VWL, Geld/Güter Gleichgewicht, Reichensteuer

Guten Tag! …und danke im Voraus für’s Engagement!

Ich habe gelesen, dass Währungs- und Gütermengen im Gleichgewicht bleiben müssen um die Wirtschaftsleistung zu erhalten. In letzter Zeit höre ich viel von der Reichensteuer, allerdings immer im Zusammenhang mit gerechter Verteilung. Meine Frage ist nun, ob das nicht vorwiegend ein volkswirtschaftliches Thema ist, da die Reichen ihr Geld ja nicht (so wie die Armen und der Mittelstand) übers Jahr fast zur Gänze zurück in den Umlauf bringen, sondern irgendwohin aus dem Verkehr ziehen, wodurch sich doch ein Ungleichgewicht ergibt?
Schöne Grüße,
Heinz

http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftskreislauf

Lieber Heinz, natürlich ist die Reichensteuer ein volkswirtschaftliches Thema! Die Verteilungsfrage allerdings auch. Die Reichen schaffen ihr Vermögen im übrigen auch nicht irgendwie beiseite „irgendwohin
aus dem Verkehr ziehen“ sondern setzen es einfach anders ein als es der Staat mit den aus der Reichensteuer fliesssenden Mitteln tun würde (JAcht, Sommerresidenz, Spielkasino… vielleicht auch mal was Produktives wie Aktien, Obligationen, Mehrfamillienhaus…)

Die ganz grosse Frage der Ökonomie ist, wer mit Geld mehr Gutes tut, Private oder der Staat
Je nach Antwort wird man die Reichensteuer begrüssen oder nicht (abgesehen von taktischen Finessen, ob man den Reichen die Beine amputieren muss damit sie nicht weglaufen können)

Gruss
R

Lieber Heinz,

solange „die Reichen“ ihr Geld nicht unter dem Apfelbaum vergraben (was sie nicht tun werden, da es dort keine Kinder kriegt sprich Zinsen trägt), gibt es kein „Ungleichgewicht“. Die Ersparnisse des einen sind die Investitionen des anderen, und jedem Gläubiger muss saldenmechanisch ein Schuldner gegenüberstehen - da geht kein Cent verloren.

MfG Jochen

Hallo Heinz,
so ganz einfach ist es nicht, weil verschiedene Betrachtungsweisen einfliesen. Die Währungsmenge - oder üblicher ist zu sagen die Geldmenge - muss im Vehältnis zur Gütermenge wachsen. Gibt es zu viel Geld bekommen wir Inflation, gibt es zu wenig Deflation. Das „richtige“ Verhältnis zwischen Geldmenge und Gütern hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, also wie oft ein Euro ausgegeben wird. Hier kommt dann die Sparquote ins Spiel. Würde das Geld der Reichen an Arme verteilt und schneller wieder ausgegeben,würde sich der Geldumlauf beschleunigen, der Inflationsdruck steigen. Dann müsste die Zentralbank mit einer Verringerung der Geldmenge reagieren. Soweit die volkswirtschaftliche „wertneutrale“ Betrachtung.
Eine ganz andere Frage ist, wie sozial gerecht eine Gesellschaft sein soll. Die Frage, welche Bevölkerungsgruppen welchen Teil des volkswirtschaflichen Reichtums abbekommen sollen ist eine gesellschaftspolitische. Sie läßt sich ökonomisch seriöserweise nicht begründen. Es geht dabei um Werte und Ethik. Natürlich sehen konservative Kreise immer gleich das Wachstum in Gefahr, wenn Reiche etwas abgeben sollen. Aber stichhaltig ist die Argumentation nicht. Es könnte genau so gut sein, dass durch die Umverteilung die Nachfrage steigt und damit der Wohlstand. Aber das sind alles weit hergeholte Argumente. Letztlich geht es bei der Verteilung immer um gesellschaftliche Macht und soziale Ziele.

Hallo Heinz,
das angesprochene Gleichgewicht Geld-Güter ist vor allem wichtig um die Stabilität der Preise zu halten, sprich Inflation vermeiden. In diesem Zusammenhang sind halt auch die Maßnahmen der EZB wie unbegrenzter Ankauf von Staatsschuldverschreibungen u.ä. kritisch zu sehen. Wenn „zuviel“ Geld im Umlauf ist, verliert es halt an Wert, sprich Kaufkraft.
Reiche geben relativ deutlich weniger für den Alltagskonsum aus, als ich und Sie, soll sich der Reiche jeden Monat ein neues Auto kaufen? Also legt er sein Geld an: Wertpapiere, Immobilien, Rohstoffe u.s.w., das würden Sie und ich genauso machen. Wenn viel Geld in eine bestimmte Anlagerichtung strömt, besteht die Gefahr einer „Blase“: Börsenchrash, Immobilienblasen u.s.w… Das ist aber im Kapitalismus (leider) alles völlig normal! Das Ungleichgewicht ergäbe sich wenn in großen Umfang das Geld nicht mehr in den Konsum fließt, sondern gespart wird: die Preise würden fallen: Deflation/Käuferstreik. Reichensteuer ist wirklich nur ein Verteilungsthemen, das hat nichts mit Abwendung eines Ungleichgewichts zu tun.
Gruß Fank

Guten Tag! …und danke im Voraus für’s Engagement!

