Wann entstanden in der Evolution die Emotionen?

Hallo Biologen,
angeregt durch die Diskussion im Plauderbrett, ob menschliches Leben ohne Emotionen besser bzw. übderhaupt möglich wäre hier meine Frage:

Ich gehe davon aus, dass Emotionen/ Gefühle entstanden sind, weil sie evolutionär von Vorteil waren (Man muss nur daran denken, was für eine Power Verliebte entwicklen, um - letztendlich - ihre Gene weiterzugeben).

Aber wann sind innerhalb der Evolution Emotionen enstanden, ab wann kann/ muss man von Emotionen (oder vielleicht Vorformen?) sprechen?

  • Dass Säugetiere Gefühle zeigen/ haben, scheint mir evident, auch wenn die Gefühle einer Giraffe ganz gewiss nicht so differenziert sind wie unsere! Die nachgewiesener Maßen sehr intelligenten Vögel wie Krähen haben auch sicherlich Emotionen. 

  • Wie ist das aber bei Reptilien, Fischen und wirbellosen Tieren? Frösche werden natürlich nicht nervös oder panisch, wenn lange keine Fliege vorbeifliegt. Aber wird nicht das Fressen oder auch Paaren neuronal mit irgend einer Form von Lustgewinn belohnt, während das Wegspringen vor Fressfeinden, also das „Nicht-Gefressen-werden-wollen“ mit irgend einem unangenehmen „Gefühl“ verbunden sein muss?

  • Oder ist das eine vermenschlichte Sicht und die Reaktionen eines Frosches müssen anders gedeutet werden?

Gespannte Grüße!
Karl

Hallo Karl,

Emotionen könnten evtl. schon bei der Evolution der Reptilien entwickelt worden sein. Hier tritt soweit ich weiß zum ersten mal das limbische System in Erscheinung, welches u. a. an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt ist.

http://dasgehirn.info/entdecken/anatomie/das-limbisc…

Gruß
Grin

Mit dem Denken
Hallo,

Emotionen sind das selektierende Regulativ der Rationalität, des (Nach)Denkens. Und ersetzen in dieser Funktion mehr und mehr instinktive Handlungen.

pasquino

Hallo,

ich würde mutmaßen, dass die Brutpflege den Begin der Emotionen darstellt. Die Nachkommen müssen bei den Eltern Gefühle auslösen, die die Eltern zur Fürsorge bewegen.
Typisch dafür ist das bei Säugetieren durchgängige Kindchenschema, aber auch Vögel sowie manche Fische, Amphibien und Reptilien betreiben Brutpflege - ich glaube sogar bei Spinnen kommt es vor.

Tiere, die in sozialen Verbänden leben, entwickeln zwangsläufig ebenfalls Emotionen - ohne diese ist ein enges Zusammenleben kaum möglich.

Gruß, Paran

Hallo.

Emotionen, als einfachste Form gut oder schlecht, müssen gleichzeitig mit der Fähigkeit zum freien Agieren entstanden sein, also schon auf der Basis des Einzellers.

Ansonsten ist kein gesteuertes Handeln möglich.

Überhaupt hat jede einzelne Zelle in geringsten Maßen schon sämtliche Fähigkeiten, die später den Vielzeller ausmachen.

Warum strebt die Samenzelle zum Ei? Weil sie dabei ein gutes Gefühl hat.

Gruß, Nemo.

Hallo Nemo,

Warum strebt die Samenzelle zum Ei? Weil sie dabei ein gutes
Gefühl hat.

Das stimmt doch gar nicht. Genau umgekehrt. Die Samenzellen DENKEN und ENTSCHEIDEN sich dann.

Gruß _ mki _

Hallo Nemo,

ich denke das davon Abhängig ist wie man Emotionen definiert. Für mich sind Emotionen grundsätzlich an die Existenz eines komplexen Nevensystems gebunden. Reine Chemotaxis wie in Deinem Beispiel mit den Spermien ist meiner Ansicht nach nicht viel anders als das Ausschlagen einer Kompassnadel im Magnetfeld.

Gruß
Grin

Hallo,

Deine Hypothese finde ich sehr gewagt. Hängt aber letzlich an der Definition des Begriffs Emotion.

