Wann werden die Grundlagen der Elektrotechnik gelehrt

Hallo,

immer wenn es zu technischen Diskussionen rund um die Grundlagen der Elektrotechnik kommt (Verhältnis Strom/ Spannung/ Widerstand/ Leistung) wundere ich mich über das große Maß an Unwissenheit, dass zum Teil durch Aberglaube ersetzt wird.

Zu meiner Zeit hat man diese Grundlagen in der 7. oder 8. Klasse im Physikunterricht durchgearbeitet. In welcher Klassenstufe beschäftigt man sich heute damit? Oder lässt man das komplett aus? Wann hat man das warum nach hinten verschoben?

Mir wollte neulich jemand weis machen, dass das erst auf dem Gymnasium dran kommt, sofern man nicht Physik abwählt. Das war nötig, um Platz zu machen für ethisch/ moralische Fächer. Ist das so?

Grüße

ja, das mit der 7./8. Klasse könnte hinhauen (zu meiner Zeit, die vielleicht auch deine war :smiley: )

Allerdings wurde das sowohl im Grundstudium der Informatik (nannte sich Physikalisch Elektrotechnische Grundlagen der Informatik, kurz PEGI) noch mal vermittelt, wie natürlich auch auch in der „Grundlagen der Elektrotechnik“ Vorlesung des Elektrotechnik-Studiums. In beiden wurde davon ausgegangen, dass die Grundlagen nicht vorhanden wären (zumindestens in der Vorlesung. Die dazugehörige (Sieb)Klausur konnte ich nur mit LK-Physik-Wissen und damit sehr gut bestehen). Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass der eine oder andere Gymnasiast dieses Wissen nicht vermittelt bekommen hat.

Gruß
HH

Zu meiner Zeit auch, allerdings so sterbenslangweilig, dass nicht viel hängengeblieben ist. Da ich heute (damals nicht) technisch interessiert bin, kann ich auch bei einigen elektrischen Sachen mitreden. Mein Sohn hatte auf der Realschule 1 Jahr Physik, dann mangels Lehrer nicht mehr unterrichtet, ebenso übrigens wie Chemie.
Das krasseste Beispiel, welches ich gerade erleben --durfte-- musste: Unser Azubi (Kfz-Mechatroniker) ist durch die praktische Prüfung gefallen, weil er nicht wusste, wie ein Canbussystem funktioniert. Ohmsches Gesetz? Fehlanzeige. Oszilloskop? Fehlanzeige. Er meinte dann, wenn er was Elektrisches hat, dafür gibt es Elektriker. Er hat sich wohl immer in der Werkstatt durchgemogelt. Batteriespannung messen hat er sich angeschaut und immer nachgemacht. Ob man den Multimeter in Reihe oder parallel schaltet, interessiert ihn nicht und weiß er auch nicht.
Ich glaube, dass ein gewisses Maß Interesse dabei sein muss, um etwas davon zu verstehen.

Data

Hi,

Einen genauen Überblick habe ich nicht. Aber ein paar stichproben: in Bayern ist das in der haupt- und Realschule nicht dran, FOSBOS und Gymnasium haben es. Aber beide sehr viel in sehr kurzer Zeit, sehr abstrakt und theoretisch. Chemie und Biologie werden ähnlich behandelt. Begründung? Die Schüler verstehen das nicht und das braucht doch keiner…

Die Franzi

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Hi,

Wenn man früh genug anfinge, 5. Oder 6. Klasse, dann wären die Schüler noch auf natürliche Weise neugierig. Man wäre didaktisch einige Probleme los, weil Man nicht jedes Detail und jede dahinterstehende Theorie erläutern muss - die Schüler freuen dich, zu wissen, dass eine Säure Lackmus blau färbt und nehmen hin, dass neutral bei 6 liegt und nicht bei Null. Damit muss ich den logarithmus noch noch beigebracht haben und kann mich in Chemie in Ruhe mit den Grundlagen beschäftigen.
Hätte, Hätte, fahrradkette…

Die Franzi

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Schlimm, dass hier willkürlich Dinge vom Lehrplan gestrichen werden. Es geht ja nicht nur um Nawi, auch Musik wurde nicht unterrichtet.
Wie lautet denn eigentlich die Definition einer Realschule? Was sollen/müssen die Kinder lernen?
Ich möchte gern zu dem Thema mal die alte Leier rausholen, in der DDR war nicht alles schlecht. Die Schulbildung war, natürlich mit gewissen kommunistischen Einschlägen, vorbildlich. Die Schulen waren per Defintion Allgemeinbildende Schulen und es wurde alles unterrichtet. Sprachen, Nawi, Kultur, Kunst, Sport, Literatur…

Data

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Moin,
der Neutralpunkt ist doch bei 7, oder?

Ein schönes WE.

