Wand aus Beton schrittweise gießen

Hallo,

kann man den Beton einer Wand in zwei Schritten/ Lagen auftragen, also die unter Hälfte der Wand am ersten Tag in die Verschalung gießen und die obere Hälfte direkt am zweiten Tag? Aus den unten beschriebenen Gründen könnte es sinnvoll sein, dies zu tun. Ich bin mir aber unsicher, ob das möglich ist. Der Beton der unteren Hälfte wäre ja am zweiten Tag noch lange nicht ausgehärtet (28 Tage Aushärtzeit). Es ergibt sich somit die Frage, ob der frische Beton der unteren Hälfte Schaden nimmt, wenn man am nächsten Tag die obere Hälfte gießt, ihn also einer ganz erheblichen Belastung aussetzt. Würde man die Wand komplett in einem Ganz gießen, wäre die Last zwar die gleiche, aber der Aushärtungsprozess hätte noch nicht wirklich begonnen.

Der Grund für meine Überlegung ist folgender: Ich möchte die Wand einer kleinen Dachgaube aus Stahlbeton herstellen. Es handelt sich im Prinzip um ein Dreieck, das mit der Spitze nach unten zeigt. Die Wand ist an der Stirnseite 1,5m hoch und oben fast genauso lang. Der Winkel ist also fast 45°. Die Stärke der Wand ist 16cm. Es wird eine Armierungsmatte (ebenfalls ein Dreieck) mittig eingebracht. Die Verschalung besteht aus zwei dreieckigen Platten, die im Abstand von 16cm montiert und abgestützt werden. Auf die Stirnseite werden Schalbretter geschraubt. Wenn ich nun den Beton in einem Rutsch eingieße, was möglich ist, dann bedeutet dies, dass auf dem untersten Schalbrett der Stirnseite eine ganz erhebliche Last einwirken würde, denn alles drängt ja dorthin, weil es die Spitze des Dreiecks ist. Bedauerlicherweise kann ich die Bretter der Stirnseite nur anschrauben, aber nicht zusätzlich zur Seite abstützen (denn es gibt ja nichts, gegen das ich stützen kann). Meine Idee war nun, diese aller unterste Spitze vielleicht bis zu einer Höhe von 30 oder 50cm schon einen Tag vorher zu gießen. Sie wäre nach vielleicht 10 bis 12 Std. schon ausgehärtet, selbst wenn sie noch nicht die maximale Härte erreicht hätte. Damit hätte ich eine feste Spitze ganz unten. Diese wäre zudem durch ein Armierungseisen erfasst, sodass weitere Last nicht mehr nur auf dem untersten Schalbrett der Stirnseite einwirken, sondern sich etwas besser verteilen würde. Ich würde dann am nächsten Tag den Rest auffüllen.

Es ist nicht möglich, diese untere Spitze mehrere Tage aushärten zu lassen, da die Wand im Prinzip an einem Tag gegossen werden muss. Ich habe nur die Möglichkeit, am Vorabend eine kleine Menge Beton vorab anzumischen und einzugießen. Es ist also die Frage, ob das gut/besser ist, als die Wand komplett am nächsten Tag zu gießen, mit dem Risiko, dass das untere Brett vielleicht nicht stand hält. Das Gewicht des Betons ist ca. 600kg.

Ich bitte um Einschätzungen, ob das praktisch ginge, nicht um Erklärungen, dass ich einen Ingenieur um theoretischen Rat fragen soll.

Nicht einen Ingenieur, sondern einen Baustatiker.
16cm Beton, was soll so eine Wand? Die 600kg sind nicht von Pappe. Wo stützen die sich ab?

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Ja. Wenn du den Beton selber mischt würde ich 2 Tage warten. Bei Transportbeton kannst am nächsten Tag ausschalen.

Die vollständige Hydratation wird „nie“ erreicht, selbst nach Jahren nicht. Man spricht bei den 28 Tagen davon, dass der Beton seine vorgegebene Festigkeitsklasse erreicht haben muss, dies hat er aber bereits nach kurzer Zeit (1-2 Tagen) fast erreicht.
Sieht man sich so eine Belastungskurve an erkennt man sofort, dass es sich nach 1,2 Tagen nur mehr um ein paar %handelt bis er nach spätestens 28 Tagen seine vorgegebene Festigkeitsklasse erreicht… Kurz gefasst: Der Beton hat nach 1-2 Tagen eine Festigkeit erreicht wo du ohne Weiters weiterarbeiten kannst, solange du nicht gerade im Brückenbau tätig bist.
In der NORM stehen 3 Tage eingeschalt lassen, was aber auf die Realität bezogen völliger Blödsinn ist (Praxisbezogen).

Beim Rest deiner Lage habe ich jetzt gedanklich ausgeschaltet ^^ - das müsste man sehen bzw. von einem erfahrenen Maurer mal ansehen lassen.
Beton hat ein Eigengewicht von rund 2.500kg/m³ (grobe Faustregel).
Vielleicht tust dir mit einer Aluschalung leichter? Wie gesagt - mal einen Maurer ansehen lassen.

