Warum genau wird das ungarische Soros-Plakat als antisemitisch empfunden?

Hallo Zusammen,

ich stehe da gerade ein bisschen auf dem Schlauch. In allen möglichen Artikeln wird diese Kampagne mit Antisemitismus in Verbindung gebracht:

SPON | Warum sich Netanyahu mit Orbán verbündet

mdr | Eine Regierungskampagne gegen US-Milliardär Soros erhitzt die Gemüter der Ungarn

Jüdische Allgemeine | Wer hat Angst vor George Soros


Orbán wird offenbar vorgeworfen, er würde gezielt hervorheben, dass es sich bei Soros um einen jüdischen Geschäftsmann handelt. Stein des Anstoßes ist wohl, dass das Bild des Herrn Soros ein bisschen an (z. B.) dieses hier erinnert (glaube ich zumindest):

Der Denunziant

Leider löst die Kampagne wohl tatsächlich antisemitische Reaktionen im ungarischen Volk aus, aber ist dies wirklich das Ziel von Orbán? Von wem genau stammt dieser Vorwurf eigentlich bzw. wer kam ursprünglich auf die Idee, dass hier (auch) gegen Juden gehetzt werden soll?

Wird die „Antisemitismuskeule“ hier „zu Recht“ geschwungen oder will man Orbán, wegen seiner EU-kritischen Haltung, nur mundtot machen?

Gruß Oberberger

Hallo,

der Antisemitismusvorwurf anhand des Plakats ist lächerlicher Müll und ein Totschlagargument. Fakt ist, dass es nicht darum geht ob Soros Jude ist oder nicht.

Man stelle sich vor, dass ein namhafter dt. Linker behaupten würde, dass Akteure des globalen Kapitalismus bewusst darauf setzen, möglichst viel Zuwanderung nach Europa zu erzeugen, damit sie an mehr billige Arbeitskräfte kommen. Solche Vorwürfe und Theorien gibt es zuhauf.

Aber wehe, wenn der Akteur dann ein Jude ist. Schwupps, schon können die üblichen Anklageinstitutionen „Mimimi“ schreien. Wäre der Akteur ein Muslim, käme das Geheule eben vom ZMD.

Dass es in Ungarn ein viel deutlicheres Problem mit Antisemitismus gibt, liegt u.a. auch daran, dass daran im Ostblock niemals gearbeitet wurde.

Die Beissreflexe unserer eher linksgestrickten Medienexemplare arbeiten sich an Orban ab, seitdem er sich als entschiedener und handelnder Gegner der Massenzuwanderung exponiert hat. Die Errichtung eines Grenzzauns werden sie ihm auch in 20 Jahren vorhalten.

Davon abgesehen ist er auch kein Musterexemplar eines Demokraten westlicher Strickart, sondern durchaus mit autoritären Zügen versehen.

Da muss nix „ausgelöst“ werden. Der Grad an Antisemitismus ist nach wie vor hoch. Wie sonst könnte eine Partei wie Jobbik 20 Prozent bekommen. Bei denen ist AS ein Teil des Programms.

Gruß
vdmaster

Zum Bild gibt es nur zu sagen, dass der Typ eben so grinst, wenn er mal grinst. Und wenn man ohne Botoxschaden grinst, dann grinst man auch mit den Augenfalten.

Bei SPON:

Seine Augen sind zu Schlitzen verengt, er grinst halb gehässig, halb zufrieden.

Der SPON-Journalist berichtet nicht, sondern will beeinflussen. Pädagogischer Journalismus wie er bei SPON zu Beginn der Flüchtlingskrise am laufenden Band produziert wurde. :unamused:

http://www.keno-verseck.de/die-csu-und-viktor-orban-flirt-mit-einem-brandstifter/

Ich sehe das sehr ähnlich. Leider ist es so, dass das Thema schon seit Tagen irgendwie „unterschwellig“ durch die Medien „geistert“. Heute hatte ich mich dann mal aufgerafft und gelesen, um was es überhaupt geht; Ergebnis: Häää? :astonished:

Da es die meisten wahrscheinlich gar nicht so genau interessiert, wird nun folgendes hängenbleiben:

Orbán = Antisemit
Chapeau Pinocchio-Presse; Ziel erreicht!


Das war mir in Bezug auf Ungarn nicht so klar.

