
innen her zu verstehen“. Das klingt zwar klug, ist aber doch nicht greifbar, um nicht zu sagen, Geschwafel.
Ich bemühe mich ja um Verständnis, aber ich kann mit esoterischen Antworten nichts anfangen.

Würde Sie dies zu einem Schüchternen auch sagen? Wie würde sie ihm helfen? Ich werde sie das nächste Mal fragen.

Ja, du willst sie auf den rechten Weg der richtigen Therapie
bringen, oder? Denn nur du weißt, worin dein Problem besteht
und suchst den Therapeuten, der dir dein eigenes
Problemverständnis abnimmt. Was ist eigentlich, wenn es dir
gelingen würde, einen solchen zu finden?

Die beiden Verhaltenstherapeuten schienen mir solche zu sein. Sie folgten meinen Theorien, die alle falsch waren, und konnten mir nicht helfen.
Nochmal: Ich glaube nicht, dass ich alles schon verstanden habe. Das war die Aussage einer anderen Therapeutin, die damit offensichtlich auch falsch lag. Ich bin aber auch nicht gutgläubig. Ich suche die Wahrheit, bin aber nicht in der Lage, alles zu glauben, was mir vorgesetzt wird. Ich brauche jemanden, der mir meine Zweifel nimmt. Lass dich drauf ein und hör auf zu fragen, ist keine Option.

Freunde sagen, dass ich diesen ganzen Psychoquatsch lassen solle.
Ich sei doch viel zu gescheit für diese Therapeuten.

Ok, zu dieser für deine Strategie des Selbstmanagement
optimalen Meinung deiner Freunde haben dir andere bereits
etwas gesagt.

Ja, dass die Freunde blöd seien. Großartig.

Jeder hat doch so seine Macken und über kurz oder lang werde ich sie in den Griff kriegen.

Natürlich. Über kurz oder lang. Und wielange schleppst du das
Problem schon mit dir rum? Vor allem, wo es sich nicht nur in
Erst-Flirt-Szenarien zeigt, wie du uns berichtetest, sondern
auch innerhalb schon bestehender Beziehungen bzw.
Lebensgemeinschaften.

Man kann mir doch nicht vorwerfen, ich säße untätig und selbstgefällig herum. Ich nehme das Problem ernst. Ich gehe zur Therapie, nehme immer wieder die Mühe auf mich, von vorne anzufangen. Ich wende mich ans Forum. Ich lese Bücher. Ist Resignation da nicht normal?

Ich habe jetzt natürlich auch keine Lust mehr, mir noch einen
Therapeuten zu suchen. Ich bin kurz davor, einen Haken an Therapie
zu machen und mich damit abzufinden, dass ich nicht therapierbar
bin oder keine Therapie brauche.

Soll heißen: Eine Therapie, der es gelingt, dein Problem
aufzulösen, wäre eine Katastrophe für dich?

Nein. Aber es scheint ja keiner zu gelingen. Das ist zwar keine Katastrophe, aber unschön.

Ein PA wird jetzt bestimmt sagen, es sei der Widerstand, der mich
so denken lässt :smile:

Natürlich weißt du auch hier schon vorher, was ein PA dazu
sagen wird.
Ein Therapeut, der diese raffinierte Abwehrstrategie („ich
weiß doch schon alles“) durchlöchert, durchbricht oder wie
immer man es nennen mag, wäre das sehr schlimm für dich?

Nein, aber es gelingt ihm ja nicht. Leider.

Schönen Gruß - mal wieder :wink:

Schön, dass du dich amüsierst. Bist du schon auf die Idee gekommen, dass ich mir selbst im Wege stehe, dass meine Art zu denken und meine Selbstschutzmechanismen ein echtes Problem sind und dass es da nichts zu lachen gibt? Ich kann aber nicht anders. Ich kann einfach nicht glauben und vertrauen. Z.B. an Gott zu glauben, wäre mir unmöglich, das wäre Selbstbetrug. Ich bin von Natur aus skeptisch und kann nicht beschließen, es nicht zu sein. Ich brauche echte Antworten und keinen Spott, der leider in einigen Postings durchscheint. Nun gut, ich habe damit angefangen, aber das ist Teil des Problems.

