14 Tage im Südwesten unterwegs
Servus,
da könnte ich als „Skelett“ die Strecke Soufflenheim-Rockenhausen vorschlagen. Es geht dabei in kürzester Entfernung um etwa 120 km, aber man kann ganz leicht 240 oder 320 draus machen, wenn man lustig ist. Und zwanzig km am Tag klingen nach nicht viel, aber in der Mittelgebirgslandschaft dort kommen ohne viel Mühe tausend Höhenmeter am Tag zusammen (Auf- und Abstiege), da ist diese Distanz auch nicht so ganz wenig.
Man kann mit ordentlichen 1:50.000er Karten (1:25.000 ist im Wald allerdings besser) eine Route basteln, die fast durchgehend auf reinen Fußwanderwegen, großenteils mit Nadelstreuauflage und/oder mehr oder weniger sandig, allenfalls Forstwegen dazwischen verläuft und kaum einmal einer Straße folgen muss.
„Highlight“ ist dort der Wald selber, mit einer großen Zahl an Stauferburgen in allen möglichen Erhaltungszuständen, mit Teichen und Sandsteinfelsen, mit Ausblicken und Aussichtstürmen, auf der deutschen Seite mit einem dichten Netz von Hütten (Naturfreunde und Pfälzer Waldverein PWV), wo man wohlfeil speisen kann (Weißkäs und Geschwellte, Erbsensuppe „mit“ oder „ohne“, Schorle vom Typ BMW - bissi mäh Woi -, Marmorkuchen aus dem Backofen der Ehrenamtlichen oder vom Ehrat in Elmstein usw.) und wo man in vielen auch - teils nur nach Anmeldung - billig nächtigt und auf diese Weise am Morgen schon gleich wieder „oben“ ist.
Auf der französischen Seite hat es den lichten, heiteren Hagenauer Wald, die Töpfereien von Betschdorf, das frühere Bahnhofshotel „Sept Chênes“ (die Bahn ist schon lange stillgelegt) in Langensoultzbach, bien soigné, aber es gibt schon auch da bei Madame „mehr Rosbif fürs Geld“, die (Schlenker nach Westen) Holzschuhmacherei in Soucht, die Glasbläserei in Meisenthal, im Wald überall Reste der Maginotlinie, die mir in ihrem jetzigen Zustand teils richtig sympathisch sind: Sogar Stahlbeton wird irgendwann vom Wald zurückgeholt!; den Flammchueche vom Hoefler in Niedersteinbach (ich glaube jeweils am Freitag oder Samstag, vorher fragen); auf der deutschen Seite das Dahner Felsenland mit einer besonderen Ansammlung von Buntsandsteinfelsen im Wald; nördlich von Hinterweidenthal etwa bis Elmstein den größten Abschnitt, wo einfach nur Wald ist, keine Straßen, keine Siedlungen; nordöstlich über Frankenstein den Drachenfels (wo Siegfried im Blut des getöteten Drachen gebadet hat und davon unverwundbar wurde), von dort aus nordwestlich der Eiswoog - an heißen Sommertagen ein Faszinosum, er wird von Quellen direkt aus dem Fels gespeist und es braucht sehr viel, bis er mal über 20 Grad hat; dort übrigens auch prächtige Forellen und Saiblinge vom Schneider in Katzweiler frisch aus dem Rauch. Vom Eiswoog aus das Göllheimer Häuschen, frühere Station für Vorspannpferde an der Steige der alten Landstraße, heute (noch eine!) eine sehr freundliche Wirtschaft. Z.B. über Dreisen erreichbar der Donnersberg, ein stillgelegter Vulkan und noch einen Takt höher als der Pfälzerwald, sozusagen die Krone der Pfalz. Beim Aufstieg ab Steinbach durchs Wildensteiner Tal (mit einem kurzen, ziemlich schroffen Abschnitt) eine Insel mediterraner Flora.
Im beschriebenen Gebiet leben übrigens (D und F zusammengenommen) ungefähr sieben Luchse. Aber die kriegt Ihr nicht zu sehen - die kriegen auch Förster, die ihr Revier auswendig kennen, nicht zu sehen. Wohl aber Schwarzwild und Rotwild nicht erst wenns auf dem Teller liegt, Falken, Sperber, Milane und auch sonst alles mögliche Geflügel, Digitalis, Caltha, Poa alpina vivipara, Clathrus archeri und alle möglichen anderen Gewächse - im Hintergrund immer auch vitis vinifera ssp. Riesling und die an heißen Tagen oder wenn die Kniegelenke sich melden rettende leuchtend grüne Fahne der Brauerei Bischoff aus Winnweiler, die auf einem Brunnen mit Null Grad deutscher Härte sitzt.
- Die Wüstung Disteldorf bei Lembach, die Ludwigshöhe nebst Max-Slevogt-Galerie, das Hambacher Schloss, den Turm auf dem Eckkopf, die Wachtenburg, die Stumm-Orgel in Kirchheimbolanden, die Klosterruine Rosenthalerhof, die andere in Höningen (noch eine nette Wirtschaft!), die Bergnester Battenberg und Neuleiningen, die Weltachse bei Waldleiningen, die Forsthäuser Taubensuhl und Heldenstein (noch zwei nette Wirtschaften!), die Ramburg bei Ramberg, die Jungpfalz-Hütte über Annweiler, sowieso den Trifels bei Annweiler, den Triftlehrpfad bei Elmstein, das Kuckucksbähnel, den kleinen, aber außerhalb Sa/So recht malerischen und erfrischenden Helmbachweiher, vom Bernhard Kimmel aus Lambrecht usw. usw. hab ich jetzt alle noch gar nicht erwähnt.
Wenn man am Schluß vor dem Donnersberg noch einen Schlenker über offenes Land machen will, kann man z.B. von Dreisen über Albisheim nach Niefernheim das Zellertal entlang - in den Niefernheimer Löchern, einer Gruppe von Quellen direkt an der Pfrimm bei Niefernheim, liegt - passend zum Drachenfels - der Schatz der Nibelungen vergraben, heute gut bewacht von einer Kolonie Krähen.
Also ich glaub schon, dass man daran für zwei Wochen hat. Für die Planung der Strecke wichtig: Die Ostflanke des Waldes nicht zu weit einbeziehen, die ist zwischen St. Martin und Bad Dürkheim ein bissi überlaufen - da sind zu viele Parkplätze, wo man mit dem Blech bis nach oben fahren kann und nicht die sonst obligatorischen 200 Höhenmeter Aufstieg am Anfang hat. Lieber Wege mit PWV-Markierungen als die mit arabischen Ziffern markierten Rundwege um die Parkplätze gehen - auf dem alten Wanderwegenetz, das sich an den Eisenbahnstationen orientiert, kann man auf einigen Abschnitten leicht einen Tag lang niemandem begegnen - das ist sonntags um die Wanderparkplätze ganz anders.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder