Warum fällt die Schwebebahn nicht?

Als Fan der Wuppertaler Schwebebahn


habe auch ich seit Kinderzeiten viele Jahrzehnte lang geschwärmt, dass sie nicht nur einzigartig, sondern auch das einzige unfallfreie Verkehrsmittel der Welt ist. Die Frage, die viele Menschen stellen, wenn sie sie das erste Mal sehen: „Kann die nicht runterfallen?“ habe ich immer, wie auch die Betreiber, kategorisch verneint. Dass es dann nach 99 Jahren doch einmal passierte, hatte aber einen äußeren Anlass: Nach einer Reparatur auf der Strecke hatte man vergessen, eine Stahlklammer zu entfernen. Seitdem fährt jedes Mal, wenn auf der Strecke etwas repariert worden ist, frühmorgens eine leere Bahn nur mit dem Fahrzeugführer die ganze Strecke ab.

Aber zurück zu der Aussage, dass sie nicht runterfallen kann: Warum eigentlich nicht? Wenn man sich die Fotos im verlinkten Artikel anguckt, weitere unter „Bildersuche“ oder „System Eugen Langen“ und anderen verlinkten Beiträgen: Ich sehe nirgendwo ein Gegengewicht oder ähnliches auf der anderen Seite der Aufhängung. Verlässt man sich, nach inzwischen fast 120 Jahren allein darauf, dass die Wagen durch ihr Gewicht sich selbst stabilisieren?

Seit Kurzem habe ich ein Modell der Bahn im Maßstab 1:87 (HO), war für mich schwierig dran zukommen. Wenn ich sie auf eine Schiene aufhänge, brauche ich sie nur anzustubsen, dann fält sie runter.

Na gut, da oben in der Luft stubst niemand. Aber wenn ein sehr starker Sturm von einer Seite kommt? Oder Betrunkene oder Rowdies im Innern der Bahn schnell von einer Seite zur anderen laufen: Warum fällt sie nicht?

Rätselt
Carsten

Dein Modell ist aber nur bei den Maßen maßstabsgerecht, nicht beim Gewicht. Es ist viel zu leicht gegenüber dem Original.
Es ist zu leicht und kann sich deshalb nicht wie ein Pendel stabilisieren.
Und deshalb solltest Du mal versuchen den Wagen unsichtbar zu erschweren (Bleistreifen unter dem Fußboden etwa)

Und sie pendelt ja im Betrieb, in Kurven und auf freier Strecke bei Seitenwind, bis zu 15 Grad. Das würde auch geschehen wenn sich viele Fahrgäste ruckartig zu einer Außenseite hin bewegen.
Aber abstürzen kann sie da nicht.

MfG
duck313

Hallo!

Lies mal im verlinkten Wikipedia-Artikel unter „Einschienenbahn-System“.

Da werden deine Fragen beantwortet.

Herzliche Grüße

Helmut

Servus,

die für den sicheren Halt der Wagen benötigten zwei Spurkränze an jedem Rad sind gleichzeitig auch der größte Nachteil des Systems, weil es dadurch nur mit vergleichsweise langsamen Geschwindigkeiten betrieben werden kann und auch einigermaßen ruppig läuft, denn die Spurkränze schleifen sehr viel an den Seiten der Schienenköpfe - beim klassischen Rad-Schiene-System braucht man die Spurkränze so gut wie nur beim Fahren über Weichen, wenn sowohl Radreifen als auch Schienenköpfe „gut in Form“ sind und die Fahrzeuge allein durch die Neigung der Radreifen, die Neigung der Schienenköpfe und die Schwerkraft auf den Schienen gehalten werden. Das Schlingern und Quietschen von Eisenbahnfahrzeugen, wenn man dieser, mal jener Spurkranz seitlich anstößt, ist ein Anzeichen von auf Verschleiß abgenutzten Schienen und Radreifen - Du wirst es abgesehen von Straßenbahnen auch noch aus der Kindheit kennen, die Nachkriegszeit dauerte bei der DB bis in die 1960er Jahre. Wenn man es heute noch „live“ erleben will, geht das bei Nachbars in Frankreich ganz gut, wo stellenweise noch Schwellen und Schienen aus der Bauzeit der Strecken liegen und man als Reisender schon Zweifel bekommt, ob es eine gute Idee ist, mit mehr als 40 km/h zu fahren.

Schöne Grüße

MM

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Nach allen Bildern, die ich kenne, gibt es nur auf einer Seite einen Spurkranz. Ich werde bei meinem nächsten Besuch, voraussichtlich im Mai oder Juni, mir das im Original genau angucken.

Bisher fährt die Schwebebahn mit 60 km/h. Wenn aber alle Wagen auf das neue Sytem umgestellt sind, sollen sie 65 km/h fahren.

Servus,

in dem von Dir verlinkten Wikipedia-Artikel ist unter „Einschienenbahn-System“ beschrieben

„Im Gegensatz zu normalen Eisenbahnrädern haben die Räder der Schwebebahn zwei Spurkränze“

und es ist ein Antriebs-Radsatz abgebildet, auf dem diese zwei Spurkränze ziemlich deutlich zu sehen sind, außerdem auch die Flanke des Schienenkopfes, auf der man den rötlichen, hellen Rost sehen kann, der typisch für sonst blanke und erst seit ganz kurzer Zeit rostigen Oberflächen ist und den man bei den üblichen Rad-Schiene-Systemen kurze Zeit nach dem letzten Befahren einer Schiene nur oben auf der Schiene sehen kann - an der Seite nur bei stark heruntergewirtschafteten Schienen, an denen ständig die Spurkränze schleifen, weil die Schienenköpfe flach gefahren sind.

Wenn die Räder der Schwebebahn nur an einer Seite mit Spurkränzen versehen wären, bräuchte man Radsätze mit viel mehr (mindestens doppelt so viel) Rädern, die dann abwechselnd links und rechts mit Spurkränzen versehen wären. Diese Radsätze würden aber auch bei kleinerem Durchmesser der Räder recht lang, und das würde die Kurvengängigkeit stark vermindern.

Schöne Grüße

MM

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dann benutze mal eine Bildersuche nach den Rad der Schwebebahn, dann wirst du auf dieses Bild stoßen.

Wie soll sich denn ein „Radreifen“ neigen?

Die Radreifen (ja, sie heißen wirklich so) neigen sich nicht. Sie sind nach innen geneigt, nicht waagerecht. Dadurch wird das Fahrzeug durch sein Gewicht in der Spur gehalten, die Spurkränze spielen wie gesagt nur beim Befahren von Weichen und von engen Kurven einer Rolle.

Auf diesem Bildchen ganz gut zu sehen:

Schöne Grüße

MM

übrigens: Erinnerst Du Dich an das Logo von Krupp, das u.a. auf allen Krupp-LKWs prangte? Das sind drei stilisierte Radreifen - der nahtlos geschmiedete Radreifen war eine (epochemachende) Entwicklung von Alfred Krupp, ohne den die Eisenbahn nie die Bedeutung erlangen hätte können, die sie ca. 1860 - 1960 hatte.

Schöne Grüße

MM

Den Begriff „Radreifen“ kennt seit dem Unglück von Eschede wohl jedes Kind. Ich dachte halt, der Radkörper an sich hätte diese Neigung und nicht der aufgelegte Radreifen.