Gruß Oberberger

Der Antisemitismusvorwurf hängt ja nicht am Plakat allein, sondern am ganzen Diskurs Orbáns, in dem das Plakat ein Element ist.
Ein Kunstwerk interpretiert man auch nicht isoliert, sondern in Verbindung mit anderen Werken und mit den Aussagen und dem Leben des Künstlers stehend.

Eben.
Das ist seit Jahren ein Hauptvorwurf gegen Orbán, dass er sich nicht nur weigert, dagegen zu arbeiten, sondern dass er den Antisemitismus in Ungarn durchaus zu instrumentalisieren weiß, wenn es ihm nützlich scheint.


Und vor diesem Hintergrund ist auch die Plakataktion zu sehen. Der Antisemitismus-Vorwurf ist, völlig richtig, nicht aus dem Bild allein heraus zu rechtfertigen, in der Gesamtschau ist er aber hinten und vorne nicht an den Haaren herbeigezogen oder nur ein „linksgestrickter Beissreflex“.

Das stimmt doch so nicht.
Ein klares Feindbild ist Orbán weder nur „links“ noch erst seit 2015.

Zum Bild gäbe es definitiv viel zu sagen. Das ist eindeutig im Sinne einer ‚politischen Ikonographie‘ durch und durch auf emotionale Wirkungserzielung hin gestaltet.
Nicht nur der Gesichtsausdruck, auch das Aschfahl-Graue, das übermenschlich-große von oben auf den Betrachter Blicken, die Blickrichtung direkt auf die Betrachterposition gerichtet, wenn der unten vor dem Text steht, diesen liest und nach oben quasi buchstäblich der großen Gefahr ins Auge blicken muss usw.

Gruß
F.

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Du solltest dabei berücksichtigen, dass es eine ganze Wagenladung von Verschwörungstheorien um Soros gibt, die extrem stark an die klassischen antisemitischen Schauergeschichten von einer „jüdischen Weltverschwörung“ erinnern und bei Rechtspopulisten bis -extremisten insbesondere in Osteuropa sehr beliebt sind:

:paw_prints:

Orbán = Satan/Antichrist. Das ist doch schon seit Jahren die Schreibe der volksp … äh … vielfaltspädagogischen Presse und deren Buntstiften aus den Förderschulinklusionsprogrammen (bspw. Bento).

Noch ein Beispiel? http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-07/zoltan-kovacs-ungarn-minister-eu-ngos/komplettansicht

Sorry, FBH, alle pol. Plakate mit Abbildungen von Personen sind auf Emotionalisierung aus. Das ist das 1x1 der Werbung für oder der Werbung gegen etwas.

Übrigens wurde Orban früher von Soros unterstützt, als Fidesz noch nicht so erfolgreich war wie jetzt. Erst als die Partei weiter nach rechts rückte, kam es zum Zerwürfnis der beiden.

Nun kann man hierzlande über die ung. Regierung jammern und klagen. Wir sind da sicher sowas wie Europameister in der Anmaßung.

Die Frage ist nur, ob eine wieder weiter in Richtung links rutschende Fidesz nicht eine Stärkung von Jobbik bedeuten würde.

https://www.budapester.hu/2017/05/03/orban-und-soros-vertraute-feinde

Da hast du mich missverstanden. Es geht nicht um DASS, sondern um WIE.
DASS ist natürlich trivial.

Gruß
F.

Dankeschön!

Nun, dieser Mann ist schlicht sehr sehr einflussreich, brandgefährlich und rücksichtslos. Ihn als " Philanthrop" zu bezeichnen, ist unglaublich. Naja, dumm genügt.

Eine Liste europäischer Parlamentabgeordneter, die Soros Open Society als „lobby-sicher“ führt:

http://soros.dcleaks.com/download/?f=/Europe/OSI%20Brussel%20EU%20Advocacy%20calendar/European%20Elections/reliable%20allies%20in%20the%20european%20parliament%202014%202019.pdf&t=europe

Schulz ist mittlerweile in die deutsche Politik gewandert.

In manchen Dingen bist du ein Träumerle :joy: par excellence.

Franz

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Wenn Träumerle bedeutet, antisemitischen Verschwörungstheorien nicht auf den Leim zu gehen, bin ich das gerne.

