WARUM den Monatsbabschluss am 3. Werktag?

Hi,

bezugnehmend auf meine heutige Diskussion in der Arbeit hoffe ich auf Rat in diesem Forum.

Der Monatsabschluss in meiner neuen Firma ist fertig am 25.(!!!) des Folgemonats und ich habe erwähnt, dass in meinen vorigen Firmen und es generell Gang und Gäbe ist, den Monatsabschluss am WD3 oder am WD4 zu haben.

Wurde ich gleich gekontert, welchen Mehrwert ich mir davon erhoffe, denn mit dem „Spättermin“ habe ich mehr eingelangte Rechnungen zur Verfügung, mache weniger vage Schätzungen, was an Rechnungssummen kommen könnten, mache weniger Abgrenzungen und bin somit an der finanziellen Wahrheit viel näher dran.

Mein Einwand, dass wir aber diesen „you are here“ overview über die finanzielle Lage des Unternehmens dann schon wesentlich früher hätten, wurde wieder abgeschmettert mit, dass ich ein Beispiel nennen soll, was ich am 4.
Werktag besser und schneller im Sinne der Unternehmenssteuerung entscheiden könnte als am ~17./18. Werktag eines Monats …

… tja, und jetzt schreibe ich hier in dieses Forum und suche nach Argumenten, warum es besser ist ungefähre Zahlen am 3. oder 4. Werktag anstatt viel akkuratere Zahlen am 25. eines Monats bzw. 17./18. Werktag zu haben.

Gibt es überhaupt Pro Argumente WARUM ich den Monatsbabschluss bis zum 3. oder 4. erstellen möchte?
Jedes Feedback und jede Perspektive ist herzlich willkommen und vielen Dank im Vorhinein.

Den Abschluss früh zu haben ist natürlich schön, denn dann kann man schnell auf Entwicklungen reagieren, wenn beispielsweise bestimmte Kosten aus dem Ruder laufen o.ä.

Allerdings ist die Umsetzung eher schwierig. Natürlich gibt es hervorragend aufgestellte Unternehmen, beispielsweise große Einzelhändler, die ihre Warenwirtschaftssystem so gut ausgebaut haben, dass sie auch Tagesabschlüsse auf Knopfdruck erhalten und beispielsweise im Weihnachtsgeschäft sofort auf Umsatzschwankungen mit Maßnahmen reagieren können.

Der typische Mittelständler ist davon jedoch weit entfernt.

Ich habe solche kurzfristigen Monatsabschlüsse gelegentlich bei Töchtern amerikanischer Firmen „erlebt“, da war es sehr wichtig, superschnell Zahlen zu liefern. Die Amis stehen auf sowas. Die Qualität der Zahlen war jedoch unterirdisch schlecht, weil natürlich noch nicht alle Geschäftsvorfälle erfasst waren, weil Abgrenzungen nicht sorgfältig vorgenommen werden konnten u.s.w.

Es ist also ein Spagat zwischen Qualität und Tempo, der individuell zu entscheiden ist.

Beides zusammen geht vielleicht, kostet aber richtig Mühe und damit auch Geld.

die istwerte (rechnungsausgang, rechnungseingang, auftragsbestand, auftragseingang, zahlungsein- und ausgang usw.) sind am 1. des folgemonats bekannt.
was sollte sich da, seriöses handeln bei rechnungslegung beispielsweise vorausgesetzt, bis zum 28. des folgemonats großartig ändern?
diese zahlen gebe ich an und ein.
im nächsten monat wieder.

das - eigentliche - problem sind in diesem zusammenhang die planwerte (für eigentümer, banken, aktionäre) der folgemonate. und deren zielsicheres eintreffen. ein einzelner monatsabschluss ist da völlig uninteressant (wenn man nicht an einer bevorstehenden insolvenz dahinschrammelt).

naja, der frühere zeitpunkt. wenn ich früher auf eine fehlentwicklung reagiere, dann wird sich der laufende schaden eher begrenzen lassen.

um welche branche/unternehmensform und -größe handelt es sich denn in etwa?

pasquino

Servus,

Nein. Dabei kann nur Huddel herauskommen, wenn man sowas macht.

Du machst zwei Fehler:

(1) Du hechelst mit hängender Zunge den Börsensklaven hinterdrein, die grundsätzlich grottenfalsche Abschlüsse möglichst am ersten Tag nach Stichtag veröffentlichen. Das ist Unsinn - richtige Werte brauchen Zeit, nicht nur zum Erfassen aller relevanten Eingangsrechnungen. Der 25. des Folgemonats ist gut geeignet als Termin für einen Monatsabschluss mit sauberen Abgrenzungen und brauchbaren Werten.

