Stimmt es, dass Michelangelos Buonarrotti das Leben eines gesellschaftlichen Außenseiters führte, von den Menschen gemieden und verachtet?
hallo logos,
finde die frage ein bisserl seltsam. schau dir mal den wiki-eintrag über michelangelo an.
http://de.wikipedia.org/wiki/Michelangelo#Rom_.28154…ich frage mich, wie kann so ein mensch, so ein genialer künstler im zentrum der reichen und mächtigen ein von menschen gemiedener außenseiter sein? ganz klar: nein.
oder spielst du auf seine homosexualität an? es gibt zwar immer wieder hinweise auf seine homosexualität, aber das ist nicht 100%ig erwiesen. und es gibt auch keine hinweise, dass er dadurch probleme hatte.
Michealangelos stand den Menschen sehr kritisch gegenüber, was sich auch in seinen Gedichten spiegelt. Inwiefern seine Anfallserkrankung oder vermeintliche Homosexualität (viele Gedichte beinhalten einen homoertischen Tenor) damit zu tun hat, sei dahingestellt. Auch große Künstler können einsam und Außenseiter sein! Was der Hinweis auf den Link mit der Beantwortung meiner Frage zu tun hat, konnte ich nach Lektüre der entsprechenden Seite leider nicht nachvollziehen.
Hi,
vielleicht solltest du einmal definieren, was du unter Außenseiter verstehst.
Außenseiter müssen weder einsam sein, noch alleine, noch schrullig und verschroben und schon gar nicht „verrückt“.
Viele, wenn auch nicht alle großen Künstler sind in ihren Schaffensperioden gleichsam Außenseiter, die für die Phasen der großen Inspiration oder der großen Wiedergaben quasi in einer anderen Welt leben und leben müssen.
Alle Energie fließt in ihre Arbeit, ihr Inneres und natürlich auch die äußeren Umstände sind auf den Gegenstand ihrer Arbeit gerichtet. Da kann man schon mal als Außenseiter gelten.
Eine entscheidende Frage ist, wie und wie sicher sie aus dieser Phase wieder auftauchen
Andere wiederum nähern sich dem Wahnsinn ganz bedenklich und Genie und Wahnsinn werden nicht nur in der Dichtung als Geschwister beschrieben.
Andere stehen auf Grund ihrer Lebesweise außerhalb einer bürgerlichen Welt. Und da wiederum ist es für die Beurteilung wichtig, dass wir genau wissen, von welcher Zeit wir reden und was zu der jeweiligen Zeit üblich, gesellschaftskonform und „chique“ war.
Und dann gibt es verblüffenderweise auch relativ viele Schaffende, die ihre Arbeit wie ein gut funktionierender Buchhalter machen. Von 10 - 12 wird geschrieben, komponiert und geschnitzt, von 12:30 - 14:00 Mittagessen mit der Familie 14:00 - 15:00 Mittagsschlaf, dann Korrekturen an der Arbeit und um 19:00 Arbeitsschluss. Es waren nicht die schlechtesten, die so gearbeitet haben - vielleicht auch aus Schutz vor sich selbst und als sicherer Halt.
Keine der verschiedenen Außenseiterschemata trifft auf alle zu.
Jede/r muss individuell beurteilt werden, soweit das in einem großen Zeitabstand noch möglich ist.
Und man darf auch nicht vergessen, dass die echten Zeitzeugen kaum je unbeeinflusst berichten konnten. Entweder sie waren dem Genie sehr nahe, dann war ihr Leben sicherlich auf die eine oder andere Art mit ihm verwoben, oder sie waren nicht nahe genug, dann beruhen ihren Berichte (wie es auch heute meist ist) eher auf Gehörtgesagtem, als auf echtem Wissen. Oder sie waren aus verschiedenen Gründen abhängig vom „Meister“ selbst oder von denen, von denen auch der „Meister“ abhängig war.
Es gibt so viele Aspekte unter denen man einen großen Künstler in punkto Außenseitertum beurteilen kann.
Da muss die Fragestellung schon recht präzise sein, um eventuell Auskunft geben zu können.
Gruß, Maresa
Dass Michelangelos „verrückt“ gewesen sein soll, das habe ich nicht behauptet. Im Gegenteil. Ich denke, er war ein Genie. Trotzdem - so scheint mir - war er war ein Außenseiter. Aus seinen Gedichten geht hervor, dass er unter den Menschen gelitten hat und dass er einsam war.
Gruß,
Lothar
Hi,
Dass Michelangelos „verrückt“ gewesen sein soll, das habe ich
nicht behauptet. Im Gegenteil. Ich denke, er war ein Genie.
Das sich das nicht ausschließen muss, ist klar.
