Skeptisch
Hi!
Also ich kann mir auch vorstellen, dass im aufgeforstet aufwachsenden Wald durchaus mehr CO² gebunden wird, dass ja dann entnommen wird und im günstigsten Fall verbaut, d.h. dem CO²-Kreislauf auf längere Zeit entnommen.
Die Frage ist immer, wie umfassend (räumlich und zeitlich) man solche Kreisläufe definiert…
In begrenzten zeitlichen Horizonten mag die Aussage stimmen. Langfristig eher nicht.
Wobei da interessant wäre, ob der CO²-Haushalt des Bodens mit einkalkuliert wurde - ich vermute eher nicht. Und da wiederum spielt noch wesentlich mehr rein als nur das aufwachsende Holz und die Entnahme desselben.
Thema: Verdichtung des Bodens durch Harvesterschneisen (und vor allem durch die Rückefahrzeuge) und die Folgen für das Bodenleben und somit für die CO²-Bilanz.
„Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass aufgeforstete Wälder
besser für unser Klima sind, als gänzlich naturbelassene.“
Wichtig ist beiden Experten, dass Holz als Roh- und Baustoff
eine hervorragende Möglichkeit ist, Umweltschutz zu betreiben.
„Kein Rohstoff ist so schnell im Regenerieren wie Holz. Ob man
den Wald pflegt oder nicht, es wächst pro Stunde etwa ein
Kubikmeter Holz nach.“
Die beiden Aussagen widersprechen sich doch?
Und die Aussage geht in die Richtung:„Wir entnehmen momentan weniger Holz als nachwächst“ - mag insgesamt richtig sein. Nur entnimmt man Bäume, die sagen wir mal älter als 30 Jahre sind. Und es wachsen dafür Milionen Sämlinge und Besenstiele nach, die erst in 30 Jahren „richtige“ Bäume sein werden.
Und zum Aufforsten: Hier wird glücklicherweise (und das ist die positive Seite der kräftigen Holzentnahme) der Waldbestand kräftig umgebaut, je nach Umgebungsbedingungen werden nicht nur Fichtenmonokulturen gepflanzt, sondern den Standorten und zukünftigen Klimabedingungen besser angepasste Mischwälder. Der Sturm Kyrill hat diesen Vorgang massiv beschleunigt
Kann jemand die Argumentation der Förster nachvollziehen und
kennt die sogenannten wissenschaftlichen Beweise?
Bei Aussagen von Förstern bin ich eher skeptisch. Hier sind das ja die bayerischen Staatsforsten, die sich das Etikett „Nachhaltigkeit“ aufgeklebt haben. Die aber in der Praxis vor allem eins sind: Ein Wirtschaftsbetrieb, dem im Zweifel Naturschutz eher wurst ist. Und wer viel im Wald unterwegs ist, trifft dort im STillen auch den einen oder anderen Förster, der die Wirtschaftsweisen des Staatsbetriebes auch sehr kritisch sieht. Diese Ansichten werden aber eher nicht in den Medien veröffentlicht . Verzweifelte Menschen, die Vorgaben zur Holzentnahme erfüllen sollen, aber gar nicht mehr wissen, welche Bäume sie im Revier markieren sollen, weil inzwischen die Kinderstuben entnommen werden… und man gar nicht mehr noch häufiger in die Auerhuhn-Schutzzonen reinfahren könnte.
Ich halte die Argumentation ohne nähere Beschäftigung für
höchst fragwürdig, weil das Holz im Gesamtzyklus ja ohnehin in
der Vorrotung oder als Nutzholz das gebuindene CO2 wieder
abgibt. Außerdem ich fraglich, ob nicht naturnahe Wälder
genausoviel CO2 binden, wie ihre bewirtschafteten Nachbarn.
So würde ich das langfristig und umfassend auch sehen.
Aber mir hat mal ein Förster erklärt, dass Wald ohne Pflege gar nicht existieren könnte, das sähe man ja am Bayerischen Wald, der ohne menschliche Eingriffe vor die Hunde ginge. Das mag ja für den menschengemachten Nutzwald mit Fichtenüberschuss gelten, aber so ganz im Allgemeinen ganz sicher nicht.
Kleine, ganz tendeziöse Buchempfehlung: Wald ohne Hüter von Peter Wohlleben (Man beachte auch dessen Förster-Karriere)
Ein weites Thema, sehr interessant, wie ich finde.
Grüße
kernig