Warum gibt es keine Kissinger Hörnchen mehr?

Als ich klein war, gab’s bei den Bäckern Kissinger Hörnchen. Die scheinen jetzt völlig ausgestorben zu sein. Ich hab seit Jahrzehnten keine Bäckerei mehr gesehen, die die anbietet.

Sind die verboten worden, weil die mit Asbest zubereitet werden, oder was? Mir ist das jedenfalls ein Rätsel, weil ich die immer total geil gefunden hab.

Wäre jedenfalls an einer schlüssigen Erklärung interessiert, warum man die Dinger nicht mehr bekommt.

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Wie wäre es ( oder ist das zu naheliegend ?) einen (Handwerks !) Bäcker in der Region zu fragen wo man in der Vergangenheit diese Hörnchen bekommen hatte.

:blush:

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Hallo!

Vielleicht, weil sie sehr aufwendig in der Bereitung sind und deswegen die von dir aufgesuchten Bäckereien und Konditoreien dazu keine Lust mehr haben?

Siehe hier:

https://www.infranken.de/lk/bad-kissingen/bad-kissingen-im-hoernchen-ein-muss-die-nuss-art-5074409

Herzliche Grüße

Helmut

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Im Grunde eine Möglichkeit. Die Bäcker, die in meiner Erinnerung die Dinger gemacht haben, gibt’s leider nicht mehr. Ich kenn eine Bäckerei, die macht ähnliche Gebilde. Nennt sich Nussbeugerl, aber die sind nicht so luftig. Vielleicht frag ich die mal.

Servus,

bist Du vielleicht im Lauf der letzten Jahrzehnte ein- oder mehrmals umgezogen?

Das Sortiment der Bäckereien ist nicht deutschlandweit identisch. Ich habe z.B. Nussplunder erst vor zwei Jahrzehnten erstmals wahrgenommen (was nicht heißt, dass es ihn nicht gab, wo ich vorher gelebt hatte).

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Vielleicht auch, weil sie nicht mehr nachgefragt werden?
Kein Bäcker stellt etwas her, das sich nicht verkauft. Der Geschmack der Kundschaft verändert sich im Laufe der Zeit und das, was vor 20 Jahren gewünscht war, verkauft sich heute nicht mehr so wie früher.

Gruss
Jörg Zabel

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und ist was anderes als Nussplunder: Nussbeugerl macht man mit einem Hefeteig, in den Butter zügig (wenige Minuten) eingeknetet ist, und in die Nussfüllung gehört Marzipan oder Persipan. Für Nussplunder wird der Hefeteig ausgerollt, nachdem er ausgiebig kühl geruht hat, darauf kommt eine Butterplatte, und der Teig wird darüber gefaltet. Dieses Falten („Tournieren“) wird mehrfach wiederholt - 3 Touren etwa, das sind weniger als beim eigentlichen Blätterteig, aber sie geben Plunder und Franzbrötchen die typische Struktur.

Das nicht seit Jahrzehnten, sondern hier im Rhein-Neckar-Delta im Lauf der vergangenen ca. 5 Jahre zurückgegangene Angebot von Plunderstückchen hat möglicherweise genau damit zu tun, dass sich das Tournieren nicht so sehr gut mechanisieren lässt, und dass das Ruhen und Kühlen Zeit braucht, die Geld kostet.

Schöne Grüße

MM

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Hi,

komm nach Bayern, jeder Bäcker hat Nusshörnchen. Hier ein paar Rezepte zum Selbermachen. Ich kannte zwar Kissinger Hörnchen nicht, aber laut Google müssten die ziemlich ähnlich sein.

die Franzi

Beim Link von @PaennekenIndustrie wurde Bäckermeister Olaf Röttinger interviewt, wie wär’s mit dem?