(2) Du versuchst, Informationen aus den Monatsabschlüssen zu ziehen, die Du eigentlich viel früher und täglich, maximal wöchentlich brauchst. Denk Dir lieber geeignete Instrumente für ein tages- und wochengenaues, sehr schnelles und zeitnahes Berichtswesen aus, die auf die Informationen und Entscheidungen zugeschnitten sind, die viel schneller als irgendwelche Abschlüsse sein müssen. Die Werte dafür findest Du mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mehr oder weniger alle oberhalb des Rohertrags.

Welche Werte das sind, hängt von der Aktivität ab, um die es da geht. Beispiel: Umsatzzahlen im Textileinzelhandel sind unbrauchbar, wenn man nur den Wochentag kennt und nicht auch die Außentemperatur um 11 Uhr.

Schöne Grüße

MM

Echt? Du bist kein Buchhalter, oder? Dann lass das Antworten einfach.

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die thread-frage ist wohl nicht an buchhalter gerichtet.
diese liefern ist-daten, mehr halt nicht.
es ist wohl eher eine strategische frage imho.

pasquino

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Aha.

Hast Du Dich denn mal damit beschäftigt, wie und welche Verbindlichkeiten zum Stichtag auszuweisen sind?

Noja, z.B. die Abrechnungen des Energie- und Ferndampfversorgers für den Monat könnten zum Bleistift ein paar zigtausend Euro ausmachen, ist das schlimm?

Die Begriffe AfA - Teilwertabschreibung - Inventurdifferenz - Vorratsbewertung - Aufträge in Arbeit - Einzelwertberichtigung - Aktive Rechnungsabgrenzung - Latente Steuern - Passive Rechnungsabgrenzung - Rückstellung - Sonstige Verbindlichkeit sind Dir hoffentlich wenigstens nicht so ganz fremd, wenn Du mir jetzt gleich einen Ablaufplan vorlegen wirst, wie ein Abschluss innerhalb eines halben Arbeitstages aufzustellen ist?

Schöne Grüße

MM

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naja, es könnte auch der 13. des übernächsten monats sein, der geeignet ist als termin mit sauberen abgrenzungen und brauchbaren werten

macht er nicht.

es ist lediglich eine frage der abgrenzungskriterien und der konstanz in der erfassung.

pasquino

Sie liefern das komplette Zahlenwerk aka Bilanz und GuV für einen Abschluss.

Das großzügige „strategische“ Erfinden von Wunschwerten und Wegstreichen von unerwünschten „Ausreißern“, generell alle Buchungen ohne Gegenkonto, überlassen sie den Träumern aus der Kostenrechnung. Die können aber keine Abschlüsse machen, weder per Monat noch per Jahr; als geübte Träumer und Poeten allenfalls hübsche Lageberichte dazu beisteuern, auch die muss jemand machen.

Schöne Grüße

MM

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Stümpt.

Einen „Monatsabschluss“ für einen italiänischen Änderungsschneider kann man in „Echtzeit“ rauslassen. Aber das ist halt kein Abschluss.

@darthsofti hat nicht nach einer Überschussrechnung gefragt, wenn ich richtig lese.

Schöne Grüße

MM

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ist doch nicht interessant für mich.

ich arbeite - seit fast zwei jahrzehnten - in einem von dir grundsätzlich kritisierten unternehmen, welches der ifrs unterliegt.
dort sind stichtage und abgrenzungen sehr genau, um nicht zu sagen, auf die stunde definiert. sehr sehr zeitnah. monat für monat. konstant. auch für mich.
dort werden von der buchhaltung die ist-werte erfasst , und andere - u. a. mein job - liefern die notwendigen planwerte für viele folgemonate und den betreffenden monat zur abgrenzung.

ich muss mich nicht um um buchungsvorgänge kümmern, nur planzahlen liefern und die abteilung controlling erstellt den bericht aus allem.

es hat jetzt lange funktioniert. und man kann, wenn man denn will und nicht von konservativen buchhaltern eingeschränkt wird, selbstverständlich zu beginn des folgemonats ein ergebnis abliefern. in jeder art von unternehmen oder firma.

pasquino

Sicher. Aber vorher muss man die entsprechende IT, die Abläufe und das Personal haben. Kostet dann auch was.

