Warum empfiehlt heutzutage niemand eine Sterbegeldversicherung? Was kann die Alternative sein?

Ich habe eine Frage zu folgendem Passus des zu dieser Diskussion gehörenden Finanztip-Beitrages "Überblick Versicherungen: WELCHE VERSICHERUNGEN SIE BRAUCHEN UND WELCHE NICHT" (Zuletzt aktualisiert: 10. Februar 2016):
Sterbegeldversicherung
Von der Sterbegeldversicherung bekommen Angehörige im Todesfall des Versicherten Geld für die Beerdigung. Sinnvoller ist, das Geld für eine Beisetzung selbst anzusparen.

Ich frage mich, welche sinnvolle Alternative denn dazu dienen kann, das Geld selbst anzusparen: 10€ monatlich ergeben nach 35 Jahren bei 1% Zins etwas mehr als 5000€ - und wo soll ich so lange diesen Zins erhalten?
Nebenbei fiele dieses Geld - im Falle einer eintretenden Bedürftigkeit - nicht unter das Schonvermögen bei einem ALG-II-Antrag.

Ich wurde darauf aufmerksam gemacht bspw folgende Versicherungen zu wählen:
zwischen 8 - 10 € monatlich, 5000€, doppelte Summe bei Unfalltod (>9€/mtl), beitragsfrei ab 65 Jahren, Beitragsgarantie.

Im April werde ich 30, ich habe also 35 Jahre (Zeit) einzuzahlen (ca <=4200€), ausgezahlt wird in jedem Fall (Ja, ich werde irgendwann sterben) und zwar die Deckungssumme, nicht, was ich bis dahin angespart habe. Zusätzlich vertreten einige Sozialgerichte die Ansicht, diese Versicherungsart müsse nicht zur Bestreitung der Kosten der Lebensführung gekündigt werden (bspw. Oberlandesgericht Schleswig, AZ: 2 W 252/06).

Ich habe eine jüngere Schwester, werde nicht heiraten und auch keine Kinder haben. Sie müsste höchstwahrscheinlich (allein) für meine Überreste aufkommen. Das will ich ihr nicht aufbürden.

Ich habe noch nichts abgeschlossen - aber was spräche denn - außer dem Kaufkraftverlust oder philosophischer Gründe* - dagegen?

Vielen Dank für eure Beiträge! :slight_smile:

*„Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.“
Epikur, 341 bis 270 v. Chr.
=> Soll heißen: Warum mache ich mir Gedanken? Ich bin ja nicht mehr da. Das Einzige, das ich damit erreiche, ist die Schmälerung meines Vermächtnisses an meine Erben.

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Hallo,

vielleicht hilft dieser Link?

https://www.test.de/thema/sterbegeldversicherung/

Man sollte für unvorhergesehene Ereignisse Rücklagen bilden: defektes Auto mit Totalschaden (kein Unfall), längere Krankheit mit Verdienstausfall, …

Diese Rücklagen kann man für unterschiedliche Notfälle benutzen. Im Todesfall stehen diese Rücklagen für die Bestattungskosten zur Verfügung.

Wichtig ist nue, dass man diese Rücklagen nur für Notfälle benutzt und dann auch wieder auffüllt. Wenn man diese „Selbstbeherrschung“ nicht hat, sollte man die teurere Versicherungsvariante wählen.

Gruß
RHW

Vielen Dank für deine Antwort, RHW.
Der Beitrag der Stiftung Warentest ist so ziemlich das Erste, das Suchmaschinen zu dieser Thematik ausspucken. Leider ist er uralt, berücksichtigt nicht den jungen Versicherer (>35 J.) und empfohlen werden kann dort die Versicherungsart auch nicht wirklich.

Leider hast du nicht alle meine Bedenken und Fragen erfasst bzw berücksichtigt:
Eine Rücklage bilde ich auch unabhängig dieser Thematik. Das habe ich leider nicht erwähnt. Diese müsste ich auch bis zur Obergrenze des unter das Schonvermögen fallenden Kapitals aufbrauchen - auch mit 70 noch. Wie soll ich als Rentner den Betrag wieder aufbauen?