Danke für deinen Beitrag. Wäre schön, wenn du Zeit hättest, noch einmal zu antworten.

Viele Grüße, Herbert

Hallo Alpha,

ist ja sehr interessant, was du schreibst.

Ja, nicht wahr? :smile:

am meisten beeindruckt mich die spannung in dir, einerseits an
großartigkeit grenzende überzeugungen von dir selbst zu haben,
andererseits aber zu spüren, dass du jemanden brauchst, der
dir in deiner schwäche und angst und kleinheit hilft, und zwar
jemand starken, wissenden, studierten, eine fachliche granate
(die wir dir vielleicht noch empfehlen sollen)!

mein lieber, das stelle ich mir sehr unangenehm vor.

Alles richtig.

ich rate dir, dich auf eine/n behandler/in einzulassen und
sie/ihn mit ihren/seinen schwächen und unvollkommenen
ratschlägen für dich anzunehmen. nimm, was dir geboten wird,
wachse daran, aber gehe nicht davon aus, dass es eine perfekte
behandlung oder einen perfekten therapeuten gibt. wenn du
hinschaust, wirst du an JEDEM einen fehler, eine
unvollkommenheit, einen widerspruch finden.

Ja, natürlich. Dieses Sich-Einlassen ist aber nichts, das ich beschließen kann. Ich kann es mir vornehmen und versuchen.
Ich habe aber auch Angst, die Therapie könnte mir schaden. Was für ein Schaden das sein könnte, weiß ich nicht. Dass ich melancholischer werde oder noch selbstreflektierter.

das ist vielleicht dein problem, dass deine „bindungsphobie“
darin begründet liegt, sie zeigt sich quasi schon an der tür
des therapeuten in der angst „ob mir hier 100%ig geholfen
werden kann? ich sehe doch schon im gespräch, dass die
behandlerin da auch nicht weiter weiss…“, du vermutest also,
nicht richtig behandelt, d.h., nicht richtig aufgefangen und
gehalten zu werden.

Ja.

beziehung, auch eine therapeutische beziehung, geht man aber
nur dann gerne ein, wenn man vertrauen kann, dass man eine
zeit lang in diesem sinne gehalten wird. ich wette, dass du da
deine angst am meisten spürst (frauen, ne?)

Ich habe eigentlich keine Angst davor, mich einer Frau hinzugeben (oder doch?), sondern davor, dass sie sich zu sehr auf mich einlässt und Erwartungen an mich stellt.

riskiere es, sage der analytikerin, die du schon kennst, du
würdest gerne riskieren, zu sehen, was passiert, wenn du mal
20-30 gespräche versuchst, du hättest erkannt, dass es gefühle
zu entdecken gibt, deine angst zeige dir, dass du etwas
verändern musst, du brauchest hilfe, du möchtest es versuchen.

Das sage ich ja, aber halbherzig. Ich will die Kontrolle behalten. Das ist kein Beschluss, sondern ein Bedürfnis.

Viele Grüße, Herbert

Hallo!

Ich bin kein Mensch, der fachmännisches Wissen von Therapie etc hat…aber ich schreib Dir mal meinen Eindruck, den ich bei dem Lesen von allem habe!

Du hast mehr als eine Therapieform probiert…was schonmal überhaupt kein Problem darstellt!
Es gibt zig Formen von Therapie- und man muss die Richtige für sich eben finden!

Es gibt genug Menschen, die einiges probieren, bis sie ans Ziel kommen!

Dann gibt es viele Therapeuten-- und den Richtigen für sich zu finden ist manchmal nicht leicht!

Alles zu seiner Zeit-- und so kann vielleicht auch der beste Therapeut nicht „greifen“- wenn man einfach selber noch nicht soweit ist!

Ich glaube Dir schon, daß Du ernsthafte Probleme bei Dir siehst und da auch was ändern möchtest!
Mein Eindruck ist aber, daß Du zig Nebenbühnen aufmachst um nicht an den Kern zu kommen!

