War Schillers Elternhaus zu seiner Geburtszeit verputzt oder war das Fachwerk sichtbar?

Es gibt verschiedene Darstellungen, aber alle sind nach 1759 entstanden.

Was hat das jetzt mit Literatur zu tun?

Friedrich Schiller, Dichter und so, weißt du? :wink:

Aha. Und wenn demnächst die Frage aufkommt, wie er sich die Fingernägel gesäubert hat, ist das sicher auch eine Literaturfrage. Verstehe :smirk:

Man kann die Einteilung hier aber schon anders verstehen, bzw. für sich selbst nutzen, nämlich die Frage dort stellen, wo am ehesten jemand mitliest, der von der Thematik Ahnung hat. Wo ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine Antwort weiß, größer - bei Geschichte / Architektur/ Touristik / … oder eben bei Literatur, wo sich jemand mit Schiller auskennt?

Grüße
Siboniwe

1 Like

Wir hatten in NRW auch mal einen Finanzminister, der Schiller hieß. Da ihn kaum noch jemand kennt, wäre also eine Frage nach ihm am besten hier aufgehoben?

Ne, sorry!

Schönste Grüße
Ann da Cava

Aus eigener Erfahrung- setz dich an dem Ort wo das Häuschen steht, mit der Tourismuszentrale zusammen und erfrage das von den Stadtführern dort!

Wir waren letztens in Bamberg bei einer Stadtführung und da wurde genau darüber geredet und über sätmliche Häuser wusste man was zum Thema „Verputzen“ zu sagen.
Bei Schillers-Häuschen wissen die es ganz bestimmt!

ABER- falsches Brett, wie du sicher schon gemerkt hast :wink:

Ne, sorry ebenso.
Bei fast allen Fragen setzen wir voraus und die Chancen, dass es sich um Friedrich Schiller handelt (AUCH weil es im Literaturbrett gefragt wird), sind schon groß.

Was es nun mit Literatur zu tun hat, wenn du darauf bestehen willst, möchte ich an positivistische Literaturkritik erinnern, wo auch Einzelheiten des realen Lebens eines Schriftstellers ausgebreitet wurden, um darauf Interpretationen des Werks abzuleiten.

Ich halte nichts davon, hier dauern Arroganz hervorzukehren (was ich auch öfter, vielleicht zu oft mache) und mit Genuss an einer Frage herumzukritteln (was ich auch öfter, vielleicht zu oft, mache), anstatt zu helfen oder aus Ehrlichkeit (weil ich nichts dazu beitragen kann) eine Frage einfach unkommentiert zu lassen.

Grüße
Siboniwe

Aus eigener Erfahrung - das ist nicht notwendig. Das Häuschen - hier das mittlere

(eigenes Foto)

  • hat eine recht zutrauliche Kustodin, mit der ich angelegentlich eines Marbach-Besuchs einen anregenden Schwatz über Rüdiger Safranskis Schiller-Biografie hatte (die sie, anders als ich, nicht sonderlich schätzt). Die dürfte auf die Frage die kompetenteste Auskunft geben können. Falls persönlicher Kontakt nicht möglich: [email protected]

Es ist durchaus möglich, dass das Fachwerk des nach 1693 (Stadtbrand) erbauten Hauses schon 1759 verputzt war - etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dies zunehmend in Württemberg durch Brandschutzordnungen gefordert. Ob das freilich in Marbach so früh schon der Fall war, weiss ich nicht.

Gut möglich, dass das gar nicht mehr zu klären ist - Schillers Geburtshaus wurde erst 1812 (also 7 Jahre nach Schillers Tod) durch Befragung älterer Einwohner, die sich an die junge Familie noch erinnerten, ermittelt. Ob der bauliche Zustand da noch derselbe war wie gut 50 Jahre zuvor, war damals noch nicht von größerem Interesse.

Man könnte vermuten, dass das Haus erst zwischen 1840 (Datum dieses Stichs):

  • und 1859 (Datum dieses Stichs):
    https://pictures.abebooks.com/CPAULUSCH/md/md22769444174.jpg
    verputzt wurde. Allerdings sagt das Datum des Stichs nichts verläßliches über die Entstehungszeit des als Vorlage dienenden Bildes aus. Nur wenig jüngere Stiche zeigen schon wieder Fachwerk - wobei da durchaus auch Fantasie mit im Spiel zu sein scheint, wie bei diesem Stich von 1843, der wiederum als Vorlage für einen jüngeren Stich von 1869 herhalten musste:
    https://pictures.abebooks.com/CPAULUSCH/md/md22769444039.jpg
  • man beachte das merkwürdige Fachwerk, insbesondere im Erdgeschoß(!), wo es absolut nichts verloren hat.

Freundliche Grüße,
Ralf

7 Like

Tolle Infos!! :smile:

Gehört Biografisches nicht zur Literaturwissenschaft?

Ich werde zu Schillers 260. Geburtsjubiläum einen kleinen Vortrag in einem historischen Verein halten und möchte möglichst authentische Abbildungen zeigen (z. B. eine Silhouette des jungen Schiller).

1 Like

Danke. 1859 wurde das Fachwerk freigelegt, weil man dachte, dass dies der Zustand zum Zeitpunkt von Schillers Geburt gewesen war. Das folgende Gemälde entstand 1830. Es ist die älteste Darstellung, die ich kenne.

c-birgit-ebbert-IMG_0422

Bildquelle: http://www.birgit-ebbert-blog.de/schiller-geburtshaus-in-marbach

3 Like

Hallo Ralf,

dagegen spricht, dass das Fachwerk abgesehen von dem Ochsenauge oben im Giebel recht einfach und funktionell aufgebaut ist und nur grade so viel Holz verwendet, wie gebraucht wird. Beides spricht gegen ein Schaufachwerk und dafür, dass das Haus bereits beim Bau verputzt wurde.

Schöne Grüße

MM

Bedenkenswertes Argument - zumal dem Bau ja eine größere Brandkatastophe voranging und man damals durchaus wusste, dass Verputz in dieser Hinsicht eine sinnvolle Präventivmaßnahme ist.

Ansonsten - unter uns Bacchanten sei die Anmerkung erlaubt - ist das Schillerhaus unter den Pilgerzielen der Marbacher Altstadt lediglich eines zweiten Ranges würdig. Jedenfalls, solange Herr Baader (ich hoffe, er ist noch nicht im Ruhestand) in der alten, in der Mittleren Holdergasse gelegenen Salzscheuer noch eigenhändig sein wohlschmeckendes und bekömmliches Bier braut und ausschenkt. Das mundet allemal besser als der lokale Semsekrebsler …

Gruß,
Ralf

2 Like