War die Wiedervereinigung ein Fehler?

Hallo,

wähend des Studiums und während meiner beruflichen Laufbahn habe ich Kontakte zu Menschen aus der ganzen Welt gehabt. So ist es noch heute.

Im Berufsleben gehörte es zu meinen Aufgaben, Menschen aus Entwicklungsländern in die moderne Arbeitswelt einzuführen. Das gelang mehr oder weniger gut. Der überwiegende Teil wollte lernen und arbeiten.

Nach 1990 kamen dann die Landsleute aus den neuen Bundesländern. Viele fanden sich gut zurecht, es gab praktisch keine Unterschiede zu Einheimischen, weder in privaten Bereich noch in der Arbeit. Ein Teil jedoch begegnete den Westlern mit tiefem Mißtrauen, schottete sich ab und machte sich über die Kopftücher der türkischen Putzfrauen lustig. Mich hat das lange irritiert, das Verhalten war nicht nur mir fremd sondern trug in der multinationalen Belegschaft zu Spannungen bei. Für ein weltweit agierendes Unternehmen sind solche Mitarbeiter Gift. Bis heute ist die Integration dieser Gruppe nicht vollständig gelungen.

ich war und bin für die Wiedervereinigung. Trotzdem möchte ich Euch bitten, diesen Artikel zu lesen:

Was haltet Ihr von dieser Argumentation?

Gruß, Hans-Jürgen

Ich kenne auch Westler, die sich über Frauen mit Kopftuch, Leute im Rollstuhl oder welche mit 115- statt ihrer 330-PS-Autos lustig machen.

Mich verwirrt die Argumentation.
„Jeder dritte unterstützt eine Partei, die Probleme mit Unterschieden hat“ und „Soziale und kulturelle Unterschiede bzw. Gleichmacherei“ werden in einen Topf geworfen.
Bei uns ist es gerade die Linkspartei, die sehr offensiv die Flüchtlinge begrüßt und unterstützt…

Ich stimme eher den Studien zu, die sagen:
Sozial Schwache haben eher Angst vor den Flüchtlingen wegen der sozialen Konkurrenz, dass ihnen noch was weggenommen wird (z.B. bei uns an der „Tafel“: jetzt nehmen uns die Asylanten noch das Gespendete vor der Nase weg). Im Osten sind immer noch die Einkommen deutlich geringer und die Arbeitslosigkeit höher.
Generell hat man weniger Angst vor dem, was man kennt, und da bisher der prozentuale Anteil an Ausländern im Osten wesentlich geringer ist als im Westen, sind hier auch die Vorbehalte höher.

Beatrix

Abstand.

Ich habe nach „Ich habe Helmut Kohl immer für einen großen Kanzler gehalten.“ aufgehört zu lesen. Was soll man erwarten nach so einem Engangssatz? Außer Kohl?

Absolut nichts. Die Kommentarecke vom SPON ist wie das Wetter: Mal schreit man hurra, stellt alles raus und lädt seine Freunde ein und mal guckt man nur kurz hinterm Vorhang hervor und sagt „Ich bleibe heute zuhause, lohnt nicht nach draussen zu gehen“.

Ich glaube, hinzu kommt die im Menschen verankerte Angst vor dem Unbekanntem. In den neuen Bundesländern gibt es traditionell weniger Ausländer gerechnet an dem Anteil der Deutschen.
Im Vergleich dazu hat bspw. das Ruhrgebiet seit der Industrialisierung immer vielen Kulturen vereint und daher ist man „an einander gewöhnt“.

Ich kapier gar nicht, was überhaupt der Zusammenhang zwischen der konstatierten „Fremdenfeindlichkeit“ Ostdeutschlands sein soll und der neurotischen Frage, ob die sog. „Wiedervereinigung“ ein Fehler gewesen sei?

Hätte es die sog. „Wiedervereinigung“ nicht gegeben, dann wäre heute halt eine gewendete DjwDR (Deutsche jetzt wirklich Demokratische Republik) Mitglied der EU und würde vermutlich an der Seite Polens, Tschechiens, der Slowakei, Ungarns usw. die EU-Aufnahmequoten ablehnen. Nicht mehr, nicht weniger.

Dieser Kommentar hat was von einer Eheszene, in der der selbstgefällige Ehemann seiner gekauften Thai-Frau trotzig entgegenschleudert „Ach, hätte ich dich damals doch bloß nicht geiratet!!!“, weil die nach 25 Jahren Ehe noch immer lieber Filterkaffee als Latte Macchiato trinkt.
Insgeheim gehts ihm wahrscheinlich aber eh mehr darum, dass seine Frau nie akzeptieren konnte, den Geschäftsfreunden regelmäßig nach Vertragsabschluss kräftig einen zu blasen. Aber so direkt würde er das natürlich nicht ansprechen wollen als Latte-Macchiato-Trinker.

Hetero zenzio war, ist und wird für alle Zeit die sog. "Wiedervereinigung" sowieso ein Fehler sein. Grundsätzlich!
Das ist unverhandelbar.

Gruß
F.

