Warum findet ein Handwerker keine Arbeit?

Hallo,

ich hab mir gerade die Doku „37 Grad - Die Pfandjäger“ angeschaut (auf youtube). Bei ca. 13 min geht es um einen 70jährigen Handwerker, der wegen seines Alters schon seit 10 Jahren keine Arbeit mehr findet und deshalb Flaschen sammeln geht. Ich frage mich, warum der nicht ein bisschen schwarz
arbeitet. Das müsste doch mehr einbringen als die paar Flaschen sammeln!? Der Mann lebte zu dem Zeitpunkt in Hamburg. Gibt es in Hamburg keinen Mangel an Handwerkern wie sonst überall?

Vielleicht macht er das ja. Aber das wird er wohl kaum im Fernsehen erzählen :wink:

Au contraire: https://www.abendblatt.de/article217408467/Fachkraeftemangel-in-Hamburg-am-schlimmsten.html
https://www.hamburgportal.de/branchenverzeichnis/business/fachkraeftemangel.html
Es gibt aber durchaus auch Bereiche, in denen das Angebot größer ist als die Nachfrage:
http://www.fachkraeftemonitor-hamburg.de/fachkraeftemonitor.html#

Gibt auch andere Stimmen: https://www.zeit.de/2019-06/thomas-straubhaar-fachkraeftemangel-hamburg-arbeitsmarkt
Wenn man sich die bunte Karte anschaut, dürften nur im un- bis niedrigqualifizierten Bereich Schwierigkeiten bei der Jobsuche auftreten.
Und die Altersgruppe Ü60 hat generell ein Problem, nicht nur in Hamburg.

Nirgends ist allerdings so richtig vom Handwerk die Rede.
Und man erfährt leider auch nicht, in welcher Branche der Mann gearbeitet hat. VIelleicht passt er mit seinem Profil einfach nicht nach Hamburg. Oder es ist mit seiner Ausbildung und seinen Fähigkeiten doch nicht so weit her, wie er behauptet :smirk:

Gruß,

Kannitverstan

Hallo!

Kürschner? Bäcker? Elektriker? Friseur? Maurer? Mechatroniker? Feinblechner?

Du siehst, die Aussage „Handwerker findet keinen Job“ taugt allerhöchstens als Stimmungsmache.

Wenn die Aussage stünde, „70jähriger Dachdecker findet in Hamburg keine Arbeit“, dann könnte man vielleicht über Gründe spekulieren. Trotzdem bliebe auch das ein Einzelfall, der kaum Rückschlüsse auf den Gesamtarbeitsmarkt für handwerkliche Berufe in Hamburg zulässt.

Schöne Grüße!

Und es gibt sie doch, die dummen Fragen!

Hallo,

mit 70 sollte er eigentlich eine Rente bekommen. Wenn er Flaschen sammeln muss, ist es wohl früher auch nicht so gut gelaufen bei ihm und er hat auch als jüngerer Mensch keine Arbeit finden können.

Schöne Grüße
Schrella

7 Like

Weil es so wichtig ist, wiederhole ich das bereits gesagte: wenn er keine auskömmliche Rente bezieht, dann hat er schon im Erwerbsleben nicht durchgängig gearbeitet. Das erinnert mich an eine Bekannte, die sich beschwert, daß sie keine vernünftige Stelle findet, kommt aber nicht auf den Gedanken, daß das an ihrem Lebenslauf liegen könnte, der wiederum etwas mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat. Will sagen: manchmal hilft es, sich mit den Ursachen zu beschäftigen, um Probleme zu verstehen und zu lösen.

Und warum er keiner illegalen Beschäftigung nachgeht, wirst Du ihn schon selbst fragen müssen. Vielleicht macht er es, will es aber im TV nicht erzählen, oder er macht es nicht, weil es verboten ist.

vielleicht ist er Krank und kann nicht mehr arbeiten ?

Das ist Quatsch.


