Servus Oberberger,
Nein, das würde ich nicht sagen. Den Antisemitismus gab es schon. Siehe die Partei Jobbik. Orbán geht es tatsächlich um die wachsende Einflussnahme des Herrn Soros. Ob er Jude ist oder nicht, ist dabei ohne Bedeutung. Er würde genau so gegen Soros vorgehen, wenn dieser Katholik oder FC Köln-Fan wäre.
Soros ist gefährlich. Er ist total abgehoben von den realen Problemen Europas, speziell mit den gescheiterten Integrationsversuchen in Zusammenhang mit muslimischen Einwanderern. Er glaubt, mit seinem Vermögen für die Verbreitung seines Glaubens an die Masseneinwanderung eintreten zu können, so wie ein reicher Anhänger einer Religion versuchen könnte, mit Hilfe seines Vermögens den „richtigen“ Glauben zu verbreiten. Soros spricht ganz offen davon, Staaten zur Migration zu zwingen. Die EU müsse „mindestens eine Million Asylsuchende jährlich aufnehmen“.
Den Beginn dieser Hetzjagd auf den klugen Regierungschef eines EU-Mitgliedsstaats habe ich bei der Tagesschau festgemacht. Diese schreibt ohne jeglichen Beleg und gegen die Faktenlage: „Der ungarische Ministerpräsident Orban ist eher bekannt dafür, antisemitische Strömungen zu fördern“. Eine reine Behauoptung also, als Tatsache deklariert. Journalismus auf unterster Stufe, und das von einer öffentlich-rechtlichen deutschen Quelle. Das sagt alles.
Was dahinter steckt, ist wohl klar. Wir wissen, dass die Leitmedien regierungstreu berichten und im Systemdenken verhaftet sind. Vor kurzem wurde das deutlich, als man auf die flüchtlingsfreue Berichterstattung hinwies, wie man analysiert hatte.
Das heißt, man denkt im klassischen Schema: Ein sogenannter Rechter hat auch Antisemit zu sein. Daher schreibt man Orbán, der ja aus gutem Grund einwanderungs- und islamkritische Positionen bezieht, Antisemitismus zu. In Wirklichkeit ist Orbán keineswegs ein Antisemit. Man sieht es an seinen guten Verbindungen zu Netanjahu und es ist ja auch logisch. Israel, der jüdische Staat, ist ein moderner Staat und bildet ein demokratisches, westlich geprägtes Bollwerk im Nahen Osten. Es wird bedroht von islamischen Fundamentalisten. In Europa sieht man an der gescheiterten Integration, an den vielen Attentaten, an Polizisten, die Frauen nicht die Hand geben wollen usw., dass uns früher oder später eine vergleichbare Lage droht. Daher ist es richtig, gute Verbindungen zu Israel aufzubauen. Wir stecken in einem Boot.
Zum Schema gehört nicht nur, dass ein sogenannter Rechter bzw. Rechtspopulist unbedingt ein Antisemit zu sein hat, sondern auch, dass Linke quasi von Natur aus keine Antisemiten sein können. Über den Antisemitismus von Links, beispielsweise repräsentiert von einem Herrn Gabriel oder einem Herrn Augstein, wird daher beharrlich geschwiegen.
Im Ergebnis liegt die Hetze gegen Orbán in der Stringenz seiner politischen Ausrichtung begründet. Es ist vollkommen logisch und findet in Europa immer mehr Anhänger, dass man eine kritische Einstellung zu (muslimischer) Masseneinwanderung hat und die Israelis als Vertreter westlicher, freiheitlicher Werte betrachtet. Das ist, wie gesagt, vollkommen stringent. Wäre es unlogisch, müsste man es nicht so vehement bekämpfen.
Natürlich kann man darüber streiten, ob eine Regierung eine Plakatkampagne gegen eine Einzelperson starten sollte. Ich räume ein, das ist überzogen. Doch wie du zurecht anmerkst, wird ja nicht die Kampagne an sich, sondern der angebliche antisemitische Unterton bemängelt. Das macht die Kritik unglaubwürdig.