Wann muss ich zitieren

Dieses Thema wurde hier schon ein paar Mal behandelt. Es gab zwar schon ein paar gewinnbringende Antworten, aber irgendwie weiß ich immer noch nicht, was ich jetzt zitieren soll und was nicht.

Ich schreibe meine Abschlussarbeit über ein sehr spezielles sozialwissenschaftliches Thema: viele Theorien, Konzepte, Forschungsansätze und Modelle. Alles, was ich über das Thema weiß, habe ich in Büchern gelesen.

Bedeutet das, wenn ich nun eine Theorie in meiner Arbeit erkläre und mich dabei auf vier Autoren beziehe, dass ich diese Autoren dann laufend zitieren muss?

Es gilt ja als unsauber, ständig wörtlich zu zitieren. Also verwende ich für längere Paraphrasierungen indirekte Zitate. Aber dann steht nach so gut wie jedem Satz eine Klammer mit einer oder mit mehreren Quellenangaben.

" … (vgl. Autor1 2010: 83)" oder " … (vgl. Autor3 2009: 56; Autor4 2011: 12)"

Ist das Sinn der Sache, dass ich aus jedem Satz ein indirektes Zitat machen muss?

Hallo Special guest,

um sauber wissenschaftlich zu arbeiten, musst du alles kenntlich machen, was nicht deine eigene, geistige Leistung ist. Im Prinzip schon ähnlich, wie oben angedeutet. Ich selbst habe aber in meiner Diplom-Arbeit ausschließlich mit Fußnoten gearbeitet, das stört den Textfluss kaum. Wenn du hintereinander aus dem gleichen Werk zitierst oder paraphrasierst und diese Passagen nicht durch andere Quellenhinweise „unterbrochen“ werden, kannst du außerdem die Kurzform „vgl. ebd.“ (Abkürzung für ebenda, siehe auch wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Ebd.) benutzen. Es ist zulässig, innerhalb des Textes (oder halt in der Fußnote) eine Kurzquellenangabe zu benutzen, zum Beispiel Müller 1990, sofern die ausführliche Quellenangabe dann im Anhang aufgelistet ist.

So viel in Kürze. Ansonsten findest du beim Googeln noch ausführliche Hinweise, auch bei Wikipedia.

Herzl. Gruß
Henning

Tatsächlich ist mir neu, dass das wörtliche Zitieren als „unsauber“ gilt. Es ist höchstens unschön, wenn in einer Arbeit ein Zitat an das nächste gereiht wird; außerdem lässt das darauf schließen, dass der Autor nicht in der Lage ist, die Gedanken und Theorien von Anderen mit eigenen Worten darzustellen.

Zitieren musst Du wörtlich oder indirekt immer dann, wenn Du die Erkenntnisse, Theorien und Analysen Anderer darstellst und beschreibst - und nicht Deine eigenen. Das ist der Unterschied und Grundregel Nr. 1.
In einer Darstellung zum Stand der Wissenschaft ist klar, dass Du Dich auf andere beziehst. und dementsprechend muss dann natürlich auch kenntlich werden, welcher Autor welche Thesen vertritt.
Das kannst Du aber auch anders lösen als durch ständiges Zitieren:

  • Beschreibe die Theorien mit eigenen Worten, wo möglich (was meist relativ schwer ist) oder
  • Du fügst eine Zwischenüberschrift ein (z.B. ohne Nummerierung, einfach nur fett formatiert) zur Darstellung einer bestimmten Theorie („Die Theorie xy nach Autor xy und zy“; „Der Diskurs um Thema ABC“). In die Fußnote kommt dann der Hinweis: Der folgende Absatz basiert auf Autor xy: Titel, Jahr, insbesondere S.123-456.

Ansonsten kommst Du nicht drum rum, auf den Autor zu verweisen. Sobald der inhaltliche Input von jemand Anderes kommt als von Dir, muss das für den Leser nachvollziehbar und überprüfbar sein.

Viel Erfolg.