Hallo. Meine Tochter kommt nächstes Jahr in den Kindergarten und wir sind gerade auf der Suche nach dem richtigen für sie. Hoch im Kurs steht bei uns derzeit ein Waldorfkindergarten. Uns gefällt die Naturverbundenheit und die Abgrenzung von frühem Leisungsdruck…Gibt es auch irgendwelche schwerwiegende Nachteile von Waldorfkindergärten? Könnte unsere Tochter z.B. wichtige Vorübungen für die Schule verpassen da im Waldorfkindergarten ja mehr Fokus auf das Spiel und wenig auf Lernfortschritte gelegt wird?
Ja, könnte sie.
kommt drauf an. ich kenne eine blumenbinderin und einen straßenbauer, die im waldorf waren. denen hat es nicht geschadet
Yo.
Ja, zu viel zu spielen ist ein Problem, was viel zu oft sträflich verharmlost wird. Zudem kenne ich keinen Waldorfkindergarten, der Chinesich als dritte Fremdsprache anbietet: also Tonne!
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Leute, macht Euch doch mal locker, lasst die Lernfortschritte als etwas, was dem Spielen entgegengesetzt ist mal wenigstens im Kindergarten weg. Waldorfkindergarten kann passen und kann auch total nerven, das kommt ganz auf die „Chemie“ an - wie wahrscheinlich bei jedem Kindergarten.
Sebastian
Die größere Frage wird wohl sein, wie du selbst mit dem Menschenbild Rudolf Steiners zurecht kommst. Der ideologische Überbau ist durchaus Geschmackssache, und wenn einem sämtliche esoterische Betrachtungsweisen gegen den Strich gehen, wird man damit eher nicht glücklich werden. Die Intensität mit der Steiner-Einrichtungen ihren Gründervater und seine Sichtweisen pflegen, ist aber durchaus unterschiedlich.
Oft ist in Waldorfkindergärten auch die Mitarbeit der Eltern stark gefordert - auch damit muss man klarkommen. Und es gibt oft deutliche Erwartungen an das häusliche Umfeld - z.B. den Fernsehkonsum oder den Verzicht auf bestimmte Spielsachen.
Für dein Kind ist die Zeit dort mit hoher Wahrscheinlichkeit eine sehr gute.
Es gibt nichts, was ein Kind an „Vorübungen“ verpassen könnte, was tatsächlich Relevanz für den schulischen Erfolg hätte. Auch wenn Kindergärten derzeit gerne die „Bildungssau“ durch ihre Räume treiben und Eltern suggerieren, all das wäre nötig.
Kinder in diesem Alter lernen am meisten über das Spiel. Wenn sie dabei ein Umfeld finden, das sie anregt, phantasievoll und selbstwirksam aktiv zu werden, das sie wertschätzt und herausfordert, ist das alles, was sie brauchen.
Wenn ihr euch als Eltern dort wohlfühlt, wird es auch eurem Kind gut tun.
jule
Hallo
Die Waldorfkindergärten sind vermutlich ebenso unterschiedlich wie die Waldorfschulen. Bzgl. Schulen habe ich viel gutes und sehr schlechtes gehört und kannte mehrere Waldorf-Kinder, die mit 9 Jahren noch nicht lesen konnten. - Im Waldorfkindergarten, den ich über die Kinder einer Freundin mal miterlebt habe, hatten sie nicht auf die Reihe gekriegt, die Kindergruppen läusefrei zu kriegen, d. h. es wurde nicht streng genug darauf geachtet, dass keine verlausten Kinder in den Kindergarten kamen.
Das hat aber auch einen Haken. Steiner geht ja von 7-jährigen Entwicklungsphasen aus. Wenn ein Kind aber schon Interesse an Buchstaben und Zahlen oder überhaupt intellektuelle Interessen irgendeiner Art hat, bevor es 7 Jahre alt ist, dann wird dies möglicherweise nicht unterstützt, sondern problematisiert, da dieses Interesse als nicht seinem Alter entsprechend gilt, was bestimmt nicht gut für das Kind wäre. D. h. wenn ein Kind nicht dem Menschenbild Steiners entspricht, dann wird möglicherweise versucht, es passend zu machen.
Ich habe damals auch öfter Waldorf-Mütter erlebt, die glaubten, ein Kind unter 7 Jahren merke nicht, ob es friert oder schwitzt, und ständig mit ihrem Kind in Streit lagen wegen Jacken und anderen Kleidungsstücken, da sie glaubten, das Kind müsse zwangsläufig frieren, wenn sie selber frieren.
Ich würde auf jeden Fall einen Montessori-Kindergarten bevorzugen, die sind aber meistens überlaufen und haben sehr lange Wartelisten, wenn es überhaupt einen in der Nähe gibt. - Ansonsten würde ich mir den Kindergarten genau angucken und mit den Erzieherinnen öfters reden, und auch darauf achten, wie die Atmosphäre bei den Kindern dort ist.
Viele Grüße
Hach ja, das wird keine leichte Entscheidung. Mir wäre übrigens auch der bereits erwähnte Montessorikindergarten am Liebsten, da ich darin gewissermaßen ein gutes Mittelmaß aus herkömmlichem und Waldorf- Erziehungsstil sehe.