Hallo,
Kannst du irgendwie ergründen/erklären/in Worte fassen, warum
dir dieser Gedanke, dass dein „rotieren“ doch reine
Zeitverschwendung ist und es allemal besser wäre, mit
irgendwas anzufangen, nicht hilft, einfach anzufangen, ohne
lange zu überlegen?
Nein, leider kann ich das nicht 
Okay, anders gefragt: Ist es dir egal, dass du diese Zeit vergeudest?
Die Voraussetzung um sich entscheiden zu können, ist vor
allem, dass man sich entscheiden will. Deine Schilderung macht
aber deutlich, dass du dich eigentlich gar nicht entscheiden
willst. Du willst eben alles, auch wenn klar ist, dass es
nicht geht.
Okay, gehen wir mal davon aus, dass dieser Gedanke zutrifft
(auch wenn ich gestehen will, dass ich ihn nicht so ganz
nachvollziehen kann), so bleibt noch immer die Frage offen,
warum dies so ist.
Hm… Du hast es doch eigentlich mehrmals selber so formuliert, dass du am liebsten alles tun würdest und zwar am besten sofort und nichts davon bleiben lassen möchtest/kannst. Warum bist du nun so skeptisch dieser Sichtweise gegenüber? Mir kommt es so vor, als würde dein Verstand dir sagen, dass du alles gleichzeitig nicht machen kannst, und dich deshalb entscheiden musst (Und aus dieser Verstandesperspektive heraus, hast du dein Ausgangsposting geschrieben.) aber dein Gefühl schreit: „Scheiß auf den Verstand! Ich will trotzdem alles!“ Und dieses Gefühl lässt sich durch den Verstand nicht so recht beruhigen.
Trifft es das nicht?
Auf die Frage, warum dies so ist, gibt es wahrscheinlich verschiedenste Antworten, die alle in gewisser Weise richtig sind. Die einfachste Antwort ist erstmal die, die du selber schon gegeben hast. Du bist ein Scanner. Ob es nun für dich sinnvoll ist, da wieder weiterzufragen, warum du ein Scanner bist, woher das kommt, dass du so bist, wie du bist, musst du selber wissen. Ich glaube, sowas kann sehr gut und hilfreich sein, aber es kann auch passieren, dass man sich damit nur verrückt macht.
Richtig, ich kann nicht viel bis gar nichts damit anfangen.
Ich glaube, das liegt so ein bisschen daran, dass ich nicht
die ruhigste Person aller Zeiten bin und schon recht häufig in
Hektik gerate, wenn es stressig wird und alles auf einmal auf
mich einzustürzen droht (z.B. ein riesiger Berg an Ware, den
es einzuräumen gilt in Verbindung mit 5 - 7 Kunden
gleichzeitig, denen es nach Beratung dürstet und sofort an die
Reihe kommen wollen.
Gerade das ist doch erst recht ein Indiz dafür, dass es dir vielleicht gut tun würde, Ruhe und Gelassenheit zu üben etc. Wobei sich natürlich auch hier die Frage stellt, wie zufrieden du damit bist, wie es ist. Wenn du sagst: „Ach eigentlich mag ich diese Hektik ganz gern.“ Und du diesen Stress im Großen und Ganzen nicht als allzu negativ empfindest. Ist das ja okay. Dann ist das halt Teil deiner Persönlichkeit. (Ich denke, das hängt sehr eng zusammen, mit dem Alles-auf-einmal-tun-Wollen im privaten Bereich.) Aber wenn du eben drunter leidest, musst du da vielleicht „ganzheitlicher“ rangehen und versuchen, insgesamt gelassener zu werden.
Ja, da stimme ich Dir zu. Das ist ein Grundtenor in der
Psychotherapie: Wenn man etwas hat, unter dass man leidest,
bekämpfe man es, in dem man sich ihm stellt.
So ähnlich stell ich mir das vor, ja. Machst du denn eine Therapie? Wenn nein, wäre das bestimmt eine gute Idee. Wenn ja, was sagt dein Therapeut zu dem Problem? Hinzufügen möchte ich noch, dass deine Formulierung wieder ein wenig danach klingt, als hofftest du, das Problem irgendwie mit einem Ruck loswerden zu können. So als müsstest du dich dem einfach einmal so richtig stellen und dann ist es vorbei. Das mag bei manchen Dingen funktionieren (ich kenn mich damit nicht genau aus), glaube aber nicht, dass das in einem Fall wie deinem geht. M. E. hilft da nur ein beständiges, geduldiges, beharrliches, Weitermachen. Und ich glaube (ich will dich nicht frustrieren), dass es nie leicht sein wird für dich, solche Dinge zu entscheiden. Du kannst nur hoffen, dass es mit der Zeit ein wenig leichter wird und du lernst, damit zu leben, dass du solche Entscheidungen trotz blödem Gefühl treffen musst.
Was mir da noch einfällt ist, dass es vielleicht helfen
könnte, wenn du ganz bewusst nach Situationen suchst, in denen
du den Druck hast, dich entscheiden zu müssen.
So ad hoc fällt mir da nichts ein, aber ich will es mal
angehen. Ich nehme an, das soll eine Art Übung/Training sein.
Ich weiß nicht, ob das in deinem Fall was bringt, aber ich muss grade daran denken, dass sich viele Leute schwer tun, ihren inneren Schweinehund zu überwinden, wenn es um Sport geht. Dazu hilft es dann oft, wenn man mit Gleichgesinnten feste Verabredungen macht, damit man gezwungen ist, sich aufzuraffen. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke, was zu finden, was bei dir passt und so ein wenig Druck erzeugt.
Der war gut.