:paw_prints:

Servus Oberberger,

Nein, das würde ich nicht sagen. Den Antisemitismus gab es schon. Siehe die Partei Jobbik. Orbán geht es tatsächlich um die wachsende Einflussnahme des Herrn Soros. Ob er Jude ist oder nicht, ist dabei ohne Bedeutung. Er würde genau so gegen Soros vorgehen, wenn dieser Katholik oder FC Köln-Fan wäre.

Soros ist gefährlich. Er ist total abgehoben von den realen Problemen Europas, speziell mit den gescheiterten Integrationsversuchen in Zusammenhang mit muslimischen Einwanderern. Er glaubt, mit seinem Vermögen für die Verbreitung seines Glaubens an die Masseneinwanderung eintreten zu können, so wie ein reicher Anhänger einer Religion versuchen könnte, mit Hilfe seines Vermögens den „richtigen“ Glauben zu verbreiten. Soros spricht ganz offen davon, Staaten zur Migration zu zwingen. Die EU müsse „mindestens eine Million Asylsuchende jährlich aufnehmen“.

Den Beginn dieser Hetzjagd auf den klugen Regierungschef eines EU-Mitgliedsstaats habe ich bei der Tagesschau festgemacht. Diese schreibt ohne jeglichen Beleg und gegen die Faktenlage: „Der ungarische Ministerpräsident Orban ist eher bekannt dafür, antisemitische Strömungen zu fördern“. Eine reine Behauoptung also, als Tatsache deklariert. Journalismus auf unterster Stufe, und das von einer öffentlich-rechtlichen deutschen Quelle. Das sagt alles.

Was dahinter steckt, ist wohl klar. Wir wissen, dass die Leitmedien regierungstreu berichten und im Systemdenken verhaftet sind. Vor kurzem wurde das deutlich, als man auf die flüchtlingsfreue Berichterstattung hinwies, wie man analysiert hatte.

Das heißt, man denkt im klassischen Schema: Ein sogenannter Rechter hat auch Antisemit zu sein. Daher schreibt man Orbán, der ja aus gutem Grund einwanderungs- und islamkritische Positionen bezieht, Antisemitismus zu. In Wirklichkeit ist Orbán keineswegs ein Antisemit. Man sieht es an seinen guten Verbindungen zu Netanjahu und es ist ja auch logisch. Israel, der jüdische Staat, ist ein moderner Staat und bildet ein demokratisches, westlich geprägtes Bollwerk im Nahen Osten. Es wird bedroht von islamischen Fundamentalisten. In Europa sieht man an der gescheiterten Integration, an den vielen Attentaten, an Polizisten, die Frauen nicht die Hand geben wollen usw., dass uns früher oder später eine vergleichbare Lage droht. Daher ist es richtig, gute Verbindungen zu Israel aufzubauen. Wir stecken in einem Boot.

Zum Schema gehört nicht nur, dass ein sogenannter Rechter bzw. Rechtspopulist unbedingt ein Antisemit zu sein hat, sondern auch, dass Linke quasi von Natur aus keine Antisemiten sein können. Über den Antisemitismus von Links, beispielsweise repräsentiert von einem Herrn Gabriel oder einem Herrn Augstein, wird daher beharrlich geschwiegen.

Im Ergebnis liegt die Hetze gegen Orbán in der Stringenz seiner politischen Ausrichtung begründet. Es ist vollkommen logisch und findet in Europa immer mehr Anhänger, dass man eine kritische Einstellung zu (muslimischer) Masseneinwanderung hat und die Israelis als Vertreter westlicher, freiheitlicher Werte betrachtet. Das ist, wie gesagt, vollkommen stringent. Wäre es unlogisch, müsste man es nicht so vehement bekämpfen.

Natürlich kann man darüber streiten, ob eine Regierung eine Plakatkampagne gegen eine Einzelperson starten sollte. Ich räume ein, das ist überzogen. Doch wie du zurecht anmerkst, wird ja nicht die Kampagne an sich, sondern der angebliche antisemitische Unterton bemängelt. Das macht die Kritik unglaubwürdig.

Muslimische Masseneinwanderung?

Du weißt, dass ich das nicht weiter kommentieren werde … :angry: … aber ansonsten gar nicht so verkehrt.

Gruß Oberberger