Ich habe gelesen, dass Währungs- und Gütermengen im
Gleichgewicht bleiben müssen um die Wirtschaftsleistung zu
erhalten. In letzter Zeit höre ich viel von der Reichensteuer,
allerdings immer im Zusammenhang mit gerechter Verteilung.
Meine Frage ist nun, ob das nicht vorwiegend ein
volkswirtschaftliches Thema ist, da die Reichen ihr Geld ja
nicht (so wie die Armen und der Mittelstand) übers Jahr fast
zur Gänze zurück in den Umlauf bringen, sondern irgendwohin
aus dem Verkehr ziehen, wodurch sich doch ein Ungleichgewicht
ergibt?
Schöne Grüße,
Heinz

http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftskreislauf

Lieber Heinz
natürlich , Sie haben vollkommen recht. das war auch due Ursache für die Verwerfungen der letzten Jahre, die kaufschwachen Schichten würden viele primärgüter kaufen, während reiche das Geld zumeist horten und von Zinsen profitieren, die der Schuldner zahlt. wenn diese entwicklung nicht gestoppt werden kann , wird es bald zustände wie in südafrika geben , mit bewachten recihenghtettos und slums der armen

Guten Tag! …und danke im Voraus für’s Engagement!

Ich habe gelesen, dass Währungs- und Gütermengen im Gleichgewicht bleiben müssen um die Wirtschaftsleistung zu erhalten.
In letzter Zeit höre ich viel von der Reichensteuer, allerdings immer im Zusammenhang mit gerechter Verteilung.
Meine Frage ist nun, ob das nicht vorwiegend ein volkswirtschaftliches Thema ist, da die Reichen ihr Geld ja nicht (so wie die Armen und der Mittelstand) übers Jahr fast zur Gänze zurück in den Umlauf bringen, sondern irgendwohin aus dem Verkehr ziehen, wodurch sich doch ein Ungleichgewicht ergibt?

Hallo Heinz,

Zu Deinem ersten Satz:
Geld- und Gütermengen sollten sich gleichmäßig und gleichgerichtet entwickeln. Die Geldmenge muß ausreichen, um die Gütermenge zu kaufen / finanzieren.
Reicht die Geldmenge dafür dauerhaft nicht, sinken erst die Güterpreise und später die Angebotsmenge der Güter (was ihre Preise ggf. wieder etwas erhöht).
Wächst die Geldmenge dauerhaft stärker als die Gütermenge, steigen die Preise, es entsteht Inflation.
Wichtig für den Erhalt der Gütererzeugung (Wirtschaftsleistung) sind die Erwartungen:
auf eine dauerhafte Inflation von ungefähr z. B. 4 % kann man sich einstellen; Erhalt und Ausbau (Wachstum) der Gütererzeugung ist damit vereinbar (sofern auch die Geldmenge entsprechend wächst). Nimmt die Inflation aber immer weiter zu, weiß man nicht mehr, was man erwarten soll. Diese Unsicherheit (!) verhindert vor allem langfristige Investitionen und Finanzierungen. Damit aber nimmt die wirtschaftliche Aktivitätab, d. h. die Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen.