Trotzdem - so scheint mir - war er war ein Außenseiter. Aus
seinen Gedichten geht hervor, dass er unter den Menschen
gelitten hat und dass er einsam war
Nicht jeder, der unter Menschen leidet ist ein Außenseiter und wäre jeder Einsame einer,
die Welt wäre überlaufen von Außenseitern.
Ich bleibe dabei, du musst schon besser definieren, was du unter Außenseitertum verstehst.
Gruß, Maresa
Michelangelo
Hallo,
der Mann hieß Michelangelo Buonarroti.
Ich weiß nicht, ob irgendwo die Nebenform „Michelangelos“ auftaucht, gebräuchlich ist sie nicht.
Viele Grüße,
Jule
Mir scheint, es geht dir um anderes als um die Beantwortung meiner Frage. Doch sei es darum.
Moin,
Mir scheint, es geht dir um anderes als um die Beantwortung
meiner Frage. Doch sei es darum.
jeh nuh, wenn Du unpräzise fragst, darfst Du Dich auch nicht wundern, wenn Du nicht die Antworten kriegst, die Du gerne hören möchtest.
Wenn Du dann bei (berechtigten) Nachfragen so zickig zeigst, darfst Du Dich nicht wundern, wenn die Lust Dir zu antworten nicht steigt.
Gandalf
Mir scheint, es geht dir um anderes als um die Beantwortung
meiner Frage. Doch sei es darum.
Das mag sein. Auf jeden Fall geht es mir um präzise Fragen.
Hallo Logos,
in dem Sinne, dass Michelangelo ein workaholic war, kann man ihn wohl als Außenseiter bezeichnen. Es soll täglich sehr lange gearbeitet und sich wenig um sein Äußeres gekümmert haben (im Gegensatz zu Leonardo oder Raffael). Feste soll er wohl eher gemieden haben.
Das war damals nicht üblich.
Gruß, Anke.
Es stimmt, dass Michelangelo ein einsames Leben führte. Er war jedoch ein hochgebildeter Mann, der einige Jahre seiner Jugend im Hause der Medici verbrachte. Lorenzo de Medici, ein umfassend gebildeter Mann, hatte sein Genie früh erkannt und ihn in sein Haus aufgenommen. Der Palast Medici war ein Zentrum für Kunst, Poesie und Philosophie im Florenz der damaligen Zeit und vermittelte Michelangelo eine umfassende Bildung. Er war mehr als ein Bildhauer. Das erste Aufsehen erregte sein David, den er als junger Mann aus einem Marmorblock geschaffen hatte, der von einem anderen Künstler bearbeitet und als ungeeignet beiseite getan worden war. Danach schuf er große Skulpturen wie den Moses, und die Sklaven, die für ein Grabmal des Papstes Julius II vorgesehen waren, das aber nie vollendet wurde. Der Papst Julius II stellete immer wieder die Zahlungen ein. Wenn man die unvollendeten Sklaven betrachtet, meint man, er habe sie aus dem Marmorblock herausgeholt, als wären sie darin gefangen gewesen. Sehr berühmte Werke sind die 4 Skulpturen der Mater dolorosa, die er als junger Mann, in mittleren Jahren und im hohen Alter schuf. Aus der großen Anzahl seiner Marmorarbeiten sind dies nur einige Beispiele. Er arbeitete fast immer ohne Gehilfen und mit ungeheurer körpericher Kraft. Ein große Herausforderung war für ihn der Auftrag, die Decke der Sixtinischen Kapelle auszumalen. Sie umfasst Szenen aus dem alten Testament, die Erschaffung der Welt (sehr bekannt ist die Erschaffung Adams), dazu Propheten, Sibyllen und unendlich viele andere Gestalten. Allein die Aufteilung der Decke und die Maltechnik, als sei sie stark gewölbt, sind genial. Er musste dafür auf einem hohen Gestell arbeiten, den Kopf nach hinten gebeugt, was eine völlig unphysiologische Haltung bedeutete, die ungeheuer belastend war. Obwohl er sich eigentlich nicht als Maler betrachtete, schuf er ein Kunstwerk, das einmalig in der Welt ist. Michelangelo war viel bewundert und keineswegs verachtet, jedoch wegen seines störrischen Verhaltens und seiner wenig schönen Physiognomie auch nicht geliebt. Er lebte einzig seiner Kunst und hatte kein Bedürfnis nach Geselligkeit. Ich hoffe, einen kleinen Beitrag geleistet zu haben. Es gäbe unendlich viel über diesen einzigartigen Künstler zu berichten. Auf jeden Fall lohnt es sich, sich mit ihm zu befassen. Dann bleibt nur das Staunen und die Bewunderung eines eizigartigen Genies.