Gruß Volker

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Hi,

wenn es schlecht läuft, gar nicht. Ich selber habe mir das erst im Studium angeeignet. Als bei uns in der Schule Elektrizitätslehre dran gewesen wäre, ist der Physikunterricht in unserer Klasse praktisch ausgefallen. Die Realschüler, die dann in der Oberstufe zu uns gestoßen sind, waren da deutlich besser unterrichtet.

Und wie man hört, ist die Unterrichtsversorgung in den „harten“ naturwissenschaftlichen Fächern nicht besser geworden.

FG myrtillus

Exaktes Wissen gibt es für Bayern z.B. auf den Seiten des ISB. https://www.isb.bayern.de/mittelschule/lehrplan/mittelschule/jahrgangsstufenlehrplan/physik-chemie-biologie/7-jahrgangsstufe/1494/
Und es ist sehr wohl im Lehrplan der Mittelschulen, siehe Beispiel:
https://www.isb.bayern.de/download/13396/04lp_pcb_7_r.pdf

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Ich habe mir die Zeit genommen und meinen Kindern weit mehr als die Grundlagen der Elektrotechnik beizubringen.
Und ganz wichtig: Ich suche nicht die Fehler bei anderen.
Noch mache ich micht über andere ( Beispiel Lehrlinge ) lustig deren Lehrbetrieb mit allen Angestellen in diesem Betrieb unfähig waren dem Lehrling das notwendige Wissen zu vermitteln.

MfG kheinz

Mein Sohn hat in einer bayerischen Grundschule seinen ersten einfachen Stromkreis gebaut. sowohl in Mittel- als auch in Realschulen steht es auf dem Lehrplan.
Nachzulesen hier: https://www.isb.bayern.de/schulartspezifisches/

Die Frage ist, wie es in der Praxis aussieht in der Vermittlung der Inhalte. In den Mittelschulen kämpft man meist mit den Grundlagen in Deutsch und Mathe. Lehrermangel ist da auch ein Thema und vor lauter Neuerungen und Schnick-Schnack kommt manch Lehrer gar nicht so richtig zum Unterrichten.

Mir wollte neulich jemand weis machen, dass das erst auf dem Gymnasium dran kommt, sofern man nicht Physik abwählt. Das war nötig, um Platz zu machen für ethisch/ moralische Fächer. Ist das so?

Was sind denn ethisch/moralische Fächer? Es ist schon so, dass vor allem in den Gymnasien ein kleiner Kampf stattfindet zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. Da kann man lange drüber diskutieren. Die Verkürzung um 1 Jahr hat da die Diskussion natürlich wieder befeuert.

Meine Erfahrung in der Altersgruppe um 20 Jahre: in einer Gruppe von 15 Leuten hat sich eine gemeldet und angegeben, dass sie noch nie Physikunterricht hatte in ihrem Leben. Sie kam von einer Wirtschaftsschule. Alle anderen hatten schonmal Physik und haben U=R*I schon einmal gehört. Die meisten können trotzdem nichts bis gar nichts damit anfangen.

Man kann viel lamentieren, dass die Bildung früher besser gewesen sei. Ich bin mir da nicht so sicher, die Dinge ändern sich eben. Inhalte, Herausforderungen und Kompetenzen kommen dazu und andere verschwinden. Was ist nun wichtig und was nicht? Das sieht wohl jeder ein wenig anders.

Krötengrüße

Das war sie in der Konkurrenzsituation - so lange es sie gab - in der BRD auch.

Wir nähern uns seit 25 Jahren mit riesen Schritten der verdummten USA-Bevölkerung an.
Das ist „Programm“ der Regierung. Denn nur ein dummes Wahlvolk lässt sich „führen“.

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Physik kann man schon im Kindergarten vermitteln. Halt rein qualitativ, aber für das grundlegende Verständnis reicht dies! Wer im Garten einen Hebel benutzt um einen schweren Stein anzuheben, rechnet da sowieso nicht erst was aus.

Leider besteht der Physikunterricht im stumpfsinnigen Nachrechnen irgendwelcher Formeln. Das ist dann langweilig und versteht keiner.

Dabei besteht das tägliche leben aus lauter Physik und die Schule brauch keinen Linearbeschleuniger im Keller um Physik zu vermitteln! Schon mit einem Butterbrot kann man eine Menge Physik betreiben.

MfG Peter(TOO)

Wir nähern uns seit 25 Jahren mit riesen Schritten der verdummten USA-Bevölkerung an.
Das ist „Programm“ der Regierung. Denn nur ein dummes Wahlvolk lässt sich „führen“.

Hallo,
leider bin ich mir da nicht so sicher ob das Programm oder, wie in vielen Belangen, Unfähigkeit ist.
Eins ist so schlimm wie das andere.