Rumdiskutieren- ist oft ein schönes Umgehen von eigentlchen Problemen!

Es mag ja sein, daß Du einen Therapeuten brauchst, der Dir verbal viel erklären kann-- bei dem Du das Gefühl hast, der weiss was er tut!
DAnn wirst Du so jemanden auch irgendwann finden!

Natürlich gehört Vertrauen dazu!
Ich muss mich in die Hände eines anderen begeben und ich muss dafür die Sicherheit haben, daß er mit mir „richtig“ umgeht!

Wenn Du Probleme mit Frauen hast…wäre ja vielleicht schonmal besser, wenn Du einen Mann als Therapeuten nimmst!
Würde es wohl einfacher machen für den Anfang!?

Deine Art Dich auszudrücken-- wirkt tatsächlich überheblich und Kontrolle- bewahrend…-- nur wird das doch wohl auch ein Schutzmechanismus sein…?

Solange DU Dich nicht ernst nimmst-- und das tust Du ja wohl weniger, wenn Deine Problemchen als „lächerlich“ betitutliert werden-- solange wirst Du da auch ncith weiterkommen!

Wenn Deien Freunde meinen, man braucht keine Therapie…-- dann ist das DEREN Meinung-- die nunmal gerne von DEN Menschen genommen wird, die sich selber ungerne ansehen, verdrängen- wegsehen!

Klar kann ein Leben ohne Therapie funktionieren!
Die Frage ist doch, inwiefern man das Gefühl hat, daß man sein Leben gut hinbringt!
Und das ist ja bei Dir wenig der FAll-- wenn Du Dich ja auch hier oft äusserst-- es durchaus ein THEMA für Dich ist!!

Schon klar-- man weiss was man hat- und kommt irgendwie klar…und man weiss nicht, was kommt!
Ich glaube- jeder der je Therapie gemacht hat, kennt diese Angst!

Tatsache ist aber auch-- wenn es einem schlecht genug geht-- dann begibt man sich in die Hände eines Therapeuten…-- manchmal gehört wirklich ein Tiefpunkt dazu, daß man mal loslässt…

wünsch Dir jedenfalls viel Glück
Kitty

hi herbert,

dass du schreibst, du befürchtest, die therapie könne dir schaden, finde ich sehr gut, weil offen! es ist mir selbst als therapeut so gegangen als ich im rahmen meiner ausbildung mit gruppenarbeit und selbsterfahrung begann. du erlebst da den wichtigen punkt, der allen menschen angst einjagt, egal ob sie therapie machen oder nicht: da, wo wir unser bekanntes terretorium oder verhalten verlassen, liegt das unbekannte und das ist prinzipiell immer angsteinflößend. wir bauen alle gewohnheiten, auch solche zur angstabwehr, auf. hervorragend geeignet ist dazu (ein beispiel) alles durcherklären zu können, rational kritisch dranzugehen. das verhindert unangenehme angst beim zulassen von dingen, die einem vielleicht unbekannt oder unerklärlich oder traurig oder katastrophal vorkommen können (auch die erinnerung an dinge).

genau diese -so erstmal erfolgreich abgewehrte angst- kriecht einem dann irgendwo wieder im leben „auf anderen wegen rein“. das merkst du ja schon.

dass du dir das nur erstmal vornimmst, dich auf andere einzulassen, also rein als kopf-kognitive plan-entscheidung, ist für mich gut nachvollziehbar. du hast das gefühl von „das ist gut“ oder „das funktioniert“ nicht.

da hast du gründe für, die in deiner kindheit liegen und ich scheue mich nicht, es so platt hypothetisch hier reinzukritzeln.

du kannst dir mit diesem beschluss, es zu versuchen, helfen lassen, ich glaube dir, dass du es noch nicht fühlen kannst, dass es gut ist, sich bei anderen menschen fallen lassen zu können. aber der beschluss, es mit einem psychotherapeutischen helfer zu versuchen, reicht aus! dann siehst du weiter. erst verhaltenstherapie zu machen und die grenzen darin zu sehen um dann tiefenpsychologische behandlung anzuschliessen ist ein guter und vernünftiger weg, mach das!

