VW-Kurssprung trotz schlechter Nachrichten?

Hallo,
in den Nachrichten liest man von weiteren Untersuchungen gegen VW und dass noch weitere Software von Manipulationen betroffen sein koennte.

Und der Aktienkurs steigt… (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/volkwagen-stammaktien-schiessen-nach-oben-a-1057143.html)

Bin ich der einzige, der dies nicht versteht?

Gruss
Desperado

Servus,

schau halt mal, was seit dem 10.09. mit diesem Kurs so war - dann solltest Du eigentlich keine besondere Mühe haben, das zu verstehen.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Wieso?

Nimm mal als Erklärungsmodell:
Der Börsenurs wird nicht durch den „Wert“ eines Unternehmens bestimmt, sondern einzig und allein durch die Phantasie der Anleger.
Der „durchschnittliche Anleger, der es in die entsprechenden Medien schafft“ ist ein Riesenfeigling; wenn irgendwo wer hustet, dann kippt er vor Angst aus den Schuhen. Er ist ausserdem ein verwöhntes Kind, das immer mehr haben will und schon mit einem kurzfristigen Abgeben nicht klar kommt.

Gruß
Jörg Zabel

hi,

der kleine Hüpfer steht doch in keinem Verhältnis zu den Verlusten der vergangenen Tage.
Wenn man der Meinung ist der Tiefststand wäre nun erreicht, kauft man wieder.

grüße
lipi

Offenbar, denn im Artikel werden doch 2 sehr wahrscheinliche Gründe genannt.

Hallo Desperado,

Du hattest letztens schon gefragt, wohin sich die Aktie entwickeln würde. Mit der Frage hier scheint mir, dass Du den wesentlichen Mechanismus noch nicht verinnerlicht hast.

Entgegen aller Unkenrufe werden große Aktienbewegungen noch immer von Fachleuten gesteuert. Am Tag, als die Bombe platzte, konnte sich jeder Ausrechnen, dass wohl alle Diesel in allen Ländern betroffen sein werden und dass Rückruf, Reputationsverlust und Strafen drohen. Dann konnte jeder spekulieren, wieviele Mrd. Euro das VW kosten wird, und genau um diesen Betrag (im Mittel) sinkt der Kurs innerhalb weniger Stunden, ggf. um Aussetzungen verzögert. Die Bombe war ja auch nicht, dass manipuliert wird. In der ein oder anderen Form ist das selbstverständlich, tut jeder. Sondern, dass hier nun erstmals Konsequenzen folgen.

In den folgenden Tagen verändert sich der Kurs nicht mehr durch schlechte oder gute Nachrichten. Sondern nur dann, wenn diese Nachrichten anders sind als erwartet.

So führt eine gute Nachricht zum Kurssturz, wenn eine deutlich bessere erwartet worden wäre, und eine schlechte zum Kursanstieg, wenn schlimmeres befürchtet wurde. Wohlgemerkt, immer von den Fachleuten, nicht von Kleinanlegern oder Journalisten.

Gruß
achs

Hallo,
klar, die zu erwarteten Kosten der Abgasgeschichte sind eingepreist, aber Kapital ist scheu. Wenn irgendeine negative Nachricht aufkommt, oder auch nur ein Geruecht, wuerde ich vermuten, dass einige andere Anleger risikoavers reagieren und verkaufen - also wuerde ich versuchen, dem zuvor zu kommen und meine Papiere schon frueher verkaufen, was natuerlich in einer Abwaertsspirale endet.

Auch ein Profi kann schwer einschaetzen, wie negativ eine Nachricht sein muss, damit andere Anleger aus Angst vor einer Abwaertsspirale verkaufen - und Software zur Textanalyse kann dies erst recht nicht prognostizieren.
Wenn irgendeine negative Meldung ueber ein Unternehmen auftaucht, gehe ich davon aus, dass die Textanalysesoftware der Profis in Sekundenbruchteilen bereits ein Abwaertspotential erkannt und daraufhin die Aktien verkauft hat. Wenn die negative Meldung nicht so negativ war kann man die Aktien ja einfach wieder kaufen und hat keinen Verlust.

Wieso das bei VW nicht so war, kapiere ich also immer noch nicht.
Gruss
Desperado

Servus,

wenn die Börse den Ereignissen hinterherwackeln würde, wäre sie vollkommen funktionslos. Die Bedeutung dieser Einrichtung für die Wirtschaft (falls es denn eine solche gibt) ist die Vorwegnahme künftiger Entwicklungen auf der Grundlage einer großen und breit gestreuten Zahl von Prognosen.

Schöne Grüße

MM

Servus BP,

die breite Streuung dieser Prognosen ist aber genau das Problem, man findet zu jedem moeglichen und unmoeglichen Szenario massenweise Experten die es prognostizieren.

