Hallo Isolde!
Üblicherweise ist es so, dass einem Verweis (das ist übrigens kein Rausschmiss, sondern ein Eintrag in die Schulakte) einige Maßnahmen vorausgehen.
Einträge, Brief an die Eltern, dann eine Klassenkonferenz.
Auf dieser Klassenkonferenz, bei der alle Lehrer anwesend sein müssen, und zu der schriftlich auch die Eltern eingeladen werden müssen, wird über das Verhalten des Kindes - in seinem Beisein und dem Beisein der Eltern - beraten.
Anschließend ergeht ein Beschluss, z.B. der Ausschluss vom Unterricht für eine bestimmte Zeit, oder der Ausschluss von einer Klassenfahrt etc.
Ich spreche da übrigens aus unserer eigenen Erfahrung…
Nun aber zu dem eigentlichen Problem: ein ADS-ler in der Regelschule
Unser ADS-Sohn ist mittlerweile 18, und ich kann mich noch sehr sehr gut an die Zeiten der Grundschule erinnern.
Tägliche Mehrzeiler im Hausaufgabenheft, tägliches Donnerwetter zuhause, täglich die neuen Vorsätze „ab morgen strenge ich mich an“ und täglich das Gefühl, nicht richtig zu erziehen, zu versagen etc.etc.
Ich weiß nicht, wie gut Du über ADS informiert bist, aber stell Dir „einfach“ mal vor, Du solltest ein Orchester dirigieren, bei dem jeder Musiker seine eigene Melodie spielt.
Bei einem ADS-ler kommen über sämtliche Kanäle (Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen) unzählige Informationen gleichzeitig an, die alle gleiche Priorität haben.
Ein ADS-Kind kann also beim besten Willen nicht unterscheiden, ob die Lehrerin ihm etwas Wichtiges sagt, der Nebenmann sich die Nase putzt, draußen ein Auto vorbei fährt, oder ein Vogel zwitschert.
Grund dafür ist (grob gesagt) mit ziemlicher Sicherheit eine Stoffwechselstörung im Gehirn, und zwar an der Stelle, wo die Verarbeitung der Sinnesreize stattfindet und auch die Impulskontrolle.
Da die schulische Situation bei Deinem Sohn sich recht heftig zugespitzt hat, wage ich zu vermuten, dass nur mit Ergotherapie ALLEINE keine Veränderung erreicht werden kann.
Der multimodale Behandlungsansatz findet auf mehreren Ebenen statt. Eine davon ist die Medikation, die häufig erst die weiteren Therapien sinnvoll macht.
Wir haben uns auch etwa 1 Jahr überlegt, ob wir unserem Kind Medikamente geben.
Heute, nach so vielen Jahren, kann ich rückblickend sagen, es war genau die richtige Entscheidung.
Vielleicht ein Vergleich der hinkt, aber würde man einem stark kurzsichtigen Menschen die passende Brille verwehren?
Unser Sohn hat wieder Lebensfreude entwickeln können, war in der Schule nicht mehr das schwarze Schaf, und er wurde tatsächlich zu Kindergeburtstagen eingeladen.
Obendrein konnte er endlich seine Hochbegabung richtig nutzen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er dadurch eigentlich nur einen Teil des ADS kompensieren können.
Wenn Du Näheres wissen möchtest, kannst Du mich gerne anmailen!
Liebe Grüße und alles Gute für den Jungen UND Euch,
Angelika