Weitsicht ist gefragt
Vielleicht wirke ich bei solchen gesprächen ja auch falsch auf
sie ein.
Ich will ja das sie mit der ganzen Situation best möglich
umzugehen lern.
Dann solltest Du nicht versuchen, ihr beizubringen, daß sie ihrer Mutter zu sagen hat, was sie zu tun und zu lassen hat und sie auch nicht in ihrer Einschätzung bestärken.
Die Frage ist zunächst einmal, warum Deiner Tochter nicht gefällt, was sie sieht. Ich würde darauf tippen, daß sie die Küsse als Zeichen der Zuneigung und Zugehörigkeit versteht (was sie ja auch sind) und befürchtet, die Liebe ihrer Mutter mit jemandem teilen zu müssen. Du als Vater hast eine Sonderrolle, denn Du warst/bist Teil der Familie und damit keine Konkurrenz für das Kind.
Die Rollen waren insofern verteilt (falls sie Euch überhaupt bewußt als Paar kennengelernt hat, das Zärtlichkeiten austauschte (keine Ahnung, wie die Zeit vor der Trennung war und wie alt sie damals war)). Nun nagt da ein „Fremder“ an ihrer Mutter herum, dem sie wahrscheinlich auch anderweitig im Moment sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Das löst eine Unsicherheit aus, die sie vermutlich mit ihren zwei Jahren noch nicht recht in Worte („ich bin eifersüchtig“) fassen kann.
Darüber solltest Du (wenn Dir tatsächlich primär das Wohl der Kinder am Herzen liegt) mit Deiner Exfrau reden und zwar ohne, daß Deine eigenen Gefühle da hineinspielen, denn andernfalls wird das eh nichts. Mein Ratschlag an sie lautet, die Sache langsam angehen zu lassen (d.h. körperliche Nähe ein wenig zurückhaltend zu suchen) und darauf zu achten, die Kinder nicht zu Lasten ihres neuen Freundes zu benachteiligen und sich ggfs. sogar mehr um sie zu kümmern als bisher.
Außerdem sollte sie versuchen, ihren Freund langsam (d.h. passend zur Ernsthaftigkeit der Beziehung und zum Verhältnis des Mannes zu den Kindern) in den Alltag zu integrieren, ihm Aufgaben (auch im Hinblick auf die Versorgung/Beschäftigung mit den Kindern) zu übertragen und auf diese Verteilung auch in zunehmendem Maße zu beharren, wenn die Kinder darauf beharren, daß diese Aufgaben der Mutter erledigt werden wollen.
Sofern die Beziehung auf Dauer ausgelegt ist, müssen die Kindern lernen und akzeptieren, daß die Familie sich nun neu sortiert. Auf die Wünsche der Kinder kann man in dem Zusammenhang Rücksicht nehmen, nur sollte man sich von ihnen auch keine Vorschriften machen lassen.
Ob Du Bock darauf hast, Deiner Exfrau derartige Ratschläge insbesondere bzgl. des Verhalten zu ihrem neuen Freund zu erteilen, steht auf einem anderen Blatt. Verlockend klingt es sicher nicht, seiner ehemaligen Partnerin dabei zu helfen, wie ihr neuer Partner besser mit den eigenen Kindern zurechtkommt und sie ihre neue Beziehung kinderkompatibel gestaltet. Wie Du das für Dich regelst und ob Du Dein Privatvergnügen oder das Wohl Deiner Kinder (das pikanterweise auch das Deiner Exfrau und ihres Freundes ist) in den Vordergrund stellst, mußt Du selbst entscheiden.
Hm… wir waren „lange“ verheiratet, haben zwei bezaubernde
kinder MITEINANDER und verstehen uns eigentlich sehr gut.
Ich denke da sollte man auch nach einer Trennung noch in der
Lage sein „an einem Strang zu ziehen“.