An der Boerse kommt erschwerend hinzu, dass man nicht nur vorhersagen muss wie sich das Unternehmen und die Gesamtwirtschaft entwickeln - sondern auch wie die Politik ggf. reagiert, wie Gerichte entscheiden, wie Buerger waehlen, was Konsumenten wollen, welche Naturkatastrophen es gibt… und natuerlich muss man auch noch einschaetzen wie andere Anleger die Situation einschaetzen…

Weil das viel zu komplex ist zweifle ich an den meisten Prognosen - und kann mir denken, dass Profis mit Prognosen auch sehr zoegerlich umgehen und lieber auf Fakten reagieren.

Gruss
Desperado

Hallo Desperado,

ergänzend zu MM

Chartanalyse ist was für Fernsehen, Internet, Kleinanleger, Tratsch, Lottospieler, Affen, und bei Hinterhoffirmen sicher auch relevant.

Nochmal: der Preis von VW hatte innerhalb von Stunden den zu erwartenden Verlust von 6Mrd eingepreist. Wenn es nur 3 Mrd. werden, steigts, wenn es 12Mrd werden, sinkts.

Das geht vielleicht, wenn ich 1Mio€ Umsetze. Aber selbst dann kann ich in der Sekunde nicht mehr für den alten Preis verkaufen, sondern nur für den (nach dieser Meldung) neuen, geringeren Preis. Und wenn es sich 3 Sekunden später als weniger schlimm heraussstelt und ich zurückkaufe, habe ich halt 1000€ Verlust.

Sehr gut! Die einzige sinnvolle Prognose ist, dass Aktien im Mittel steigen, wenigstens incl. Dividende bei sonstiger Inflation.

Eine sichere Prognose auf Kursgewinne der XY-Aktie in den nächsten 3 Monaten wäre heute Nachmittag schon eingepreist.

Nimm beliebige Wetten als Beispiel: Die Quote wird von vielen Akteuren aufgrund verschiedenster Informationen bestimmt. Man kann zwar sagen, dass A höchstwahrscheinlich gegen B gewinnen wird, man kann mit dieser Information aber kein Geld verdienen. Die Information steckt schon in der Quote. Zumindest bei Großereignissen, bei Hinterhofkämpfen ist das was anderes.

Zu dem Thema gibt es in der Presse genug nachzulesen:

Hallo Desperado,

etwas lesen bedeutet nicht, dass man es auch schon verstanden hat.

Zunächst sollte man wissen, dass es zwei VW-Aktien gibt: Die im DAX gehandelten Vorzugsaktien und die Stammaktien.

Die im Dax gehandelten VW-Aktien stehen bei 106,75 € (+3,14%).
Dagegen sind die Stammaktien um 6,38 % gesiegen und stehen bei 125 €.

Als mögliche Gründe für den stärkeren Anstieg werden genannt:

  • Privatanleger, die massive Verluste erlitten haben, versuchen diese durch einen Neuanstieg zu begrenzen.
  • Der VW-Großaktionär Porsche versucht über seine Holding seinen Anteil an den VW-Stammaktien zu erhöhen, was ihm umfangreichere Mitspracherechte sichern würde.

Um Deine Frage zu beantworten: Sicher bist Du nicht der Einzige, der das nicht versteht. Du gehörst aber zu einer elitären Minderheit der Nichtversteher, die ich in der Bevölkerung bei etwa drei Prozent ansiedeln würde.

Noch einen schönen Sonntag, Hans-Jürgen Schneider

Wenn ein Grossinvestor viele Stammaktien kaufen will - warum sollte er dann so viel dafuer bezahlen?

Schlau waere es, wenn irgendeine kleine negative Nachricht genutzt worden waere um eine signifikante Anzahl von VW-Aktien zu verkaufen um eine Abwaertsbewegung auszuloesen - um dann guenstig noch mehr Aktien kaufen zu koennen.

Ich hab eine andere Theorie: Ein paar Grossinvestoren beurteilen VW genau so negativ wie ich (und das hab ich schon vor dem Skandal getan). D.h. sie probieren den Kurs kurzfristig zu pushen um aussteigen zu koennen da die Kosten des Skandals und der Imagoverlust nicht abzuschaetzen sind.

Und wieder einmal muß ich mich fragen, warum Du überhaupt Fragen stellst, wenn Du am Ende eh wieder alles besser weißt. Mal ganz abgesehen, daß das, was Du als „Investitionsstrategie“ empfiehlst, sowieso nicht funktioniert: glaubst Du ernsthaft, daß das motiviert, zu Deinen Fragen noch einen Kommentar abzugeben?

na ja, speziell in deinem fall hat er das bisher doch noch immer geschafft. glaubst du ernsthaft, das würde sich jemals ändern?

Nein, hat er nicht.

Wieso schreibt man so einen „Beitrag“ eigentlich anonym?

Ich habe eine Theorie, das heisst, ich weiss es eben nicht, deshalb interessieren mich die Theorien bzw. Argumente der anderen.

Wieso soll die Strategie nicht funktionieren - klar, fuer Kleininvestoren funktioniert das nicht, aber einige Profis werden sicherlich so arbeiten.