Zur Verteilung:
Die Verteilung hat verschiedene Aspekte, Du erwähnst den ethischen und den wachstumsorientierten.
Der ethische Aspekt hinterfragt, ob die Regeln / Mechanismen, die den Wert der geschaffenen Güter auf Bezieher a) von unselbständiger Arbeit, b) selbständiger Arbeit, c) aus Vermögen (Zinsen, Dividenden) verteilen, gerecht sind und ob die Verteilung innerhalb der Gruppen gerecht ist.
Wachstumsorientiert ist zu fragen, wie sich eine Verteilung auf die Wirtschaftsleistung zukünftiger Perioden auswirkt.
Einkommen kennt volkswirtschaftlich nur zwei Verwendungen: Konsum und Sparen (alles was nicht Konsum ist). Selbst wenn reichere Menschen eine deutlich teurere Lebensführung haben (viele Autos, Reisen Kleidung etc.), so sparen sie oftmals mehr als ärmere Mitbürger.
Sparen eines Betrags durch Hinterlegung im Safe entzieht der Volkswirtschaft in der Folgeperiode diesen Betrag, um in seiner Höhe Güter / Dienste nachzufragen; dieser Geldmengen-Entzug wird Horten genannt.
Sparen durch den Erwerb von Finanzderivaten entzieht das Geld ebenfalls der Nachfrage für Güter und Dienste; da der Vertragspartner für dieses Geschäft evtl. eine Sicherheitsleistung leisten muss, wird auch sein Einsatz der Nachfrage entzogen. Die Gebühren des Finanzdienstleistungsunternehmens sind allerdings Teil der Wirtschaftsleistung.
Sparen durch den Erwerb von festverzinslichen Wertpapieren oder Unternehmensanteilen (z. B. Aktien) stellt das nicht konsumierte Geld dem Wertpapierschuldner (Staat oder Unternehmen) oder dem Unternehmen zur Finanzierung ihrer Nachfrage zur Verfügung, was Teil der Wirtschaftsleistung ist.
Bei Einführung einer „Reichensteuer“ würde in Höhe des Steueraufkommens die staatliche oder gewerbliche Nachfrage durch Konsumnachfrage ersetzt (falls ärmere Menschen das Geld bekämen). Die Summe aus Konsum und Sparen (die Wirtschaftsleistung) bliebe aber unverändert.
Sparen durch Einzahlung auf ein Bankkonto ermöglicht es den Banken, damit Kredite zu vergeben, die der Kreditnehmer ja benutzt, um Nachfrage zu üben, was Teil der Wirtschaftsleistung ist.
Nur wenn die Kreditsumme kleiner als die eingezahlte Geldsumme ist, fehlt in der Folgeperiode Geld für Nachfrage. Führt man in diesem Fall eine „Reichensteuer“ ein und konsumieren ärmere Menschen das Steueraufkommen durch Güterkäufe, dann wird der Nachfrageausfall kompensiert.
Sind allerdings die Produktionskapazitäten ausgelastet (es fehlt an zusätzlichen Menschen und / oder an zusätzlichen Menschen besonderer Qualifikation und / oder an Maschinen), dann können kurzfristig (!) die zusätzlich nachgefragten Güter nicht erzeugt und angeboten werden, und nur der Preis dieser Güter steigt.
Fazit: es ist möglich, dass das Gleichgewicht zwischen Gütern / Dienstleistungen und Geld erhalten bleibt, obwohl reiche Mitbürger eine höhere Sparquote als ärmere haben – zwingend ist es nicht.
Die Verteilung, in der Geld zum Aufbau eines Unternehmens für ein neues Luxusgut eingesetzt wird, dass sich später reiche Leute zusätzlich zu allen bisherigen Gütern kaufen, und die Verteilung, in der das Geld an Arme zur Deckung grundlegender Bedürfnisse eingesetzt wird, sind hinsichtlich des Güter-Geld-Gleichgewichts und hinsichtlich des Wachstums gleichwertig; ethisch müssen beide Verteilungen evtl. sehr unterschiedlich bewertet werden.

Bei Fragen fragen.

Gute Grüße

Thomas Gestrich

Hallo Heinz,
du schreibst:

„Ich habe gelesen, dass Währungs- und Gütermengen im Gleichgewicht
bleiben müssen um die Wirtschaftsleistung zu erhalten.“

Ich deute den Satz so, daß Geldmengen in einer bestimmten Währung
und Gütermengen im Gleichgewicht bleiben müssen um die Wirtschaftsleistung
zu erhalten.

Wenn ich den Satz richtig gedeutet habe, dann ist diese Aussage realitätsbezogen viel zu ungenau wenn nicht sogar falsch.

Richtig wäre die Aussage folgendermaßen: Nachfragesuchende Geldmenge und
angebotene Gütermenge sollten im Gleichgewicht bleiben um die Wirtschaftsleistung langfristig zu erhalten. Schwankungen sind dabei normal.

Die nachfragesuchende Geldmenge ist die Geldmenge die zum Bezahlen (Einkauf)
wirklich verwendet wird. Beim Bezahlen findet immer umsatzsteuerpflichtiger Vorgang
statt. Geld welches nicht zum Bezahlen verwendet wird, wie z.B. gespartes Geld,
gehört nicht zur nachfragesuchenden Geldmenge. Dieses Geld fördert nicht die
Wirtschaftsleistung.