Hallo,

ich halte seine These, dass die neuen Bundesländer quasi wieder christlich missioniert werden müssten, um die größere Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen, für ausgemachten Schwachsinn. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Bezeichnend für die neuen Bundesländer, hier mal als einheitlichen Block gesehen, ist das Wahlverhalten bzgl. radikaler rechter, aber noch viel stärker radikal linker Parteien. Es geht damit einher, dass sich die Ostwähler anscheinend in erheblichen Teilen von den traditionellen West-Parteien nicht vertreten fühlen.

Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es erhebliche Unterschiede in Arbeitslosigkeit und noch stärkere im Einkommen. Der Osten „fühlt“ sich IMHO immer noch als Vereinigungsverlierer. Da finden Parteien abseits der Mitte zwangsläufig mehr Zuspruch.

Es ist naheliegend, dass mit den politischen Entscheidungen, die im Zusammenhang mit Flüchtlingen getroffen wurden, im Osten erheblich größerer Unmut hervorgerufen wird. Und sich gerade dort das Bild der politischen Führung als Volksverräter manifestiert. Es kommt die Erfahrung des erfolgreichen „zivilen Aufstands“ vor 25 Jahren hinzu, an den man derzeit (vergleichsweise erfolglos) anknüpfen möchte. Die Mehrheit der Angesäuerten wird ihre Meinung per Stimmzettel kundgeben und die AfD, die es sich als Protestpartei leisten kann eine massive Verschärfung des Asylrechts zu fordern, wird davon profitieren.

Man schaue sich mal die Prognosen zu Landtagswahlen an. Hierbei bitte berücksichtigen, dass die Flüchtlingswanderung erst im Sommer so richtig losging und sie sich vorher noch nicht zugunsten der AfD auswirken konnte. In drei Monaten stehen Wahlen in drei Landtage an. Ich höre das Geschrei und Gezeter ob des Einzugs der AfD bereits. Nur eine Wahl findet im Osten statt und die Wählerwanderung zur AfD hin wird äußerst interessant zu lesen sein.

Gruß
vdmaster

Schmarrn! Oberschmarrn! Kaiserschmarrn!

Es ist irgendwie traurig, zu was sich der Spiegel entwickelt hat… Das Sturmgeschütz der Demokratie, der Leuchturm der Freiheit… jetzt nur noch eine Erbsenpistole und ein Teelichtlein…

Irgendwie war der Niedergang des Spiegel so, als würde man einem gestrandeten Wal beim Sterben zu sehen… Furchtbar, aber man kann nichts dagegen tun.
In der zwischenzeit ist der Spiegel zum Sprachrohr des Establishments geworden, sozusagen der Focus mit weniger fett gedruckten Überschriften und weniger knalligen Bildchen.

Zum Thema haben andere schon eigentlich alles gesagt.

„Spiegel das ist die Bild Zeitung für Abiturienten. Früher war das mal ein Aufklärungsblatt, heute ist das alles gleichgeschaltet.“ Volker Pispers über die Medien.

Nein! Die Wiedervereinigung war kein Fehler. Fehlerhaft ist allerdings der Umgang mit unserer Demokratie und der Niedergang der SOZIALEN Marktwirtschaft. Effekte, die heute sichtbar werden lassen sich durchaus durch das Versagen der Sozialdemokratie erklären und die Zunahme postdemokratischer Verhältnisse.

wieso eigentlich wieder? Reicht nicht Vereinigung?
p

Aber ganz dicke Anführungsstriche. Ich denke, dass das aneinandergewöhnen zum einen mit z.B. Polen einfacher war/ist. Zum anderen ist das mehr oder weniger eine Verniedlichung von aneinander vorbei leben.

Grüße

Hallo,
Die Beschreibung der aktuellen Situation mag nicht falsch sein. Die Ausgangsfrage ist es aber schon. Mit der Wiedervereinigung ist ein Fehler rückgängig gemacht worden. Nicht mehr und nichrt weniger.
Wie groß dieser Fehler war bzw. wie weitreichend die Folgen sind, sieht man ja nun. Dass was der da diagnostiziert, sind die Folgen.
Diese Folgen zeigen, wie schwer es schon ist, kulturell und intellektuell recht nahestehnde Gruppen zu integrieren. Das ist offenkundig selbst nach 25 Jahren noch nicht so richtig gelungen. Ausgerechnet die werden natürlich am wenigsten glauben, dass das mit Millionen viel fremderen Menschen klappen wird.
Und da die vielleicht ein bißchen weniger zu verlieren haben, gehen die auch mal mit solchen Themen auf die Straße. Anderenorts geht man eben eher gegen Bahnhöfe, Stromleitungen auf die Straße oder einfach nur weil man gegen den Staat ist, der einem die höchsten Freiheitsgrade ever gewährleistet.

Grüße

Nö. Es war ja etwas geteilt worden. (war vielleicht vor Deiner Geburt) 1990 wurde es dann wieder vereint. Passt also begrifflich schon. Aber ich habe mich schon 1990 gefragt, warum sich manche meinten an diesem Begriff stören zu müssen. Habe bisher keine sinnvolle Antwort gefunden.