Vom Dilemma Niedriglohn und späterer Altersarmut sind etwa 20% der Erwerbstätigen mittlerweile betroffen.

awM

Das Handwerk ist natürlich bekannt dafür, nur den Mindestlohn zu bezahlen. Sieht man ja auch immer auf den Rechnungen. Da fallen die Arbeitskosten praktisch nicht ins Gewicht.

2 Like

Hi,

für den Mindestlohn bekommt man schon lange keinen Mitarbeiter mehr. Ich musste neulich drastisch aufschlagen, damit ein 67-jähriger bei mir arbeiten möchte.

Altersklassen darunter: Fehlanzeige.

(PS: Ich habe den Unterton deines Postings schon richtig verstanden ;-))

Handwerksgesellen (Bau- und Baunebengewerbe) werden tatsächlich relativ schlecht bezahlt. Insbesondere, wenn man die häufig abgeforderten Überstunden und unbezahlten Fahrt- und Reisezeiten mitrechnet, die üblich sind. Von der Bezahlung in anderen handwerklichen Berufen (Friseur, Koch, Bäcker usw.) will ich gar nicht erst anfangen.

Wir sprechen da zwar nicht vom Mindestlohn, aber von gut verdienen auch nicht.

Es wundert mich nicht, dass die alle massive Probleme haben, Nachwuchs zu gewinnen.

OK; wenn der Mann 45 Jahre nur als Geselle gearbeitet hat, wird die Sache mit der kleinen Rente natürlich realistischer.

Das ist ziemlicher Blödsinn, denn in dem Datenbestand stecken z.B. die Hausfrauenfälle und andere Fälle mit Alterseinkünften neben der gesetzlichen Rente mit drin. Wenn beispielsweise in einer Ehe ein Ehepartner nur dazuverdient, sagen wir als Verkäuferin in der Bäckerei, dann liegt dem die Kalkulation zu Grunde, dass die Altersversorgung über den besser verdienenden Ehepartner abgesichert ist. Mann schafft beim Daimler, Frau ist Bäckereifachverkäuferin oder sonstwie unterbezahlt. Da droht keine Altersarmut.

Manchmal mag das so nicht klappen, weil die Ehe in die Brüche geht, aber dafür gibt es ja Ausgleichsmechanismen, insbesondere Zugewinnausgleich und Versorgungsausgleich.

Die finanzielle Versorgung der Rentnerhaushalte hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt, allem Gejammer zum Trotz.

Aber wenn man Populist ist, pickt man sich halt isolierte Zahlen heraus und bauscht ein Problem auf, dass in dieser Form nicht existiert.

Es gibt in Deutschland keine flächendeckende Altersarmut, sondern nur Altersarmut bei bestimmten Gruppen, beispielsweise Personen mit sehr hohen Pflegekosten oder ehemaligen Selbständigen.

3 Like

… und ehemalige Alleinerziehende.

Dies kommt daher, dass bis vor Jahren immer weniger Kunden bereit waren, für gute Leistung gutes Geld zu zahlen.
Eine unmittelbare Folge der „Geiz-ist-geil“-Mentalität.

Und heute haben viele Betriebe umgemacht, und die noch da sind, haben Wartezeiten in astronomischer Höhe.

Was wohl hauptsächlich mit dem Bau-Boom zu tun hat, DIe Nachfrage ist gestiegen, die Kapazitäten wurden aber nicht im gleichen Schritt ausgeweitet, also kommt es zu Engpässen.

Die hätten halt dich als Berater gebraucht! :wink:

Handwerker berate ich nicht mehr. Keinen Bock.

Dann berate vielleicht Politiker. Da ist es eher Not am Mann.

… und ehemalige Strafgefangene (außer Uli H.).

I woaß, ois Fake.

Hartz IV, Altersarmut, Kinderarmut, Aufstocker, Niedriglöhner, …
Der 70-jährige Pfandflaschensammler (weil ihm gerade fad is), die Alleinerziehende (weil sie PartnerIn böswillig verlassen hat), der Migrant (Sprachproblematiker), und der Kranke (Simulant).

Stimmt, sind nur vier, kein Problem für dich.

Danke für das Gespräch.

Weiterträumen, weiterschäumen.

awM