Geregelte Arbeitszeiten? Geregelte Arbeitszeiten bedeutet,
dass man eine Woche lang zur einen Zeit arbeitet, die andere
zu anderer.
Leider ist es so, dass ich mal 2 Tage von 12 - 16 Uhr, dann
von 16 - 20 Uhr und dann mal wieder von 9.30 Uhr - 13.30 Uhr
arbeiten darf, um dann vielleicht am WE wieder von 16 - 20 Uhr
im Laden zu stehen habe.
Wenn dann jemand auch noch wegen Krankheit ausfällt,
verschiebt sich wieder alles, dann können auch mal freie Tage
wegfallen.
Okay, das klingt wirklich kompliziert. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass fast immer ein Weg ist, dort wo ein Wille ist. Hast du denn überhaupt schon mal geschaut, ob es Kurse gäbe, die interessant für dich wären und wann die stattfinden würden. Manche Sachen lassen sich auch flexibel gestalten. Ich nehme z. B. Musikunterricht, den ich auch mal kurzfristig verschieben kann. Andersrum wäre es auch einen Versuch wert (wenn du wirklich willst), mal mit deinem Chef zu reden. Vielleicht wäre der ja (zumindest für einen begrenzten Zeitraum) bereit, dich z. B. jeden Mittwoch zuverlässig immer um 19 Uhr gehen zu lassen.
Möglich wäre aber z. B. auch
ein Fernkurs, bei dem du nicht an Unterrichtszeiten gebunden
bist und trotzdem gezwungen bist, regelmäßig zu lernen.
Wer zahlt den?
Ah! Die nächste Ausrede. 
Hast du denn schon mal geschaut, was sowas kosten würde und ob es nicht (wenn du das wirklich gerne machst), möglich ist, eine zeitlang woanders zu sparen, so dass du dir den leisten kannst? (Und damit meine ich, wirklich mal genau durchgerechnet) Oder vielleicht kannst du ihn dir zu Weihnachten schenken lassen. Vielleicht ließe sich ja sogar was finden, was dich interessiert und wovon auch dein Chef profitieren würde. Dann könntest du versuchen, ihn nicht nur davon zu überzeugen, dich für diesen Kurs pünktlich Feierabend machen zu lassen, sondern das auch noch finanziell zu unterstützen.
Außerdem könnte man ja, wie oben gesagt, auch überlegen, ob man sich einfach mit Gleichgesinnten zusammentut, statt einen „offiziellen Kurs“ zu besuchen.
Wenn Dir - als Beispiel - ein ganzer Trupp Schlägertypen
entgegenkommt, der die Absicht hat, Dich zu verprügeln,
würdest Du Dich ins Schlachtgetümmel stürzen? Ich jedenfalls
würde es nicht und irgendwo Schutz suchen.
Danke für dieses Bild. Das ist gut!
Du hast total Recht. Es ist dumm, sich einem Schlägertrupp entgegenzustellen, gegen den man keine Chance hat. Dazu muss man verschiedene Überlegungen anstellen. Zuallererst: Welchen Weg versperren mir diese Schlägertypen? Muss ich da unbedingt lang? Wenn nein, dann ist klar, dass ich mich da keinem Kampf stellen werde. Aber wenn es mir wichtig ist, da hin zu kommen, wäre es m. E. auch dumm, sich von vornherein geschlagen zu geben, weil man glaubt, eh keine Chance zu haben. Es gibt doch auch noch andere Möglichkeiten, als sich einfach allein und unvorbereitet in den Kampf zu stürzen. Vielleicht reicht es ja tatsächlich schon, wenn man die richtigen Waffen dabei hat. Oder man könnte Hilfe holen, damit man sich diesen Schlägern nicht allein stellen muss. Oder man könnte es mit List versuchen und die Schläger irgendwo anders hinlocken…
Und so ist es auch mit den „Entscheidungen“: sie traktieren
mich so heftig, „schreien“ so laut, dass ich im Grunde
genommen einem Kampf chancenlos gegenüber stehe.
So zumindest sehe ich es.
Ich glaube nicht, dass du chancenlos bist. Ich glaube eher, dass du schutzlos bist. Oben schreibst, dass du vor den Schlägern Schutz suchen würdest. Aber diese Schläger sind in dir, so dass es mir scheint, dass du dich nicht vor ihnen verkriechen kannst. (Oder hast du das Gefühl, dass dir das gelingt?) Mir scheint eher, dass du immer nur am Rennen bist, damit sie dich nicht erwischen, aber davon bist du mittlerweile so abgehetzt, dass du eine andere Lösung bräuchtest. Gibt es irgendwo einen Schutz? Hast du das Gefühl, du bist irgendwo sicher vor diesen Schlägern? Und wenn ja, könntest du tatsächlich damit leben, für immer dort zu bleiben und nie wieder aus dieser Schutzhöhle rauszukommen?
In meinen Augen ist es keine Feigheit, wenn du dich nicht ins Schlachtgetümmel stürzt. Du handelst richtig, wenn du das nicht tun willst. Dabei würdest du nur Schaden nehmen. Aber es wäre dumm, wenn du nicht nach anderen Wegen suchst, diese Schläger zu bekämpfen oder in Schach zu halten. Im Moment bist ja auch genau danach auf der Suche, oder? Lass dich nicht entmutigen. Es ist okay, wenn du zwischendrin mal wieder wegläufst, weil die Kraft zu kämpfen nachlässt. Oder wenn du Schutz suchst, weil du grade nicht weißt, wie du weiter vorgehen sollst. Aber bleib am Ball, du bist nicht chancenlos, wenn du die richtigen Mittel und/oder die richtige Hilfe gefunden hast.
Liebe Grüße
M.