Ich bin im Osten aufgewachsen und finde meine Schulbildung in den 60er Jahren aus heutiger Sicht sehr gut und umfassend, auch wenn ich damals zeitweise anderer Meinung war.
Man konnte darauf aufbauen für den weiteren Lebensweg und hatte zumindest schon ein wenig Ahnung von der Materie.
Als wir dann gesamtdeutsch wurden habe ich die Schule absolut nicht mehr verstanden. Ich konnte meinen Kindern (5. und 6. Klasse) nicht mehr helfen, weil ich Probleme hatte die Fragen und Aufgaben überhaupt zu verstehen. Teilweise dachte ich die kämen von irgendeiner Uni aber nicht von der Realschule. Das hat sich auch später nicht mehr geändert wenn ich hier oder da im Bekanntenkreis mal in die Schulhefte guckte.
Den Schülern ging es sicher nicht viel anders und es wundert mich nicht dass nach 10 Jahren Schule so einfache Sachen wie Bruch- und Prozentrechnung nicht beherrscht werden. Von Naturwissenschaften ganz zu schweigen.
Aber nur zu mit der Kleinstaaterei und den Experimenten im Schulwesen, man kann alles noch viel schlechter machen.

Hoffnungslose Grüße

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Hallo!

Ähnliches hörte schon mehrmals. Aus eigenem Erleben kann ich dazu nichts beitragen, aber als Zugezogener bemerke ich nicht nur in Einzelfällen funktionale Analphabeten und etliche Menschen, die etwa von schmalen Gebieten der Landwirtschaft Rudimentäres verstehen und ansonsten alles mögliche Zeug auseinanderschrauben und wieder zusammensetzen können, aber ohne zu verstehen, was sie treiben. Es sind überwiegend Menschen, deren Schulzeit in der DDR stattfand. Zumindest in dieser ländlichen Region kann es mit Schulbildung nicht weit her gewesen sein. Egal ob früher in der Landwirtschaft, im Straßenbau, als Kfz-Mechaniker, Schweißer oder als Polizist beschäftigt, sind auffällig viele ungebildete Zeitgenossen anzutreffen.

Natürlich ist meine Wahrnehmung alles andere als repräsentativ, aber dennoch hege ich Zweifel, ob Bildung und Ausbildung in der DDR flächendeckend auf akzeptablem Niveau stattfanden.

Gruß
Wolfgang

Hi,

Du hast absolut recht. Die Fachlehrer wissen das auch, selbst wenn der eine oder andere das abstrakte sehr liebt. Aber was soll man machen… Lehrer, die die Praxis Lieben, enden selten in lehrplankommissionen.

Die franzi

moin moin,

meine Tochter hatte vor 18 Jahren in der 6.Klasse so etwas wie Elektrotechnik:
Sie kam mit einem Holzbrett nach Hause auf dem 5Reißzwecken, ein paar Drähten und zwei LEDs verbaut waren…Aufgabe war es die LEDs per Hintereinander und Nebeneinanderschaltung zum leuchten zu bringen… die Spannungsversorgung mussten die Eltern spendieren.
Das wars dann bis zur 10.Klasse mit Physikunterricht. Auf der HS (Klasse 7-9) wurde halbjährlich abwechselnd Bio, Chemie und Erdkunde unterrichtet. Wobei aufgrund des Fachlehrermangels oft nur vierteljährlich überhaupt NaWi-Unterricht stattfand. In Klasse 10 (Realschule) gabs dann einen halbjährlichen Physikunterricht…
Thema: Atomkraft ist scheisse
…und dass wars dann auch
Apropos Atomkraft…ich hab kürzlich Strahlenschutzunterweisung für Brandschutzhelfer gemacht…ich bin echt schockiert gewesen wie wenig bis garnix Otto-Normalbürger über diese Thematik weiß…meine Frage nach möglichen bekannten Strahlenschäden konnte ein MA mit „macht impotent“ beantworten…

Im Gymnasialen Bereich sieht es auch nicht besser aus…mein Sohn besuchte ein „Technisches-Gymnasium“ und hatte dort sage und schreibe ein halbes Jahr Chemieunterricht…eine Klausur (1) geschrieben und das wars.
Wenigstens gab es dort kein Singen/Spielen/Tanzen wie auf dem „Allgemeinbildenden-Gymnasium“ von dem er wegging.

Meiner Meinung nach ist dieses ganze Bildungssystem hier fürn Arsch…alleine schon diese Ferienschieberei (NS) ist doch krank…teilweise sind aufeinanderfolgende Schuljahre 4 Wochen länger/kürzer…wie bitteschön soll man da den Lehrstoff vermitteln?

Da kommen Azubis freudestrahlend an und erzählen voller Stolz das sie ihren Namen tanzen können und wenn sie mal eine Grundfläche ausrechnen sollen scheitern sie grandios…von Volumina berechnen fang ich gar nicht erst an…und das Wort Dichte oder Newton haben sie noch nie gehört.

schönen Gruß

Auf unserer Schule haben wir die Elektrotechnik nicht behandelt. Das kam erst im Studium (Maschinenbau), wo wir die Grundlagen erlernen mussten.