"Wahr"-nehmung und Wirklichkeit

Philosophie/Psychologie

Der Fall:

Er nimmt etwas wahr!

Objektiv also (vermeintlich).

Er nimmt etwas zweites wahr (objektiv vermeintlich).

Jetzt faellt er ein Urteil, was wahr (richtig) sein muesste.

Doch er trifft ein falsches Urteil.

Wieso?

Weil er zwei wahre (vermeintlich objektive) Wahrnehmungen, also „Wahrheiten“ falsch vernetzt.

Die geschieht bspw. weil er andere Informationen miteinfliesssen laesst, ja sogar Vorurteile, und meint, er urteile objektiv, aufgrund der „wahr“-genommenen Sachverhalte.

Ist das oft der Fall? Vielleicht sogar grundsaetlich immer, mehr oder weniger?

Moin,
die Wahrnehmungspsychologie hat längst erkannt und begründet, dass jeder Mensch seine eigene Wahrnehmung hat. Diese Wahrnehmung wird bestimmt durch alles das, was der Mensch bisher in seinem Leben wahrgenommenerlebt, gelernt, verworfen hat. Seine gesamte „Lebenserfahrung“ fließt in die Wahrnehmung und in die Interpretation dieser Wahrnehmung ein; es gibt nämlich keine Wahrnehmung „an sich“, sie wird immer schon interpretiert und in das vorhandene Erfahrungs- und Gedankengefüge eingebaut. Darum - btw - kann ein Mensch auch nur das „wahrnehmen“, was er schon einmal gesehen hat.

Gruß - Rolf

Hi.

Darum - btw - kann ein Mensch auch nur das „wahrnehmen“, was er schon einmal :gesehen hat.

D.h schon mal „wahrgenommen“ und somit knabbert die Schlange an ihren Schwanz:smile:

Erkenntnistheoretisch ordnet man die Wahrnehmung als die unterste, intersubjektiv voll behandelbare Stufe auf dem Weg zum Erkenntnis.
Ihre charakteristische Merkmale sind: unbewusst, unkritisch.

Gruß - Rolf

Balázs

Hallo

Beantwortest Du gelegentlich auch direkt Fragen, oder kommentierst Du nur die der Antwortenden?

Gruss
pue

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Wahr-Nehmung

D.h schon mal „wahrgenommen“ und somit knabbert die Schlange
an ihren Schwanz:smile:

Würden die Kreativen der Weltgeschichte genauso statisch denken, wie die Konservativen glauben, könnte man nur das „wahr-nehmen“ (bezogen auf „Wahrheit“), was bereits durch die sogenannten „Platonischen Ideen“ im Bewusstsein eingepflanzt bzw. von der Natur aus vorgegeben ist. Davon abgeleitet wäre dann alles, was in der gesellschaftlichen Macht existiert, unveränderlich für alle Zeit. Also gibt es aus dieser Wahr-Nehmung her nie etwas NEUES.

Kreativität benötigt aber sowohl die bereits aus der Vergangenheit eingespeicherten „Platonischen Ideen“ als auch die fließende Offenheit für eine Verbesserung der Zukunft. Dies geschieht, zumindest zu einem überwiegenden Teil, als Wahr-Nehmung über die Medien. Wobei ein Fortschritt nicht nur alleine über Bücher, Presse, Funk, Fernsehen, Film und sonstige technisierte Medien erfolgt, sondern erfolgt auch über die Primär-Medien einzelner Personen und Gruppen sowie über sämtliche staatliche Medien (Bildungsinstitutionen), die allerdings sehr oft erheblich hinter der Avantgarde des Fortschritts hinterher hinken. Das ist auch erkennbar als „Wahr-Nehmung“ (man nimmt „wahr“, was zum Gehirn passt) hier in diesem Thread. Aber so, wie die Konservativen es sehen und glauben wollen, funktioniert die Evolution ja nicht, denn die Evolution benötigt Freiheit.