Wiki dazu:
Emotion bezeichnet eine Gemütsbewegung im Sinne eines Affektes.[1] Sie ist ein psychophysiologisches, auch psychisches Phänomen, das durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation ausgelöst wird. Das Wahrnehmen geht einher mit physiologischen Veränderungen, spezifischen Kognitionen, subjektivem Gefühlserleben und reaktivem Sozialverhalten.

Schmerz, Hunger, Durst oder Sattigkeit fallen demnach nicht unter den Begriff Emotion.
Und ich bezweifle, dass Einzeller zu mehr als solchen Basisempfindungen fähig sind - das wäre sogar schon sehr viel.

Ein Katzenjunges empfindet an der Brust der Katze mehr als Sattigkeit, die Mutter empfindet subjektiv etwas, das ein reaktives Sozialverhalten auslöst.

Samenzellen zeigen kein reaktives Sozialverhalten. Algen und selbst mehrzellige Pflanzen oder Pilze m.W. auch nicht.

Gruß, Paran

Hi,

Aber wann sind innerhalb der Evolution Emotionen enstanden, ab
wann kann/ muss man von Emotionen (oder
vielleicht Vorformen?) sprechen?

die waren vermutlich von Anfang an mit im Spiel. Bewegliche Einzeller können ein ihnen zusagendes Milieu aktiv aufsuchen und unzuträgliche Mileus aktiv verlassen. Ich persönlich glaube, dass diese Vorgänge von einem wenn auch vielleicht dumpfen Wohlsein bzw. Nichtwohlsein im Sinne eines inneren Erlebens begleitet sind.

Emotionen im Sinne von Zuneigung und Abneigung gegenüber Artgenossen oder auch Angehörigen anderer Arten dürften bei allen Warmblütern vorhanden sein, vielleicht auch bei „primitiveren“ Tierarten. Brutpflege kommt ja auch bei Amphibien, Fischen und Wirbellosen vor.

  • Dass Säugetiere Gefühle zeigen/ haben, scheint mir evident,
    auch wenn die Gefühle einer Giraffe ganz gewiss nicht so
    differenziert sind wie unsere! Die nachgewiesener Maßen sehr
    intelligenten Vögel wie Krähen haben auch sicherlich
    Emotionen. 

  • Wie ist das aber bei Reptilien, Fischen und wirbellosen
    Tieren? Frösche werden natürlich nicht nervös oder panisch,
    wenn lange keine Fliege vorbeifliegt. Aber wird nicht das
    Fressen oder auch Paaren neuronal mit irgend einer Form von
    Lustgewinn belohnt, während das Wegspringen vor Fressfeinden,
    also das „Nicht-Gefressen-werden-wollen“ mit irgend einem
    unangenehmen „Gefühl“ verbunden sein muss?

Das sehe ich auch so.

Freundliche Grüße

myrtillus

Ärgert den Regenwurm das Tageslicht?
Servus,

nun können ja auch allerhand Pflanzen mit einem relativ einfach gebauten System „zum Licht hin“ wachsen. Die Neigung, diesen deswegen Emotionen zuzusprechen, ist aber spürbar geringer als bei einem sehr kleinen Tierchen, das sich irgendwo hin schafft, wo es ihm „besser geht“.

Spielt bei dieser Unterscheidung nicht eine zuvor getroffene Annahme eine Rolle?

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hi,

nun können ja auch allerhand Pflanzen mit einem relativ
einfach gebauten System „zum Licht hin“ wachsen. Die Neigung,
diesen deswegen Emotionen zuzusprechen, ist aber spürbar
geringer als bei einem sehr kleinen Tierchen, das sich
irgendwo hin schafft, wo es ihm „besser geht“.

stimmt. Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass typische Tiere uns in ihrer Lebensweise deutlich näher stehen als Pflanzen. Im Übrigen sind die Übergänge hier fließend: Viele Algen sind begeißelt oder haben begeißelte Stadien und sind außer zur Photosynthese auch zur Phagocytose fähig, können also „fressen“. Und auch in anderen Pflanzengruppen kommen bewegliche Keimzellen vor, die als Sporen ausschwärmen oder sich als Gameten paarweise zusammen finden.

Freundliche Grüße
myrtillus

Hallo.

Natürlich ist das Ganze auch eine Definitionsfrage.
Damit aber ein Individium durch eine Emotion gesteuert wird, ist es nicht notwendig, dass diese Emotion dem Individuum bewusst wird.

Das Bewusstwerden und Erkennen von Emotionen ist wahrscheinlich lediglich sekundär.

Gruß, Nemo.