Zwei meiner Mitstreiterrinnen der Erzieherausbildung und ich verfassen zur Zeit (endlich) den Schlussteil einer Facharbeit über das Thema Waldorfpädagogik. Wir haben uns schon stark mit dem Thema und seiner Vielfältigkeit und Ganzheitlichkeit auseinandergesetzt und haben teilweise auch unsere eigene Lebensphilosophie wiedererkannt. Auch waren wir in einem Waldorfkindergarten und hatten ein ausführliches Gespräch mit der Leitung, eine von uns hat praktische Erfahrungen beruflich als auch privat mit der Waldorfpädagogik.
Für unseren Schlussteil der Facharbeit würden wir uns über ein allgemeines, wenn auch nur oberflächliches Bild der Gesellschaft freuen. Die erste Idee war, die Menschen auf der Straße kurz zu interviewen, da aber leider heutzutage die Menschen meist - verständlicher Weise - in Eile sind, dachten wir uns, wieso nicht das Internet nutzen? Also: Was denkt Ihr so über Waldorf? Habt Ihr schonmal etwas über die typischen Gerüchte gehört wie: „Waldorf ist eine Sekte“, oder „das sind doch nur Verrückte“?
Hallo,
da ich um diese Zeit eh nichts anderes zu tun habe, mein früherer Chef im Vostand von Waldorf war und ich das Vergnügen hatte, seinen Sohn, der das alles durch hat, ein halbes Jahr für ein Praktikum zu haben, kann ich da auch etwas schreiben.
Selbstverständlich ist das keine Sekte. Aus meiner Sicht ist das eine Gruppe, eine große, die sich eine Welt schön redet, die halt leider so schön nicht ist. Und als der Sohn beim Praktkum war, hat er sehr schnell gemerkt, dass man mit Kunden keinen Stuhlkreis machen kann…
Für mich ist das aber völlig OK, denn die Kindheit sollte unbeschwert sein, die wirkliche Realität kommt früh genug.
Ein grundsätzliches Problem gibt es da aber: Wenn man das als das Beste empfindet, dann muss man wissen, dass das eine elitäre Gesellschaft ist und das ganz viel mit Geld zu tun hat.
Wenn wir also der Meinung sind, das ist das Richtige, dann dürfen wir das nicht akzeptieren…einfach ein Gedankenansatz…
Gruß
hallo.
Selbstverständlich ist das keine Sekte. Aus meiner Sicht ist
das eine Gruppe, eine große, die sich eine Welt schön redet,
die halt leider so schön nicht ist. Und als der Sohn beim
Praktkum war, hat er sehr schnell gemerkt, dass man mit Kunden
keinen Stuhlkreis machen kann…
hmmm… wenn der kunde auch waldorf genießen durfte (und damit meine ich nicht den salat), dann schon
Für mich ist das aber völlig OK, denn die Kindheit sollte
unbeschwert sein, die wirkliche Realität kommt früh genug.
daß die aktuelle „wirkliche“ (westliche) realität nu auch nich das gelbe vom ei is, steht glaube ich außer frage.
unsere etablierte pädagogik kann sich durchaus eine dicke scheibe von den waldorflern abschneiden. daß es an beiden anschauungen genügend kritikpunkte gibt, steht auch außer frage.
Ein grundsätzliches Problem gibt es da aber: Wenn man das als
das Beste empfindet, dann muss man wissen, dass das eine
elitäre Gesellschaft ist und das ganz viel mit Geld zu tun
hat.
kann ich bestätigen. kannte mal eine waldorfschülerin. sie und ihre freundinnen waren sämtlich aus gut betuchtem hause. aber eigentlich genauso drauf wie „normale“ jugendliche.
Wenn wir also der Meinung sind, das ist das Richtige, dann
dürfen wir das nicht akzeptieren
wie meinen?
wir sollten das richtige ablehnen? - nein, das wäre quatsch.
oder uns bloß nicht blenden lassen, waldorfpädagogik wäre das richtige? - das ist mir ein bißchen zu pauschal.
oder wir dürfen nicht akzeptieren, daß geld so eine große rolle spielt? - darüber könnte man reden.
gruß
michael
Hallo,
wir uns, wieso nicht das Internet nutzen? Also: Was denkt Ihr
so über Waldorf? Habt Ihr schonmal etwas über die typischen
Gerüchte gehört wie: „Waldorf ist eine Sekte“, oder „das sind
doch nur Verrückte“?
Ja, das sind doch die, die „ihren Namen tanzen können“.
Es gibt ja unterschiedliche Charaktere und Lerntypen, so dass die optimale Leistung durch verschiedene Lernmethoden erreicht werden kann. So gibt es Kinder, für die die Waldorfpädagogik passt, und welche, für die es nicht passt.
Beatrix
Meine beste Freundin aus der Jugendzeit war auf der Waldorfschule. Sie war aber wie wir anderen Jugendlichen. Sie war klug und hat sich nie anders benommen. Also ich kann jetzt nicht behaupten dass es nur Baumstreichler sind.
Moment mal! Das Baumstreicheln…
…gehört noch zum Besten und Rationalsten bei den Steiner-Adepten!
Halten zu Gnaden,
Branden
Hallo,
ich würde sagen, die Pädagogik ist weniger ausschlaggebend als der Pädagoge.
Und da gibt es bei den Waldörfern solche und solche.
Ansonsten sehe ich das wie auch schon vor mir geschrieben wurde: Zu manchen Schülern (und Lehrern) passt es und zu manchen eben nicht. So wie eben auch beim staatlichen Schulamt. Ich würde mir eine buntere Vielfalt in der Schullandschaft wünschen. Das würde ALLEN Beteiligten gut tun.
LG
Stefan
Hallo,
da gibt es alles an Reaktionen.
Meine Tochter hat diese Schule besucht.
Die meisten Leute, denen wir begegnet sind- die nicht auch Waldörfler waren und das waren die meisten nicht- waren offen dafür und haben, wenn sie je selber welche getroffen hatten, wohl bemerkt, dass die Kinder und Jugendlichen irgendwie recht nett, seelenvoll und sozial gut drauf sind und das hat sie überzeugt.
Manchen war es unheimlich und sie waren regelrecht aggressiv. Die ausgesprochene Individualität und der Freiheitsdrang hat ihnen missfallen. Auch, dass es kein Fernsehen gab fanden die unverständlich.
Wenn mein Kind Ideen jenseits des Üblichen hatte, waren Nachbarn genervt, weil ihre Kinder lieber Fernsehen und das sonstige für sie Vorgesehene tun sollten.Der typische mainstream war überfordert.
Man hat es da halt hauptsächlich mit Vorstellungen zu tun.
Je weniger die Leute tatsächlich wissen und erfahren haben, destso mehr bleibt es bei ihren Vorstellungen.
Die Ansage, die meine Tochter am häufigsten hörte war „tanz doch mal Deinen Namen“…
Über die Eurhythmie haben wir uns zu Hause übrigens auch lustig gemacht.
Bäume habe ich noch nie einen Waldörfler streicheln sehen…
Aber filzen…dieses alles filzen…das ist so ein Klischee, das durchaus nicht ganz weit hergeholt ist.
Grüße,
Zahira
Schwarz und weiss
…ziehe in Erwägung, dass es auch Grautöne gibt.
Dass Schüler und auch Lehrer unterschiedliche Bedürfnisse und Begabungen haben.
Es gibt Studien, die kommen zu dem Schluss, dass nicht die Konzepte und die äußeren Bedingungen für den Lernerfolge verantwortlich sind, sondern überwiegend die Persönlichkeit des Lehrers.
