Wann gibt es einen Schulverweis?

Hallo,

mein Sohn besucht die 1. Klasse und hat, da er ein ADHS-Kind ist, erhebliche Schwierigkeiten, die sich u. a. in Konzentration, Ausdauer und auch sozialem Verhalten niederschlagen. Es gibt wöchentlich daher ca. 4 Einträge im Hausaufgabenheft, wo sich die Lehrerin über sein Verhalten beschwert: Z. B. im Klassenraum herumgerannt, mit Eicheln geworfen, 5 Min. zu spät aus der Pause gekommen, mit dem Nachbarn geschwätzt, aus dem Fenster geschaut anstatt mitzuschreiben usw.

Diese Dinge häufen sich, sind - wie ich finde - nicht überaus gravierend oder gar als kriminell einzustufen. Aber trotzdem steigt in mir die Angst, dass wegen der Häufigkeit evtl. ein Schulverweis droht. Da mit der Lehrerin mehrfach Kontakt aufgenommen wurde, die Situation
sich aber dann noch verschlimmert hatte, haben wir verschiedene Institutionen (Schulpsych. Dienst, Psychiater) eingeschaltet. Wer kann mir Auskunft geben, ob diese Beschwerden einen Schulverweis rechtfertigen und ob mein Kind in einem solchen Fall dann überhaupt noch eine andere Schule besuchen darf, oder ob er in eine Sonderschule muss. Im Moment bekommt er Ergotherapie, um die Situation zu entspannen.

Bin für jede Antwort dankbar, da ich tagtäglich mit jedem Eintrag im Hausaufgabenheft nur noch über einen Schulverweis nachgrübele.

Gruß Edith

Bitte immer das Bundesland nennen,…
…da es in Deutschland erhebliche Unterschiede im schulischen Bereich gibt und nur so kompetent geantwortet werden kann!
Gruß!
Christian

Hallo,

wir wohnen im Saarland.

Gruß Edith

…da es in Deutschland erhebliche Unterschiede im
schulischen Bereich gibt und nur so kompetent geantwortet
werden kann!
Gruß!
Christian

Schade, da kenne ich mich nicht aus, aber…
…in Hamburg hat ein Schulverweis nichts mit einer Umschulung zu einer Sonderchule zu tun. Die „Sonderschulbedürftigkeit“ wird in einem umfangreichen Testverfahren festgestellt, bei dem es vor allem um Intelligenz und Lernverhalten geht. „Anstrengende“ Schüler können in Hamburg nicht (mehr) auf die Sonderschule abgeschoben werden, auch wenn Lehrer das gerne möchten.

Statt dich Zuhause verrückt zu machen solltest du ganz schnell aktiv werden:

  • Nimm Kontakt mit den Lehrern auf. Hör dir an, wie gravierend sie die Verhaltnesprobleme wirklich sehen
  • Signalisiere, dass du die Probleme ernst nimmst und zeige Bereitschaft, gemeinsam mit der Schule an den Problemen arbeiten zu wollen
  • überlege, welche außerschulischen Hilfen du zu Rate ziehen könntest
    Oft stehen Lehrer hilflos vor Verhaltensproblemen ihrer Schüler. Begreife dieses Problem als eine Sache, die gemeinsam von deinem Sohn, dir und den Lehrern bearbeitet werden muss!
    Gruß!
    Christian
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Verzeihung…
…beim Nachlesen deines Ausgangsposting musste ich feststellen, dass der untere Teil meines Textes ziemlich unsinnig ist, da du ja schon sehr aktiv bist. Man sollte eben halb krank keine Ratschläge geben!
Verzeihung!
Christian

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Ja stimmt, ich habe schon alles und zwar wirklich alles was du geschrieben hast, ausprobiert. Ich habe alle Anstrengungen unternommen und bin auch immer noch dabei. Nur die Lehrerin reagiert zunehmend gereizt, weil das Problem nicht so schnell in den Griff zu bekommen ist und der Kleine so störend wirkt, dass Unterricht zeitweise nur noch möglich ist, wenn er draußen vor der Tür steht. Dementsprechend hat er auch schon viel Unterrichtsstoff versäumt. IQ ist aber durchschnittlich getestet. Trotzdem danke für deine Antwort.