ich wünsche dir sehr, dass du deine entschlossenheit, die spürt man richtig in deinen zeilen, behälst und sie für den mut einsetzen kannst, erst rational zu beschliessen, an deine angst ranzugehen um später reinzufühlen, vielleicht dich an die zeit zu erinnern, in der du grund gehabt hast, nicht zu vertrauen. das ist bestimmt eine traurige geschichte, die man weit weg schieben muss, damit´s einen nicht zu sehr belastet.

schau hin, fühl hin, lass dir dabei helfen, das heilt!

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Hallo Herbert,

nur weil du etwas nicht verstehst, ist es nicht gleich „esoterisches Geschwafel“!

Der Unterschied liegt in der Tiefe der Angst.
Die Angst davor, vor vielen Menschen zu reden, ist im
Unbewussten längst nicht so dramatisch besetzt wie die
Bindungsangst.
Und je tiefer die Ängste sitzen, desto schwerer sind sie zu
bearbeiten.

Das ist schon glaubwürdiger, aber leider begreife ich nicht so
richtig, was „Tiefe der Angst“ bedeuten soll. Das ist eine
ebensolche bildliche Formulierung wie Brandens „Dynamik
gleichsam von innen her zu verstehen“. Das klingt zwar klug, ist aber doch nicht greifbar, um nicht zu sagen, Geschwafel.
Ich bemühe mich ja um Verständnis, aber ich kann mit
esoterischen Antworten nichts anfangen.

Ich will es noch mal anschaulicher erklären.
Negative Erlebnisse hinsichtlich Bindung in der Kindheit, sei es der Verlust einer geliebten Person, sei es mangelnde Liebe oder falsch verstandene oder… werden i.d.R. sehr massiv verdrängt, weil sie für das Kind äußerst schmerzhaft sind. Der Mensch ist im folgenden bemüht, dergleichen Situationen zu vermeiden um den damit verbundenen Schmerz so wenig wie möglich zu spüren ebenso wie ihn nicht noch einmal durchleben zu müssen.
Hierfür bauen sich im Körper Blockaden auf (im Volksmund „Schutzmauern“), die einerseits vor dem Schmerz schützen und zugleich Abwehrmechanismen hervorrufen, die verhindern sollen, dass man an den Schmerz drankommt.

Da ich mit meinem Leben zufrieden bin, möchte ich tatsächlich so
weiterleben wie jetzt und nur von meinen lächerlichen Ängsten
befreit werden. Wenn nötig, dann bin ich auch zu Reformen bereit,
aber ich habe Zweifel, dass diese nötig sind.

Schöner und noch lehrbuchreifer kann man einen sogenannten
Abwehrmechanismus kaum darstellen. (Zitat von Metapher)

(Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Abwehrmechanismus)

Je größer der Schmerz, je leidvoller er für den Menschen war, desto mehr Blockaden sind bemüht zu vermeiden, mit dem Schmerz in Kontakt zu treten.
Das Kind hat mangels analytischer Fähigkeiten keine Chance, den Schmerz kognitiv zu verarbeiten. Es bleibt ihm nur, den Schmerz in die Tiefe/ ins Unbewusste zu verdrängen. Das Zulassen des Schmerzes würde die kindliche Seele zerreißen.
Bemüht man sich nun als Erwachsener, die Blockaden zu lösen, so begegnet man auch dem Schmerz wieder - er wurde ja nicht verarbeitet sondern verdrängt. (Stelle es dir vor wie ein Fass, in dem dein Schmerz sitzt, das fest mit einem Deckel verschlossen ist).
Und um das zu vermeiden -der Körper weiß ja nicht, das man als Erwachsener fähig ist, den Schmerz auszuhalten- tun Geist und Körper alles dafür.