Grüße
kernig
Hallo,
Für unseren Schlussteil der Facharbeit würden wir uns über ein
allgemeines, wenn auch nur oberflächliches Bild der Gesellschaft freuen.
Waldorfschulen und Schüler sind augenscheinlich
- selten
- hervorgehoben (prädestiniert, als Gegenteil von bildungsfern)
- obskur („keine Noten“)
Wenn man keinen guten Waldorf-Freund hat, kennt man vielleicht noch Zupfwolle, Namentanzen, Elterndienste oder Integrativarbeit. Ich glaube den meisten Menschen ist nichtmal der Zusammenhang zu Steiner (oder jener selber) bekannt.
Bei Gebildeten (die sich im Studium, hier oder im Feuilleton herumtreiben) ist der Durchsteinerungsgrad vermutlich deutlich höher und verzerrt Euer Bild vielleicht, weshalb Ihr vielleicht doch Feldforschung betreiben solltet (wer sollte für ein paar nette Studenten nicht ein paar Minuten Zeit haben? Stellt nur sofort klar dass ihr niemanden bekehren wollt
Gerüchte gehört wie: „Waldorf ist eine Sekte“, oder „das sind doch nur Verrückte“?
ich glaube, man könnte das vielen in den Mund befragen, aber dazu ist die „Randgruppe“ zu unspektakulär. Wer Waldörfler kennt, sieht ja, dass sie genauso unauffällig sind wie andere Schüler. Und irgend ein Spleen wird jedem zugestanden, ob Globuli, Mondphasen, Religion oder irgendeine andere Ideologie. „Verrrückt“ und „Sekte“ würde sich wohl eher kopfschüttelnd auf den Aufwand beziehen, den die Jünger auf sich nehmen.
Gruß
achim
Moin,
Habt Ihr schonmal etwas über die typischen
Gerüchte gehört wie: „Waldorf ist eine Sekte“, oder „das sind
doch nur Verrückte“?
provokante These, provokante Antwort.
Es ist mit den Waldörflern so wie mit der Ausländerfeindlichkeit.
Letztere ist in Gegenden besonders ausgeprägt, in denen sehr wenige Ausländer leben. Je mehr Ausländer man kennenlernt, desto schneller gibt sich das.
Bei den Waldörflern ist das mehr oder weniger genauso.
Selber habe ich keine Waldorfeinrichtung besucht, aber meine Jungs waren in einem Waldorfkindergarten, eine Schule war leider zu weit entfernt als daß sie eine Option gewesen wäre.
Im näheren und weiteren Freundes- und Bekanntenkreis gibt es eine nicht geringe Zahl von Absoventen diverser Bildungseinrichtungen des Steinerdunstkreises und es ist immer wieder nett mitzukriegen, wenn ein unbedarfter irgendwann feststellt ‚Was, Du hast eine Waldorfschule besucht?! Du bist doch völlig normal!!!‘
Sicher gibt es auch Bewohner von Wolkenkuckucksheimen, aber Regelschulen bringen schließlich auch Vollpfosten hervor.
Gandalf
Hallo,
wir haben in nächster Nähe waldorfschulen, Kitas und Krankenhäuser. Manches ist gut, manches nicht.
Im antroposophischen Krankenhaus finde ich die Waldorfpädagogik toll, man fühlt sich als Patient gut aufgehoben und davon ab gibt es dort sehr viel Filz, Holz und aromatherapie. Ist super, aber sicher gewöhnungsbedürftig.
Bei den Schulen ist das so eine Sache, die sind streckenweise recht elitär - dadurch das die sich ihre Schüler aussuchen können, werden die Kinder , die es nötig hätten, wenig aufgenommen. Das Klientel ist gut gebildet, gutsituiert und die Kinder sehr unterstützt beim lernen, das erklärt auch oft die schulischen Erfolge - die Kinder kommen aus Akademikerfamilien die ganz andere Möglichkeiten haben ihre Brut zu unterstützen.