Gruß Edith

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Hallo,

mein Sohn besucht die 1. Klasse und hat, da er ein ADHS-Kind

Ergotherapie hat bei uns das gleiche bewirkt wie ein Regenschauer auf dem Atlantik. Zwei Psychiater das gleiche. Probier einfach mal Ritalin aus.
Je länger Du da wartest, desto schlimmer wird das Problem. Und das Problem ist nicht der Schulverweis.
Gruß
Axel

Hallo,

für mich klingt es so, als sei die Lehrerin mit deinem Sohn nicht klar kommt. Gibt es vielleicht bei Euch eine Grundschule, die Integrationsklassen haben? Da wären dann weniger Schüler in der Klasse und die LehrerInnen haben mehr Zeit sich mit dem einzelnen Kindern zu beschäftigen. Vielleicht gibt es ja eine andere Grundschule in die ihr wechseln könntet, wenn mit dieser Lehrerin nicht zu reden ist. Es ist immer wieder schade, wenn sich die Kinder der Schule anpassen sollen und sich die Schulen so wenig an die Kinder anpassen.

Liebe Grüße und viel Glück für Deinen Sohn,

Elke

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Hallo Isolde!

Üblicherweise ist es so, dass einem Verweis (das ist übrigens kein Rausschmiss, sondern ein Eintrag in die Schulakte) einige Maßnahmen vorausgehen.

Einträge, Brief an die Eltern, dann eine Klassenkonferenz.
Auf dieser Klassenkonferenz, bei der alle Lehrer anwesend sein müssen, und zu der schriftlich auch die Eltern eingeladen werden müssen, wird über das Verhalten des Kindes - in seinem Beisein und dem Beisein der Eltern - beraten.

Anschließend ergeht ein Beschluss, z.B. der Ausschluss vom Unterricht für eine bestimmte Zeit, oder der Ausschluss von einer Klassenfahrt etc.

Ich spreche da übrigens aus unserer eigenen Erfahrung…

Nun aber zu dem eigentlichen Problem: ein ADS-ler in der Regelschule

Unser ADS-Sohn ist mittlerweile 18, und ich kann mich noch sehr sehr gut an die Zeiten der Grundschule erinnern.
Tägliche Mehrzeiler im Hausaufgabenheft, tägliches Donnerwetter zuhause, täglich die neuen Vorsätze „ab morgen strenge ich mich an“ und täglich das Gefühl, nicht richtig zu erziehen, zu versagen etc.etc.

Ich weiß nicht, wie gut Du über ADS informiert bist, aber stell Dir „einfach“ mal vor, Du solltest ein Orchester dirigieren, bei dem jeder Musiker seine eigene Melodie spielt.

Bei einem ADS-ler kommen über sämtliche Kanäle (Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen) unzählige Informationen gleichzeitig an, die alle gleiche Priorität haben.

Ein ADS-Kind kann also beim besten Willen nicht unterscheiden, ob die Lehrerin ihm etwas Wichtiges sagt, der Nebenmann sich die Nase putzt, draußen ein Auto vorbei fährt, oder ein Vogel zwitschert.

Grund dafür ist (grob gesagt) mit ziemlicher Sicherheit eine Stoffwechselstörung im Gehirn, und zwar an der Stelle, wo die Verarbeitung der Sinnesreize stattfindet und auch die Impulskontrolle.

Da die schulische Situation bei Deinem Sohn sich recht heftig zugespitzt hat, wage ich zu vermuten, dass nur mit Ergotherapie ALLEINE keine Veränderung erreicht werden kann.

Der multimodale Behandlungsansatz findet auf mehreren Ebenen statt. Eine davon ist die Medikation, die häufig erst die weiteren Therapien sinnvoll macht.