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ich habe weder dich, noch dr. soon noch eure qualifikation oder die jobs an sich kritisiert.
unternehmerischer erfolg hängt aber grundsätzlich nicht von eurer und/oder meiner persönlichen leistung alleine ab.
was wie gebucht wird ist eure aufgabe, ich habe meine, und am ende sollten wir erfolgreich, persönlich zufrieden sein.
und was die ausgangsfrage anbelangt, ist meine schlichte meinung, dass es tatsächlich nur eine frage einer gemeinsamen vereinbarung ist, zu welchem zeitpunkt die abgrenzung erfolgt. es gibt hier keine allgemein gültigen „gesetze“.

pasquino

grundsätzlich ja und grundsätzlich nein.
selbstverständlich muss man die ressourcen haben, um etwas in einer bestimmten zeit zu erledigen. das war aber nicht der kern der ursprungsfrage. dort geht es lediglich um die frage, ob man bei vorhandenen ressourcen die aufgabe am tag x oder y erledigt.

pasquino

Als ich mich mit IFRS zum ersten mal beschäftigte - und das ist so knapp 25 Jahre her - kam ich für mich zu einem Ergebnis, das ich fortan einige Jahre und Revisionen mit mir herumtrug, bis ich das Glück hatte, ein Seminar bei einem der deutschen Rechnungslegungspäpste aus der Praxis besuchen zu dürfen. Dort konnte ich mein Ergebnis endlich einem Experten präsentieren, das da lautete: nach IFRS kann man alles bilanzieren; entscheidend ist nur, das man es begründen kann. Was soll ich sagen: der Mann hat mir recht gegeben. Natürlich kann man Zahlen nach IFRS ratzfatz raushauen, wenn man die IT entsprechend gefüttert und programmiert hat, aber mit „richtig“ hat das alles nichts zu tun. Das ist in dem Sinne keine Kritik an denen, die IFRS anwenden, sondern an denen, die die Regeln erfinden und denen, die daran glauben. Gerade bei IFRS, wo man weniger mit Buchwerten hantiert, sondern mit bewerteten Positionen, ist die Geschwindigkeit, mit der die Zahlen rausgehauen werden, ein wenig hilfreicher Begleiter.

Oder anders: die unheilige Allianz aus Beliebigkeit, „Marktwerten“ und „zeitnaher Berichterstattung“ hat uns viele Unternehmenskrisen und nicht zuletzt auch die Finanzkrise beschert.

Nur mein kleines Wort zum Donnerstag.

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Noja, dann kannst Du beim Thema „Monatsabschluss“ wohl nicht gut mitreden, wenn Du Dich nicht mit Monatsabschlüssen beschäftigst.

Schöne Grüße

MM

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Vielen Dank für die angeregte Diskussion, es war interessant die unterschiedlichen Facetten und Perspektiven (vorallem jene mit komplett konträrer Meinung) mal gelesen und verstanden zu haben - letztendlich war das genau das, was ich mir erhofft habe :grimacing: - Top :thumbsup:

die Frage war eigentlich: was rechtfertigt ein relativ großer Aufwand und Resourceneinsatz, um den Monatsabschluss/Lagebericht statt am 25. eines Monats schon am 3. oder 4. Werktag zu haben.

Meine bisherige Erkenntnis ist: wenn es weder regulatorische oder gesetzliche Vorgaben gibt, noch der Wunsch des/der Eigentümers/Geschäftsführung/Aktionäre dahingehend geäußert wird, dann gibt es eigentlich nur einen Grund, den Monatsabschluss so früh wie möglich zu haben: Nämlich um Fehlentwicklungen rascher zu entdecken und Gegensteuerungsmaßnahmen früher zu ergreifen.
Das wird jedoch relativiert, wenn man in einem relativ stabilen Geschäftsbereich ohne volatile Schwankungen tätig ist, weil dann gibt es anscheinend gar keinen Grund sich abzuhetzen und best practice wäre beim 25. zu bleiben.

Da sage ich doch mal ganz ketzerisch, daß der Monatsabschluß eigentlich kein Instrument der Früherkennung und des Managementreportings sein sollte, sondern daß es dafür andere, geeignetere Instrumente gibt, die zudem schneller reagieren.

Welche das sind, hängt natürlich von der Branche und dem Unternehmen ab. Beim Handel könnten das bspw. die täglichen Umsätze, die Zahl bzw. das Volumen der geplatzten Lastschriften, der Krankenstand oder die Ausnutzung der Bankkreditlinien sein. Alles Informationen, die werktäglich spätestens am nächsten Arbeitstag verfügbar sind und sich wunderbar auch über mehrere Betriebsstätten (sofern erforderlich) aggregieren lassen.

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Hängt wohl auch von der Granularität des Berichtswesens ab, aber ja, spezielle, vertiefende Analysereports auf den jeweiligen Geschäftsbereich zurechtgeschnitten sind wohl effektiver