Mal wieder die EU retten…
Hallo Heinz!
Deine Frage ist also, was der Vorteil eines gemeinsamen Binnenmarktes und einer politischen Union gegenüber einer Freihandelszone (a la EFTA) ist.
Die ersten Schritte der heutigen Union, also die EGKS, beruhten auf der Erfahrung des WWII. Die EGKS war, im Gegensatz zur Freihandelszone, ein Stabilisator für Frieden, da die strategischen Ressourcen nicht frei gehandelt, sondern überstaatlich verwaltet wurden. Dies nur vorab…
Entscheidend ist für deine Frage der Punkt, warum die heutige Union sich von der Freihandelszone weiter entwickeln wollte. Die Wende trat während der Zeit der „Eurosklerose“ (80er) mit dem sog. „Binnenmarktprojekt“ ein.
Wie kam es dazu?
Europa fühlte sich zu dieser Zeit mehr und mehr unfähig gegen andere global Player wie USA und Japan zu konkurrieren. Sowohl wirtschaftlich als auch wissenschaftlich hielt man sich für rückständig. Politisch war es eine Zeit der Krise, überhaupt auf europäischer Ebene. Auch war es eine Zeit, in der Wirtschaftsverbände (in diesem Fall überhaupt der ERT, der den Binnenmarkt stark forcierte) großen Einfluss auf die Entwicklung nahmen.
In Europa wurden (grob gesagt) zwei Lösungswege und ein Vermeidungsweg entwickelt. Der erste Lösungsweg war die Erweiterung von einer Freihandelszone zu einem gemeinsamen Binnenmarkt. Das heißt vor allem, dass vorhandene Handelshemmnisse einer Freihandelszone (wie unterschiedliche Normen, Nichtanerkennung von Produktionsarten, Nichtanerkennung von Ausbildungen, etc.) aufgehoben werden sollen.
Der zweite Lösungsweg war ein eher radikaler Umbau des Wohlfahrtsstaates, wie in Großbritannien geschehen. Deswegen gab es auch damals in GB kein Bedürfnis nach einem Binnenmarkt.
Die Vermeidung war die Beibehaltung einer Freihandelszone. Hier wäre dann die EFTA anzuführen.
Aber warum wurde von den meisten der Binnenmarkt gewählt?
Die Wirtschaft (hier besonders der ERT) forderten es. Die nationalstaatlichen Regierungen suchten verzweifelt einen Weg aus der Krise (also nicht EFTA), ohne den Wohlfahrtsstaat anzugehen (also nicht Thatcherismus). Die Kommission wollte (was auch ihr Auftrag war) den gemeinsamen Binnenmarkt (der ja vertraglich schon ein alter Hut war, nur faktisch noch nicht existierte) verwirklichen.
Die gemeinsame Währung (weil von dir auch indirekt angesprochen) diente auch mehreren Zielen. Wirtschaftlich wären die wegfallenden Wechselkursschwankungen und die bessere Vergleichbarkeit zu nennen. Politisch ist es auch ein weiterer Schritt Richtung Friedenssicherung (nachdem Kohle und Stahl nicht mehr so wichtig sind).
Das Herr Müller im Urlaub auf Mallorca kein Geld mehr wechseln muss, ist dagegen nur ein Nebeneffekt.
Ein weiterer Aspekt, der die heutige Union prägen sollte, ist das, was wir unter Globalisierung verstehen. Hintergedanke einer politischen Union ist, die für die Nationalstaat nicht abwendbaren negativen Auswirkungen der Globalisierung auf transnationaler Ebene lösen zu können.
Was man sich also von der EU erhoffte: Frieden, Prosperität und Machterhalt.
Viele Grüße,
Hannes