Hallo, Jasper,
ich habe Freunde und eine Schwester, die zwischen '35 und '40 geboren sind, und der Strömung zuneigten. Wie Gandalf schreibt, war das in den 50ern. Spätestens '54 ging meine Schwester in schwarzen Hosen mit dezentem Karo und Aufschlägen und Vater verdrosch sie, weil er keine Existenzialisten im Haus haben wollte. Vater war Richter. Da siehst Du, daß es nicht alle schick fanden. Ich denke, es war ein Ausdruck der Auflehnung gegen das Establishment. In den Augen arbeitender Bürger waren das Schwätzer und Faulenzer, da sie offensichtlich nicht zur Wertschöpfung beitrugen, die breite Masse interessierte sich wohl nicht dafür. Man hatte damals andere Sorgen in Deutschland.
Inwieweit dahinter die namensgebende Philosophie stand, habe ich nie ganz klären können, weil die Leute 15 oder 30 Jahre später ihre Jugend natürlich mit feuchten Augen betrachten. Man muß dabei immer an die Zeiten denken - der Krieg war vorbei und alte Strukturen waren aufgebrochen. M.E. ist daraus aber die Studenten-Bewegung der 60er hervorgegangen, es gibt da Berührungspunkte in den 60ern. Sicher gibt es kluge Bücher darüber, aber mir ist noch kein konkretes in die Hände gefallen, es sei denn, man zählt die Amis dazu, wie Kerouac und Borroughs. Aber während die eher übersättigt/gelangweilt waren, herrschte in Deutschland und Frankreich Aufbruchstimmung. Anfang der 60er habe ich sowas kaum noch bemerkt. Die Kriegsgefahr war so groß, das Wettrüsten fing an und mit der Aufbruchstimmung war Ende.
Also hättest Du die Frage vielleicht besser so stellen sollen: Für wen galten Existentialisten in den 50ern als schick. Vielleicht meldet sich noch ein echter Teilnehmer. Bin auch gespannt.
LG - Mona