Waffen und Waffengeschäfte im Mittelalter

Gab es im Spätmittelalter Waffe Geschäfte wo man zum Beispiel Armbrüste oder Schwerter kaufen konnte? Wenn ja, wo gab es diese Geschäfte? Also in der Stadt, im Dorf…?
Oder wurden die Waffen einfach an bestimmten Leuten in Auftrag gegeben, zum Beispiel an den Schmied? Und wer besass alles Waffen? Waren Waffen eher für Ritter oder besassen auch Bauern Waffen?
Danke für jede Antwort!

Na, dann Versuch ich mal mein bestes. Da das Thema sehr umfangreich ist, werde ich es aber kaum vollständig beantworten und nur einige Gefanken beitragen können.

Geschäfte im heutigen Sinne gab es nicht, da es damals in Europa keine Massenanfertigung gab. Entweder wurden die Waffen nach Maß angefertigt oder es gab Kleinserien. Außerdem war es für den Sieger einer Schlacht ein übliches Verhalten die Waffen der Unterlegenen zu plündern und sie entweder selbst weiter zu verwenden oder zu verkaufen.

Das Tragen von Waffen war in der Regel den Rittern vorbehalten. Dies aber weniger weil es verboten wahr, sondern weil sich das einfache Volk es sich schlicht nicht leisten konnte. Die Höhe der Kosten für die Anschaffung der Ausrüstung eines Ritters mit Rüstung, Waffen, Schild und Schwert kannst Du ruhig damit vergleichen, als wenn sich heute eine Stadt einen Kampfpanzer anschaffen würde.

Die Bauern benutzten daher umfunktionierte Werkzeuge als Waffe oder stellten sie selbst her. Das Sprichwort „Der Wink mit dem Zaunpfahl“ stammt z.B. daher, dass Bauern angeschliffene Zaunlatten als Schwertersatz verwendet haben und finsteren Gesellen mit dem deutlichen Zeigen dieser Waffe von einem Angriff abzuhalten.

In den Städten wurden aber durchaus erwartet, dass sich die Bürger an der Verteidigung ihrer Gemeinde beteiligten. Dafür wurden dann gemeinschaftlich Waffen angeschafft und in Rüsthäusern gelagert.
Da man im Umgang mit diesen Waffen ja auch geübt sein muss wurden Vereine gegründet in denen das trainiert wurde. Das war der Ursprung des Schützenwesens.

Ich hoffe das hilft Dir etwas weiter.

Dein,
Ebenezer

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Ergänzend zu dem, was @Ebenezer_Scrooge schrieb, soll noch erwähnt sein, dass die Waffenkunst sich zum Ende des Hochmittelalters auch in einen Sport wandelte, der sich auch unter Bürgern großer Beliebtheit erfreute. Wohlhabende Händler zeigten sich also sehr gern mit ihren Zweihandschwertern (Also Langschwertern) und es gab eine Vielzahl von Fechtschulen, welche den Umgang mit diesen Waffen lehrten.

Darüber hinaus gab es neben den erwähnten Rittern und Milizen auch noch ein weit verbreitetes Söldnertum - auch hier waren Gemeine zu finden, welche schwer bewaffnet wurden und auch so mancher Bauer fand sich in diesen Kreisen wieder - nur dass sie dann natürlich keine Bauern mehr waren.

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Hallo,
das ist Blödsinn. Das geht auch ganz deutlich an der Bedeutung des Sprichwortes vorbei.

Auch wieder Blödsinn. Das Vereinswesen stammt aus der Neuzeit und hat im Mittelalter nicht einmal ansatzweise existiert.

Zu der eingangs gestellten Frage: Nein, Waffengeschäfte in unserer heutigen Sicht gab es nicht. Waffen wurden von „Wappenschmieden“ gefertigt. Diese waren meist ansässig auf Burgen oder Pfalzen. Auch in kleineren Ortschaften gab es natürlich auch Schmiede, die fähig waren Waffen herzustellen. Allerdings hat das gemeine Volk dafür kein Interesse gehabt. Wichtiger waren beim Dorfschmied Haushaltsgegenstände, Hufbeschlag und Eisenwaren (Scharniere, Tore, Hämmer, Äxte, ect.).

Natürlich besassen Ritter Waffen. Das gehört schließlich zu ihrem Job. Manch ein Bauer hat natürlich auch Waffen besesen, die er mitgenommen hat von einem Schlachtfeld, auf dem er gezwungen wurde zu kämpfen.
Gruß

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Zugegeben, hier hab ich mich geirrt. Auch wenn ich mir sicher bin, diese Erklärung so in einer Doku mal gehört zu haben:

Wink mit dem Zaunpfahl

Ist das so?

Meine Quellen sehen das anders?

Schützengilden

Schützenverein

Schützenwesen

Das die meisten heute bestehenden Schützenvereine erst im 19. Jh. gegründet wurden, ist ja kein Beleg dafür das diese Tradition auch erst in diesem Jahrhundert entstanden ist.

Im übrigen würde es Dir wesentlich besser zu Gesicht stehen, wenn Du Deine Widerreden auch belegen würdest, anstatt die Äußerungen eines anderen pauschal als „Blödsinn“ zu bezeichnen.

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Die Zünfte hatten in Städten jeweils ein gewisses Kontingent an bewaffneten trainierten Männern zu stellen. Diese waren entweder Mitglieder der Zünfte oder wurden dafür bezahlt. Es wurden tatsächlich keine „Vereine“ gegründet sondern die Zunft der Metzger leistete sich ein paar Ausbilder die die Zunftmitglieder ausbildeten. Oder wenn es eine reiche Zunft war mietete man sich ein paar Söldner die den Job anstatt der Zunftmitglieder erledigten.