Der Strang kann aber nicht so aussehen, daß sie ihren neuen Partner wie einen Fremden behandelt. Man muß natürlich auch nicht gleich am Anfang ständig vor den Augen der Kinder übereinander herfallen. Kinder sind aber nicht blöd, sondern bekommen auch in dem Alter sehr schnell mit, wie die Beziehung zwischen Menschen aussieht (ohne zwangsläufig zu verstehen, was eine Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau ist).
Will sagen: sie nehmen auch ohne Zärtlichkeiten wahr, daß sich Deine Exfrau und ihr Freund gut verstehen und daß da im Verlauf der Zeit eine zweite Papa-Figur entsteht. Man muß es ihnen aber auch nicht mit der Holzhammermethode beibringen.
Kann es also keine negativen Auswirkungen auf die kinder haben
wenn sie zB den neuen Partner ablehnen (was ja zunächst völlig
normal erscheint) und treffen mit ihm verweigern und trotzdem
„mitgeschleppt“ werden?
Der Mann ist für Deine Kinder nicht in erster Linie ein neuer Partner Deiner Exfrau (erst recht nicht für die jüngere), sondern eine Person, die auf einmal in ihrem Leben ist und um die Liebe und Zuwendung der Mutter konkurriert. Damit werden sie sich aber arrangieren müssen und können, wenn ihre Mutter (und natürlich auch ihr Freund) sich richtig verhält, d.h. die Kinder eben nicht zu Gunsten ihres Freundes vernachlässigt - und gleichzeitig Du sie nicht darin bestärkst, daß dort etwas falsches stattfindet, daß unterbunden gehört.
Ist die devise in einer solchen konstelation eher „viel hilft
viel“ oder lieber „kommt zeit kommt rat“?
Kommt Zeit, kommen Integration und Gewöhnung. Beides bedarf Fingerspitzengefühl und einer feinen Antenne. Kinder ticken in der Hinsicht auch nicht immer erwartungsgemäß. Man darf getrost davon ausgehen, daß es gelegentlich einen abrupten Wechsel der Stimmung gibt, d.h. mal ist es absolut in Ordnung, wenn der neue Freund dort herumläuft und am Leben teilnimmt und genauso kann es zwischendurch zu Gefühlsausbrüchen und einer totalen Verweigerung kommen. Da müssen dann alle durch.
Das letzte, was alle Beteiligten gebrauchen können, ist ein Exmann, der auch noch in diese Kerbe schlägt und den Kindern den Eindruck vermittelt, daß der neue Mann ein Fremdkörper ist, den es abzustoßen gilt. Es ist nämlich nicht zu erwarten, daß sie sich von ihm trennt, nur weil die Kinder (phasenweise) ein Problem mit ihm haben. Je mehr Du sie darin bestärkst, daß das, was sich da abspielt, falsch ist und daß Protest angesagt ist, desto schwerer werden sie es haben. Besser wäre es also, ihnen zu erklären, daß das, was da passiert normal ist, nichts an der Liebe von Vater und Mutter zu den Kindern ändert und daß es eben auch Familien gibt, bei denen Papa und Mama getrennt leben und ein zusätzlicher Papa bei der Mutter lebt.
Und noch einmal: niemand erwartet von Dir, daß Du Spaß an der ganzen Nummer hast. Nur wird es sich nicht vermeiden lassen, daß Du damit lernst, umzugehen. Der Versuch, einen Keil zwischen die beiden zu treiben, wird nach hinten losgehen, weil Du schlichtweg einen zeitlichen Nachteil hast, denn Deine Kinder werden mit Deiner Exfrau und ihrem Freund über kurz oder lang mehr Zeit verbringen als mit Dir. Wenn die beiden merken, daß Du gegen sie schießt, wird es ihnen ein leichtes sein, bei Deinen Kindern ein schlechtes Wort für Dich einzulegen.
Abschließend: Ihr müßt Euch noch etwa 20 Jahre lang arrangieren. Das gilt für Euch alle drei. So wenig Du Bock darauf hast, daß Deine Frau einen Freund hat, so wenig hat der Bock darauf, daß Du noch jahrzehntelang in ihrem Leben herumturnst. Macht Euch die Sache also nicht schwerer als sie ohnehin schon ist.
Gruß
C.