Hallo,
ich denke gerade über etwas nach und komme zu keinem richtigen Ergebnis.
Also, es ist doch so, dass die meisten Paare sich ungefähr in dem entsprechen, was sie „zu bieten“ haben. Sprich, man sucht sich einen Partner (oder findet nur einen) ungefähr in derselben „Liga“. Und wenn einer der beiden Partner in einem Bereich hervorsticht (z.B. der Mann hat viel Geld), dann kann er dafür einen Partner finden, der woanders irgendwie hervorsticht (z.B. die Frau sieht besonders gut aus).
Letztlich ist es doch irgendwo ein Marktgeschehen, auch wenn sich das nicht sonderlich romantisch anhört. Ein Top-Model heiratet keinen Klempner, und ein Milliardär keine unattraktive Putzfrau, egal wie gut deren Herz ist.
Menschen machen ja auch ihren Wert daran fest, welchen Partner sie finden können. Zum Beispiel haben mir Frauen schon sinngemäß gesagt: Bin ich denn so unattraktiv / schon so alt, dass so ein Typ meint, er kann bei mir landen? Eine Frau sagte mir: Es muss ungefähr passen, mit dem, was beide zu bieten haben, und dann kann auch die Romantik kommen. Also quasi erst muss mal das Geschäftliche geregelt sein, und dann kommen wir zum gemütlichen Teil des Abends.
Wenn wir nun aber einen 60-Jährigen deutschen Proleten mit Wampe sehen, der sich von einer schönen 20-jährigen Thaifrau auf Phuket den Rücken eincremen lässt, dann denken wir üblicherweise nicht „was für ein schönes, romantisches Paar“, sondern eher so was wie „der hat die gekauft“ oder „die ist nur des Geldes wegen bei dem“. Oder wenn wir an Anna Nicole Smith denken.
Wo liegt nun der Unterschied?
Wann ist der Vorteil, den der eine Partner zu bieten hat (in dem Fall Geld), die Voraussetzung für die Entwicklung einer echten Liebe, und wann ist er der Auslöser einer etwas traurigen „Geschäftsbeziehung“? Wovon hängt das ab?
Hängt es davon ab, ob z.B. die Frau das Geld als Bestandteil der Persönlichkeit des Mannes sieht (z.B. weil er sich das Geld selbst verdient hat)? Zählt ein selbst erarbeiteter Vorteil (z.B. berühmter Künstler zu sein) mehr als ein unverhofft in den Schoß gefallener (z.B. das Kind eines berühmten Künstlers zu sein)? Zählt Geld also nur dann, wenn es irgendwie dazu geeignet ist, den Anderen zu bewundern?
Oder geht es darum, dass ein Vorteil (eine Stärke) in einem bestimmten Bereich Nachteile bzw. Schwächen in anderen Bereichen nur dann ausgleichen kann, wenn der Nachteil / die Schwäche nicht allzu ausgeprägt ist? Also einen leichten Altersunterschied oder eine leichte Häßlichkeit kann man mit Geld, Ruhm oder Talent ausgleichen, aber keinen ausgeprägten Altersunterschied und keine ausgeprägte Häßlichkeit?
Und wenn ja, warum ist das so? Weil der Andere mir ähnlich sein muss, damit ich mich mit ihm identifizieren kann? Oder weil man letztlich „ein schlechtes Geschäft“ macht, wenn die Schwäche des gewählten Partners zu ausgeprägt ist (weil z.B. Geld nicht alles ersetzen kann)?
Und angenommen, ein Mensch auf Partnersuche hat einen solchen Vorteil, mit dem er einen Nachteil (z.B. sein fortgeschrittenes Alter oder sein bescheidenes Aussehen) zu kompensieren hofft - wie findet er den Partner, den dies wirklich zur Liebe befähigt und der es nicht nur als Möglichkeit für ein „Geschäft“ ansieht?
Man könnte darauf antworten: Verschweig anfangs dein Geld, deinen tollen Beruf, deinen Ruhm, dein was-auch-immer (sofern nicht sichtbar). Aber damit würde dieser Mensch ja auch die möglichen Partner vergraulen, die ihn durchaus lieben könnten, aber erst etwas brauchen, um ihn in einer „Liga“ mit sich selbst zu sehen.
Wie findet der 60jährige Deutsche die Thaifrau, die ihn liebt? Wie findet der weibliche Popstar den (jüngeren) Mann, der sie nicht ausnutzt und nicht bald wieder verlässt? Woher weiß man als Außenstehender, wann es Liebe ist und wann ein Geschäft?
Danke im Voraus für alle Antworten, die mehr Klarheit bringen.