Wichtig sei noch zu erwähnen, dass du bei einer Zweiteiligen Betonage auf der Sichtfläche des Betons den Übergang farblich deutlich erkennen wirst - falls dich so etwas stören sollte.
Steckeisen (Verbindung zwischen alten und neuen Beton) nicht vergessen :wink:

Nimm auf alle Fälle einen Beton mit einer Körnung von 0-16mm (nicht 0-32mm!) und achte darauf, dass die Konsistenz mindestens einem F52 entspricht - sprich, dass er relativ „flüssig“ ist. Dies bedeutet NICHT einfach mehr Wasser hinzuzugeben (falls du ihn selber mischt), da du ansonsten den „w/b - Wert“ (=Wasser/Bindemittelgehalt) veränderst/zerstörst und der Beton damit einhergehend seine Festigkeit verliert!
Achte darauf, dass der w/b-Wert 0,6 nicht übersteigt (Liter Wasser / kg Zement).

Alles Gute,

Baumi

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Danke für die schnelle Antwort. Die Aushärtung von Beton ist auch temperaturabhäbgig. Wir haben derzeit knapp unter 30°, was bedeutet, dass wir eine sehr schnelle Aushärtung haben werden. Nach dem oben gesagten müsste es somit gut möglich sein, schichtweise zu arbeiten. 1 bis 2 Tage habe ich allerdings nicht, sondern nur etwa 12 bis 14 Stunden. Ob das reicht?

12 Stunden ist zwar fraglich, aber durchaus möglich.
Ich weiß zwar nicht warum du so ein enges Zeitfenster hast - aber wenn es irgendwie möglich ist würde ich es 1-2 Tage eingeschalt lassen; vor allem wenn du es selbst mischt.

Kommt halt auch darauf an welchen Zement du verwendest, aber du wirst im Sommer keinen (ich nenne es mal Laienhaft so) „schnellen“ Zement nehmen wenn du e schon 30 Grad Außentemperatur hast. Zu schnell (zu heiß) sollte er dennoch nicht aushärten, da du sonst Spannungsrisse bekommst.
Es gäbe noch einen Beschleuniger dem du den Beton hinzufügen kannst, dadurch erhärtet der Beton gleichmäßig schneller. Bei 12Std wäre dies sogar eine Überlegung Wert - aber da kommen wir in einen Bereich der mit einer Zwangsmaschine fast nicht mehr kontrollierbar ist. Diese Zusatzmittel werden in sehr geringem Ausmaß beigemischt. Ich weiß gar nicht ob man den überhaupt im Baumarkt bekommt…? Ein bisschen zu viel vom Beschleuniger reingeschüttet und du kannst ihn nicht mal mehr ordentlich durchmischen weil er dir sofort hart wird.
Eventuell mit deinem nächst gelegenen Betonlieferanten absprechen. Sollen die dir einen Mischwagen mit dem richtigen Beton liefern. Dort wird der Beton Computergesteuert gemischt - da kann nichts schief gehn… Kostet halt bei dieser geringen Menge einiges mehr als ihn selbst zu mischen, aber besondere Situationen erfordern halt oft besondere (kostspieligere) Maßnahmen.

Möglich ist in deinem Fall alles - es ist nur eine Frage der Kosten-Nutzen Rechnung.

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Danke nochmal für die schnelle Antwort. Die kurze Zeit ergibt sich aus der Leihzeit des Betonmischers. Ich habe ihn aber jetzt über das Wochenende geliehen und die erste Hälfte der Wand gestern gegossen. Am Montag mache ich die zweite Hälfte, sodass damit eine gute Aushärtzeit erreicht sein sollte.

Nun habe ich noch eine weitere Frage: Wie lange kann man 50cm lange Armierungseisen (Durchmesser 10mm) von oben in den frischen Beton stecken?

Zum Deckenanschluss ist vorgesehen, dass Armierungseisen eingebracht werden, welche 90° über Eck gehen. Das sind 1m lange Stäbe aus Betonstahl, Durchmesser 10mm, die mittig bei 50cm im rechten Winkel gebogen sind. Sie sollen mittig in Wand und Decke liegen. Ich würde sie gerne erst einstecken, wenn die Wand vollständig gegossen ist, denn zum Gießen der Wand stelle ich den Betonmischer auf die bereits vorhandene Schalung der Decke. Ich kann ihn dort wunderbar aufstellen und den frischen Beton von oben in die Schalung der Wand laufen lassen. Das setzt aber voraus, dass ich den Mischer nah an die Kante der Wand bekomme und dort entlang fahren kann. Würde ich die Eisen vorher einbringen, wäre das nicht möglich bzw. es entstünde erhebliche Unfallgefahr. Die Decke wird erst in 2 Tagen gegossen.

wenn du die Steckeisen in den frischen - noch flüssigen Beton geben kannst - ist das kein Problem.