Warum denn keine Freihandelszone?

Hallo,

kann mir mal jemand wirklich plausibel erklären, warum wir nicht einfach eine Freihandelszone a la EWG in Europa haben und der Rest wie gehabt.
Mit starker Währung, einem Markt von 80 Mill Menschen, an dem keine Land der Welt vorbei kann und vor allem einer EU in dem wir nicht mit unseren Beiträgen an diese Organistion unsere eigene Arbeitsplatzvernichtung noch subventionieren?

Als Personalberater für Führungskräfte stehe ich in erster Reihe bei diesem Thema, bin gepannt ob mir einer das wirklich erklären kann, warum hier Familien und Existenzen vernichtet werden, damit in der Slowakei oder Polen mit unserem Geld alternative Positionen geschaffen werden.
Bitte keine der üblichen abgedroschen Phrasen.

Gruss

Heinz

Hallo Heinz,

kann mir mal jemand wirklich plausibel erklären, warum wir
nicht einfach eine Freihandelszone a la EWG in Europa haben
und der Rest wie gehabt.

Einen Teil der Erklärung sehe ich in der deutschen Nachkriegspolitik. Man hat sich nicht getraut, ein starkes und selbstbewusstes Deutschland zu bauen, sondern hat sich an Europa angelehnt.
Nun ist Deutschland zum mit Abstand größten und leistungsfähigsten Land in Europa geworden. Zum leistungsfähigsten durch den Nachkriegsboom und zum größten durch die Wiedervereinigung.
Eine entsprechende Abbildung dieser Größe in der EU-Organisation blieb jedoch aus.
Daher muss nun Deutschland seiner Bevölkerung erklären, weshalb es sich die EU eine derart hohe Summe kosten lässt, während nun klar sichtbar wird, dass CZ, Polen, Ungarn & Co. uns mit unserem eigenen Geld schaden, indem sie Steuer- und Lohndumping ganz offen gegen uns betreiben.

Mit starker Währung, einem Markt von 80 Mill Menschen, an dem
keine Land der Welt vorbei kann und vor allem einer EU in dem
wir nicht mit unseren Beiträgen an diese Organistion unsere
eigene Arbeitsplatzvernichtung noch subventionieren?

S.o. Um die richtigen Ableitungen aus dieser Argumentation zu ziehen, wäre ein gewisses selbstbewusstsein in der deutschen Aussenpolitik und v.a. Europapolitik nötig.
Dies muss man sich nun erkämpfen durch die Wahl einer neuen generation von Politikern, die nicht mehr katzbuckeln, sondern Deutschland als gleichberechtigten Partner in die internationale Staatengemeinschaft integrieren können.

Als Personalberater für Führungskräfte stehe ich in erster
Reihe bei diesem Thema, bin gepannt ob mir einer das wirklich
erklären kann, warum hier Familien und Existenzen vernichtet
werden, damit in der Slowakei oder Polen mit unserem Geld
alternative Positionen geschaffen werden.
Bitte keine der üblichen abgedroschen Phrasen.

Du wirst nichts anderes zu hören bekommen, denn es gibt keine sinnvolle antwort auf Deine Frage.
Es ist ein Absurdum, welches nur durch veränderte Paradigmen in der deutschen Außen- und Europapolitik lösbar ist.

Grüße,

Mathias

Mal wieder die EU retten…
Hallo Heinz!

Deine Frage ist also, was der Vorteil eines gemeinsamen Binnenmarktes und einer politischen Union gegenüber einer Freihandelszone (a la EFTA) ist.

Die ersten Schritte der heutigen Union, also die EGKS, beruhten auf der Erfahrung des WWII. Die EGKS war, im Gegensatz zur Freihandelszone, ein Stabilisator für Frieden, da die strategischen Ressourcen nicht frei gehandelt, sondern überstaatlich verwaltet wurden. Dies nur vorab…

Entscheidend ist für deine Frage der Punkt, warum die heutige Union sich von der Freihandelszone weiter entwickeln wollte. Die Wende trat während der Zeit der „Eurosklerose“ (80er) mit dem sog. „Binnenmarktprojekt“ ein.
Wie kam es dazu?
Europa fühlte sich zu dieser Zeit mehr und mehr unfähig gegen andere global Player wie USA und Japan zu konkurrieren. Sowohl wirtschaftlich als auch wissenschaftlich hielt man sich für rückständig. Politisch war es eine Zeit der Krise, überhaupt auf europäischer Ebene. Auch war es eine Zeit, in der Wirtschaftsverbände (in diesem Fall überhaupt der ERT, der den Binnenmarkt stark forcierte) großen Einfluss auf die Entwicklung nahmen.
In Europa wurden (grob gesagt) zwei Lösungswege und ein Vermeidungsweg entwickelt. Der erste Lösungsweg war die Erweiterung von einer Freihandelszone zu einem gemeinsamen Binnenmarkt. Das heißt vor allem, dass vorhandene Handelshemmnisse einer Freihandelszone (wie unterschiedliche Normen, Nichtanerkennung von Produktionsarten, Nichtanerkennung von Ausbildungen, etc.) aufgehoben werden sollen.
Der zweite Lösungsweg war ein eher radikaler Umbau des Wohlfahrtsstaates, wie in Großbritannien geschehen. Deswegen gab es auch damals in GB kein Bedürfnis nach einem Binnenmarkt.
Die Vermeidung war die Beibehaltung einer Freihandelszone. Hier wäre dann die EFTA anzuführen.
Aber warum wurde von den meisten der Binnenmarkt gewählt?
Die Wirtschaft (hier besonders der ERT) forderten es. Die nationalstaatlichen Regierungen suchten verzweifelt einen Weg aus der Krise (also nicht EFTA), ohne den Wohlfahrtsstaat anzugehen (also nicht Thatcherismus). Die Kommission wollte (was auch ihr Auftrag war) den gemeinsamen Binnenmarkt (der ja vertraglich schon ein alter Hut war, nur faktisch noch nicht existierte) verwirklichen.

Die gemeinsame Währung (weil von dir auch indirekt angesprochen) diente auch mehreren Zielen. Wirtschaftlich wären die wegfallenden Wechselkursschwankungen und die bessere Vergleichbarkeit zu nennen. Politisch ist es auch ein weiterer Schritt Richtung Friedenssicherung (nachdem Kohle und Stahl nicht mehr so wichtig sind).
Das Herr Müller im Urlaub auf Mallorca kein Geld mehr wechseln muss, ist dagegen nur ein Nebeneffekt.

Ein weiterer Aspekt, der die heutige Union prägen sollte, ist das, was wir unter Globalisierung verstehen. Hintergedanke einer politischen Union ist, die für die Nationalstaat nicht abwendbaren negativen Auswirkungen der Globalisierung auf transnationaler Ebene lösen zu können.

Was man sich also von der EU erhoffte: Frieden, Prosperität und Machterhalt.

Viele Grüße,
Hannes