Warum der Dativ? .... treffe er Bürger »voller neuem Wagemut«

Hallo!
Heute war es im Spiegel

Warum steht hier der Dativ?
Was ist „voller“? Ist das ein Adverb? Was macht „er“ an diesem Wort oder mit diesem Wort? Das hat nicht mit dem Komparativ zu tun, oder?

Grüße

Die Regierung habe Enormes vollbracht,
fährt er fort: »Wir haben
127 neue Kraftwerke gebaut. Investoren
auf der ganzen Welt erkennen an,
dass Bangladesch eine der am schnellsten
wachsenden Volkswirtschaften
ist.« Wenn er durchs Land reise, treffe
er Bürger »voller neuem Wagemut«.

Nein, es bedeutet „(ganz) gefüllt mit“ oder „erfüllt von“.
Ein Korb voller Äpfel = Ein Korb gefüllt mit Äpfeln
Eine Truhe voller Goldmünzen
Ein Ritter voller Tatendrang
Die Nachbarin schaute voller Neugier aus dem Fenster.
Ich warte voller Hoffnung auf die Ziehung der Lottozahlen.

Er reist durch das Land und trifft Bürger, die erfüllt sind von neuem Wagemut. (die voll sind von neuem Wagemut)

2 Like

Hallo,

Duden - Richtiges und gutes Deutsch zum Stichwort „voll“:

Gelegentlich wird auch die erstarrte flektierte Form voller gebraucht, wobei das folgende Substantiv ohne Flexionsendung bleibt: Er war voller Misstrauen gegen das Projekt. Die Ministerin konnte voller Stolz von ihren großen Erfolgen berichten.
Tritt ein Attribut hinzu, dann ist der Genitiv vorzuziehen: voller tiefen Misstrauens. Ein Baum voller reifer Äpfel.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass bei einem nachgestellten Attribut voll
mit dem Genitiv oder Dativ verbunden wird …

Gruß

2 Like

Dativ ist zulässig?
Das hätte ich nicht gedacht - und es hört sich auch falsch an.

1 Like

zumindest laut DWDS und Duden

1 Like

Hallo @X_Strom

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod . Damit ist eine Erscheinung perfekt ausgedrückt, die in der deutschen Umgangssprache immer mehr zu finden ist. Anstelle des Genitivs, dessen Formen manchem Deutschen gar nicht mehr geläufig sind, verwendet man den Dativ, z.B. „Das ist dem Nachbarn sein Auto.

Grüße

Ich halte den Dativ bei „voller“ für grundsätzlich falsch.

Gehört das mit zu dem Zitat aus Duden - Richtiges und gutes Deutsch?

Das wäre seltsam, denn im Satz vorher wird ja gerade das Beispiel („voller tiefen Misstrauens“) mit dem Genitiv gezeigt, das Duden als „ist vorzuziehen“ deklariert (was übrigens dem Duden an sich zu sagen nicht zusteht, da er ja deskriptiv und nicht direktiv zu sein hat),

Auch merkwürdig: Duden Rechtschreibung zu „voll“ gibt eine angebliche Form als Adverb an, mit dem umgangspsrachlichen Beispiel „voll gut“ usw. Dort ist „voll“ aber kein Adverb, sondern eine Abtönungspartikel!

„voll“ ist vielmehr nur ein Adjektiv. Und „voller“ ist eine erstarrte flektierte Form dieses Adjektivs Aber nicht von einem Nominativ, wie Duden behauptet, sondern von einem Genitiv. Und zwar Genitiv Plural oder Genitiv Singular Femininum der starken Flektion. Und auch die Behauptung von Duden, „voller“ sei eine Präposition, scheint mir voll absurd! Eine Präposition vor einem unflektierten Nomen!?

Ich sehe Ausdrücke mit „voller“ als → „adverbiale Genitive“.
Also wie
„voller Hoffnung“,
„guter Dinge“,
„jeder Zeit“,
„meines Wissens“
usw.

Nur daß bei folgendem Nomen dieses unflektiert steht, und der Genitiv kommt nur beit attributiven Ausdrücken wieder zum Vorschein.

„er war voller Stolz“, aber „er war voller unbegründeten Stolzes
„der Boden war voller Blut“, aber „der Boden war voller getrockneten Bllutes“.
Das sind eindeutig adverbiale Genitive!

Und den Dativ gibt es nur, wenn man „voll“ mit der Präposition „von“ bildet: „voll von getrocknetem Blut“, „sein Hemd war voll von roter Farbe“

Gruß
Metapher

.

3 Like

Ja, und es geht dort weiter mit:

„… aber nicht mit von: ein Fass voll guten Weines / voll gutem Wein.
Will man hier mit von anschließen, ist ein Komma zu setzen: ein Fass, voll von gutem Wein (= ein Fass, das von gutem Wein voll ist).“

Gruß
Kreszenz

1 Like