Warum soll diese Versicherung denn als teuer bezeichnet werden? Ob nun 35 Jahre lang 10€ gespart (1% -> ca. 5000€) oder 10€ in eine Police eingezahlt werden, die dann, je nach Fall, 5000 oder 10000€ auszahlt, bedeutet doch keinen allzu großen Unterschied? Mir scheint das Geld in der Police jedenfalls „sicherer“ vor unterschiedlichstem Zugriff als anderswo…
Honorarberater oder Versicherungsmakler brauche ich nicht zu befragen. Ich unterstelle einfach mal, dass mir durch zu geringe in Aussicht stehende Provision eher zu einer Risikolebensversicherung / Kapitallebensversicherung geraten würde - wenn ich diese mit 8-10€ bespare, dann sind in den ersten ca. 5 Jahren erst einmal die Abschluss- und Vertriebskosten und die Risikozuschläge zu bezahlen…

Beste Grüße

Oder diese Quelle:

Versicherungen sind nicht empfehlenswert, wenn man das finanzielle Risiko selbst tragen kann. Bestattungskosten sind ein überschaubarer finanzieller Aufwand. In den letzten 30 Jahren wegen Einäscherungen übrigens mit sinkendem Aufwand: Grabstein und Grabpflege waren früher ein großer Kostenfaktor.

Provisionskosten, Werbeaufwand, Verrwaltungskosten, Risikozuschläge …sind nur schwer zu durchschauende Kosten.

Die Wahrscheinlichkeit des Bezuges von Alg II oder Sozialhilfe ist ein sehr persönlicher Faktor. Wichtig können dabei sein: erlernter Beruf, Gesundheitszustand, Arbeitslosigkeit in der Region, persönliche räumliche Mobilität, wirtschaftliche Entwicklung in der Region bzw. in Deutschland, Auswanderungsbereitschaft, Risiko einer Erwerbsminderung, Pflegefallrisiko …

Die Zugriffssicherheit ist ein Argument für eine Sterbegeldversicherung. Wichtig ist aber nicht die aktuelle rechtliche Lage, sondern die Rechtslage zum Zeitpunkt des Todes. Für eine Entscheidung kann es sinnvoll sein, zu klären, welche Rechtslage vor 40 oder 50 Jahren bestanden hat. Evtl. lässt sich dann eine Tendenz für die nächsten 50 Jahre erkennen.

Ggf. vor einer Entscheidung im Bestattungsgesetz des betreffenden Bundeslandes nachlesen, welche Regelungen dort für die Bestattungskosten getroffen wurden.

Hallo!

bei Sterbegeldversicherungen gibt es eine ,oft unbekannte oder übersehene Klausel, die in den ersten (5 ?) Jahren nicht die vereinbarte Summe auszahlt !

sondern max. nur die eingezahlten Beiträge !

Da bei Sterbegeldversicherungen keine Gesundheitsprüfung stattfindet, dient das dem Schutz der VS vor Abschluss bei baldigem Tod durch bestehende Krankheit.

MfG
duck313

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Hallo Brazz!
Folgender Beitrag hat gute Argumente für und gegen die Sterbegeldversicherung: http://bestattungsvorsorge-heute.de/sterbegeldversicherung-oder-sparbuch/ Für mich war das ausschlaggebende Argument, dass nach Ablauf der Wartezeit immer die volle Versicherungssumme zur Verfügung steht. Das eigene Ansparen bietet diese Sicherheit nicht und ist mir auch zu mühsam.
Aber im Beitrag steht auch, dass jeder für sich selbst nachrechnen sollte, ob sich solch eine Vorsorge lohnt. Du bist noch jung, weshalb deine monatlichen Beiträge nicht zu hoch ausfallen sollten.
Übrigens: Ich konnte letztes Jahr die Erfahrung machen, wie einen die Kosten für Trauerfeier und Begräbnis ein Loch in die Kasse reißen können - am Ende fehlten die aufgebrachten Rücklagen bei anderen Sachen. Wer also nicht genug Erbmasse hat, kann seine Angehörigen tatsächlich sehr damit entlasten.
Vielleicht hilft dir das weiter.
Grüße

Boa sind die Antworten lang. Wenn du stirbst, dann hast du doch all dein Eigentum, dass zusammen bestimmt 5.000€ ergibt. Zum Beispiel dein Auto (fals vorhanden) und dein Kontostand. Wer sagt eigentlich, dass du vor deiner Schwester stirbst und warum redet man hier von Zinsen (die du ja eh nie sehen wirst)?