Freiheit gibt es scheinbar nur innerhalb der Determiniertheit. Die Wissenschaft ist die Blindenführerin in diesem schicksalhaften Spiel. Empfängnisverhütung ist demgegenüber die einzige Möglichkeit, vom Drama der menschlichen Existenz frei zu kommen. Das gilt allerdings nicht für diejenigen, die schon gezeugt wurden, sondern nur für verhütete Un-Gezeugte. Die primitive Natur zwingt zur Fortpflanzung durch den blinden Sexualtrieb („Männer sind Schweine“), doch die höhere Natur der philosophischen (!) Vernunft kann wahre Freiheit praktisch verwirklichen, nicht nur als bloße idealistische Ideenschwärmerei.
Penso

Er nimmt etwas wahr!

Objektiv also (vermeintlich).

Subjektiv.

Er nimmt etwas zweites wahr (objektiv vermeintlich).

Subjektiv.

Jetzt faellt er ein Urteil, was wahr (richtig) sein muesste.

Subjektiv.

Doch er trifft ein falsches Urteil.

Nein.

Wieso?

Weil es, das Urteil, für ihn subjektiv wahr ist.

pasquino

Erkenntnistheoretisch ordnet man die Wahrnehmung als die
unterste, intersubjektiv voll behandelbare Stufe auf dem Weg
zum Erkenntnis.

Intersubjektiv?
Weshalb sollte Wahrnehmung intersubjektiv sein?
Und weshalb Erkenntnis?

Von wessen Erkenntnis-Theorie schreibst du?

pasquino

Abstrakte Idee

Weshalb sollte Wahrnehmung intersubjektiv sein?

Intersubjektive Wahrnehmung gibt es nicht, es kann in Wirklichkeit nur subjektive Wahr-Nehmungen geben. Wenn viele etwas Ähnliches wahr-nehmen, bleibt es dennoch weiter eine subjektive Wahr-Nehmung. Eben sowenig gibt es wirklich ein „Wir“ - das ist nur eine abstrakte Idee.
Penso

Versteh nicht was Du meinst??

Bin ich gemeint?

Genau darauf wollte ich auch hinaus.
So kann der Betroffene nicht SCHULDIG sein fuer seine tat, wenn er von falsch interpretierten, falsch vernetzten wahr-nehmungen ausgegangen ist…

Also ICH bin ein grosser freund von Donald davidson, der schoen gezeigt hat, dass es keien Objektivitaet gibt, sondern immer nur Intersubjektivitaet (Triangulation)

Klar.
Es gibt SUBJEKTIVE Wahrnehmungen.

Daraus folgen subjektive Urteile.

Und wenn genuegend viel, dass auch so sehen, dann ist das die INTERSUBJEKTIVE - aber nicht notwendigerweise objektive - "Wahrheit!

Erkenntnistheoretisch ordnet man die Wahrnehmung als die
unterste, intersubjektiv voll behandelbare Stufe auf dem Weg
zum Erkenntnis.

Intersubjektiv?
Weshalb sollte Wahrnehmung intersubjektiv sein?

Wird ja nirgendwo verlangt von mir sicher nicht:smile:
Erst dann, wenn man darüber mit nur einer Person sich unterhalten will. Da muss sie aus der Ecke Subjektiv brav raus, oder?

Und weshalb Erkenntnis?

Weil Wahrnehmung ist dafür bekanntlich keine Garantie.
Bis zum Erkenntnis (wo schon prinzipiell nicht mehr weiter geht) sind noch paar Stufen (die man auch gut charakterisieren kann) erst zu meistern.

Von wessen Erkenntnis-Theorie schreibst du?

Von der EE.

pasquino

Balázs

Also ICH bin ein grosser freund von Donald davidson, der
schoen gezeigt hat, dass es keien Objektivitaet gibt,

Niemand kann das zeigen. Behaupten ist nicht zeigen:smile:

sondern immer nur Intersubjektivitaet (Triangulation)

Sie ist zwar notwendig als Kriterium aber nicht ausreichend.
Die Objektivität ist und bleibt noch eine Leitidee unter vielen anderen notwendigen.

