Liebe/-r Experte/-in,
grüß Gott aus Unterfranken,
ich bin Reiseleiter in Israel und Palästina und habe eine Frage zum Gleichnis mit dem barmherz. Samariter.
Warum gehen der Priester und der Levit vorbei?
War der Verwundete unrein? Wenn ja - wieso? Weil er vielleicht Nichtjude war?
Kürzlich las ich den Kommentar, sie seien vorbeigegangen, da sie sich vor dem Tempeldienst nicht unrein machen wollten.
Aber warum? Ich kann es mir nur so erklären, dass der Verletzte Nichtjude war. Oder hat es etwas mit Blut, Wunden, … zu tun?
um Aufklärung bittet der Johannes
Das Gleichnis Jesu will 1. dem Gesetzeslehrer sozusagen das Maul stopfen wegen seiner Frage, mit der er Jesus nur in Verlegenheit bringen wollte, und 2. will er ihm klarmachen, dass die Juden keinen Grund haben, die (glaubensverwandten) Samariter als religiös minderwertig zu verachten, was sie aber taten (und tun).
Denn ausgerechnet ein Samariter erfüllt das göttliche (alttestamentliche) Gebot der Nächstenliebe an einem (vermutlich ja wohl) Juden, also einem Volksgenossen und Glaubensbruder des Toralehrers. Und der Clou ist, dass der Gesetzeslehrer selbst die Antwort geben muss!
Reinheits- oder Zeitfragen spielen hier keine Rolle.
Bemerkenswert ist noch, dass Jesus die Frage des Toralehrers umpolt im Sinne einer personal verantworteten Religiosität und Moral, indem er dessen Frage nach s e i n e m Nächsten zuspitzt: „Wer scheint dir der Nächste geworden zu sein für d e n , der unter die Räuber gefallen ist?“!!
Gerd Hagedorn
Frage zum Gleichnis mit dem barmherz. Samariter.
Warum gehen der Priester und der Levit vorbei?
War der Verwundete unrein? Weil er vielleicht Nichtjude war?
Kürzlich las ich den Kommentar, sie seien vorbeigegangen, da sie sich vor dem Tempeldienst nicht unrein machen wollten. Ich kann es mir nur so erklären, dass der Verletzte Nichtjude war. Oder hat es etwas mit Blut, Wunden, … zu tun?
Hallo Johannes, Deine Fragen scheinen mir für die Sinnspitze des Gleichnisses unerheblich zu sein: Denn was für Gründe die ehrbaren, fromm scheinenden Herren auch immer haben - daß sie dem verletzten Menschen nicht helfen (aus welchen Gründen auch immer!), macht sie in den Augen Jesu zu Menschen, die den Willen Gottes absolut nicht erfüllen; wohingegen der scheinbar gottlose Samariter den Willen Gottes genau erfaßt hat und erfüllt: er hilft. So einfach ist das - für Jesus.
Herzlichen Gruß ins Heilige Land - Eddie
Lieber Johannes
Eine interessante Frage.
Der Weg von Jerusalem nach Jericho galt als unsicher wegen Räubern. Das Gelände war geeignet für Überfälle. Vielleicht hatten die beiden Herzlosen Angst, die Räuber könnten noch nicht weit sein. Die meisten Ausleger sagen, dass der Priester nicht auf dem Weg zum Dienst war, sondern von seinem Tempeldienst nach Hause kam, beim Levit ist es offen. Jedenfalls war das Problem nicht, dass sie hier einen Toten hätten anrühren müssen, oder einen Unreinen oder Nichtjuden - das hätte Jesus erwähnt - sondern einfach einen ganz normalen jüdischen Bürger. Sie sahen, dass er verletzt war und gingen auf die andere Strassenseite.
Es ist natürlich „nur“ ein Gleichnis. Dass Jesus hier aber noch einen Seitenhieb auf die Tempelkleriker macht, ist deutlich und typisch für seine Kritik an jenen Frommen, die keine Liebe haben. Die damaligen Priester und Leviten hatten jedenfalls ihren Ruf weg. In einer jüdischen Quelle (Testament des Levi, 17) werden Priester und Leviten sogar als „Götzendiener, Streitsüchtige, Habsüchtige, Übermütige, Gottlose, Wollüstige, Knabenschänder und Viehschänder“ gebrandmarkt.
Jesus sagte eigentlich, dass selbst ein Samariter dem Reich Gottes näher sein kann als ein gesetzesstrenger, aber unbarmherziger Jude. Das war Zündstoff.
Ich glaube, die Antwort ist ganz einfach: Sie wollten nicht, Punkt. Es hat nichts mit Verunreinigung oder dem Blut zu tun, sondern einfach mit Feierabend, den Problemen aus dem Weg gehen und sich die Hände nicht schmutzig machen wollen. Umstände - lästig - anstrengend - vielleicht kostspielig (keine Krankenkasse, wer hilft muss bezahlen). Dinge, die auch uns hindern können, zu helfen, wenn wir einem Notfall begegnen.
Genügt Dir diese Antwort?
mit herzlichen Grüssen vom Andrea, Schönbühl (nördlich von Bern).
Lieber Johannes Zang,
das ist ganz einfach. Der Überfallene war Jude und das macht die eigentliche Brieanz des
Gleichnisses aus. Es ging hier nicht um rein oder unrein sein, sondern um die
Vernachlässigung dessen, was der Glaube eigentlich von einem fordert. Und um das Ganze
noch ein wenig zu pointieren, sind es ausgerechnet zwei Mitvlieder der Priesterschaft, die
den verletzten GLAUBENSBRUDER im Graben verrecken lassen. Und es hilft der, von dem
LAN es am wenigsten erwartet: von einem Fremden, einem Samariter.
Mit besten Grüßen
Monsignore
ganz ganz vielen Dank, das war wirklich erhellend.
Johannes
ganz ganz vielen Dank, das war wirklich erhellend und aufschlussreich. Danke für die lange Antwort.
Johannes
ganz vielen Dank für die Worte, wirklich erhellend. Johannes
ganz vielen Dank für die Worte, wirklich erhellend. Du hast Dir ja ganz ganz viel Zeit genommen. 1000 Dank. Johannes
ganz vielen Dank für die Erklärung, wirklich aufschlussreich. So hatte ich mir das nicht gedacht. 1000 Dank. johannes