Aber, richtige Waldörfler bleiben oft unter sich und machen auch Ausbildung, Arbeit etc im Waldorfbereich und äußern sich streckenweise sehr kritisch und auch herablassend über „normale Kinder“, denen viele soziale Fähigkeiten aufgrund ihrer schwierigen Lebensumstände fehlen. Und denen man mit der Kuschelwaldorfpädagogik auch nicht mehr helfen kann . Das ist das für mich oft auffallende - das mangelnde Verständnis für andere. Oder das sich-besser-fühlen .
Positiv ist, das die waldörfler oft handwerklich sehr geschickt sind.
Aber das hängt sicher auch von den beteiligten Schulen ab!!
lg
Brenna
Hallo,
die Vorurteile gegenüber Waldorfpädagogik sind mir bekannt. Meine Haltung gegenüber dieser Strömung ist allerdings etwas vielschichtiger. Ich habe gute Erfahrungen mit Walldorflehrern gemacht, aber auch schon befremdliche Dinge gehört.
Zunächst zum Fachlichen: Ich kenne einen ehem. Waldorflehrer - mittlerweile ist er verbeamteter Lehrer an einem Gymnasium. Er hat auch richtig was auf dem Kasten, zumal er insbesondere induktive Wege der Wissensvermittlung einschlägt. Seine Philosophie hat mit Sicherheit auch ihre Schwächen, weil SuS sich auch ganz gerne mal mit Fakten berieseln lassen. Den ganzen Tag intrinsch motiviert zu experimentieren, ist auch zu viel des Guten. Das ändert aber nichts daran, dass dieser besagte Lehrer guten Unterricht macht.
Andererseits habe ich auch schon viel Seltsames gehört. Das Kind eines Bekannten geht in einen solchen Kindergarten. Eine nahe Verwandte von ihm erzählte mir, sie habe noch nie einen Kindergarten gesehen, in dem es so leise sei. Ihr kam das Umfeld einfach nicht kindgerecht und unter dem Deckmantel der Alternativität eigentlich autoritär vor. Erklären lässt sich das wohl durch das permanente Durchdrücken von Lernprozessen.
Außerdem erzählte mir eine andere Bekannte, die seit Jahren im Bildungssektor tätig ist, sie hätte zeitweise überlegt, ihr eigenes Kind in einen solchen Kindergarten zu schicken. Sie hielt die Waldorf-Leute nach einigem Hin und Her aber für Spinner, weil sie den Eindruck gewan, dass nicht nur die Kinder, sondern ihre ganze Familie in eine Art Religionsgemeinschaft eingebunden werden sollten. Grund dafür war der ihr zu intensive Austausch von Eltern untereinander, die versuchten sich mit „Öko-Ideen“ gegenseiting zu übertrumpfen. Familien ohne großen Garten zum Experimentieren wurden schräg angesehen und in solchen Gärten musste natürlich auch alles ungehindert wurchern. Das Herumtollen im Garten wurde nachmittags auch Aktivitäten in der Stadt vorgezogen (Bsp.: Schwimmbad. Das sind ja sozusagen künstliche Umfelder). Kurz, das war meiner Bekannten zu übergeschnappt und engstirnig.
Viele Grüße!
Hallo,
hier findest du viel über das Thema. Gib mal Waldorfschule bei der Suchfunktion ein.
Schöne Grüße
vV
Menschen meist - verständlicher Weise - in Eile sind, dachten
wir uns, wieso nicht das Internet nutzen? Also: Was denkt Ihr
so über Waldorf? Habt Ihr schonmal etwas über die typischen
Gerüchte gehört wie: „Waldorf ist eine Sekte“, oder „das sind
doch nur Verrückte“?
Im Gegenteil. Die Betreuer der Waldorfkita, in der mein Sohn mal war, sagten uns, „ihr seid einfach noch nicht so weit.“
Tilli