Die Ursachen für Schüchternheit liegen sicherlich auch in der Kindheit. Ich könnte mir vorstellen, dass z.B. mangelndes Ernst-genommen-werden der eigenen Bedürfnisse, klein-gemacht-werden sowie negative Reaktionen auf aktives Handeln Ursachen für Schüchternheit sein können. Der Heranwachsende/ der Erwachsene wird künftig vermeiden, aktiv und offen auf sein Umfeld zuzugehen.
Sicherlich ist auch diese Erfahrung schmerzhaft, allerdings für das Kind nicht lebensbedrohlich. Somit ist die Angst, sich mit dem Schmerz zu konfrontieren, nicht so groß wie z.B. Bindungsangst oder Verlustangst, der Körper baut nicht so viele Blockaden auf.

Hoffe, es ist nun verständlich, was ich meine, wenn ich von „Tiefe der Angst“ spreche. (Ich gebe zu, dass meine Wortwahl nicht ganz treffend war.)

Es grüßt dich
jeanne

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Danke
Hallo Jeanne,

das war sehr gut erklärt. Danke.

Viele Grüße, Herbert

Hallo Herbert.

Aus meiner Sicht verläuft Deine Argumentation nach einem bestimmten Muster.

Zitat: „Du betrachtest Dich „über diesen Dingen stehend“, wodurch vermutlich Therapieansätze von vornherein wenig Aussicht auf Erfolg haben.“

Das sehe ich auch so. Du bist aus Deiner Sicht ständig überlegen (diese Sichtweise scheint Dir als einzige plausibel zu sein). Bei näherem Hinsehen fällt Dir immer wieder ein „Fehler“ auf (neben fehlender Wirksamkeit andere Dinge, die Dir nicht gefallen, wie der „Disclaimer“ Deiner Therapeutin).

Diese „Fehler“ sind meist logisch erklärbar und keine menschlichen Schwächen der Therapeuten, und wenn, dann fragt sich, warum dieser Aspekt so wichtig für Dich ist. Deine „lächerlichen“ Ängste sind nicht „lächerlich“, sondern eben ein Teil von Dir und ernst zu nehmen. Genauso ernst, wie Du Dich zu nehmen hast, sie machen Dich selbst nicht lächerlich sondern menschlich(er). Diese Erkenntnis ist schwer aber „praktisch“, denn sie holt einen auf den Teppich.

So wie ein Therapeut einen auf den Teppich holt, wenn man es zulässt. Das hieße, den Herrschaftsanspruch (Überlegenheit) für eine Wochenstunde aufzugeben und sich einzulassen. Dass das schwierig ist, wenn man immer die Kontrolle (über seine Bindungen zu Anderen) haben muss, kann ich nachvollziehen. Aber das´ist die Voraussetzung. Ein gewisses Mass an Vertrauen, das Du zu Personen im Allgemeinen vielleicht nicht hast.

Nebenbei: der Therapeut ist fachlich natürlich überlegen, ansonsten machte es ja keinen Sinn, die Therapie wahrzunehmen. Außerdem müsstest Du zumindest dieselbe Ausbildung haben, um das beurteilen zu können.

Ich wünsche Dir den nötigen Mut und genug Geduld.
Gruß
A.

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Selbstgespräch
Hallo Kitty,

Mein Eindruck ist aber, daß Du zig Nebenbühnen aufmachst um
nicht an den Kern zu kommen!

Ja, auch mein Eindruck, absichtliche Ablenkungsmanöver. Aber es ist nicht die Suche nach dem „Kern“, der „Ursache“ oder ihnen näher zu kommen, diese kennt er sehr genau. Sie sind ihm sogar sehr nah. Es ist eher die Suche nach dem „Wie gehe ich damit um“. Da ist Mut gefragt, den Kern erst einmal zu offenbaren und zu akzeptieren. Dann noch, wie und gegenüber wem offenbaren/akzeptieren. Wer könnte diese Person des Vertrauens sein?

In einem Punkt stimme ich Herbert jedenfalls uneingeschränkt zu:

…es sei ist der Widerstand…

Gruß
Der Franke

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