In Deutschland z.B. ist die nachfragesuchende Geldmenge seit Jahrzehnten kleiner als das Angebot an Waren und Dienstleistungen. Deshalb konzentriert sich die deutsche Industrie seit Jahrzehnten stark auf den Export um das Geld der Menschen
aus anderen Ländern zu bekommen. Export ist für Deutschland wichtig, da wir
in unserer Industrie auch vom Rohstoffimport abhängig sind. Als Ausgleich
für das Geld, welches durch Import das Land verlässt, muß ein gewisser
Export erfolgen. Die deutsche Industrie exportiert aber seit Jahrzehnten viel mehr
als notwendig. Dadurch fliesst viel mehr Geld ins Land rein, als herausgeht.
Aus wirtschaftlich schwächeren Ländern fließt dadurch mehr Geld raus, als
hereinkommt. Dieser Vorgang ist seit Jahrzehnten im Gange. Nun sind, wie
zu erwarten, die ersten Länder pleite oder stehen kurz davor.

In den letzten Jahren wurden 40 - 50% unseres jährlichen Bruttoinlandproduktes
exportiert. Diese gewaltigen Exporte werden nun aber rückläufig, weil die
Armut auch in Europa deutlich zunimmt. Die Menschen haben einfach kein
Geld mehr um unsere Exportprodukte zu kaufen.

Du schreibst:
„In letzter Zeit höre ich viel von der Reichensteuer, allerdings immer im
Zusammenhang mit gerechter Verteilung. Meine Frage ist nun, ob das
nicht vorwiegend ein volkswirtschaftliches Thema ist, da die
Reichen ihr Geld ja nicht (so wie die Armen und der Mittelstand) übers
Jahr fast zur Gänze zurück in den Umlauf bringen, sondern irgendwohin
aus dem Verkehr ziehen, wodurch sich doch ein Ungleichgewicht ergibt?“

Ja, das ist vollkommen richtig.
Eigentlich könnte es den „Normalbürgern“ ja egal sein, wenn ein Reicher viel Geld hat, wenn, ja
wenn für dieses Geld nicht Schulden existieren würden, wovon die monatlich fälligen Raten beglichen werden müssen. Diese Schulden senken seit Jahrzehnten, Stück für Stück, die Konsumkaufkraft (Menge) der „Normalbürger“.

Über dieses Thema könnte ich ein Buch schreiben. Das kann ich hier aber nicht.
Einige Erklärungen dazu u.ä. habe ich schon geschrieben. Die Links zu den Erklärungen hänge ich unten an.

Nun noch ein paar Worte zum Wirtschaftskreislauf.
Anfang der 70er Jahre hatten wir einen aussagekräftigen Wirtschaftskreislauf
(Geldkreislauf) in der Volksschule kennengelernt. Unsere Klassenlehrerin
erklärte und diesen Geldkreislauf im Volkswirtschaftsunterricht sehr verständlich.
Es war eindeutig zu erkennnen und nachvollziehbar, daß übermäßiges, langfristiges Sparen (Geld nicht umsatzsteuerpflichtig ausgeben) in einem Schuldgeldsystem zu Armut und Krisen führt. Heute weiß ich, die Lehrerin hatte recht.

Die Wirtschaftskreisläufe die man im Internet findet sind für
volkswirtschaftlicheErklärungen eher unbrauchbar. Vielleicht kann man damit betriebswirtschaftliche Vorgänge erklären. Im Internet und in Fachbüchern habe ich in den letzten
8 Jahren keine brauchbare Erklärung in Verbindung mit einer korrekten grafischen Darstellung eines Wirtschaftskreislaufes gefunden. Überall fehlt Geldursprung
(Schulden) und Geldschwund (Tilgung).
Ich arbeite selbst an diesem Projekt. Wird aber noch etwas dauern, bis alles
lückenlos und unwiderlegbar fertig ist.

Hier noch die Links zu meinen Beiträgen zum Thema Umverteilung, Armut,
Schulden und Zinsen unter meinem Blognamen „Rudi61“:

Thema:
„Zur Finanztransaktionssteuer“.

http://parteidebatte.die-linke.de/2012/07/zur-finanz…

Mehrere Kommentare von mir unter dem Thema „Geldsystem:“

http://parteidebatte.die-linke.de/2012/07/geldsystem/

Weitere Beiträge von mir unter demThema :„Rechte der Beschäftigten stärken – Ausbeutung und Sklaverei bekämpfen!“

http://parteidebatte.die-linke.de/2012/07/rechte-der…

Ich hoffe, die Beiträge bescheren einen kleinen Einblick in die Ursache der zunehmenden Armut.
Sonst einfach nochmal fragen.

Gruß
Rudi