Ich kenne speziell die Kissinger Hörnchen nicht. Aber ganz allgemein: Es gibt seit den 90er Jahren ein großes Bäckersterben. Kleine und mittlere (Familien-)Bäckereien mit bis zu 50 Filialen sind massenweise vom Markt verschwunden. Stattdessen haben sich neben den Backshops und Aufbackläden einige wenige Großbäckereien auf dem Markt etabliert. Dadurch ergibt sich zwangsläufig, dass Spezialitäten, die sehr regional sind, durch die Maschen fallen. Das sind dann besonders solche Backwaren, die es nur in einer Stadt gibt.

In den letzten Jahren ist dieser Trend der Bäckerpleiten fast zum Erliegen gekommen. Einerseits, weil es kaum noch traditionelle Filial-Bäckereien gibt, die kaputtgehen können. Andererseits hat sich zum Glück eine gewisse Trendwende ergeben. Die Konsumenten haben gemerkt, dass die Aufbackwaren nicht das Gelbe vom Ei sind bzw. nicht dazu schmecken. So bekommen kleine Bäckereien, die sich gehalten haben, wieder Aufwind und es sind neue Bäckereien entstanden, die sich jetzt oft Manufakturen nennen, klingt schicker.

Dem Kunden kann es egal sein, solange dort wieder so Dinge gepflegt werden, wie vernünftige Sauerteigführung.

Wie stark ausgeprägt die ganze Sache ist, hängt von der Region ab. In Regionen mit starker Produktbindung, gerade zu Spezialitäten, haben sich meist mehr Bäckereien noch gehalten und die großen sich schwer getan.

Der langen Rede… Es lohnt sich, nach kleineren Bäckereien gezielt Ausschau zu halten und die als aktiver Kunde unterstützen. Immer mal wieder Leute fragen. Oder sich mal an so jemanden wenden. Die Kissinger Hörnchen haben es immerhin auf die Agenda von Slow Food geschafft.

https://www.slowfood.de/slow_food_vor_ort/mainfranken_hohenlohe/unsortiert/genussinventar_1/spezi_rhoen

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Servus,

was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen „Kissinger Hörnchen“ und dem schon beinahe banalen Nussplunder, der zwar nicht flächendeckend, aber doch an vielen Orten zwischen Flensburg und Berchtesgaden erhältlich ist, und bei dem sich im Lauf der letzten vielleicht fünf oder zehn Jahre tatsächlich ein sichtbarer Rückgang verzeichnen lässt?

Schöne Grüße

MM

Hallo MM,

dein Beitrag ist die passende Gelegenheit, ein neues Faß aufzumachen:

Es mag ja sein, daß der „Nußplunder“ auf dem Rückmarsch ist (ich kann es nur sehr eingeschränkt beurteilen, da ich Plunderteilchen nicht unbedingt goutiere) . Aber mir sei die mit Herzweh verbundene Feststellung gestattet, daß der verd… Plunder fast überall die klassischen „Hefeteilchen“ verdrängt hat!

Man findet nur noch äusserst ausgesucht einen Anbieter von Backwaren, der eine richtige, frische und leckere Hefeschnecke oder eine Pudding-Hefe-Brezel offeriert!

Ich persönlich vermute ja, daß der Plunderteig zu Lasten des Hefeteiges Einzug in die automatisierte Backerei gehalten hat, weil der Umgang mit diesem und den Produkten daraus wesentlich „einfacher“ gehalten werden kann als derselbe mit dem süßen Hefeteig und den daraus erzeugten Produkten.

Vielleicht wäre es opportun, wenn wir alle durch unser Nachfrage- und Kaufverhalten eine Lanze für das leckere „Hefeteilchen“ brechen würden?

Aufmunternde und herzliche Grüße

Helmut

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Bei uns die guten Salzbläts

Hallo Aprilfisch,

es ist mir klar, dass es keine eindeutige Antwort hier geben kann und viele Faktoren für das Verschwinden eines Produkts eine Rolle spielen. Wollte aber der Vollständigkeit noch erwähnen, dass ich die Region um München nie dauerhaft verlassen habe, also tatsächlich hier ein Verschwinden beobachten konnte. Natürlich haben auch die Bäckereien aus meiner Kindheit fast alle schon mal Besitzer gewechselt oder gar geschlossen. Aber das Hörnchen begann schon vorher zu verschwinden.

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