Reine „Kampfsport“ vereine in denen der Umgang mit Waffen trainiert wurde gab es meines Wissens tatsächlich nicht. Außer vielleicht für die reiche Oberschicht die ihre Söhne in Fechtschulen schickten und in Studentenverbindungen.

oh doch die Gab es, es gab ganze Orte die sich spezialisiert hatten. Nürnberg war z.B. für Feuerwaffen sehr bekannt. Diese wurden dann bestellt und Versand, quasi wie beim Onlinehandel.

Nein so teuer waren die Rüstungen nicht, vor allen war es üblich, dass die Bürger selber bewaffnet waren, je nach Einkommen mussten diese bestimmte Ausrüstungen vorhalten.

ja diese waren super geeignet um durch ein Kettenhemd, oder Harnisch zu dringen und für schwere Verletzungen zu sorgen.

aber bevor ich mir die Finger wund schreibe empfehle ich dir den youtubkanal Geschichtsfenster. Da findest du einiges über Waffen.

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Tatsächlich war die manufakterielle Waffenfertigung im Mittelalter beeindruckend in meiner Heimatstadt wurden vor einigen Jahren die Fundamente der diversen Hammerschmieden gefunden und die Hinterlassenschaften des Sarwürkerviertels sorgen noch heute dafür das Teile des Bodens so Schwermetall verseucht sind das das Gelände abgesperrt wurde.

Das Problem ist das Hollywood und die Folklore uns ein sehr falsches Bild des Mittelalters vermittelt haben, so waren z.b. Schwerter bei weitem nicht die dominierende Waffe auf den europäischen Schlachtfeldern usw.

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Auch von mir noch ein paar Ergänzungen. Das Thema ist komplex, vor allem deswegen, weil es im Spätmittelalter in jedem Herrschaftsbereich ein anderes Gesetz geben konnte. Grundsätzlich hatten aber drei „zivile“ Gruppen das Recht, Waffe zu tragen:

  • Adelige
  • Stadtbürger
  • Reisende

Selbstverständlich hab es auch hier Ausnahmen und auch die Definition dessen, was als Waffe gilt, war nicht überall gleich.

LG

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Ich denke schon. Es gab ja die Fechtschulen und, wie gesagt, da wurde der Umgang mit den Waffen auch für interessierte Bürger als Sport gelehrt. Das kann man beispielsweise daran erkennen, dass in der späten deutschen Langschwert-Schule keine Stiche mehr gelehrt wurden - weil Stichverletzungen sehr viel gefährlicher waren als Schnitte und Prellungen.

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Nur konnte sich der "Bürger " solchen Unterricht nicht leisten, zudem Städter in der Regel in Zünften organisiert waren die solche Ausbildungen übernahmen.

Das mit den Stichen hab ich noch nie gehört und das ergibt auch absolut keinen Sinn, da ein Stich weniger gefährlich ist als ein Hieb desshalb galten Schwerter ohne spitzen wie Richtschwerter oder Katzbalger als unehrliche Waffen. Was genau soll denn die späte deutsche Langschwert Schule sein? Es gab dutzende wenn nicht sogar hunderte von Fechtschulen mit solch berühmten Namen wie Thalhofer oder Dürer was die späte deutsche Fechtschule sein soll musst du mal erklären.
Auch waren Schwerter eher weniger weit verbreitet außerhalb des Adels erst recht die relativ teuren Langschwerter.

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Reisende Studenten hatten das recht Waffen zu tragen aber nicht jeder reisende war ein Student.

Im mittelalterlichen Fechtkampf der Deutschen Schule sprach man von den drei Wundern: Dem Schnitt, dem Hau und dem Stich. Im Rahmen des Sportfechtens sind kommen Schnitte und Prellungen durchaus vor, sind verlaufen aber meist glimpflich, da man beides gut behandeln konnte. Stiche hingegen ließen sich mit damaligen Mitteln schlecht behandeln und verliefen daher meist sehr viel ernsthafter.

Während die italienische Schule (vgl. Fiore dei Liberi), auch Stiche lehrte, blieben sie in der (späten) deutschen Schule (vgl. Joachim Meyer) komplett außen vor. Das Blozfechten (ohne Schutzausrüstung) im Mittelalter geschah mit einiger Achtsamkeit vor dem Gegner, so das schwere Verletzungen selten waren - aber vorsichtige Stiche sind schwierig.

Hier mal ein Video vom Blozfechten nach spätmittelalterlichem Vorbild - da kann man sich vorstellen, dass Stiche eine ziemlich schlechte idee gewesen wären, während der Rest sportlich sinnvoll möglich ist:

PS: Thalhoffer war ein sehr früher Vertreter, der das Fechten noch vor allem als Kriegskunst lehrte. Dürer war eigentlich kein Lehrer. Es existiert zwar ein Skizzenbuch aber es ist nicht so richtig klar in welchem Kontext das steht.

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ah jetzt verstehe ich was du meinst, Danke ich stand etwas hart auf dem Schlauch

Du vertauschst hier Ursache und Wirkung. Die Studenten des MA dürften Waffen tragen, weil sie so oft/viel auf Reisen waren.

Ich entschuldige mich hierfür und gebe dir recht.
Gruß

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Danke das war sehr hilfreich!

die waren nicht teuer, schau dir die Videos mal an, da werden die Preise genannt und ins verhältnis zu den Einkommen gesetzt.

Ich will nichts behaupten, aber ich glaube, das war bei Schwertern wie bei allem anderen auch: Was Preise angeht, sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt und Qualität kostet.

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… zudem es das Mittelalter nicht gibt :wink:

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