@RHW
Leider hat sich auch der Focus zuletzt vor über sechs Jahren mit der Thematik beschäftigt. Als die Zinssätze noch hoch waren, hätte ich auch nichts anderes empfohlen.
Leider sprechen die und die Stiftung Warentest oft nur von Mittvierzigern und Rentnern, bei welchen die Prämien und Risikozuschläge natürlich höher liegen. Ich für meinen Fall kann diese Versicherung für 7-8€ ohne Beitragserhöhung und Gesundheitsprüfung erhalten.
Dadurch interessieren mich auch drei-, vier- oder fünfjährige Sperrklauseln nicht sehr, wobei mich wohl keine oder eine zweijährige betreffen würde.

Die Wahrscheinlichkeit des Bezuges von ALG II ist ein sehr persönlicher Faktor - aber ich hätte ihn wohl kaum erwähnt, wenn er nicht berücksichtigt werden soll(te).

Die Rechtslage im Hinblick auf die Zugriffssicherheit? Vor 50 Jahren? Da gab es das Unterprodukt der Lebensversicherung noch nicht einmal - bis vor zwölf Jahren zahlte die Krankenkasse auch noch das (nicht allzu üppig ausfallende) Sterbegeld. Seit diesem Wegfall wurde die Sterbegeldversicherung die ersten Jahre auch recht offensiv beworben… Das wirkt vielleicht bis heute negativ nach.

Die genannten Gesetze werde ich einmal überprüfen. Das ist zwar auch recht vage, da ich ja jetzt nicht unbedingt wissen muss, in welchem Bundesland ich einmal verscharrt werde, aber für’s erste gibt es nur drei in der engeren Auswahl. Danke dafür.

@duck313
Schön, das du auf die Wartezeit / Wartefrist der Police hinweist. Die war mit bekannt. Sie ist heute eher 0, 24 oder 36 Monate lang, außer bei Unfalltod. Sonderlich versteckt ist die auch nicht.
Hier werden möglicherweise tatsächlich nur die Beiträge erstattet, und das gegebenenfalls auch noch unter Abzügen (Vertriebskosten, Risikozuschläge, etc).

Eine solche Versicherung lässt sich mit und ohne Gesundheitsprüfung abschließen! Auch mit und ohne Wartezeit. Dadurch steigen lediglich die monatlichen Beiträge um den einen oder anderen Euro.

@Glueckskekslady
Für diese Frage gibt eben nicht DIE eine Antwort; kein „Ja“ und kein „Nein“. Daher kann hier durchaus länger geschrieben und diskutiert werden. Ich begrüße das!

Niemand weiß, über welches Eigentum ich bis zu meinem Todeszeitpunkt verfüge und zu meinem Nachlass wird.
Habe ich bis zu meinem Tod noch irgendwo Schulden, müssen auch diese bezahlt werden. Vielleicht wird das Erbe dann dadurch auch ausgeschlagen.
Wer sagt eigentlich, dass ich nach meiner Schwester sterbe? Faktisch betrachtet: Uns trennen zwei Jahre - und Frauen sollen im Allgemeinen durchschnittlich (plusminus fünf Jahre) länger leben.

Ich sprach hier in meinem Eingangsposting von Zinsen, welche das monatliche Sparen während angenommenen 35 Jahren ergeben soll. Die Rechnung lautete in etwa 4200€ + 800€ Zinsen bei einem Prozent. Diese 800€ sind nicht besonders viel und sollen auch nicht der persönlichen Bereicherung oder dem Lebensunterhalt dienen. Das sollte klar gewesen sein, da ich ja nur indirekt für mich sparen würde. Insofern ist die Bemerkung, ich erhalte diese ohnehin nicht, irrelevant.

Vielen Dank für deinen Beitrag! :smiley:

Hallo,

gern geschehen.

Die Rechtslage bei Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe und Arbeitslosengeld II hat sich in den klletzten 50 Jahren gravierend geändert. M.E ist es nicht unwahrscheinlich, dass es auch in den nächsten 50 Jahren gravierende Änderungen geben wird. Alle Überlegungen haben daher auch in diesem rechtlichen Punkt entsprechende Unwägbarkeiten. Evtl. gibt es dann auch eine europäische Grundsicherung? Wer weiß.

Bis 1988 gab es in der GKV ein Sterbegeld , dessen Höhe vom Versicherteneinkommen und der Satzung der Krankenkasseabhing. Seit 1.1.2004 gibt es in der GKV kein Sterbegeld mehr.

Manche gesetzlichen Krankenkassen haben mit privaten Versicherungen eine Kooperation, die für die Versicherten ermäßigte Beiträge bei Sterbegeldversicherungen bedeutet. Ggf. bei der eigenen Krankenkasse nachfragen.

Gruß
RHW