Hallo Stefan,
Sie sprechen mir aus der Seele!
Das sind gute Gedanken und eine für mich schlüssige
Vorgehensweise mit den Schülern und Klassen!!! Leider siehen
es viele (Lehrer-)Kollegen etwas anders. Für viele ist in der
Schule immer noch die Strafe die erste Wahl als pädagogische
Maßnahme.
Da schlagen sich bei mir 10 Jahre Ausbildertätigkeit mit 16-24-jährigen „Rotzlümmeln“ nieder
Das war damals bei mir ähnlich. Ob „Waffe gefunden“, oder irgendwelche verbotenen Symbole auf der Jacke… ich musste da ran und die meisten anderen (Pädagogen) haben sich dezent verwichtigt. Oder sie haben hartes Durchgreifen gefordert. Am liebsten gleich mit Polizei und Staatsanwalt usw…
Dabei ist ersteinmal nur Gelassenheit gefragt: erst Überlegen und dann Handeln. Ich bin aber gegen jede Verharmlosung. Wer eine Waffe (egal wie ungefährlich) in den Händen hält, spielt mit dem Gedanken, sie einsetzen zu können. Und das ist in jedem Fall nicht zu verharmlosen.
Doch der junge Mensch, der diese Waffen hat, darf auch keine blose Verurteilung erleben. Eine einzelne pädagogische Person ist damit schnell überfordert. Denn da spielen persönliche Gefühle, Vorurteile, Angst und anderes mit rein. Deshalb ist die Klassen-Lösung eine gute (bei mir bewährte) Lösung. Denn da halten sich diese menschlich normalen Emotionen im Gleichgewicht. Zudem bekommt der betreffende Jugendliche die Meinung Gleichaltriger zu hören und nicht die von den so „übervernünftigen“ Erwachsenen.
Der Pädagoge bleibt dabei im Hintergrund - beobachtet und „zieht an den Fäden“.
Nun aber zum Umgang mit (betroffene) Eltern:
Nun wird es doch bei uns einen thematischen Elternabend zum
Thema „Waffen“ geben. Die Polizei wird dabei hauptsächlich
über das Waffen- bzw. Strafrecht referieren und meine Aufgabe
wird sein, ein Impulsreferat zum Thema „Wie kann ich mit
meinem Kind umgehen!“ zu halten. Abschließend wird es eine
große Diskussionsrunde geben, bei der die Polizei und ich als
Partner zur Verfügung stehen werden.
Darüber mache ich mir gerade Gedanke. Über Impulse bin ich
sehr dankbar (natürlich nicht nur von Sven, sondern von allen
ForenleserInnen).
Da beneide ich Sie nicht drum. Impulse… ich überlege.
Ich denke, auch die Eltern werden harte Bestrafung in solchen Fällen einfordern und ein Teil wird versuchen, zu verharmlosen. Die meisten Menschen sind mit diesen Situationen überfordert, deshalb kommt es zu solchen Reaktionen.
Ich würde nur allen Eltern, die Waffen bei ihren Kindern finden, raten, diese Angelegenheit nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Ein offensives „Nachvorntreten“ und sagen: „Ich habe hier ein Problem! Wie können wir das gemeinsam lösen!“ ist der richtige Weg. Und wenn es sich um Schüler handelt, ist die naheliegendste Plattform dafür natürlich die Klasse.
Hierzu braucht es die Lehrer, weil die über die pädagogischen Fähigkeiten verfügen (sollten!) und auch solch eine Diskussion organisatorisch unterstützen können. Eltern haben ja (leider) in der Regel keine pädagogische Ausbildung und keinen Einfluss auf schulische Organisation.
Da aber meiner Ansicht nach deswegen nicht gleich die Verantwortung von den Eltern an die Lehrer übergeht, müssten die Eltern sich dieser Situation ebenso stellen. Also müssten die Eltern in die Klassendiskussion einbezogen werden - zumindest die betroffenen Eltern.
Ich selbst habe damit (Eltern einzubeziehen) allerdings keine Erfahrungen, weil sich bei den Jugendlichen, die ich zu betreuen hatte, die Eltern zu 99% von jeglicher Verantwortung losgesagt hatten.
Ich hoffe, ich konnte noch kleine nützliche Impulse liefern
Herzliche Grüße
Sven Reinhardt