Wir haben uns auch etwa 1 Jahr überlegt, ob wir unserem Kind Medikamente geben.
Heute, nach so vielen Jahren, kann ich rückblickend sagen, es war genau die richtige Entscheidung.

Vielleicht ein Vergleich der hinkt, aber würde man einem stark kurzsichtigen Menschen die passende Brille verwehren?

Unser Sohn hat wieder Lebensfreude entwickeln können, war in der Schule nicht mehr das schwarze Schaf, und er wurde tatsächlich zu Kindergeburtstagen eingeladen.
Obendrein konnte er endlich seine Hochbegabung richtig nutzen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er dadurch eigentlich nur einen Teil des ADS kompensieren können.

Wenn Du Näheres wissen möchtest, kannst Du mich gerne anmailen!

Liebe Grüße und alles Gute für den Jungen UND Euch,
Angelika

Anmerkung o.T.
Hallo,
danke für Deinen Text. Offensichtlich sind wir mit unserem Problem nicht alleine. Du hast alles das beschrieben, was wir auch erlebt haben.
Gruß
Axel

Hallo Axel!
Wenn Du Austausch mit anderen Betroffenen bzw. Eltern suchst, dann guck doch mal hier:

http://www.ads-hilfe-oldenburg.de/Forum/wbb2/index.php

Man muss sich aber zum Schreiben dort registrieren und freischalten lassen.

Angelika

Danke
Hallo,
danke für den Link.
Momentan kommen wir aber ganz gut klar (mit Medikinet retard). Und es scheint sich sogar etwas zu bessern (Medikament mal in den Ferien weggelassen). Mal sehen, was noch kommt.
Gruß
Axel

Glaubst du, dass Ritalin gefährlich ist?
Das ist eine ganz neutrale Frage. Ich kenne die segensreiche Wirkung von Ritalin, durch die manche Kinder überhaupt erst lernen können, weiß aber auch, dass es große Bedenken gegen dieses Medikament gibt.

Du hast dich bestimmt sehr genau informiert. Wie schätzt du das Gefahrenpotenial/ Langzeitgefahren ein?
Gruß!
Christian

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Nein, ich denke nicht
Hallo Christian!

Das Medikament gibt es seit ca. 60 Jahren, es war eine Zufallsentdeckung, dass es (eigentlich ein Aufputschmittel und auch als Appetitzügler eingesetzt)positiv auf verhaltensauffällige Kinder wirkt.

In meinen Augen ist z.B. das Verabreichen von Paracetamol bei jedem kleinen Fieberchen viel gefährlicher.

Unser Sohn bekam über 10 Jahre Ritalin regelmäßig, außer anfangs Appetitlosigkeit gab es bei ihm keinerlei Nebenwirkungen.

Ich denke, wenn dieses Medikament wirklich *so* gefährlich wäre wie es uns bestimmte Gruppen weismachen wollen, wären die USA schon von einer
Klage-Schwemme überrollt worden.

(Man denke da an die Rechtsprechung in Sachen der Verbrühung mit heißem Kaffee bei McDoof)

Natürlich kann ich nur aus unserer Erfahrung sprechen, und von dem, was ich aus vielen uns bekannten ADS-Familien kenne.

Unterm Strich haben sich insbesondere die Probleme in der Schule bei den meisten mir bekannten Kindern wesentlich verbessert.
Wenn man sich vorstellt, wie kurz die Aufmerksamkeitsspanne ohne Medikation und mit Medikation ist, wundert das nicht.

Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass man mit „oben Pille rein und alles ist gut“ sämtliche Schulprobleme lösen könne.
Zu einer optimalen Behandlung gehört wesentlich mehr!

Und wenn wir Eltern bei den Lehrern auf *noch* ein bisschen mehr Kooperation stoßen würden, wäre das (Schul)Leben für alle Beteiligten wesentlich einfacher.

Angelika

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Danke für die sachliche Information! otw
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