"Die Objektivität ist und bleibt noch eine Leitidee

unter vielen anderen notwendigen."

Richtig !

Eine Idee, ein Modell!

Nuetzlich…

Weshalb sollte Wahrnehmung intersubjektiv sein?

Intersubjektive Wahrnehmung gibt es nicht,

Aber sicher doch. Ich und du und jeder nimmt im halbleerem Glas den intakten Löffel als gebrochen wahr.
Erst die Erfahrung korrigiert dies.

Penso

Balázs

Und wenn genuegend viel, dass auch so sehen, dann ist das die
INTERSUBJEKTIVE - aber nicht notwendigerweise objektive -
"Wahrheit!

Das ist dein Glaube als Anpassung an andere Gläubige. Ich muss mich ja nicht nach denen richten, wer predigt denn so einen Unsinn??? Ich denke selbständig, das kann man mir keiner verbieten :smile:))
Penso

Ganz anderes Spiel

Ich und du und jeder nimmt im halbleerem
Glas den intakten Löffel als gebrochen wahr.

Du vielleicht, weil du ne Brille brauchst, und deine anderen Gläubigen vielleicht, aber ich nicht.

Erst die Erfahrung korrigiert dies.

MEINE (!) Erfahrung korrigier das, sobald ich selbst durch Versuch und Irrtum lerne. Du und deine anderen „intersubjektiv“ Gläubigen korrigieren mich nicht. Ich spiele ein ganz anderes Spiel.
Penso

Ich und du und jeder nimmt im halbleerem
Glas den intakten Löffel als gebrochen wahr.

Du vielleicht, weil du ne Brille brauchst, und deine anderen
Gläubigen vielleicht, aber ich nicht.

so so, interessante Behauptung (der anderen Sorte:smile:

Erst die Erfahrung korrigiert dies.

MEINE (!) Erfahrung korrigier das,

Ah, gleich zwei Begriffe beschlagnahmt?, aller Achtung:smile:

sobald ich selbst durch Versuch und Irrtum lerne.

Manche sind nicht immer darauf angewiesen.

Weil es gibt drei begehbare Wege vernünftige Entscheidungen zu treffen und Wissen zu erlangen.
Durch intensives Nachdenken; das ist der beste.
Durch nah amen; das ist der leichteste.
Durch die Erfahrung lernend, das ist der bitterste:smile: (Konfuzius)

Du und deine anderen „intersubjektiv“ Gläubigen korrigieren mich nicht.

Ich doch, aber nur ausnahmsweise:smile:
Du glaubst, dass sie glauben.
Belegen kannst du das ja noch leider nicht.
Der Weg zum gesicherten Erkenntnis ist manchmal sehr beschwerlich, noch nicht gemerkt?
Fangt schon mit seiner Def. an:smile:)

Ich spiele ein ganz anderes Spiel.

Ich habe sonst nichts generell was dagegen, aber muss das unbedingt hier sein?

Penso

Balázs

1 Like

Klar.
Es gibt SUBJEKTIVE Wahrnehmungen.

Daraus folgen subjektive Urteile.

Upps:smile: Bei wem?

Und wenn genuegend viel, dass auch so sehen, dann ist das die
INTERSUBJEKTIVE - aber nicht notwendigerweise objektive -
"Wahrheit!

Aber nein, so simpel ist das ja weitem nicht. Das gilt nur höchstens für die Reli, reines Wunschdenken:smile:
Die Schwierigkeit fangt schon damit an, dass es genau nur zwei Arten denkbaren Wahrheiten gibt.
Analytische und faktische.

Was sie dann ihrerseits alles so decken und das warum ist eine andere aber auch sehr interessante Frage.
Aber nicht brandneu, sie ist relativ lange zufriedenstellend geklärt:smile:))